Zwanzigstes Kapitel.
Von der falschen Zustimmung oder dem Irrthume

[337] § 1. (Die Ursachen des Irrthums.) Da das Wissen nur bei der sichtbaren und gewissen Wahrheit statthat, so ist der Irrthum kein Fehler unsers Wissens, sondern ein Versehen unsers Urtheils, insofern es dem zustimmt, was nicht wahr ist. Wenn sich indess die Zustimmung auf die Wahrscheinlichkeit stützt, und wenn der eigentliche Gegenstand und der Beweggrand der Zustimmung die Wahrscheinlichkeit ist, und diese in dem früher Dargelegten besteht, so kann man fragen, wie es komme, dass der Mensch seine Zustimmung gegen die Wahrscheinlichkeit gebe? Denn nichts ist häufiger als der Gegensatz der Meinungen, nichts augenfälliger, als dass der Eine das gar nicht glaubt, was der Andere nur bezweifelt, und ein Dritter fest glaubt und für die Wahrheit hält. Die Gründe davon sind sehr mannichfach; sie werden sich indess auf folgende vier Arten zurückführen lassen:

1) Mangel an Beweisen.

2) Mangel an dem Geschick, diese zu benutzen.

3) Mangel an dem Willen, sie zu benutzen.

4) Ein falsches Abmessen der Wahrscheinlichkeit.

§ 2. (Der Mangel an Beweisen.) Unter Mangel an Beweisen verstehe ich nicht blos den Mangel solcher Beweise, die es überhaupt nicht giebt und die man daher nicht haben kann, sondern auch den Mangel an Beweisen, die an sich vorhanden sind und erlangt werden können. So fehlen Dem die Beweise, der nicht die Gelegenheit zu Beobachtungen und Versuchen hat, welche als Beweise eines Satzes benutzt werden können, oder der nicht die Zeugnisse Anderer sammeln und untersuchen kann. In dieser Lage befindet sich der grösste Theil der Menschen, die auf die Arbeit angewiesen sind und, durch die Noth ihrer dürftigen Lage gezwungen, ihr Leben nur in der Beschaffung der dringendsten Bedürfnisse verbringen. Für[337] diese Menschen ist die Gelegenheit zu Untersuchungen und zur Sammlung von Wissen gewöhnlich so beschränkt wie ihre Mittel; ihr Verstand ist nur wenig unterrichtet, da sie alle ihre Zeit und Musse verwenden müssen, um den Hunger ihres Leibes und das Geschrei ihrer Kinder zu stillen. Ein Mensch, welcher sein ganzes Leben in einem Laden hin- und herläuft, kann kaum von den Dingen, die in der Welt geschehen, mehr wissen, als ein Packpferd, was in einer engen Gasse und auf einer schmutzigen Strasse zu Markte hin- und hergeht, von der Geographie des Landes weiss. Wem die Müsse, die Bücher, die Sprachkenntnisse und der Verkehr mit mancherlei Menschen abgeht, kann nicht wohl jene Zeugnisse und Beobachtungen sammeln, die vorhanden sind und die zur Begründung der meisten Sätze nöthig sind, welche für die menschliche Gesellschaft als die wichtigsten gelten; ebenso wenig kann er genügende Gründe zu einem so starken Glauben auffinden, um darauf weiter zu bauen. Deshalb ist der grösste Theil der Menschen, nach der unabänderlichen und natürlichen Lage der Dinge in dieser Welt und nach der Verfassung des menschlichen Verkehrs, der Unwissenheit rücksichtlich der Beweise überliefert, worauf Andere ihre Ansicht gründen und die dazu erforderlich sind. Dieser grosse Theil der Menschheit hat so viel mit Gewinnung seines Lebensunterhalts zu thun, dass er nicht nach gelehrten und mühsamen Untersuchungen sich umschauen kann.

