e) Das britische Ackerbauproletariat

[701] Der antagonistische Charakter der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bewährt sich nirgendwo brutaler als in dem Fortschritt des[701] englischen Landbaus (Viehzucht eingeschlossen) und dem Rückschritt des englischen Landarbeiters. Bevor ich zu seiner gegenwärtigen Lage übergehe, ein rascher Rückblick. Die moderne Agrikultur datiert in England von der Mitte des 18. Jahrhunderts, obgleich die Umwälzung der Grundeigentumsverhältnisse, wovon die veränderte Produktionsweise als Grundlage ausgeht, viel früheren Datums.

Nehmen wir Arthur Youngs, eines genauen Beobachters, obgleich oberflächlichen Denkers, Angaben über den Landarbeiter von 1771, so spielt letztrer eine sehr elende Rolle, verglichen mit seinem Vorgänger Ende des 14. Jahrhunderts, »wo er in Fülle leben und Reichtum akkumulieren konnte«949, gar nicht zu sprechen vom 15. Jahrhundert, »dem goldnen Zeitalter der englischen Arbeiter in Stadt und Land«. Wir brauchen jedoch nicht so weit zurückzugehn. In einer sehr gehaltreichen Schrift von 1777 liest man:

»Der große Pächter hat sich beinahe erhoben zum Niveau des Gentleman, während der arme Landarbeiter fast zu Boden gedrückt ist. Seine unglückliche Lage zeigt sich klar durch eine vergleichende Übersicht seiner Verhältnisse von heute und von 40 Jahr früher... Grundeigentümer und Pächter wirken Hand in Hand zur Unterdrückung des Arbeiters.«950

Es wird dann im Detail nachgewiesen, daß der reelle Arbeitslohn auf dem Lande von 1737 bis 1777 um beinahe 1/4 oder 25% gefallen ist.

»Die moderne Politik«, sagt gleichzeitig Dr. Richard Price, »begünstigt die höheren Volksklassen; die Folge wird sein, daß früher oder später das ganze Königreich nur aus Gentlemen und Bettlern, aus Granden und Sklaven besteht.«951[702]

Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 bis 1780, sowohl was seine Nahrungs- und Wohnlichkeitszustände, als sein Selbstgefühl, Belustigungen usw. betrifft, ein später nie wieder erreichtes Ideal. In Pints Weizen ausgedrückt betrug sein Durchschnittslohn 1770 bis 1771 90 Pints, zu Edens Zeit (1797) nur noch 65, 1808 aber 60.952

Der Zustand der Landarbeiter Ende des Antijakobinerkriegs, während dessen Grundaristokraten, Pächter, Fabrikanten, Kaufleute, Bankiers, Börsenritter, Armeelieferanten usw. sich so außerordentlich bereichert, ward bereits früher angedeutet. Der nominelle Lohn stieg infolge teils der Banknoten-Depreziation, teils einer hiervon unabhängigen Zunahme im Preis der ersten Lebensmittel. Die wirkliche Lohnbewegung ist aber auf sehr einfache Art zu konstatieren, ohne Zuflucht zu hier unzulässigen Details. Das Armengesetz und seine Administration waren 1795 und 1814 dieselben. Man erinnert sich, wie dies Gesetz auf dem Land gehandhabt wurde: in der Gestalt von Almosen ergänzte die Pfarrei den Nominallohn bis zu der für bloße Vegetation des Arbeiters erheischten Nominalsumme. Das Verhältnis zwischen dem vom Pächter gezahlten Lohn und dem von der Pfarrei gutgemachten Lohndefizit zeigt uns zweierlei, erstens die Senkung des Arbeitslohns unter sein Minimum, zweitens den Grad, worin der Landarbeiter aus Lohnarbeiter und Pauper zusammengesetzt war, oder den Grad, worin man ihn in einen Leibeignen seiner Pfarrei verwandelt hatte. Wir wählen eine Grafschaft, die das Durchschnittsverhältnis in allen andren Grafschaften repräsentiert. 1795 betrug der durchschnittliche Wochenlohn in Northamptonshire 7 sh. 6 d., die jährliche Totalausgabe einer Familie von 6 Personen 36 Pfd. St. 12 sh. 5 d., ihre Totaleinnahme 29 Pfd. St. 18 sh., das von der Pfarrei gutgemachte Defizit: 6 Pfd. St. 14 sh. 5 d. In derselben Grafschaft betrug 1814 der Wochenlohn 12 sh. 2 d., die jährliche Totalausgabe einer Familie von 5 Personen 54 Pfd. St. 18 sh. 4 d., ihre Totaleinnahme 36 Pfd. St., 2 sh., das von der Pfarrei gutgemachte Defizit: 18 Pfd. St. 6 sh. 4 d.953, 1795 betrug das Defizit weniger als 1/4 des Arbeitslohns, 1814 mehr als die Hälfte. Es versteht sich von selbst, daß unter diesen Umständen die geringen Komforts, die Eden noch in der Cottage des Landarbeiters fand, 1814 verschwunden waren.954 Unter allen Tieren, die der Pächter hält, blieb von nun an der Arbeiter, das instrumentum[703] vocale, das meist geplackte, schlechtest gefütterte und brutalst behandelte.

Derselbe Zustand der Dinge dauerte ruhig fort, bis

»die Swing-Aufstände 1830 uns« (d.h. den herrschenden Klassen) »beim Lichtflammen der Kornschober enthüllten, daß Elend und dunkle aufrührerische Unzufriedenheit ebenso wild unter der Oberfläche des agrikolen als des industriellen Englands lodre«955.

Sadler taufte damals im Unterhaus die Landarbeiter »weiße Sklaven« (»white slaves«), ein Bischof hallte das Epithet im Oberhaus wider. Der bedeutendste politische Ökonom jener Periode, E. G. Wakefield, sagt:

»Der Landarbeiter Südenglands ist kein Sklave, er ist kein freier Mann, er ist ein Pauper.«956

Die Zeit unmittelbar vor der Aufhebung der Korngesetze warf neues Licht auf die Lage der Landarbeiter. Einerseits lag es im Interesse der bürgerlichen Agitatoren, nachzuweisen, wie wenig jene Schutzgesetze den wirklichen Kornproduzenten beschützten. Andrerseits schäumte die industrielle Bourgeoisie auf von Ingrimm über die Denunziation der Fabrikzustände seitens der Grundaristokraten, über die affektierte Sympathie dieser grundverdorbnen, herzlosen und vornehmen Müßiggänger mit den Leiden des Fabrikarbeiters und ihren »diplomatischen Eifer« für Fabrikgesetzgebung. Es ist ein altes englisches Sprichwort, daß, wenn zwei Diebe sich in die Haare fallen, immer etwas Nützliches geschieht. Und in der Tat, der geräuschvolle, leidenschaftliche Zank zwischen den zwei Fraktionen der herrschenden Klasse über die Frage, welche von beiden den Arbeiter am schamlosesten ausbeute, wurde rechts und links Geburtshelfer der Wahrheit. Graf Shaftesbury, alias Lord Ashley, war Vorkämpfer im aristokratischen Antifabrikphilanthropiefeldzug. Er bildet daher 1844 bis 1845 ein Lieblingsthema in den Enthüllungen des »Morning Chronicle« über die Zustände der Agrikulturarbeiter. Jenes Blatt, damals das bedeutendste liberale Organ, schickte in die Landdistrikte eigne Kommissäre, welche sich keineswegs mit allgemeiner Schilderung und Statistik begnügten, sondern die Namen sowohl der untersuchten Arbeiterfamilien als ihrer Grundherrn veröffentlichten. Die folgende Liste gibt Löhne, gezahlt auf drei Dörfern, in der Nachbarschaft von Blanford, Wimbourne und Poole.[704] Die Dörfer sind Eigentum des Mr. G. Bankes und des Grafen von Shaftesbury. Man wird bemerken, daß dieser Papst der »low church«, dies Haupt der englischen Pietisten, ebenso wie p. p. Bankes von den Hundelöhnen der Arbeiter wieder einen bedeutenden Teil unter dem Vorwand von Hausrente einsteckt.


