1. Smiths allgemeine Gesichtspunkte

[362] A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42:

»In jeder Gesellschaft löst sich der Preis jeder Ware schließlich auf in einen oder den andern dieser drei Teile« (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente) »oder in alle drei; und in jeder fortgeschrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger, als Bestandteile in den Preis des weitaus größten Teils der Waren ein«44; oder, wie es weiter heißt, p. 43: »Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerts.«

Wir werden weiter unten diese Lehre A. Smiths über die »Bestandteile des Preises der Waren«, resp. »alles Tauschwerts«, näher untersuchen. – Weiter heißt es:

»Da dies gilt mit Bezug auf jede besondre Ware einzeln genommen, muß es auch gelten für alle Waren in ihrer Gesamtheit, wie sie das ganze jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes ausmachen. Der gesamte Preis oder Tauschwert dieses jährlichen Produkts muß sich auflösen in dieselben drei Teile und verteilt werden unter[362] die verschiednen Bewohner des Landes, entweder als Lohn ihrer Arbeit oder als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes.« (B. II, ch. 2, p. 190.)

Nachdem A. Smith so den Preis sowohl aller Waren einzeln genommen wie »den ganzen Preis oder Tauschwert... des jährlichen Produkts des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes« aufgelöst hat in drei Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundeigentümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muß er doch auf einem Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element des Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen Roh- und Reineinkommen:

»Das Bruttoeinkommen sämtlicher Einwohner eines großen Landes begreift in sich das gesamte Jahresprodukt ihres Bodens und ihrer Arbeit; das Nettoeinkommenden Teil, der ihnen zur Verfügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens ihres fixen und zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Teil, den sie, ohne ihr Kapital anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrat stellen oder zu ihrem Unterhalt, Komfort und Vergnügen verausgaben können. Ihr wirklicher Reichtum steht ebenfalls im Verhältnis, nicht zu ihrem Brutto-, sondern zu ihrem Nettoeinkommen.« (Ib. p. 190.)

Wir bemerken hierzu:

1. A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Reproduktion, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er spricht nur von den Ausgaben für Erhaltung (maintaining) des fungierenden Kapitals. Die »Netto«-Revenue ist gleich dem Teil des jährlichen Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitalisten, der in den »Konsumtionsfonds« eingehn kann, aber der Umfang dieses Fonds darf nicht das fungierende Kapital angreifen (encroach upon capital). Ein Wertteil des individuellen wie des gesellschaftlichen Produkts löst sich also weder in Arbeitslohn noch in Profit oder Bodenrente auf, sondern in Kapital.

2. A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines Wortspiels, der Unterscheidung zwischen gross und net revenue, Roh- und Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist wie die ganze Kapitalistenklasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein an Stelle des in der Produktion verbrauchten Kapitals ein Warenprodukt, dessen Wert – darstellbar in proportionellen Teilen dieses Produkts selbst – einerseits den aufgewandten Kapitalwert ersetzt, daher Einkommen bildet und noch wörtlicher Revenue (revenu, Partizip von revenir, wiederkommen), aber notabene Kapitalrevenue oder Kapitaleinnahme; andrerseits Wertbestandteile, die »verteilt werden unter die verschiednen Bewohner des Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit oder als Profit ihres Kapitals oder als Rente ihres Grundbesitzes« – was man im gewöhnlichen Leben unter Einkommen versteht.[363] Der Wert des ganzen Produkts, sei es für den individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet darnach Einkommen für irgend jemand; aber einerseits Kapitaleinkommen, andrerseits von diesem verschiedne »Revenue«. Was also bei Analyse des Werts der Ware in seine Bestandteile entfernt wird, wird durch eine Hintertür – die Zweideutigkeit des Worts »Revenue« wieder eingeführt. Es können aber nur solche Wertbestandteile des Produkts »eingenommen« werden, die bereits in ihm existieren. Wenn Kapital als Revenue einkommen soll, so muß Kapital vorher verausgabt worden sein.

