[151] 14. Vergänglichkeit

Yang Dschu sprach: »Der grauen Vorzeit Taten sind ausgelöscht: wer mag sie noch verzeichnen? Der drei Erhabenen Taten sind schwankend zwischen Sein und Nichtsein. Der fünf Herrscher Taten sind von sagenhaftem Schleier umwoben. Der drei Könige Taten, teils verborgen, teils offenbar, sind so, daß von Millionen nicht eine bekannt ist. Was man in seinem eignen Leben an Taten teils gehört, teils gesehen hat, ist so, daß man von Zehntausenden nicht eine weiß; ja selbst die Taten vor unseren Augen sind so, daß, ob sie Dauer[151] haben oder vergänglich sind, man unter Tausenden noch nicht von einer wissen kann.

Die Zahl der Jahre vom grauen Altertum bis auf unsere Tage entzieht sich aller Berechnung. Würdige und Narren, Gute und Böse, Siegende und Unterliegende, die recht hatten und die unrecht hatten: alle sind sie vergangen und ausgelöscht, der ganze Unterschied ist der, daß die einen zögernder, die anderen flüchtiger dahingingen.

Einer kurzen Spanne Zeit Lob oder Tadel so zu Herzen nehmen, daß man Geist und Leib beunruhigt und bemüht, um nach dem Tode für einige hundert Jahre seinem Namen eine Dauer zu geben, die doch nicht imstande ist die modernden Gebeine zu beleben: was ist das für eine Lebensfreude!«

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 151-152.
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