Kinder Zahl der Wöchent— Wöchent— Wochenein— Wöchent— Gesamt— Wochenlohn
Familien— licher Ar— licher nahme der liche Haus— wochenlohn per Kopf
mitglieder beitslohn Kinder— Gesamt— miete nach Abzug
der Männer lohn familie der Hausmiete
a b c d e f g h
————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Erstes Dorf
sh. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d.
2 4 8 — — 8 — 2 — 6 — 1 6
3 5 8 — — 8 — 1 6 6 6 1 3 1/2
2 4 8 — — 8 — 1 — 7 — 1 9
2 4 8 — — 8 — 1 — 7 — 1 9
6 8 7 1 6 10 6 2 — 8 6 1 3/4
3 5 7 2 — 7 — 1 4 5 8 1 1 1/2
Zweites Dorf
sh. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d.
6 8 7 1 6 10 — 1 6 8 6 1 3/4
6 8 7 1 6 7 — 1 3 1/2 5 8 1/2 — 8 1/2
8 10 7 — — 7 — 1 3 1/2 5 8 1/2 — 7
4 6 7 — — 7 — 1 6 1/2 5 5 1/2 — 11
3 5 7 — — 7 — 1 6 1/2 5 5 1/2 1 1
Drittes Dorf
sh. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d. sh. d.
4 6 7 — — 7 — 1 — 6 — 1 —
3 5 7 2 — 11 6 — 10 10 8 2 1 1/2
0 2 5 2 6 5 — 1 — 4 — 2 —
Tabelle 957


Die Abschaffung der Korngesetze gab dem englischen Landbau einen ungeheuren Ruck. Drainierung auf der größten Stufenleiter958, neues System der Stallfütterung und des Anbaus der künstlichen Futterkräuter, Einführung mechanischer Düngapparate, neue Behandlung der Tonerde, gesteigerter Gebrauch mineralischer Düngmittel, Anwendung der Dampfmaschine und aller Art neuer Arbeitsmaschinerie usw., intensivere Kultur überhaupt charakterisieren diese Epoche. Der Präsident der königlichen[705] Gesellschaft für Agrikultur, Herr Pusey, behauptet, daß die (relativen) Wirtschaftskosten durch die neu eingeführte Maschinerie beinahe um die Hälfte verringert worden sind. Andrerseits ward der positive Bodenertrag rasch erhöht. Größere Kapitalauslage per Acre, also auch beschleunigte Konzentration der Pachten, war Grundbedingung der neuen Methode.959 Zugleich dehnte sich das Areal der Bebauung von 1846 bis 1856 um 464119 Acres aus, nicht zu sprechen von den großen Flächen der östlichen Grafschaften, welche aus Kaninchengeheg und armer Viehweide in üppige Kornfelder umgezaubert wurden. Man weiß bereits, daß gleichzeitig die Gesamtzahl der in der Agrikultur beteiligten Personen abnahm. Was die eigentlichen Ackerbauer, beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen, betrifft, so sank ihre Zahl von 1241269 im Jahr 1851 auf 1163217 im Jahr 1861.960 Wenn der englische Generalregistrator daher mit Recht bemerkt: »Der Zuwachs von Pächtern und Landarbeitern seit 1801 steht in gar keinem Verhältnis zum Zuwachs des agrikolen Produkts«961, so gilt dies Mißverhältnis noch viel mehr von der letzten Periode, wo positive Abnahme der ländlichen Arbeiterbevölkerung Hand in Hand ging mit Ausdehnung des bebauten Areals, intensiverer Kultur, unerhörter Akkumulation des dem Boden einverleibten und des seiner Bearbeitung gewidmeten Kapitals, Steigerung des Bodenprodukts ohne Parallele in der Geschichte der englischen Agronomie, strotzenden Rentrollen der Grundeigentümer und schwellendem Reichtum der kapitalistischen Pächter. Nimmt man dies zusammen mit der ununterbrochnen raschen Erweiterung des städtischen Absatzmarkts und der Herrschaft des Freihandeis, so war der Landarbeiter post tot discrimina rerum endlich in Verhältnisse gestellt, die ihn, secundum artem glückstoll machen mußten.[706]

Professor Rogers gelangt dagegen zum Resultat, daß der englische Landarbeiter heutigentags, gar nicht zu sprechen von seinem Vorgänger in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert, sondern nur verglichen mit seinem Vorgänger aus der Periode 1770-1780, seine Lage außerordentlich verschlechtert hat, daß »er wieder ein Leibeigner geworden ist«, und zwar schlecht gefütterter und behauster Leibeigner.962 Dr. Julian Hunter, in seinem epochemachenden Bericht über die Wohnlichkeit der Landarbeiter, sagt:

»Die Existenzkosten des hind« (der Zeit der Leibeigenschaft angehöriger Name für den Landarbeiter) »sind fixiert zu dem möglichst niedrigen Betrag, womit er leben kann... sein Lohn und Obdach sind nicht berechnet auf den aus ihm herauszuschlagenden Profit. Er ist eine Null in den Berechnungen des Pächters963... Seine Subsistenzmittel werden stets als eine fixe Quantität behandelt.«964 »Was irgendeine weitere Reduktion seines Einkommens angeht, so kann er sagen: nihil habeo, nihil curo. Er hat keine Furcht für die Zukunft, weil er über nichts verfügt außer dem, was zu seiner Existenz absolut unentbehrlich ist. Er hat den Gefrierpunkt erreicht, von dem die Berechnungen des Pächters als Datum ausgehn. Komme, was wolle, er hat keinen Anteil an Glück oder Unglück.«965

Im Jahre 1863 fand eine offizielle Untersuchung über die Verpflegungs- und Beschäftigungszustände der zu Transportation und öffentlicher Zwangsarbeit verurteilten Verbrecher statt. Die Resultate sind in zwei dickleibigen Blaubüchern niedergelegt.