A. Smith sagt ferner:

»Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muß immer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung für die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt ist. Es ist dieser Überschuß allein, der den reinen oder Nettoprofit darstellt.«

〈Welcher Kapitalist versteht unter Profit notwendige Kapitalauslagen?}

»Was man Bruttoprofit nennt, umfaßt häufig nicht nur diesen Überschuß, sondern auch den für solche außergewöhnliche Verluste zurückbehaltnen Teil.« (B. I, ch. 9, p. 72.)

Dies heißt aber weiter nichts, als daß ein Teil des Mehrwerts, betrachtet als Teil des Bruttoprofits, einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muß. Diesen Assekuranzfonds schafft ein Teil der Surplusarbeit, die insofern Kapital direkt produziert, d.h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds. Was die Auslage für die »Erhaltung« des fixen Kapitals etc. angeht (siehe die oben zitierten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumierten fixen Kapitals durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die Erneuerung des alten Kapitalwerts in neuer Form. Was aber die Reparatur des fixen Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Erhaltungskosten rechnet, so gehört seine Kost mit zum Preis des vorgeschoßnen Kapitals. Daß der Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen zu müssen, ihn erst allmählich und je nach Bedürfnis während der Funktion des Kapitals anlegt und aus schon eingestecktem Profit anlegen kann, ändert nichts an der Quelle dieses Profits. Der Wertbestandteil, woraus er entspringt, beweist nur, daß der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für den Assekuranzfonds so für den Reparaturfonds.

A. Smith erzählt uns nun, daß von der Nettorevenue, d.h. der Revenue im spezifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschließen, aber auch der ganze Teil des zirkulierenden Kapitals, den die Erhaltung und die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung erheischt, in der Tat alles[364] Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds bestimmten Naturalform befindet.

»Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muß offenbar von der Nettorevenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerkzeuge instand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Umwandlung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit kann je einen Teil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann allerdings einen Teil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten Arbeiter den ganzen Wert ihres Lohns in ihrem unmittelbaren Konsumtionsvorrat anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht sowohl der Preis« 〈d.h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn} »wie das Produkt« 〈worin sich diese Arbeit verkörpert} »in diesen Konsumtionsvorrat ein; der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den andrer Leute, deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser Arbeiter erhöht wird.« (B. II, ch. 2, p. 190, 191.)

A. Smith stößt hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und denen, die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln wirken. Der Wert des Warenprodukts der erstern enthält einen Bestandteil gleich der Summe der Arbeitslöhne, d.h. dem Wert des im Ankauf von Arbeitskraft angelegten Kapitalteils; dieser Wertteil existiert körperlich als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern produzierten Produktionsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet für sie Revenue, aber weder für sie selbst noch für andre hat ihre Arbeit Produkte hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte bilden also selbst kein Element des Teils des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zu liefern, worin allein »Nettorevenue« realisierbar ist. A. Smith vergißt hier zuzusetzen, daß was für die Arbeitslöhne, ebenso gültig ist für den Wertbestandteil der Produktionsmittel, der als Mehrwert unter den Kategorien von Profit und Rente die Revenue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten bildet. Auch diese Wertbestandteile existieren in Produktionsmitteln, Nichtkonsumablem; erst nach ihrer Versilberung können sie ein ihrem Preis gemäßes Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter produzierten Konsumtionsmittel heben und in den individuellen Konsumtionsfonds ihrer Besitzer übertragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen, daß der Wertteil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher gleich ist dem Wert der innerhalb dieser Produktionssphäre fungierenden Produktionsmittel – der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel gemacht werden –, also ein Wertteil gleich dem Wert des hier angewandten konstanten Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch die Naturalform,[365] worin er existiert, sondern durch seine Kapitalfunktion, von jedem Revenue bildenden Wertbestandteil.

Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter – die unmittelbar Konsumtionsmittel produzieren – sind A. Smiths Bestimmungen nicht ganz exakt. Er sagt nämlich, daß in diesen Arten Arbeit beide, der Preis der Arbeit und das Produkt, eingehn in (go to) den unmittelbaren Konsumtionsfonds;

»der Preis« (d.h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) »in den Konsumtionsstock der Arbeiter und das Produkt in den andrer Leute (that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen erhöht werden durch die Arbeit dieser Arbeiter«.

