IV. Der Embryo des Tao

[121] Nach dem Gesetz, doch ohne Anstrengung, muß man sich fleißig durchleuchten.

Der Gestalt vergessend, schau nach innen und hilf der wahren Geistesmacht!

[121] Zehn Monate steht der Embryo des Tao unter Feuer.

Nach einem Jahr werden die Waschungen und Bäder warm.


Diese Abbildung ist in der ursprünglichen Ausgabe des Long Yen Ging vorhanden. Aber die unkundigen Mönche, die den geheimen Sinn nicht erkannten und vom Embryo des Tao nichts wußten, haben aus diesem Grund den Fehler gemacht, diese Abbildung wegzulassen. Erst durch die Aufklärung von Adepten erfuhr ich, daß der Julai (Tathâgata) wirkliche Arbeit am Embryo des Tao kennt. Dieser Embryo ist nichts körperlich Sichtbares, das von anderen Wesen vollendet werden könnte, sondern er ist in Wirklichkeit die geistige Atemkraft des Ichs. Erst muß der Geist in die Atemkraft (Seele) eindringen, dann umhüllt die Atemkraft den Geist. Wenn Geist und Atemkraft fest verbunden sind und die Gedanken ruhig und unbeweglich: das wird als Embryo bezeichnet. Die Atemkraft muß sich kristallisieren, dann erst wird der Geist wirkungsfähig. Darum heißt es in dem Long Yen Ging: »Mütterlich wahre man das Erwachen und Antworten.« Die beiden Kräfte nähren und stärken einander, darum heißt es: »Tägliches Wachstum findet statt.« Wenn die Kraft genügend stark und der Embryo rund und voll ist, so tritt er aus dem Scheitel hervor. Das ist, was genannt wird: die vollendete Gestalt, die als Embryo hervortritt und selbst sich als Sohn des Buddha erzeugt.

Quelle:
Das Geheimnis der goldenen Blüte. Olten/Freiburg i. Br. 1971, S. 121-122.
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