»Eine sorgfältige Vergleichung«, heißt es unter anderem, »zwischen der Diät der Verbrecher in den Gefängnissen von England und der der Paupers in Workhouses und der freien Landarbeiter desselben Landes zeigt unstreitig, daß die erstern viel besser[707] genährt sind als irgendeine der beiden andren Klassen«966, während »die Arbeitsmasse, die von einem zu öffentlicher Zwangsarbeit Verurteilten verlangt wird, ungefähr die Hälfte der vom gewöhnlichen Landarbeiter verrichteten beträgt.«967

Einige wenige charakteristische Zeugenaussagen: John Smith, Direktor des Gefängnisses zu Edinburgh, verhört.

Nr. 5056: »Die Diät in den englischen Gefängnissen ist viel besser als die der gewöhnlichen Landarbeiter.« Nr. 5057: »Es ist Tatsache, daß die gewöhnlichen Agrikulturarbeiter Schottlands sehr selten irgendwelches Fleisch erhalten.« Nr. 3047: »Kennen Sie irgendeinen Grund für die Notwendigkeit, die Verbrecher viel besser (much better) zu nähren als gewöhnliche Landarbeiter? – Sicher nicht.« Nr. 3048: »Halten Sie es für angemessen, weitere Experimente zu machen, um die Diät zu öffentlichen Zwangsarbeiten verurteilter Gefangenen der Diät freier Landarbeiter nahe zu bringen?«968 »Der Landarbeiter«, heißt es, »könnte sagen: Ich arbeite hart und habe nicht genug zu essen. Als ich im Gefängnis war, arbeitete ich nicht so hart und hatte Essen in Fülle, und darum ist es besser für mich, im Gefängnis als im Freien zu sein.«969

Aus den dem ersten Band des Berichts angehängten Tabellen ist eine vergleichende Übersicht zusammengestellt.


Wöchentlicher Nahrungsbetrag970


Stickstoff— Stickstoff— Mineralische Gesamt—
haltige Be— freie Be— Bestandteile summe
standteile standteile
Unzen Unzen Unzen Unzen
Verbrecher im Gefängnis von Portland 28,95 150,06 4,68 183,69
Matrose in der köngl. Marine 29,63 152,91 4,52 187,06
Soldat 25,55 114,49 3,94 143,98
Kutschenmacher (Arbeiter) 24,53 162,06 4,23 190,82
Setzer 21,24 100,83 3,12 125,19
Landarbeiter 17,73 118,06 3,29 139,08

Das allgemeine Resultat der ärztlichen Untersuchungskommission von 1863 über den Nahrungszustand der schlechter genährten Volksklassen ist dem Leser bereits bekannt. Er erinnert sich, daß die Diät eines großen Teils der Landarbeiterfamilien unter dem Minimalmaß »zur Abwehr von Hungerkrankheiten«[708] steht. Es ist dies namentlich der Fall in allen rein agrikolen Distrikten von Cornwall, Devon, Somerset, Wilts, Stafford, Oxford, Berks und Herts.

»Die Nahrung, die der Landarbeiter erhält«, sagt Dr. Smith, »ist größer, als das Durchschnittsquantum anzeigt, da er selbst einen viel größeren, für seine Arbeit unentbehrlichen Teil der Lebensmittel erhält als seine übrigen Familienglieder, in den ärmeren Distrikten fast alles Fleisch oder Speck. Das Quantum Nahrung, das der Frau zufällt und ebenso den Kindern in ihrer Periode raschen Wachstums, ist in vielen Fällen, und zwar in fast allen Grafschaften, mangelhaft, hauptsächlich an Stickstoff.«971

Die bei den Pächtern selbst wohnenden Knechte und Mägde werden reichlich genährt. Ihre Zahl fiel von 288277 im Jahre 1851 auf 204962 im Jahr 1861.

»Die Arbeit der Weiber auf freiem Feld«, sagt Dr. Smith, »von welchen sonstigen Nachteilen auch immer begleitet, ist unter gegenwärtigen Umständen von großem Vorteil für die Familie, denn sie liefert derselben Mittel für Beschuhung, Kleidung, Zahlung der Hausrente, und befähigt sie so, besser zu essen.«972

Eins der merkwürdigsten Resultate dieser Untersuchung war, daß der Landarbeiter in England bei weitem schlechter genährt ist als in den andren Teilen des Vereinigten Königreichs (»is considerably the worst fed«), wie die Tabelle zeigt.


Wöchentlicher Konsum von Kohlenstoff und Stickstoff durch den ländlichen Durchschnittsarbeiter