Aber der Arbeiter kann nicht leben von dem »Preis« seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Arbeitslohn ausgezahlt wird; er realisiert dies Geld, indem er damit Konsumtionsmittel kauft; diese können z.T. aus Warensorten bestehn, die er selbst produziert hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches sein, welches nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht.

Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von der »Nettorevenue« eines Landes, fährt er fort:

»Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals notwendig von der Nettorevenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist, so ist doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des zirkulierenden Kapitals. Von den vier Teilen, woraus dies letztre Kapital besteht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die drei letztren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen und entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt oder aber in den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat. Derjenige Teil der konsumierbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des erstern« 〈des fixen Kapitals} »verwandt wird, geht allzumal in den letzren« 〈den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat} »und bildet einen Teil des Nettoeinkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei Teile des zirkulierenden Kapitals verringert daher die Nettorevenue der Gesellschaft um keinen andern Teil des Jahresprodukts außer demjenigen, der nötig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals.« (B. II, ch. 2, p. l91, 192.)

Dies ist nur die Tautologie, daß der Teil des zirkulierenden Kapitals, der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht in die von Konsumtionsmitteln, also in den Teil des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bilden. Aber wichtig ist, was gleich darauf folgt:

»Das zirkulierende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung verschieden von dem eines einzelnen. Das eines einzelnen ist gänzlich ausgeschlossen von seiner Nettorevenue und kann nie einen Teil derselben bilden; sie kann ausschließlich nur aus seinem Profit bestehn. Aber obwohl das zirkulierende Kapital jedes einzelnen einen[366] Teil des zirkulierenden Kapitals der Gesellschaft ausmacht, zu der er gehört, so ist es doch deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Nettorevenue der Gesellschaft und kann einen Teil davon bilden. Obgleich die sämtlichen Waren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in den für seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat gestellt werden dürfen, so können sie doch in den Konsumtionsfonds andrer Leute gehören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Revenue, ihm ihren Wert samt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne daß daraus eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht.« (ibidem.)

Wir hören hier also:

1. Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion vergißt er) und Erhaltung nötige zirkulierende Kapital, so ist auch das in der Produktion von Konsumtionsmitteln tätige zirkulierende Kapital jedes individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Nettorevenue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. Also ist der sein Kapital ersetzende Teil seines Warenprodukts nicht auflösbar in Wertbestandteile, die Revenue für ihn bilden.

2. Das zirkulierende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet einen Teil des zirkulierenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes individuelle fixe Kapital.

3. Das zirkulierende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe der individuellen zirkulierenden Kapitale, besitzt einen vom zirkulierenden Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das letztre kann niemals einen Teil seiner Revenue bilden; ein Stück des ersten (nämlich das aus Konsumtionsmitteln bestehende) kann dagegen zugleich einen Teil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vorhin sagte, es muß nicht notwendig die Nettorevenue der Gesellschaft um einen Teil des Jahresprodukts verringern. In der Tat besteht das, was A. Smith hier zirkulierendes Kapital nennt, in dem jährlich produzierten Warenkapital, welches die Konsumtionsmittel produzierenden Kapitalisten jährlich in Zirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches Warenprodukt besteht aus konsumierbaren Artikeln und bildet daher den Fonds, worin sich die Nettorevenuen (inkl. der Arbeitslöhne) der Gesellschaft realisieren oder verausgaben. Statt die Waren im Laden des Kleinhändlers als Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den Warenlagern der industriellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wählen müssen.

Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefaßt, die sich ihm aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen, was er fixes, jetzt bei der dessen, was er zirkulierendes Kapital nennt, so wäre er zu folgendem Resultat gekommen:[367]

I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abteilungen; die erste umfaßt die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmittel; beide sind getrennt zu behandeln.

