V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation

[410] Soweit bisher entwickelt, verlief die Zirkulation zwischen den verschiednen Klassen von Produzenten nach folgendem Schema.

V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation

Abgemacht ist also die Zirkulation von IIc = 2000, das umgesetzt ist gegen I (1000v + 1000m).

Es bleibt – da wir 4000 Ic einstweilen beiseite lassen – noch die Zirkulation von v + m innerhalb Klasse II. Nun teilen sich II(v + m) zwischen die Unterklassen IIa und IIb wie folgt:

V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation

Die 400v (a) zirkulieren innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die damit bezahlten Arbeiter kaufen dafür von ihnen selbst produzierte notwendige Lebensmittel von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa.[410]

Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwert je zu 3/5 in Produkten von IIa (notwendigen Lebensmitteln) und zu 2/5 in Produkten von IIb (Luxusmitteln) verausgaben, so werden 3/5 des Mehrwerts a, also 240, innerhalb der Unterklasse IIa selbst verzehrt; ebenso 2/5 des Mehrwerts b (der in Luxusmitteln produziert und vorhanden ist) innerhalb der Unterklasse IIb.

Es bleiben zwischen IIa und IIb also noch auszutauschen:

auf Seite IIa: 160m,

auf Seite IIb: 100v + 60m. Diese gehn ineinander auf. Die Arbeiter IIb kaufen für ihre in Geldlohn erhaltnen 100 von IIa notwendige Lebensmittel im Betrag von 100. Die Kapitalisten IIb kaufen zum Betrag von 3/5 ihres Mehrwerts = 60 ebenfalls ihre notwendigen Lebensmittel von IIa. Die Kapitalisten IIa erhalten damit das nötige Geld, um die, oben angenommenen, 2/5 ihres Mehrwerts = 160m in den von IIb produzierten Luxuswaren anzulegen (100v, die in den Händen der Kapitalisten IIb als den gezahlten Arbeitslohn ersetzendes Produkt lagern, und 60m). Das Schema hierfür ist also:

V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation

wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind, die nur innerhalb ihrer eignen Unterklasse zirkulieren und verzehrt werden.

Der direkte Rückfluß des in variablem Kapital vorgeschoßnen Geldkapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabteilung IIa, die notwendige Lebensmittel produziert, ist nur eine durch spezielle Bedingungen modifizierte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, daß den Warenproduzenten, die der Zirkulation Geld vorschießen, selbes zurückkehrt bei normalem Verlauf der Warenzirkulation. Woraus beiläufig folgt, daß, wenn hinter dem Warenproduzenten überhaupt ein Geldkapitalist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldkapital (in dem strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwert in Geldform) vorschießt, der eigentliche Rückflußpunkt dieses Geldes die Tasche dieses Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände mehr oder weniger zirkuliert, gehört die Masse des zirkulierenden Geldes der in Form von Banken etc. organisierten und konzentrierten Abteilung des Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschießt, bedingt den beständigen finalen Rückfluß in Geldform zu ihr, obgleich dies wieder vermittelt ist durch die Rückverwandlung des industriellen Kapitals in Geldkapital.[411]

Zur Warenzirkulation ist immer zweierlei nötig: Waren, die in Zirkulation geworfen werden, und Geld, das in Zirkulation geworfen wird. »Der Zirkulations prozeß erlischt... nicht, wie der unmittelbare Produktenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerte. Das Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der Metamorphosenreihe einer Ware herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch die Waren geräumte Zirkulationsstelle« etc. (Buch I. Kap. III, p. 92.)