KohlenstoffStickstoff

GranGran

England406731594

Wales483542031

Schottland489802348

Irland433662434973


[709] »Jede Seite von Dr. Hunters Bericht«, sagt Dr. Simon in seinem offiziellen Gesundheitsbericht, »gibt Zeugnis von der unzureichenden Quantität und elenden Qualität der Wohnlichkeit unsres Landarbeiters. Und seit vielen Jahren hat sich sein Zustand progressiv in dieser Hinsicht verschlechtert. Es ist jetzt viel schwerer für ihn, Hausraum zu finden, und, wenn gefunden, ist er seinen Bedürfnissen viel weniger entsprechend, als vielleicht seit Jahrhunderten der Fall war. Besonders innerhalb der letzten 30 oder 20 Jahre ist das Übel in raschem Wachstum begriffen, und die Wohnlichkeitsverhältnisse des Landmanns sind jetzt im höchsten Grad kläglich. Außer soweit diejenigen, die seine Arbeit bereichert, es der Mühe wert halten, ihn mit einer Art von mitleidiger Nachsicht zu behandeln, ist er ganz hilflos in der Sache. Ob er Behausung findet auf dem Land, welches er bebaut, ob sie menschlich oder schweinisch ist, ob mit kleinem Garten, der den Druck der Armut so sehr erleichtert, alles das hängt nicht von seiner Bereitheit oder Fähigkeit zur Zahlung einer angemeßnen Miete ab, sondern von dem Gebrauch, den andre von ›dem Recht, mit ihrem Eigentum zu tun, was sie wollen‹, zu machen belieben. Eine Pachtung mag noch so groß sein, es existiert kein Gesetz, daß auf ihr eine bestimmte Anzahl von Arbeiterwohnungen, und nun gar anständigen, stehen muß; ebensowenig behält das Gesetz dem Arbeiter auch nur das kleinste Recht auf den Boden vor, für welchen seine Arbeit so notwendig ist wie Regen und Sonnenschein... Ein notorischer Umstand wirft noch ein schweres Gewicht in[710] die Waagschale gegen ihn..., der Einfluß des Armengesetzes mit seinen Bestimmungen über Niederlassung und Belastung zur Armensteuer.974 Unter seinem Einfluß hat jede Pfarrei ein Geldinteresse, die Zahl ihrer residierenden Landarbeiter auf ein Minimum zu beschränken; denn unglücklicherweise führt die Landarbeit, statt sichre und permanente Unabhängigkeit dem hartschanzenden Arbeiter und seiner Familie zu verbürgen, meist nur auf längerem oder kürzerem Umweg zum Pauperismus, einem Pauperismus, der während des ganzen Wegs so nahe ist, daß jede Krankheit oder irgendein vorübergehender Mangel an Beschäftigung unmittelbar die Zuflucht zur Pfarreihilfe ernötigt; und daher ist alle Ansässigkeit einer Ackerbaubevölkerung in einer Pfarrei augenscheinlich ein Zuschuß zu ihrer Armensteuer... Große Grundeigentümer975 haben nur zu beschließen, daß keine Arbeiterwohnungen auf ihren Gütern stehn sollen, und sie befreien sich sofort von der Hälfte ihrer Verantwortlichkeit für die Armen. Wieweit die englische Konstitution und das Gesetz diese Art unbedingtes Grundeigentum beabsichtigten, welches einen Landlord, der ›mit seinem Eignen tut, was er will‹, befähigt, die Bebauer des Bodens wie Fremde zu behandeln und sie von seinem Territorium zu verjagen, ist eine Frage, deren Diskussion nicht in meinen Bereich fällt... Diese Macht der Eviktion ist keine bloße Theorie. Sie wird praktisch auf der größten Stufenleiter geltend gemacht. Sie ist einer der Umstände, welche die Wohnlichkeitsverhältnisse des Landarbeiters beherrschen... Den Umfang des Übels mag man aus[711] dem letzten Zensus beurteilen, wonach die Zerstörung von Häusern, trotz vermehrter lokaler Nachfrage für dieselben, während der letzten 10 Jahre, in 821 verschiednen Distrikten von England fortschritt, so daß, abgesehn von den Personen, die gezwungen wurden, Nichtresidierende« (nämlich in dem Kirchspiel, worin sie arbeiten) »zu werden, 1861 verglichen mit 1851 eine um 5 1/3% größere Bevölkerung in einen um 4 1/2% kleineren Hausraum gedrängt wurde... Sobald der Entvölkerungsprozeß sein Ziel erreicht hat, ist das Resultat, sagt Dr. Hunter, ein Schaudorf (show-village), wo die Cottages auf wenige reduziert sind und wo niemand leben darf außer Schafhirten, Gärtnern und Wildhütern, reguläre Bediente, welche die in ihrer Klasse gewohnheitsmäßige gute Behandlung von der gnädigen Herrschaft erhalten.976 Aber das Land bedarf der Bebauung, und man wird finden, daß die darauf beschäftigten Arbeiter keine Haussassen des Grundeigentümers sind, sondern von einem offnen Dorf herkommen, vielleicht 3 Meilen weit entfernt, wo eine zahlreiche kleine Hauseigentümerschaft sie aufnahm, nach Zerstörung ihrer Cottages in den geschloßnen Dörfern. Wo die Dinge diesem Resultat zustreben, bezeugen die Cottages meist durch ihr elendes Aussehn das Schicksal, zu dem sie verdammt sind. Man findet sie auf den verschiednen Stufen natürlichen Verfalls. Solange das Obdach zusammenhält, wird dem Arbeiter erlaubt, Rente dafür zu zahlen, und er ist oft sehr froh, dies tun zu dürfen, selbst wenn er den Preis einer guten Wohnung zu zahlen hat. Aber keine Reparatur, keine Ausbesserung, außer die der pfenniglose Inhaber leisten kann. Wird es endlich zuletzt ganz unbewohnbar, so ist es nur eine zerstörte Cottage mehr und so viel künftige Armensteuer weniger. Während die großen Eigentümer die Armensteuer so von sich abwälzen durch Entvölkerung des von ihnen kontrollierten Grund und Bodens, nimmt das nächste Landstädtchen oder offne Ortschaft die hinausgeworfnen Arbeiter auf; die nächste, sage ich, aber dies ›nächste‹ mag 3 oder 4 Meilen vom Pachthof sein, wo der Arbeiter sich täglich abzuplacken hat. So wird seinem Tageswerk, als ob es gar nichts sei, die Notwendigkeit eines täglichen Marsches von 6 oder 8 Meilen zur Verdienung seines täglichen Brotes hinzugefügt. Alle von seiner Frau und seinen Kindern verrichtete Landarbeit geht jetzt unter denselben erschwerenden Umständen vor. Und dies ist nicht das ganze Übel, welches ihm die Entfernung verursacht. In der offnen Ortschaft kaufen Bauspekulanten Bodenfetzen, welche sie so dicht wie möglich mit den wohlfeilsten aller möglichen Spelunken besäen. Und in diesen elenden Wohnlichkeiten, die sogar, wenn sie auf das offne Land münden, die ungeheuerlichsten Charakterzüge der schlechtesten Stadtwohnungen teilen, hocken die Ackerbauarbeiter Englands977...[712] Andrerseits muß man sich nur nicht einbilden, daß selbst der auf dem Grund und Boden, den er bebaut, behauste Arbeiter eine Wohnlichkeit findet, wie sie sein Leben produktiver Industrie verdient. Selbst auf den fürstlichsten Gütern ist seine Cottage oft von der allerjämmerlichsten Art. Es gibt Landlords, die einen Stall gut genug für ihre Arbeiter und deren Familien glauben und die es dennoch nicht verschmähn, aus ihrer Miete so viel Bares als möglich herauszuschlagen.978 Es mag nur[713] eine verfallende Hütte mit einer Schlafstube sein, ohne Feuerherd, ohne Abtritt, ohne öffenbare Fenster, ohne Wasserzufuhr außer dem Graben, ohne Garten, der Arbeiter ist hilflos gegen die Unbill. Und unsre gesundheitspolizeilichen Gesetze (The Nuisances Removal Acts) sind ein toter Buchstabe. Ihre Ausführung ist ja grade den Eigentümern anvertraut, welche solche Löcher vermieten... Man muß sich durch ausnahmsweise lichtvollere Szenen nicht blenden lassen über das erdrückende Übergewicht der Tatsachen, die ein Schandfleck der englischen Zivilisation sind. Schauderhaft muß in der Tat die Lage der Dinge sein, wenn, trotz der augenfälligen Ungeheuerlichkeit der gegenwärtigen Behausung, kompetente Beobachter einstimmig zu dem Schlußresultat gelangen, daß selbst die allgemeine Nichtswürdigkeit der Wohnungen noch ein unendlich minder drückendes Übel ist als ihr bloß numerischer Mangel. Seit Jahren war die Überstopfung der Wohnungen der Landarbeiter ein Gegenstand tiefen Kummers nicht nur für Personen, die auf Gesundheit, sondern für alle, die auf anständiges und moralisches Leben halten. Denn, wieder und wieder, in Ausdrücken so gleichförmig, daß sie stereotypiert zu sein scheinen, denunzieren die Berichterstatter über die Verbreitung epidemischer Krankheiten in den ländlichen Distrikten Hausüberfüllung als eine Ursache, die jeden Versuch, den Fortschritt einer einmal eingeführten Epidemie aufzuhalten, durchaus vereitelt. Und wieder und wieder ward nachgewiesen, daß den vielen gesunden Einflüssen des Landlebens zum Trotz die Agglomeration, welche das Umsichgreifen ansteckender Krankheiten so sehr beschleunigt, auch die Entstehung nicht ansteckender Krankheiten fördert. Und die Personen, welche diesen Zustand denunziert haben, verschweigen weitres Unheil nicht. Selbst wo ihr ursprüngliches Thema nur die Gesundheitspflege betraf, waren sie beinahe gezwungen, auf die andren Selten des Gegenstandes einzugehn. Indem sie nachwiesen, wie häufig es sich ereignet, daß erwachsne Personen beiderlei Geschlechts, verheiratet und unverheiratet, zusammengehudelt (huddled) werden in engen Schlafstuben, mußten ihre Berichte die Überzeugung hervorrufen, daß unter den beschriebenen Umständen Scham- und Anstandsgefühl aufs gröbste verletzt und alle Moralität fast notwendig ruiniert wird979... Z.B. in Appendix meines letzten Berichts erwähnt Dr. Ord, in seinem Bericht über den Fieberausbruch zu Wing in Buckinghamshire, wie ein junger Mann von Wingrave mit Fieber dorthin kam. In den ersten Tagen seiner Krankheit schlief er mit 9 andren[714] Personen in einem Gemach zusammen. In zwei Wochen wurden verschiedne Personen ergriffen, im Verlauf weniger Wochen verfielen 5 von den 9 Personen dem Fieber, und eine starb! Gleichzeitig berichtete mir Dr. Harvey von St. Georges Spital, der Wing während der Epidemiezeit in Angelegenheiten seiner Privatpraxis besuchte, in demselben Sinne: ›Ein junges, fieberkrankes Frauenzimmer schlief nachts in derselben Stube mit Vater, Mutter, ihrem Bastardkind, zwei jungen Männern, ihren Brüdern, und ihren zwei Schwestern, jede mit einem Bastard, in allem 10 Personen. Wenige Wochen vorher schliefen 13 Kinder in demselben Raume.‹«980

