[155] 19. Beschränkter Nutzen des Ruhms

[155] Meister Yü sprach: »Die den Namen abtun, haben keine Sorgen.« Lau Dan sprach: »Der Name ist der Gast der Wirklichkeit.« Aber weit und breit rennt alles dem Namen nach ohne Aufhören. Den Namen darf man allerdings nicht abtun; den Namen darf man allerdings nicht bloß als Gast betrachten, denn wer heute einen Namen hat, der ist geehrt und herrlich; wer keinen Namen hat, der ist niedrig und verachtet. Wer geehrt und herrlich ist, der hat Freude und Wonne; wer niedrig und verachtet ist, der hat Kummer und Bitternis. Kummer und Bitternis widerstreben der Natur, Freude und Wonne entsprechen der Natur. Das sind sehr wirkliche Zusammenhänge. Wozu also den Namen abtun? Wozu also den Namen als Gast behandeln? Aber man hasse es, den Namen festzuhalten und dadurch die Wirklichkeit beeinflussen zu lassen. Wer den Namen festhält und dadurch die Wirklichkeit beeinflussen läßt, der wird dereinst darüber zu klagen haben, daß er sich unrettbar in Gefahr und Verderben gestürzt. Wahrlich, nicht untätig verharre man, unentschieden zwischen Freude und Wonne und Kummer und Bitternis.

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 155-156.
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