Z.B. in der Zirkulation zwischen IIc und I(v + m) nahmen wir an, daß für diese Zirkulation 500 Pfd. St. in Geld von II vorgeschossen werden. Bei der unendlichen Zahl Zirkulationsprozesse, worin sich die Zirkulation zwischen großen gesellschaftlichen Gruppen von Produzenten auflöst, wird bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer auftreten – also Geld in Zirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn von individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Warenkapitale. Also II kauft mit 500 Pfd. St. zum selben Wertbetrag Produktionsmittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für 500 Pfd. St.; das Geld fließt also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise bereichert durch diesen Rückfluß. Es warf erst für 500 Pfd. St. Geld in Zirkulation und zog zum selben Wertbetrag Waren aus ihr heraus, es verkauft dann für 500 Pfd. St. Waren und zieht zum selben Wertbetrag Geld aus ihr heraus; so fließen die 500 Pfd. St. zurück. In der Tat hat II so in Zirkulation geworfen für 500 Pfd. St. Geld und für 500 Pfd. St. Waren = 1000 Pfd. St.; es zieht aus der Zirkulation heraus für 500 Pfd. St. Waren und für 500 Pfd. St. Geld. Die Zirkulation braucht für den Umsatz von 500 Pfd. St. Waren (I) und 500 Pfd. St. Waren (II) nur 500 Pfd. St. Geld; wer das Geld also vorgeschossen beim Kauf fremder Ware, erhält es wieder beim Verkauf eigner. Hätte daher I zuerst von II gekauft Ware für 500 Pfd. St., und später an II verkaufte Ware für 500 Pfd. St., so würden die 500 Pfd. St. zu I statt zu II zurückkehren.

In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d.h. das in Geldform vorgeschoßne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, sondern indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die 500 Pfd. St. Arbeitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück, wie diese Rückkehr immer direkt ist, wo Kauf und Verkauf zwischen denselben Personen sich so wiederholt, daß sie abwechselnd einander als Käufer und Verkäufer von Waren beständig gegenübertreten. Der Kapitalist II zahlt die[412] Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeitskraft seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Zirkulationsvorgang, der für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist, als industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegenüber. Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer, Händler in eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als Geldbesitzer, dem Kapitalisten als dem Warenverkäufer gegenüber; damit fließt diesem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der Verkauf dieser Waren nicht Prellerei etc. einschließt, sondern Äquivalente in Ware und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Prozeß, wodurch der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht zweimal, erst in Geld und dann in Ware; sein Geld kehrt zu ihm zurück, sobald der Arbeiter es in Ware bei ihm auslöst.

Das invariables Kapital verwandelte Geldkapital – also das in Arbeitslohn vorgeschoßne Geld – spielt aber eine Hauptrolle in der Geldzirkulation selbst, weil – da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund leben muß, also den industriellen Kapitalisten keine langen Kredite geben kann – auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der Gesellschaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden muß in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. – in relativ rasch sich wiederholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner kann relativ die durch diesen Kanal auf einmal in Zirkulation geworfne gesamte Geldsumme sein) –, welches auch immer die verschiednen Umschlagsperioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mögen. In jedem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorgeschoßne Geldkapital einen proportionell entscheidenden Anteil an der Gesamtzirkulation, um so mehr, da dasselbe Geld – vor seinem Rückfluß zum Ausgangspunkt – in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt und als Zirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungiert.


Betrachten wir jetzt die Zirkulation zwischen I(v + m) und IIc von einem andern Gesichtspunkt aus.

Die Kapitalisten I schießen 1000 Pfd. St. in Zahlung von Arbeitslohn vor, womit die Arbeiter für 1000 Pfd. St. Lebensmittel kaufen von den Kapitalisten II und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den Kapitalisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zurückgekehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten Kapitals aus der Form von Warenkapital in produktives Kapital rückverwandelt haben. Die Kapitalisten II schießen weitere 500 Pfd. St. Geld[413] vor, um Produktionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben das Geld in Konsumtionsmitteln von II; diese 500 Pfd. St. fließen so den Kapitalisten II zurück; sie schießen sie von neuem vor, um das letzte Viertel ihres in Ware verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in seine produktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück und hebt von neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit fließen die 500 Pfd. St. zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vorhin im Besitz von 500 Pfd. St. Geld und 2000 Pfd. St. konstantem Kapital, das aber aus der Form von Warenkapital in produktives Kapital neu umgesetzt worden ist. Mit 1500 Pfd. St. Geld ist eine Warenmasse von 5000 Pfd. St. zirkuliert worden; nämlich 1. I zahlt an die Arbeiter 1000 Pfd. St. für Arbeitskraft zum gleichen Wertbelauf; 2. die Arbeiter kaufen mit selben 1000 Pfd. St. Lebensmittel von II; 3. II kauft mit demselben Geld Produktionsmittel von I, dem damit 1000 Pfd. St. variables Kapital in Geldform wiederhergestellt ist; 4. II kauft mit 500 Pfd. St. Produktionsmittel von I; 5. I kauft mit selben 500 Pfd. St. Konsumtionsmittel von II; 6. II kauft mit selben 500 Pfd. St. Produktionsmittel von I; 7. I kauft mit selben 500 Pfd. St. Lebensmittel von II. An II sind 500 Pfd. St. zurückgeflossen, die es außer seinen 2000 Pfd. St. in Ware in Zirkulation warf und für die es der Zirkulation kein Äquivalent in Ware entzogen.53