Dr. Hunter untersuchte 5375 Landarbeiter-Cottages, nicht nur in den reinen Agrikulturdistrikten, sondern in allen Grafschaften Englands. Unter diesen 5375 hatten 2195 nur eine Schlafstube (oft zugleich Wohnstube), 2930 nur 2 und 250 mehr als 2. Ich will für ein Dutzend Grafschaften eine kurze Blütenlese geben.


1. Bedfordshire.

Wrestlingworth: Schlafzimmer ungefähr 12 Fuß lang und 10 breit, obgleich viele kleiner sind. Die kleine einstöckige Hütte wird oft durch Bretter in zwei Schlafstuben geteilt, oft ein Bett in einer Küche 5 Fuß 6 Zoll hoch. Miete 3 Pfd. St. Die Mieter haben ihre eignen Abtritte zu bauen, der Hauseigentümer liefert nur ein Loch. Sooft einer einen Abtritt baut, wird letzterer von der ganzen Nachbarschaft benutzt. Ein Haus namens Richardson von unerreichbarer Schöne. Seine Mörtelwände bauschten aus wie ein Damenkleid beim Knix. Ein Giebelende war konvex, das andre konkav, und auf dem letztren stand unglücklicherweise ein Schornstein, ein krummes Rohr von Lehm und Holz gleich einem Elefantenrüssel. Ein langer Stock diente als Stütze, um den Fall des Schornsteins zu verhindern. Tür und Fenster rautenförmig. Von 17 besuchten Häusern nur 4 mit mehr als 1 Schlafzimmer und diese 4 überstopft. Die einschläfrigen Cots bargen 3 Erwachsne mit 3 Kindern, ein verheiratetes Paar mit 6 Kindern usw.

Dunton: Hohe Hausrenten, von 4 bis 5 Pfd. St., Wochenlohn der Männer 10 sh. Sie hoffen, durch Strohflechten der Familie die Miete herauszuschlagen. Je höher die Hausmiete, desto größer die Zahl, die sich zusammentun muß, um sie zu zahlen. Sechs Erwachsne, die mit 4 Kindern in einer Schlafstube, zahlen dafür 3 Pfd. St. 10 sh. Das wohlfeilste Haus in Dunton, von der Außenseite 15 Fuß lang, 10 breit, vermietet für 3 Pfd. St. Nur eins von den 14 untersuchten Häusern hatte zwei Schlafstuben. Etwas vor dem Dorf ein Haus, von den Insassen bekotet vor seinen Außenwänden,[715] die untern 9 Zoll der Tür verschwunden durch reinen Verfaulungsprozeß, einige Ziegelsteine von innen sinnreich des Abends beim Zuschließen vorgeschoben und mit etwas Matte verhangen. Ein halbes Fenster, samt Glas und Rahmen, war ganz den Weg alles Fleisches gegangen. Hier, ohne Möbel, hudelten 3 Erwachsne und 5 Kinder zusammen. Dunton ist nicht schlimmer als der Rest der Biggleswade Union.


2. Berkshire.

Beenham: Juni 1864 lebte ein Mann, Frau, 4 Kinder in einem Cot (einstöckigen Cottage). Eine Tochter kam heim aus dem Dienst mit Scharlachfieber. Sie starb. Ein Kind erkrankte und starb. Die Mutter und ein Kind litten am Typhus, als Dr. Hunter gerufen wurde. Der Vater und ein Kind schliefen auswärts, aber die Schwierigkeit, Isolierung zu sichern, zeigte sich hier, denn im vollgepfropften Markt des elenden Dorfs lag das Leinen des fiebergeschlagnen Hauses, auf Wäsche wartend. – Die Miete von H.'s Haus 1 sh. wöchentlich; das eine Schlafzimmer für ein Paar und 6 Kinder. Ein Haus vermietet zu 8 d. (wöchentlich), 14 Fuß 6 Zoll lang, 7 Fuß breit, Küche 6 Fuß hoch; das Schlafzimmer ohne Fenster, Feuerplatz, Tür noch Öffnung, außer nach dem Gang zu, kein Garten. Ein Mann lebte hier vor kurzem mit zwei erwachsnen Töchtern und einem aufwachsenden Sohn; Vater und Sohn schliefen auf dem Bett, die Mädchen auf dem Hausgang. Jede hatte ein Kind, solange die Familie hier lebte, aber eine ging zum Workhouse für ihre Entbindung und kehrte dann heim.


3. Buckinghamshire.

30 Cottages – auf 1000 Acres Land – enthalten hier ungefähr 130-140 Personen. Die Pfarrei von Bradenham umfaßt 1000 Acres; sie hatte 1851 36 Häuser und eine Bevölkerung von 84 Manns- und 54 Weibspersonen. Diese geschlechtliche Ungleichheit geheilt 1861, wo sie 98 männlichen und 87 weiblichen Geschlechts zählte, Zuwachs in 10 Jahren von 14 Männern und 33 Weibern. Unterdes hatte die Häuserzahl um 1 abgenommen.

Winslow: Großer Teil davon neu gebaut in gutem Stil; Nachfrage nach Häusern scheint bedeutend, weil sehr armselige Cots vermietet zu 1 sh. und 1 sh. 3 d. per Woche.

