[167] 13. Wunderbare Wege der Vorsehung

In Sung lebte eine Familie, die wandelte schlicht und recht und ließ davon nicht ab drei Geschlechter lang. Da warf im Hause ohne Ursache eine schwarze Kuh ein weißes Kalb. Man befragte den Meister Kung darüber. Meister Kung sprach: »Das ist ein gutes Zeichen. Man soll es dem höchsten Gotte opfern.«

Als ein Jahr um war, ward der Vater ohne Ursache blind. Die Kuh warf abermals ein weißes Kalb. Der Vater ließ abermals seinen Sohn den Meister Kung befragen.

Der Sohn sprach: »Das letztemal haben wir ihn befragt, und du verlorst das Augenlicht. Wozu sollen wir ihn noch einmal befragen?«

Der Vater sprach: »Der heiligen Männer Worte scheinen erst verkehrt, aber schließlich treffen sie zu. Noch ist die Sache nicht zu Ende. Frage ihn vorläufig noch einmal.«

Da fragte der Sohn abermals den Meister Kung.

Meister Kung sprach: »Es ist ein gutes Zeichen.« Und er ließ ihn abermals (das Kalb) als Opfer darbringen.

Der Sohn kehrte heim und teilte seinem Vater die Entscheidung mit.

Der sprach: »Tue nach den Worten des Meister Kung.«

Als ein Jahr um war, da ward auch der Sohn ohne Ursache blind.

Danach bekriegte der Staat Tschu den Staat Sung und belagerte die Stadt, also, daß die Leute ihre Kinder austauschten und sie aßen, daß sie Knochen spalteten und mit ihnen Feuer anmachten. Alle kräftigen Männer mußten auf der Mauer[167] stehen, und die meisten kamen im Kampfe um. Nur die beiden Männer entgingen allem, weil Vater und Sohn krank waren. Als dann die Belagerung aufgehoben wurde, da genasen sie von ihrem Übel.

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 167-168.
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