§ 3. (Antwort auf die Frage, was aus Denen werden soll, Denen dies abgeht.) Was soll man hierzu sagen? Ist der grösste Theil der Menschen durch den Zwang ihrer Lage zur Unwissenheit über die wichtigsten Dinge (denn um diese handelt es sich vor Allem) verurtheilt? Bleibt der grossen Masse der Menschheit nur der Zufall und das blinde Glück als ihr Führer zum Wohle und zum Elend? Sind die herrschenden Meinungen und die zugelassenen Führer in jedem Lande so sicher und zuverlässig, dass Jedermann danach in seinen wichtigsten Angelegenheiten, ja in Bezug auf seine ewige Seligkeit oder Verdammniss sich danach richten kann? Und können. Die als sichere und untrügliche Orakel und Maasse der Wahrheit gelten, welche in der Christenheit Dies und in der Türkei Jenes lehren? Oder soll ein armer[338] Bauer in Ewigkeit glücklich werden, blos weil er zufällig in Italien geboren ist? und der Tagelöhner unwiederbringlich verloren sein, der unglücklicher Weise in England geboren ist? Man pflegt zwar mit solchen Aussprüchen leicht bei der Hand zu sein, allein sicher muss Eines oder das Andere davon wahr sein (wähle man, welches man wolle), oder man muss zugestehn, dass Gott die Menschen mit Vermögen ausgestattet hat, die für ihre Leitung auf richtigem Wege genügen, sofern sie nur ernsten Gebrauch davon machen, so weit ihre gewöhnlichen Geschäfte ihnen die Müsse dazu lassen. Niemand ist mit der Beschaffung seines Lebensunterhalts so in Anspruch genommen, dass er nicht auch Zeit hätte, an seine Seele zu denken und sich in der Religion zu unterrichten. Wäre man hier so eifrig wie in geringfügigem Dingen, so würde auch der bedrängteste Mensch Zeit finden, die er zur Vermehrung seines Wissens benutzen könnte.

§ 4. (Das Volk ist an der Untersuchung gehindert.) Neben Denen, welche durch ihre geringen Mittel an der Ausbildung ihres Wissens gehindert sind, giebt es Andere, deren Vermögen ihnen die Benutzung der Bücher und andere Erfordernisse für Aufklärung der Zweifel und Gewinnung der Wahrheit reichlich gestattet, die aber in Behausungen durch die Landesgesetze eingeschlossen sind und von Denen bewacht werden, welchen daran liegt, sie in Unwissenheit zu erhalten, damit nicht die Zunahme des Wissens die Abnahme des Glaubens zur Folge habe. Diese entbehren ebenso, ja noch mehr, die Freiheit und Gelegenheit zu guten Untersuchungen, als jene vorher erwähnten armen Tagelöhner. Sie scheinen oft gross und erhaben; allein trotzdem ist ihr Denken beschränkt und sie sind Sklaven da, wo der Mensch am freiesten sein sollte, nämlich in ihrem Verstande. Dies gilt meist für Die, welche an Orten leben, wo man sagt, dass die Wahrheit ohne die Wissenschaft verbreitet werde; wo man zur Religion des Landes gezwungen wird und Meinungen hinunterschlucken muss, wie der Kranke die Pillen, ohne zu wissen, woraus sie bestehen, was sie bewirken, nur in dem Glauben, dass sie helfen werden. Allein jene sind noch elender, weil[339] sie das Einnehmen nicht verweigern und den Arzt nicht wählen dürfen, dem sie sich anvertrauen wollen.

§ 5. (2.: Mangel an Geschick, die Beweise zu benutzen.) Zweitens trifft die Unwissenheit Die, welche die Zeugnisse für gewisse Wahrscheinlichkeiten nicht zu benutzen verstehn. Sie vermögen nicht einer Reihe von Folgen in Gedanken nachzugehen und das Uebergewicht entgegenstehender Gründe und Zeugnisse zu erwägen und jenen Umständen die gehörige Berücksichtigung angedeihen zu lassen, so dass sie unwahrscheinlichen Sätzen zustimmen. Es sind Leute, die nur ein oder zwei Syllogismen fassen können und die nur einen Schritt auf einmal thun können. Sie erkennen nicht, wo die stärksten Beweise liegen und vermögen selbst die wahrscheinlichste Ansicht nicht zu verfolgen. Niemand, der mit seinen Nebenmenschen etwas verkehrt hat, wird bestreiten, dass die Menschen nach ihren Verstandeskräften sehr verschieden sind, sollte er auch niemals im Parlament und auf der Börse oder in einem Armenhause oder in einem Irrenhause gewesen sein. Ich habe hier nicht zu prüfen, ob diese grossen geistigen unterschiede bei den Menschen von einem Mangel in den körperlichen Organen herkommen, welche für das Denken eingerichtet sind, oder von einem Mangel an Uebung dieser Vermögen, so dass sie unbeholfen und schwerfällig bleiben; oder von einem natürlichen Unterschied der Seelen selbst, oder von mehreren oder allen diesen Umständen zusammen; allein so viel ist sicher, dass in dem Verstande, in der Auffassung und dem Vernunftgebrauche bei den Menschen Verschiedenheiten bis zu einem Grade bestehn, dass man, ohne dem Menschen Unrecht zu thun, sagen kann, der Unterschied zwischen einzelnen Menschen sei hierin grösser, wie der zwischen Mensch und Thier überhaupt. Wie dies komme, ist zwar eine Frage von Wichtigkeit, aber sie gehört nicht hierher.