Water Eaton: Hier haben die Eigentümer im Angesicht wachsender Bevölkerung ungefähr 20% der existierenden Häuser zerstört. Ein armer Arbeiter, der ungefähr 4 Meilen zu seinem Werk zu gehn hatte, antwortete auf die Frage, ob er kein Cot näher finden könnte: »Nein, sie werden[716] sich verdammt hüten, einen Mann mit meiner großen Familie aufzunehmen.«

Tinker's End, bei Winslow: Eine Schlafstube, worin 4 Erwachsne und 5 Kinder, 11 Fuß lang, 9 Fuß breit, 6 Fuß 5 Zoll hoch am höchsten Punkt; ein andres 11 Fuß 7 Zoll lang, 9 Fuß breit, 5 Fuß 10 Zoll hoch, beherbergte 6 Personen. Jede dieser Familien hatte weniger Raum als nötig für einen Galeerensträfling. Kein Haus hatte mehr als ein Schlafzimmer, keins eine Hintertür. Wasser sehr selten. Wochenmiete von 1 sh. 4 d. zu 2 sh. In 16 untersuchten Häusern nur ein einziger Mann, der 10 sh. wöchentlich verdiente. Das Luftreservoir, jeder Person in dem erwähnten Falle gegönnt, entspricht dem, das ihr zugut käme, wenn des Nachts eingeschlossen in eine Schachtel von 4 Fuß Kubik. Allerdings bieten die alten Hütten eine Masse naturwüchsiger Ventilation.


4. Cambridgeshire.

Gamblingay gehört verschiednen Eigentümern. Es enthält die lumpigsten Cots, die man irgendwo finden kann. Viel Strohflechterei. Eine tödliche Mattheit, eine hoffnungslose Ergebung in Schmutz beherrscht Gamblingay. Die Vernachlässigung in seinem Zentrum wird zur Tortur an den Extremitäten, Nord und Süd, wo die Häuser stückweis abfaulen. Die abwesenden Landlords lassen dem armen Nest flott zur Ader. Die Mieten sind sehr hoch; 8 bis 9 Personen gepackt in ein einschläfriges Zimmer, in zwei Fällen 6 Erwachsne mit je 1 und 2 Kindern in einer kleinen Schlafstube.


5. Essex.

In dieser Grafschaft gehn in vielen Pfarreien Abnahme von Personen und Cottages Hand in Hand. In nicht weniger als 22 Pfarreien hat jedoch die Häuserzerstörung den Bevölkerungsanwachs nicht aufgehalten oder nicht die Expulsion bewirkt, welche unter dem Namen »Wanderung nach den Städten« überall vorgeht. In Fingringhoe, einer Pfarrei von 3443 Acres, standen 1851 145 Häuser, 1861 nur noch 110, aber das Volk wollte nicht fort und brachte es fertig, selbst unter dieser Behandlung zuzunehmen. Zu Ramsden Crays bewohnten 1851 252 Personen 61 Häuser, aber 1861 waren 262 Personen in 49 Häuser gequetscht. In Basildon lebten 1851 auf 1827 Acres 157 Personen in 35 Häusern, am Ende des Dezenniums 180 Personen in 27 Häusern. In den Pfarreien von Fingringhoe, South Fambridge, Widford, Basildon und Ramsden Crays lebten 1851 auf 8449 Acres 1392[717] Personen in 316 Häusern, 1861 auf demselben Areal 1473 Personen in 249 Häusern.


6. Herefordshire.

Diese kleine Grafschaft hat mehr gelitten vom »Eviktionsgeist« als irgendeine andre in England. Zu Madley gehören die überstopften Cottages, meist mit 2 Schlafzimmern, großenteils den Pächtern. Sie vermieten selbe leicht zu 3 oder 4 Pfd. St. per Jahr und zahlen Wochenlohn von 9 sh.!


7. Huntingdonshire.

Hartford hatte 1851 87 Häuser, kurz nachher 19 Cottages zerstört in dieser kleinen Pfarrei von 1720 Acres; Einwohnerschaft 1831: 452 Personen, 1851: 382 und 1861: 341. Vierzehn einschläfrige Cots untersucht. In einem 1 verheiratetes Paar, 3 erwachsne Söhne, 1 erwachsnes Mädchen, 4 Kinder, zusammen 10; in einem andren 3 Erwachsne, 6 Kinder. Eine dieser Stuben, worin 8 Personen schliefen, war 12 Fuß 10 Zoll lang, 12 Fuß 2 Zoll breit, 6 Fuß 9 Zoll hoch; Durchschnittsmaß, ohne Abzug der Vorsprünge, ergab ungefähr 130 Kubikfuß per Kopf. In den 14 Schlafstuben 34 Erwachsne und 33 Kinder. Diese Cottages selten mit Gärtchen versehn, aber viele der Insassen konnten kleine Fetzen Land, 10 oder 12 sh. per rood (1/4 Acre) pachten. Diese allotments sind entfernt von den abtrittslosen Häusern. Die Familie muß entweder zu ihrer Parzelle gehn, um ihre Exkremente abzulagern, oder, wie es mit Respekt zu melden hier geschieht, die Schublade eines Schranks damit füllen. Sobald sie voll, wird sie ausgezogen und dort entleert, wo ihr Inhalt nötig ist. In Japan geht der Zirkellauf der Lebensbedingungen reinlicher vonstatten.


8. Lincolnshire.

Langtoft: Ein Mann wohnt hier in Wrights Haus mit seiner Frau, ihrer Mutter und 5 Kindern; das Haus hat Vorderküche, Spülkammer, Schlafzimmer über der Vorderküche; Vorderküche und Schlafstube 12 Fuß 2 Zoll lang, 9 Fuß 5 Zoll breit, die ganze Grundfläche 21 Fuß 3 Zoll lang, 9 Fuß 5 Zoll breit. Die Schlafstube ist ein Dachraum. Die Wände laufen zuckerhutig an der Decke zusammen, und ein Klappfenster öffnet sich in der Front. Warum wohnte er hier? Garten? Außerordentlich winzig. Miete? Hoch, 1 sh. 3 d. per Woche. Nah seiner Arbeit? Nein, 6 Meilen entfernt, so daß er täglich 12 Meilen hin und her vermarschiert. Er wohnte da, weil es ein vermietbares Cot war und weil er ein Cot für sich allein haben wollte,[718] irgendwo, zu irgendeinem Preis, in irgendeinem Zustand. Folgendes ist die Statistik von 12 Häusern in Langtoft mit 12 Schlafstuben, 38 Erwachsnen und 36 Kindern:


12 Häuser in Langtoft


Häuser Schlaf— Er— Kinder Per— Häuser Schlaf— Er— Kinder Per—
stuben wachs— sonen— stuben wachs sonen—
ne zahl ne zahl
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
1 1 3 5 8 1 1 3 3 6
1 1 4 3 7 1 1 3 2 5
1 1 4 4 8 1 1 2 0 2
1 1 5 4 9 1 1 2 3 5
1 1 2 2 4 1 1 3 3 6
1 1 5 3 8 1 1 2 4 6

