[178] 27. Grausame Güte

Die Leute von Gan Dan brachten dem (Dschau) Giän am Neujahrstag Felsentauben dar. Der war hocherfreut darüber und belohnte sie reichlich. Sein Gastfreund fragte, warum er das tue.

Giän sprach: »Wenn man am Neujahrstag Lebendes befreit, zeigt man dadurch seine milde Gesinnung.«

Der Gastfreund sprach: »Wenn die Leute merken, daß ihr Herr die Tiere fliegen lassen will, so fangen sie sie um die[178] Wette und töten dabei eine große Anzahl. Wenn der Herr sie am Leben lassen will, so ist es besser, den Leuten das Fangen zu verbieten. Wenn man sie erst fängt und dann wieder fliegen läßt, macht man durch seine Milde noch nicht einmal das wieder gut, was vorher verfehlt worden ist.«

Giän sprach: »So ist's!«

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 178-179.
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