II. Der Gesamtwert des aus Produktionsmitteln bestehenden Teils des Jahresprodukts verteilt sich wie folgt: Ein Wertteil ist nur der Wert der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten Produktionsmittel, also nur in erneuter Form wiedererscheinender Kapitalwert; ein zweiter Teil ist gleich dem Wert des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausgezahlt von den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Wertteil endlich bildet die Quelle der Profite, inkl. Bodenrenten, der industriellen Kapitalisten dieser Kategorie.

Der erste Bestandteil, nach A. Smith der reproduzierte fixe Kapitalteil sämtlicher in dieser ersten Abteilung beschäftigten individuellen Kapitale, ist »offenbar ausgeschlossen und kann nie einen Teil bilden von der Nettorevenue«, sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der Gesellschaft. Er fungiert stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unterscheidet sich das »fixe Kapital« jedes individuellen Kapitalisten in nichts von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andern Wertteile des in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft – Wertteile, die also auch existieren in aliquoten Teilen dieser Gesamtmasse von Produktionsmitteln – bilden zwar zugleich Revenuen für alle in dieser Produktion beteiligten Agenten, Löhne für die Arbeiter, Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue, sondern Kapital für die Gesellschaft, obgleich das jährliche Produkt der Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der ihr angehörenden individuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist schon ihrer Natur nach nur fungieren als Produktionsmittel, und selbst die, die nötigenfalls als Konsumtionsmittel fungieren könnten, sind bestimmt, als Roh- oder Hilfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungieren als solches – also als Kapital –, aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in denen ihrer Verwender, nämlich:

III. der Kapitalisten der zweiten Abteilung, der unmittelbaren Produzenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der Produktion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (soweit letztres nicht in Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Arbeiter dieser zweiten Abteilung besteht), während dies verbrauchte Kapital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen der sie produzierenden Kapitalisten befindet, seinerseits – also vom gesellschaftlichen Standpunkt – den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapitalisten und Arbeiter der ersten Abteilung ihre Revenue realisieren.[368]

Hätte A. Smith die Analyse so weit verfolgt, es fehlte nur noch wenig an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem Sprung, da er bereits bemerkt hatte, daß bestimmte Wertteile einer Sorte (Produktionsmittel) der Warenkapitale, aus denen das jährliche Gesamtprodukt der Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die in ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Kapitalisten bilden, aber keinen Bestandteil der Revenue der Gesellschaft; während ein Wertteil der andern Sorte (Konsumtionsmittel) zwar Kapitalwert für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anlagesphäre beschäftigten Kapitalisten bildet, aber dennoch nur einen Teil der gesellschaftlichen Revenue.

Soviel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor:

Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der Summe der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Warenprodukt (oder Warenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der Wa renprodukte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse des Warenwerts in seine Bestandteile, die für jedes individuelle Warenkapital gilt, auch für das der ganzen Gesellschaft gelten muß und im Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sie sich im gesamten gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß darstellen, eine verschiedne.

Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion findet nicht nur Produktion von Arbeitslohn (variablem Kapital) und Mehrwert statt, sondern direkte Produktion von neuem konstanten Kapitalwert; obgleich der Arbeitstag nur aus zwei Teilen besteht, dem einen, worin der Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der Tat ein Äquivalent für den Ankauf seiner Arbeitskraft produziert, und dem zweiten, worin er Mehrwert produziert (Profit, Rente etc.). – Nämlich die tägliche Arbeit, die in der Reproduktion der Produktionsmittel verausgabt wird – und deren Wert in Arbeitslohn und Mehrwert zerfällt –, realisiert sich in neuen Produktionsmitteln, die den in der Produktion der Konsumtionsmittel verausgabten konstanten Kapitalteil ersetzen.

Die Hauptschwierigkeiten, wovon im Bisherigen schon der größte Teil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation, sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith (B. II.) wie früher bei Quesnay (Tableau économique), von der einfachen Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährlichen Produkts der Gesellschaft und seine durch die Zirkulation vermittelte Reproduktion handelt.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 362-369.
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