§ 6. (3.: Mangel an Wollen, sie zu benutzen.) Drittens giebt es eine Klasse Leute, denen die Beweise mangeln, nicht, weil sie ausser ihrem Bereiche liegen, sondern weil sie sie nicht benutzen mögen. Sie haben die Mittel und die hinreichende Müsse; es fehlt ihnen weder an Talent noch Hülfe; allein trotzdem sind sie[340] um nichts gebessert. Die hitzige Jagd nach Vergnügen oder ein stetes Versunkensein in ihre Geschäfte fesselt ihre Gedanken; Andere werden überhaupt durch Trägheit und Nachlässigkeit oder durch eine besondere Scheu vor Büchern, Studiren und Nachdenken von jedem ernsten Ueberlegen abgehalten; Manche scheuen wieder eine unparteiische Untersuchung, weil sie den Ansichten schaden könnte, die ihren Vorurtheilen, Absichten und ihrer Lebensweise entsprechen; sie begnügen sich deshalb, ungeprüft das im Vertrauen anzunehmen, was ihnen passt oder Mode ist. So verbringen Viele, wenn sie auch anders könnten, ihr Leben, ohne das Wahrscheinliche kennen zu lernen, geschweige ihm aus Vernunftgründen zuzustimmen, obgleich es sie nahe angeht und ihnen auch so nahe liegt, dass sie zu dessen Erkenntniss nur die Augen darauf zu richten brauchen. Ich kenne Personen, die keinen Brief lesen, von dem sie üble Nachrichten befürchten, und Manche unterlassen die Aufmachung ihrer Rechnungen und die Uebersicht ihres Vermögens, weil sie fürchten, dass ihre Geschäfte sich in schlechtem Stande befinden. Ich weiss nicht, wie Menschen, deren Mittel ihnen gestatten, ihre Müsse zur Bereicherung ihres Verstandes zu verwenden, sich mit einer trägen Unwissenheit genügen lassen können; jedenfalls denken sie sehr niedrig von ihrer Seele, wenn sie ihr Einkommen ganz auf den Unterhalt des Leibes verwenden und nichts für die Mittel des Wissens verausgaben. Sie halten streng darauf, immer äusserlich fein und glänzend zu erscheinen und würden über ein grobes Kleid oder einen geflickten Rock höchst unglücklich sein; allein es macht ihnen keine Sorge, wenn ihre Seele sich Andern in einer scheckigen Livrée von groben Flicken und geborgten Fetzen zeigt, wie das gute Glück oder ihr Dorfschneider (ich meine die Ansichten Derer, mit Denen sie umgegangen sind) sie aufgeputzt hat. Ich erwähne nicht, wie verkehrt dies für Menschen ist, die an ein künftiges Leben und ihren Theil daran glauben, was doch kein vernünftiger Mann vermeiden kann; ich erinnere auch nicht an die Beschämung und Verwirrung, wenn diese Verächter der Wissenschaft in Dingen dieser Art sich unwissend zeigen; allein so viel sollte doch wenigstens jeder Gebildete bedenken, dass, wenn auch[341] ihre Geburt und ihr Vermögen ihnen Zutrauen, Ansehen, Macht und Würde verleihen, dies doch alles Männern niedern Herkommens gegenüber verschwindet, wenn sie von denselben in Kenntnissen übertroffen werden. Wer blind ist, wird sich immer durch Sehende führen lassen müssen, wenn er nicht in den Graben fallen will, und der ist am meisten unterthänig und ein Sklave, bei dem dies für seinen Verstand gilt. – Bisher habe ich die Gründe dargelegt, welche die Zustimmung falsch bestimmen, und bewirken, dass wahrscheinliche Lehren nicht immer mit einer ihrer Wahrscheinlichkeit entsprechenden Zustimmung angenommen werden; indess sind bisher nur solche Wahrscheinlichkeiten in Betracht gezogen worden, für welche Gründe vorhanden sind, die sich nur Dem, der irrt, nicht zeigen.

§ 7. (4.: Die falsche Bemessung der Wahrscheinlichkeit; weshalb.) Indess sind noch viertens die Fälle übrig, wo die wirkliche Wahrscheinlichkeit wohl sich zeigt und klar vorliegt, aber doch die Ueberzeugung zurückgehalten und den offenbaren Gründen nicht nachgegeben wird. Dahin gehört es, wenn man epechei, d.h. seine Zustimmung anhält oder sie der unwahrscheinlichsten Ansicht gewährt. Dieser Gefahr ist man ausgesetzt, wenn man ein falsches Maass für die Wahrscheinlichkeit anwendet. Dies liegt:

1) in Sätzen, die in sich selbst nicht gewiss und offenbar, sondern zweifelhaft oder falsch sind, aber dennoch als Grundsätze festgehalten werden.

2) In angenommenen Hypothesen.

3) In vorherrschenden Leidenschaften und Neigungen.

4) In den Autoritäten.