9. Kent.

Kennington, höchst traurig überfüllt 1859, als die Diphtherie erschien und der Kirchspielsarzt eine amtliche Untersuchung über die Lage der ärmeren Volksklasse veranstaltete. Er fand, daß in dieser Ortschaft, wo viel Arbeit nötig, verschiedne Cots zerstört und keine neuen erbaut worden waren. In einem Bezirk standen 4 Häuser, birdcages (Vogelkäfige) benamst; jedes hatte 4 Zimmer mit den folgenden Dimensionen in Fuß und Zoll:


Küche9,5 * 8,11 * 6,6

Spülkammer8,6 * 4,6 * 6,6

Schlafzimmer8,5 * 5,10 * 6,3

Schlafzimmer8,3 * 8,4 * 6,3


10. Northamptonshire.

Brixworth, Pitsford und Floore: In diesen Dörfern lungern im Winter 20-30 Mann aus Arbeitsmangel auf den Straßen herum. Die Pächter bestellen nicht immer hinreichend das Korn- und Wurzelland, und der Landlord hat es passend gefunden, alle seine Pachten in 2 oder 3 zusammenzuwerfen. Daher Mangel an Beschäftigung. Während von der einen Seite des Grabens das Feld nach Arbeit schreit, werfen ihm die geprellten Arbeiter von der andren Seite sehnsüchtige Blicke zu. Fieberhaft überarbeitet im Sommer und halbverhungert im Winter, ist es kein Wunder, wenn sie in ihrem eignen Dialekt sagen, daß »the parson and gentlefolks seem fritto death at them«981[719]

Zu Floore Beispiele von Paaren mit 4, 5, 6 Kindern in einer Schlafstube kleinster Ausgabe, ditto 3 Erwachsne mit 5 Kindern, ditto ein Paar mit Großvater und 6 scharlachkranken Kindern etc.; in 2 Häusern mit 2 Schlafstuben 2 Familien von je 8 und 9 Erwachsnen.


11. Wiltshire.

Stratton: 31 Häuser besucht, 8 mit nur einer Schlafstube; Penhill in derselben Pfarrei. Ein Cot vermietet zu 1 sh. 3 d. wöchentlich an 4 Erwachsne und 4 Kinder, hatte außer guten Wänden nichts Gutes an sich, vom Estrich aus rauhgehaunen Steinen bis zum faulen Strohdach.


12. Worcestershire.

Hauszerstörung hier nicht ganz so arg; doch von 1851-1861 vermehrte sich das Personal per Haus von 4,2 zu 4,6 Individuen.

Badsey: Viele Cots und Gärtchen hier. Einige Pächter erklären die Cots »a great nuisance here, because they bring the poor«. (Die Cots großer Mißstand, weil sie die Armen herbringen.) Auf die Äußerung eines Gentleman:

»Die Armen sind deswegen um nichts besser dran; wenn man 500 Cots baut, gehn sie wie die Wecken ab, in der Tat, je mehr man davon baut, desto mehr sind nötig« –

die Häuser bringen nach ihm die Einwohner hervor, die naturgesetzlich auf »die Mittel der Behausung« drücken –, bemerkt Dr. Hunter:

»Nun, diese Armen müssen irgendwoher kommen, und da keine besondre Attraktion, wie milde Gaben, in Badsey existiert, muß Repulsion von einem noch unbequemeren Platz existieren, der sie hierhin treibt. Könnte jeder ein Cot und ein Stückchen Land in der Nähe seines Arbeitsplatzes finden, so würde er solche sicher Badsey vorziehn, wo er für seine Handvoll Boden zweimal soviel zahlt als der Pächter für den seinen.«

Die beständige Emigration nach den Städten, die beständige »Überzähligmachung« auf dem Land durch Konzentration von Pachtungen, Verwandlung von Acker in Weide, Maschinerie usw. und die beständige Eviktion der Landbevölkerung durch Zerstörung der Cottages gehn Hand in Hand. Je menschenleerer der Distrikt, desto größer seine »relative Übervölkerung«, desto größer ihr Druck auf die Beschäftigungsmittel, desto größer der absolute Überschuß des Landvolks über seine Behausungsmittel, desto größer also in den Dörfern die lokale Überpopulation und die pestilenzialischste Menschenzusammenpackung. Die Verdichtung des Menschenknäuels in zerstreuten kleinen Dörfern und Marktflecken entspricht der[720] gewaltsamen Menschenentleerung auf der Oberfläche des Landes. Die ununterbrochne »Überzähligmachung« der Landarbeiter trotz ihrer abnehmenden Anzahl und mit der wachsenden Masse ihres Produkts ist die Wiege ihres Pauperismus. Ihr eventueller Pauperismus ist ein Motiv ihrer Eviktion und die Hauptquelle ihrer Wohnlichkeitsmisere, welche die letzte Widerstandsfähigkeit bricht und sie zu reinen Sklaven der Grundherrn982 und Pächter macht, so daß das Minimum des Arbeitslohns sich zum Naturgesetz für sie befestigt. Andrerseits ist das Land trotz seiner beständigen »relativen Übervölkerung« zugleich untervölkert. Dies zeigt sich nicht nur lokal auf solchen Punkten, wo der Menschenabfluß nach den Städten, Minen, Eisenbahnbauten usw. zu rasch vorgeht, es zeigt sich überall sowohl zur Erntezeit als im Frühling und Sommer während der zahlreichen Momente, wo die sehr sorgfältige und intensive englische Agrikultur Extrahände braucht. Es sind der Landarbeiter stets zu viel für die mittleren und stets zu wenig für die ausnahmsweisen oder temporären Bedürfnisse des Landbaus.983 Daher findet man in den offiziellen Dokumenten die widerspruchsvolle[721] Klage derselben Orte über gleichzeitigen Arbeitsmangel und Arbeitsüberfluß registriert. Der temporäre oder lokale Arbeitsmangel bewirkt keine Erhöhung des Arbeitslohns, sondern Pressung von Weibern und Kindern in den Feldbau und Herabsteigen zu stets niedrigeren Altersstufen. Sobald die Weiber- und Kinderausbeutung größeren Spielraum gewinnt, wird sie ihrerseits ein neues Mittel zur Überzähligmachung des männlichen Landarbeiters und Niederhaltung seines Lohns. Im Osten Englands blüht eine schöne Frucht dieses cercle vicieux – das sog. Gangsystem (Gang- oder Bandensystem), worauf ich hier kurz zurückkomme.984

