[139] 6. Vom Nutzen des Mitleids

Yang Dschu sprach: »Die Alten hatten ein Wort: ›Im Leben soll man Mitleid miteinander haben; im Tode soll man voneinander lassen.‹ Dieses Wort hat es getroffen. Der Grundsatz des gegenseitigen Mitleids ist nicht eine Sache des bloßen Gefühls: in Zeiten der Überarbeitung verschafft er Erleichterung, dem Hunger verschafft er Sättigung, der Kälte verschafft er Erwärmung, dem Mißerfolg verschafft er Erfolg. Der Grundsatz, voneinander zu lassen, heißt nicht, daß man nicht umeinander trauert; nur braucht man (den Toten) keine Perlen und Edelsteine in den Mund zu geben, keine gestickten Seidengewänder anzuziehen, keine Schlachtopfer darzubringen und keine prächtigen Geräte aufzustellen.«

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 139.
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