§ 8. (Zweifelhafte Sätze, die für Grundsätze gelten.) Erstens: Die nächste und festeste Grundlage der Wahrscheinlichkeit ist die Uebereinstimmung eines Dinges mit unseren eignen Kenntnissen, insbesondere mit denen, die man als Grundsätze sich angeeignet hat und festhält. Diese haben so grossen Einfluss auf unser Meinen, dass wir meist danach über die Wahrheit entscheiden und danach abmessen, ob die Wahrscheinlichkeit sich mit diesen Grundsätzen verträgt. Wo dies nicht der Fall ist, da gilt Etwas für unmöglich. Das Ansehn dieser Grundsätze ist so gross und übersteigt[342] so sehr jedes andere Wissen, dass nicht blos das Zeugniss Anderer, sondern selbst das der eignen Sinne verworfen wird, wenn sie etwas gegen diese angenommenen Regeln geltend machen wollen. Ich will hier nicht untersuchen, wie viel die Lehre von angebornen Grundsätzen, die deshalb nicht bewiesen und bezweifelt werden dürfen, hierzu beigetragen haben mag. Ich gebe hier zu, dass eine Wahrheit der andern nicht widersprechen kann; allein daneben muss auch Jeder in Annahme von Grundsätzen vorsichtig sein; er muss sie streng prüfen und sehen, ob er sie vermöge ihrer eignen Gewissheit für wahr hält) oder ob es nur im Vertrauen auf das Ansehn Anderer geschieht. Denn der Verstand ist sehr verschroben, und die Zustimmung wird irregeleitet, wenn falsche Grundsätze aufgenommen werden und man sich blind dem Ansehn einer Meinung unterworfen hat, die an sich selbst nicht offenbar wahr ist.

§ 9. Es ist sehr gewöhnlich, dass Kinder von ihren Eltern, Ammen und ihrer Umgebung Sätze (namentlich über Religion) in ihre Seele aufnehmen, die ihrem unbesorgten und noch unbefangenen Verstande eingeflösst werden und sich allmählich so festsetzen (gleichviel ob sie wahr oder falsch sind), dass sie durch Erziehung und lange Gewohnheit zuletzt wie eingenietet sind und nicht mehr beseitigt werden können. Denn wenn der Erwachsene seine Meinungen erwägt und hier solche findet, die so alt sind, als er denken kann, ohne zu wissen, dass sie ihm eingeflösst und durch Mittel zugeführt worden, die als heilige Dinge ihn mit Ehrfurcht erfüllten und keine Entheiligung, Untersuchung oder Bezweiflung gestatteten, so blickt er auf sie als das Urim und Thummim, das von Gott selbst in den Seelen gerichtet ist, um über Wahrheit und Irrthum zu entscheiden und über alle Streitigkeiten in letzter Instanz zu richten.

§ 10. Wenn solche Grundsätze (mögen sie sein, welche sie wollen) sich einmal in der Seele befestigt haben, so kann man sich leicht vorstellen, welche Aufnahme ein Satz, auch wenn er noch so klar bewiesen ist, finden wird, welcher das Ansehn jener schwächen oder dieses innere Orakel durchkreuzen könnte; während der gröbste Unsinn und die grössten Unwahrscheinlichkeiten,[343] wenn sie nur diesen. Grundsätzen entsprechen, glatt hinuntergehn und leicht verdaut werden. Die grosse Hartnäckigkeit, mit der Menschen das Entgegengesetzte in den Religionen fest glauben, obgleich Beides oft gleich widersinnig ist, ist die Folge, wenn man von solchen überliefertem Grundsätzen in seinem Denken ausgeht und sein Urtheil darauf stützt. Solche Menschen trauen lieber ihren Angen nicht, verzichten auf das Zeugniss ihrer Sinne und halten ihre eigne Erfahrung für Lüge, als dass sie Etwas zuliessen, was diesen heiligen Sätzen widerspräche. Man nehme einen einsichtigen Katholiken, der von dem ersten Beginn seines Denkens und seiner Begriffe stets den Grundsatz eingeprägt bekommen hat, dass er glauben müsse, was die Kirche glaubt (nämlich die Kirche seiner Konfession), oder dass der Papst untrüglich sei, und der niemals bis zu seinem 40 oder 50sten Jahr einen Zweifel dagegen vernommen hat; so ist dieser gewiss ganz geeignet, die Lehre von der Verwandlung bei dem Abendmahl leicht in sich aufzunehmen, trotz aller Unwahrscheinlichkeit und trotz des klarsten Zeugnisses seiner Sinne. Dieser Grundsatz hat solche Gewalt über seine Seele, dass er das für Fleisch hält, was seine Augen als Brot sehen. Und wie soll man einen Mann von einer unwahrscheinlichen Ansicht heilen, der mit einigen Philosophen es zu einem Grundsatz der Vernunft erhoben hat, dass er seiner Vernunft (wie Manche fälschlich ihre von ihren Grundsätzen abgeleiteten Gründe nennen) selbst gegen seine Sinne glauben müsse. Ist ein Schwärmer von dem Grundsatz erfüllt, dass er oder seine Lehrer göttliche Eingebungen empfangen und durch einen unmittelbaren Verkehr mit dem heiligen Geist geleitet werden, so wird man gegen solche Lehre vergeblich mit Gründen der klaren Vernunft ankämpfen. Wer daher falsche Grundsätze eingesogen hat, kann in Dingen, die damit sich nicht vertragen, selbst durch die scheinbarsten Wahrscheinlichkeiten nicht widerlegt werden, ehe er nicht so unbefangen und aufrichtig wird, dass er selbst an die Prüfung dieser Grundsätze geht: was indess Viele sich niemals erlauben.

