[150] 13. Ich hab' mich nie mit Kleinigkeiten abgegeben

Yang Dschu wurde beim König von Liang vorgelassen und sagte, die Welt zu ordnen gehe im Handumdrehen. Der König von Liang sprach: »Du, o Lehrer, hast eine Frau und eine[150] Nebenfrau und kannst sie nicht in Ordnung halten; du hast drei Morgen Gartenland und kannst sie nicht bestellen; und nun sagst du, die Welt zu ordnen gehe im Handumdrehen: wie ist das?«

Er erwiderte: »Haben Eure Hoheit schon beim Schafhüten zugesehen? Für eine Herde von hundert Schafen bedarf es nur eines halbwüchsigen Knaben, der mit der Peitsche in der Hand hintendrein geht. Will er nach Osten, so gehen sie nach Osten; will er nach Westen, so gehen sie nach Westen. Wollte man den Erzvater Yau ein einziges Schaf führen und den Erzvater Schun mit der Peitsche in der Hand hintendrein gehen lassen, so kämen sie nicht vorwärts damit.

Ferner habe ich gehört, daß ein Fisch, der ein Boot verschlingen kann, nicht in kleinen Bächen schwimmt, und daß die hochfliegenden Schwäne sich nicht in schmutzigen Tümpeln sammeln. Warum? – Weil ihr Sinn ins Weite steht. Die Töne der gelben Glocke und der großen Flöte darf man beim Reigen nicht zusammen laut erklingen lassen. Warum? – Weil ihre Klänge einander zu fern stehen.

Wer Großes in Ordnung bringen will, ordnet nicht Geringes; wer ein großes Werk vollbringen kann, vollbringt kein kleines. So ist das.«

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Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 150-151.
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