Das Gangsystem haust fast ausschließlich in Lincolnshire, Huntingdonshire, Cambridgeshire, Norfolk, Suffolk und Nottinghamshire, sporadisch in den benachbarten Grafschaften von Northampton, Bedford und Rutland. Als Beispiel diene hier Lincolnshire. Ein großer Teil dieser Grafschaft ist neu, früheres Moor oder auch, wie in andren der genannten östlichen Grafschaften, der See erst abgewonnenes Land. Die Dampfmaschine hat für die Entwässerung Wunder gewirkt. Früherer Morast und Sandboden trägt jetzt ein üppiges Kornmeer und die höchsten Grundrenten. Dasselbe gilt von dem künstlich gewonnenen Alluvialland, wie in der Insel von Axholme und den andren Pfarreien am Ufer des Trent. Im Maß, wie die neuen Pachten entstanden, wurden nicht nur keine neuen Cottages gebaut, sondern alte niedergerissen, die Arbeitszufuhr aber verschafft aus den meilenweit entfernten offnen Dörfern längs den Landstraßen, die an Hügelrücken vorbeischlängeln. Dort hatte die Bevölkerung früher allein Schutz vor den langanhaltenden Winterüberschwemmungen gefunden. Auf den Pachten von 400 bis 1000 Acres ansässige Arbeiter (sie heißen hier »confined labourers«) dienen ausschließlich zur permanenten schweren und mit Pferden verrichteten Landarbeit. Auf je 100 Acres (1 Acre = 40,49 Aren oder 1,584[722] preußische Morgen) kommt im Durchschnitt kaum eine Cottage. Ein Fenlandpächter z.B. sagt aus vor der Untersuchungskommission:

»Meine Pachtung erstreckt sich über 320 Acres, alles Kornland. Sie hat keine Cottage. Ein Arbeiter wohnt jetzt bei mir. Ich habe vier Pferdemänner in der Umgegend logierend. Das leichte Werk, wozu zahlreiche Hände nötig, wird durch Gänge vollbracht.«985

Der Boden erheischt viel leichtes Feldwerk wie Ausjäten des Unkrauts, Behackung, gewisse Düngeroperationen, Auflesen der Steine usw. Es wird verrichtet durch die Gänge oder organisierten Banden, deren Wohnsitz in den offnen Ortschaften.

Der Gang besteht aus 10 bis 40 oder 50 Personen, nämlich Weibern, jungen Personen beiderlei Geschlechts (13-18 Jahr), obgleich Jungen meist mit dem 13. Jahr ausscheiden, endlich Kindern beiderlei Geschlechts (6 bis 13 Jahr). An der Spitze steht der Gangmaster (Gangmeister), immer ein gewöhnlicher Landarbeiter, meist ein sog. schlechter Kerl, Liederjahn, unstet, versoffen, aber mit einem gewissen Unternehmungsgeist und savoir-faire. Er wirbt den Gang, der unter ihm arbeitet, nicht unter dem Pächter. Mit letztrem akkordiert er meist auf Stückwerk, und sein Einkommen, das im Durchschnitt nicht sehr hoch über das eines gewöhnlichen Landarbeiters steigt986, hängt fast ganz ab vom Geschick, womit er in kürzester Zeit möglichst viel Arbeit aus seiner Bande flüssig zu machen weiß. Die Pächter haben entdeckt, daß Frauenzimmer nur unter männlicher Diktatur ordentlich arbeiten, daß aber Frauenzimmer und Kinder, wenn einmal im Zug, mit wahrem Ungestüm, was schon Fourier wußte, ihre Lebenskraft verausgaben, während der erwachsne männliche Arbeiter so heimtückisch ist, damit, soviel er kann, hauszuhalten. Der Gangmeister zieht von einem Gut zum andren und beschäftigt so seine Bande 6-8 Monate im Jahr. Seine Kundschaft ist daher viel einträglicher und sicherer für die Arbeiterfamilien als die des einzelnen Pächters, welcher nur gelegentlich Kinder beschäftigt. Dieser Umstand befestigt seinen Einfluß in den offnen Ortschaften so sehr, daß Kinder meist nur durch seine Vermittlung dingbar sind. Individuelles Verpumpen der letztren, getrennt vom Gang, bildet sein Nebengeschäft.[723]

Die »Schattenseiten« des Systems sind die Überarbeit der Kinder und jungen Personen, die ungeheuren Märsche, die sie täglich zu und von den 5, 6 und manchmal 7 Meilen entfernten Gütern zurücklegen, endlich die Demoralisation des »Gangs«. Obgleich der Gangmeister, der in einigen Gegenden »the driver« (Treiber) heißt, mit einem langen Stabe ausgerüstet ist, wendet er solchen jedoch nur selten an, und Klage über brutale Behandlung ist Ausnahme. Er ist ein demokratischer Kaiser oder eine Art Rattenfänger von Hameln. Er bedarf also der Popularität unter seinen Untertanen und fesselt sie an sich durch das unter seinen Auspizien blühende Zigeunertum. Rohe Ungebundenheit, lustige Ausgelassenheit und obszönste Frechheit leihen dem Gangs Flügel. Meist zahlt der Gangmeister in einer Kneipe aus und kehrt dann wohl wankend, rechts und links gestützt auf ein stämmiges Frauenmensch, an der Spitze des Zuges heim, die Kinder und jungen Personen hinterher tollend, Spott und Zotenlieder singend. Auf dem Rückweg ist das, was Fourier »Phanerogamie« nennt, an der Tagesordnung. Die Schwängerung dreizehn- und vierzehnjähriger Mädchen durch ihre männlichen Altersgenossen ist häufig. Die offnen Dörfer, welche das Kontingent des Gangs stellen, werden Sodoms und Gomorrhas987 und liefern doppelt soviel uneheliche Geburten als der Rest des Königreichs. Was in dieser Schule gezüchtete Mädchen als verheiratete Frauen in der Moralität leisten, ward schon früher angedeutet. Ihre Kinder, soweit Opium ihnen nicht den Garaus macht, sind geborne Rekruten des Gangs.

Der Gang in seiner eben beschriebenen klassischen Form heißt öffentlicher, gemeiner oder Wandergang (public, common or tramping gang). Es gibt nämlich auch Privatgänge (private gangs). Sie sind zusammengesetzt wie der Gemeingang, zählen aber weniger Köpfe und arbeiten, statt unter dem Gangmeister, unter einem alten Bauernknecht, den der Pächter nicht besser zu verwenden weiß. Der Zigeunerhumor verschwindet hier, aber nach allen Zeugenaussagen verschlechtern sich Zahlung und Behandlung der Kinder.

Das Gangsystem, das sich seit den letzten Jahren beständig ausdehnt988, existiert offenbar nicht dem Gangmeister zulieb. Es existiert zur Bereicherung[724] der großen Pächter989, resp. Grundherrn990. Für den Pächter gibts keine sinnreichere Methode, sein Arbeiterpersonal tief unter dem normalen Niveau zu halten und dennoch für alles Extrawerk stets die Extrahand bereit zu haben, mit möglichst wenig Geld möglichst viel Arbeit herauszuschlagen991 und den erwachsnen männlichen Arbeiter »überzählig« zu machen. Nach der früheren Auseinandersetzung versteht man, wenn einerseits die größere oder geringere Beschäftigungslosigkeit des Landmanns zugestanden, andrerseits zugleich das Gangsystem wegen Mangels an männlicher Arbeit und ihrer Wanderung nach den Städten für »notwendig« erklärt wird.992 Das unkrautreine Feld und das Menschenunkraut von Lincolnshire usw. sind Pol und Gegenpol der kapitalistischen Produktion.993

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1962, Band 23, S. 701-725.
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