§ 11. (2.: Angenommene Hypothesen.) Zweitens stehen diesen am nächsten Jene, deren Verstand in eine feste Form gezwängt und gerade nach der Grösse[344] einer angenommenen Hypothese geregelt worden ist. Sie unterscheiden sich von den Vorigen darin, dass sie Thatsachen zulassen und darin mit ihren Gegnern übereinstimmen; aber sie unterscheiden sich in Angabe der Gründe und in der Erklärung der Wirkungsweise. Sie misstrauen ihren Sinnen nicht so offenbar wie die Frühem; sie können behufs Belehrung etwas geduldiger zuhören; aber in der Erklärung der Dinge lassen sie durchaus nicht von ihrer Ansicht, und keine Wahrscheinlichkeit kann sie überführen, dass es in diesen Dingen nicht ganz so hergehe, als sie bei sich selbst festgesetzt haben. Es wäre ja unerträglich für einen gelehrten Professor, und sein rother Mantel würde erröthen, wenn sein vierzigjähriges Ansehn, das auf harten griechischen und lateinischen Felsen mit Verwendung vieler Zeit und Kosten gegründet worden ist und durch allgemeine Ueberlieferung und seinen ehrwürdigen Bart bestätigt wird, durch einen sich erhebenden Neuerer in einem Augenblick umgestürzt werden könnte. Wie kann man erwarten, ein solcher Mann werde einräumen, dass Alles, was er seinen Schülern seit 30 Jahren gelehrt habe, nur Irrthum und Unwahrheit gewesen sei, und dass er ihnen schwere Worte und Unwissenheit für schweres Geld verkauft habe? Welche Wahrscheinlichkeit wäre wohl gross genug, die ihn hierzu bewegen könnte? Wen würden selbst die überzeugendsten Gründe bestimmen, auf einmal all seine alten Meinungen abzulegen, all seine Ansprüche auf Wissen und Gelehrsamkeit, für die er in schwerem Studium die ganze Zeit sich geplagt hat, abzuthun und sich mit seiner Blösse in die frische Luft neuer Meinungen hinzustellen? Hier vermögen Gründe so wenig etwas, als der Wind, wenn der Reisende seinen Mantel ablegen soll; er hält ihn vielmehr nur fester. Zu dieser Art Irrthümer gehören auch die, welche zwar auf einer wahren Hypothese oder auf richtigen Grundsätzen fussen, aber sie nicht richtig aufgefasst haben; ein Fall, der sehr häufig ist, wie die Männer klar zeigen, welche für die entgegengesetzten Ansichten kämpfen und diese dabei alle aus der untrüglichen Wahrheit der Bibel ableiten. Alle, die sich Christen nennen, gestehen, dass der Text mit dem Worte: metanoeite zu einer gewichtigen Pflicht verbindet. Allein wie irrthümlich werden Die[345] verfahren, die nur französisch verstehn und diese Regel einmal übersetzen: repentez vous: d.h. bereut es; das andere Mal: faites pénitance; d.h. thut Busse.

