[179] 28. Enfant terrible

Der Herr Tiän von Tsi gab in seiner Halle ein großes Festmahl und saß inmitten von tausend Gästen.

Als Fisch und Geflügel hereinkamen, betrachtete er sie und sprach seufzend: »Wie gut ist doch der Himmel gegen die Menschen! Er läßt das Korn wachsen und bringt Fische und Vögel hervor zu unserem Gebrauch.«

Alle Gäste stimmten ihm zu wie ein Echo.

Es war aber der zwölfjährige Sohn des Bau dabei. Der machte eine vorlaute Bemerkung und sprach: »Es ist nicht so, wie der Herr sagt. Alle Wesen auf der Welt sind unsere Mitgeschöpfe. Unter diesen Geschöpfen gibt es nicht edlere und geringere. Sie überwältigen einander nur durch Größe, Klugheit und Kraft und essen dann der Reihe nach einander auf. Es ist aber nicht so, daß sie füreinander erzeugt wären. Was der Mensch an eßbaren Dingen unter die Hand bekommt, das ißt er auf. Aber das ist nicht ursprünglich vom Himmel für die Menschen erzeugt. Schnaken und Mücken beißen uns in die Haut, Wölfe und Tiger fressen unser Fleisch; aber darum hat doch nicht ursprünglich der Himmel den Menschen und sein Fleisch für Schnaken und Mücken, Wölfe und Tiger wachsen lassen.«

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 179.
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