§ 12. (3.: Vorherrschende Leidenschaften.) Drittens erleiden Wahrscheinlichkeiten, welche von den Begierden und vorherrschenden Leidenschaften der Menschen durchkreuzt werden, dasselbe Schicksal. Wenn die Wahrscheinlichkeit auf der einen Seite bei dem Ueberlegen eines geizigen Menschen auch noch so gross ist, so ist doch, wenn das Geld auf der andern Seite liegt, leicht vorauszusehen, welche Seite überwiegen wird. Der irdische Sinn widersteht, gleich einer Erdwand, den stärksten Batterien, und wenn auch mitunter die Kraft eines klaren Beweisgrundes einen Eindruck hervorbringt, so hält sie dennoch Stand und wehrt den Feind, d.h. die Wahrheit ab, der sie gefangen nehmen oder verjagen will. Man sage einem leidenschaftlich Verliebten, dass er gefoppt werde, man bringe zwanzig Zeugen, welche die Falschheit seiner Geliebten bekunden, und man kann doch zehn gegen eins wetten, dass drei freundliche Worte von ihr all diese Zeugnisse niederschlagen werden. Was man wünscht, das glaubt man gern; dies wird Jeder mehr als einmal erfahren haben, und wenn die Leute auch nicht offen widersprechen oder der Macht offenbarer Wahrscheinlichkeiten keinen offenen Widerstand leisten, so geben sie doch den Gründen nicht nach. Nicht etwa deshalb, weil der Verstand seiner Natur nach sich nicht stets der wahrscheinlichem Seite zuwendete; sondern weil der Mensch die Kraft hat, seine Untersuchung abzubrechen und zu hemmen und die Prüfung, wenn es auch der Gegenstand verträgt, nicht vorzunehmen. So lang dies ausführbar ist, bleiben immer zwei Wege offen, um auch den offenbarsten Wahrscheinlichkeiten auszuweichen.

§ 13. (Die Mittel, den Wahrscheinlichkeiten auszuweichen: 1) Die Annahme der Trüglichkeit.) Zuerst sagt man, dass, da die Gründe in Worten aufgestellt, seien (was in der Regel der Fall ist), eine Täuschung dahinter stecken könne, und dass von den vielleicht weitgehenden Folgerungen manche unzusammenhängend sein könnten. Wenige Ausführungen sind so klar, kurz und zusammenhängend, dass nicht Viele zu[346] ihrer Genugthuung solche Zweifel erheben könnten, so dass sie von deren Beweiskraft, ohne sich dem Vorwurf der Unaufrichtigkeit und Unvernünftigkeit auszusetzen, sich mit dem bekannten Einwände befreien könnten: non persuadebis, etiamsi persuaseris; d.h. wenn ich auch nicht antworten kann, so will ich es doch nicht zugestehn.

§ 14. (2.: Vorausgesetzte Gründe für das Gegentheil.) Zweitens kann man offenbaren Wahrscheinlichkeiten ausweichen und die Zustimmung verweigern, wenn man vorgiebt, dass man noch nicht Alles, was sich dagegen sagen lasse, wisse. Wenn man deshalb auch geschlagen sei, so brauche man doch nicht nachzugeben, da man die noch in Rückhalt befindlichen Kräfte nicht kenne. Diese Ausflucht gegen jede Ueberführung ist so offen und so überall anwendbar, dass schwer zu bestimmen ist, wo man sich derselben nicht bedienen könnte.

§ 15. (Welche Wahrscheinlichkeiten die Zustimmung bestimmen.) Indess giebt es doch Ausnahmefälle, und wenn man sorgfältig alle Gründe für die Wahrscheinlichkeit und das Gegentheil untersucht hat, das Aeusserste in Ermittelung aller Einzelheiten gethan und die Summe auf beiden Seiten gezogen hat, so muss man zuletzt, Alles zusammengenommen, erkennen, wo die Wahrscheinlichkeit liegt, da manche Gründe bei den Beweisen sich auf die allgemeine Erfahrung stützen und so zwingend und klar, und manche Zeugnisse für die Thatsachen so allgemein sind, dass man seine Zustimmung nicht versagen kann. Man kann daher wohl annehmen, dass bei Sätzen, wo trotz der vorliegenden sehr erheblichen Beweise doch Grund genug vorhanden ist, entweder eine Täuschung in den Worten zu befürchten, oder wo ebenso gewichtige Gründe, für das Gegentheil sich geltend machen lassen; ich sage, dass in solchen Fällen die Zustimmung oder das Anhalten des Urtheils oder die gegentheilige Meinung oft willkürliche Handlungen sind; wo aber die Beweise es höchst wahrscheinlich machen und weder für die Annahme einer Täuschung in den Worten (die ja durch ruhige und ernste Betrachtung entdeckt werden kann) noch dafür ein Grund vorliegt, dass gleich starke, aber noch unbekannte Beweise für die andere Meinung sprechen[347] könnten (was ein aufmerksamer Beobachter in manchen Dingen der Natur der Sache nach ebenfalls ermitteln kann), da kann ein Mann, der dies erwogen hat, seine Zustimmung kaum für die Seite verweigern, wo die Wahrscheinlichkeit sich als die grösste darstellt. Ob es z.B. wahrscheinlich ist, dass das Durcheinanderwerfen der Lettern einer Druckerei eine solche Stellung und Folge ergeben werde, dass ihr Abdruck auf dem Papier einen zusammenhängenden Gedanken bietet; oder dass das blinde zufällige Zusammentreffen der Atome, ohne Leitung eines verständigen Wesens, wiederholt die Körper von Thierarten zu Stande bringen werde, darüber wird wohl Niemand einen Augenblick zweifeln und schwanken, welcher Seite er sich zuwenden oder ob er seine Zustimmung überhaupt zurückhalten solle. Wenn man endlich nicht annehmen kann, dass ein glaubwürdiges Zeugniss gegen eine bereits bezeugte Thatsache vorhanden sein könne (da wo der Gegenstand seiner Natur nach unbestimmt ist und gänzlich von der Aussage der Zeugen abhängt), noch dass durch weiteres Forschen ein solches Gegenzeugniss ermittelt werden könnte, z.B. ob vor 1700 Jahren ein Mann, wie Julius Cäsar, in Rom gelebt habe; so kann in all solchen Fällen ein vernünftiger Mann nicht wohl seine Zustimmung versagen; vielmehr ist sie bei solcher Wahrscheinlichkeit nothwendig gegeben und damit verbunden. Ist der Fall weniger klar, so kann der Mensch seine Zustimmung zurückhalten oder sich vielleicht mit den vorliegenden Beweisen zufrieden geben, wenn sie der Meinung günstig sind, die seinen Neigungen und seinem Vortheil entspricht und deshalb mit weiterm Untersuchen aufhören; aber dass Jemand seine Zustimmung der Seite geben sollte, welche ihm am wenigsten wahrscheinlich erscheint, dürfte nicht ausführbar, ja so unmöglich sein als die Meinung, dass Etwas zugleich wahrscheinlich und unwahrscheinlich sei.

§ 16. (Wo man seine Zustimmung zurückhalten kann.) Da das Wissen so wenig wie das Wahrnehmen von dem Belieben abhängt, so hat man auch die Zustimmung so wenig wie das Wissen in seiner Gewalt. Wenn die Seele die Uebereinstimmung zweier Vorstellungen bemerkt, sei es unmittelbar oder durch Hülfe der[348] Vernunft, so kann sie diese Auffassung und dieses Wissen so wenig vermeiden als das Sehen dieser Gegenstände, auf die man am Tage die Angen richtet. Was nach vollständiger Prüfung als das Wahrscheinlichste erscheint, dem muss man zustimmen. Wenn man indess das Wissen auch nicht verhindern kann, wo die Uebereinstimmung einmal erkannt ist, noch die Zustimmung versagen, wo nach gehöriger Betrachtung aller Umstände die Wahrscheinlichkeit sich klar offenbart, so kann man doch sowohl das Wissen wie die Zustimmung anhalten, wenn man mit der Untersuchung anhält und seine Kräfte zur Aufsuchung der Wahrheit gar nicht anwendet. Dadurch kann man in manchen Fällen der Zustimmung zuvorkommen oder sie zurückhalten; allein kann wohl ein Mann, der in der alten und neuen Geschichte bewandert ist, zweifeln, ob es eine Stadt wie Rom giebt, oder ob es einen Mann wie Julius Cäsar gegeben habe? Allerdings giebt es Millionen Wahrheiten, die zu wissen Niemand interessiren mag; z.B. ob unser König Richard III. lahm gewesen? ob Roger Bacon ein Mathematiker oder Magier gewesen? In solchen Fällen, wo die Zustimmung zu einer bestimmten Meinung dem Einzelnen gleichgültig ist und keine Unternehmung oder Nutzen davon bedingt ist, erklärt es sich, dass man der gewöhnlichen Ansicht zustimmt, oder dem Ersten, der da kommt, beitritt. Solche Meinungen sind von so geringem Gewicht, dass man um sie sich so wenig, wie um die Stäubchen im Sonnenschein, bekümmert; man nimmt sie, wie der Zufall sie giebt, und lässt die Seele sich frei bestimmen. Allein wo man bei einem Satze betheiligt ist, wo sich an die Zustimmung oder Ablehnung erhebliche Folgen knüpfen und Glück oder Elend von der Wahl abhängt, wo deshalb die Wahrscheinlichkeit auf beiden Seiten ernstlich untersucht und geprüft wird, da steht es nicht in unsrer Macht, beliebig eine Seite zu wählen, sobald eine offenbare Ungleichheit für die zwei Seiten vorliegt. Dann bestimmt vielmehr die grössere Wahrscheinlichkeit die Zustimmung, und der Mensch muss zustimmen und für wahr halten, ebenso wie er die Wahrheit wissen muss, wenn er die Uebereinstimmung oder den Gegensatz zwischen zwei Vorstellungen bemerkt hat. – Wenn dem so ist, so liegt der Grund des Irrthums also in einer[349] falschen Abmessung der Wahrscheinlichkeit, wie der Grund des Lasters in einer falschen Abmessung des Guten liegt.

§ 17. (4.: Die Autorität.) Die vierte und letzte falsche Abmessung der Wahrscheinlichkeit, welche mehr Menschen in Unwissenheit und Irrthum erhält als alle andern zusammen, ist in dem vorgehenden Kapitel behandelt; ich, meine den Fall, wo man seine Zustimmung den angenommenen und herrschenden Meinungen seiner Freunde, seiner Partei, seiner Nachbarschaft oder seines Landes giebt. Wie Viele haben für ihre Meinungen keinen Grund weiter als den, dass ehrliche, oder gelehrte, oder zahlreiche Personen die gleiche Meinung haben? Als wenn ehrliche oder studirte Leute sich nicht irren könnten, oder als wenn die Wahrheit von der Mehrheit der Stimmen abhinge. Dennoch genügt dies den meisten Menschen. Ein Satz hat das Zeugniss ehrwürdigen Alterthums für sich; er kommt mit einem Pass früherer Zeitalter, und deshalb nimmt man ihn ohne Bedenken auf. Andere haben die gleiche Meinung gehabt oder haben sie noch (das ist Alles, was man sagen kann), und deshalb ist es vernünftig, dass man ihr ebenfalls beitrete. Allein man könnte noch mit mehr Recht seine Meinung mit Feuer und Schwert vertheidigen, als sie nach solchen Gründen bestimmen. Jeder kann sich irren, und die Meisten unterliegen hier, wenn Leidenschaft oder Eigennutz sie in Versuchung führen. Könnte man die geheimen Beweggründe nur sehen, welche berühmte und gelehrte Männer und die Führer der Parteien bestimmen, so würde man finden, dass es nicht immer die Wahrheit als solche war, die sie die Lehren annehmen liess, welche sie bekennen und aufrecht halten. So viel ist wenigstens gewiss, dass es keine noch so unsinnige Meinung giebt, die man aus diesem Grunde nicht annehmen könnte. Es giebt keinen Irrthum, der nicht seine Bekenner hat, und selbst die krummsten Wege werden gewählt, wenn man, um auf dem rechten Wege zu sein, nur den Fusstapfen Anderer zu folgen braucht.

§ 18. (Die Menschen stecken nicht so im Irrthum, wie man meint.) Trotz des grossen Lärms, den man in der Welt über Irrthümer und Meinungen macht, muss man doch zu Ehren der Menschheit anerkennen, dass die Zahl Derer, welche im Irrthum und[350] falschen Ansichten befangen sind, nicht so gross ist, als man gewöhnlich glaubt. Nicht, weil ich dächte, sie besässen die Wahrheit, sondern weil sie über Lehren, von denen viel Aufhebens gemacht wird, überhaupt keine Gedanken und Meinung haben. Wollte man die Anhänger der verschiedenen Religionssekten in der Welt ausfragen, so würde sich finden, dass die Meisten nicht so eifrig sind und keine eigne Ansichten haben; noch weniger haben Die, welche diese Ansichten festhalten, sie in Folge einer Prüfung der Gründe und der Wahrscheinlichkeit angenommen. Sie halten sich zu der Partei, zu der ihre Erziehung oder ihr Vortheil sie geführt hat; hier zeigen sie, wie die gemeinen Soldaten eines Heeres, ihren Muth und Eifer so, wie die Führer es haben wollen, ohne die Sache, für die sie streiten, zu kennen oder geprüft zu haben. Wenn das Leben eines Menschen zeigt, dass er sich aus der Religion nicht viel macht, weshalb sollte er da sich den Kopf zerbrechen für die Lehren seiner Kirche und sich mit Prüfung der Gründe für diese oder jene Meinung belästigen? Es genügt ihm, dem Feldherrn zu gehorchen, seine Hand und seine Zunge zur Unterstützung der gemeinsamen Sache bereit zu halten und nebenbei sich dem zuzuwenden, was ihm Ansehn, Ehre und Schutz in seiner Gesellschaft verschaffen kann. So werden die Menschen Bekenner und Vertheidiger von Meinungen, ohne davon überzeugt zu sein; ja, sie sind ihnen nicht einmal durch den Kopf gegangen. Deshalb kann man allerdings die Zahl der unwahrscheinlichen oder irrigen Meinungen in der Welt nicht kleiner machen, als sie ist; allein sicherlich stimmen ihnen nicht so Viele bei und halten nicht so Viele sie für wahr, als man glaubt.[351]

Quelle:
John Locke: Versuch über den menschlichen Verstand. In vier Büchern. Band 2, Berlin 1872, S. 337-352.
Lizenz:
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Versuch über den menschlichen Verstand
Philosophische Bibliothek, Bd.75, Versuch über den menschlichen Verstand, Teil 1: Buch I und II
Philosophische Bibliothek, Bd.76, Versuch über den menschlichen Verstand. Teil 2. Buch 3 und 4
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