Die Umsetzung verläuft also wie folgt:

1. I zahlt 1000 Pfd. St. Geld für Arbeitskraft, also für Ware = 1000 Pfd. St.

2. Die Arbeiter kaufen mit ihrem Arbeitslohn zum Geldbetrag von 1000 Pfd. St. Konsumtionsmittel von II; also Ware = 1000 Pfd. St.

3. II kauft für die von den Arbeitern gelösten 1000 Pfd. St. zum selben Wert Produktionsmittel von I; also Ware = 1000 Pfd. St.

Damit sind 1000 Pfd. St. Geld als Geldform des variablen Kapitals an I zurückgeflossen.

4. II kauft für 500 Pfd. St. Produktionsmittel von I; also Ware = 500 Pfd. St.

5. I kauft für selbe 500 Pfd. St. Konsumtionsmittel von II; also Ware = 500 Pfd. St.[414]

6. II kauft für selbe 500 Pfd. St. Produktionsmittel von I; also Ware = 500 Pfd. St.

7. I kauft für selbe 500 Pfd. St. Konsumtionsmittel von II; also Ware = 500 Pfd. St.

Summe des umgesetzten Warenwerts = 5000 Pfd. St.

Die 500 Pfd. St., die II im Kauf vorgeschossen, sind zu ihm zurückgekehrt.

Resultat ist:

1. I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 Pfd. St., die es ursprünglich der Zirkulation vorschoß; es hat außerdem verausgabt für seine individuelle Konsumtion 1000 Pfd. St. – in seinem eignen Warenprodukt; d.h., es hat das Geld verausgabt, das es für den Verkauf von Produktionsmitteln zum Wertbetrag von 1000 Pfd. St. einnahm.

Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform existierende variable Kapital umsetzen muß – d.h. die Arbeitskraft –, durch den Konsum erhalten, reproduziert und wieder vorhanden als derjenige einzige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wenn sie leben wollen. Es ist also auch reproduziert das Verhältnis von Lohnarbeitern und Kapitalisten.

2. Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von selbem II der Zirkulation vorgeschoßnen 500 Pfd. St. sind ihm zurückgekehrt.

Für die Arbeiter I ist die Zirkulation die einfache von W – G – W.

W[1] (Arbeitskraft) – G[2] (1000 Pfd. St., Geldform des variablen Kapitals I) – W [3] (notwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 Pfd. St.); diese 1000 Pfd. St. versilbern bis zum selben Wertbetrag das in Form von Ware – Lebensmitteln – existierende konstante Kapital II.

Für die Kapitalisten II ist der Prozeß: W – G, Verwandlung eines Teils ihres Warenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt wird in Bestandteile des produktiven Kapitals – nämlich in einen Teil der ihnen notwendigen Produktionsmittel.

Bei dem Vorschuß von G (500 Pfd. St.), den die Kapitalisten II machen zum Ankauf der andren Teile der Produktionsmittel, ist die Geldform des noch in Warenform (Konsumtionsmitteln) existierenden Teils von IIc antizipiert; im Akt G – W, wo II mit G kauft und W von I verkauft wird, verwandelt sich das Geld (II) in einen Teil des produktiven Kapitals, während W (I) den Akt W – G durchmacht, sich in Geld verwandelt, das aber keinen Bestandteil des Kapitalwerts für I vorstellt, sondern versilberten Mehrwert, der nur in Konsumtionsmitteln verausgabt wird.[415]

In der Zirkulation G – W... P... W' – G' ist der erste Akt G – W des einen Kapitalisten der letzte W' – G' eines andern (oder Teil davon); ob dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt wird, für den Verkäufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) konstanten Kapitalbestandteil, variablen Kapitalbestandteil oder Mehrwert vorstellt, ist für die Warenzirkulation selbst durchaus gleichgültig.

Was die Klasse I in bezug auf den Bestandteil v + m ihres Warenprodukts angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Zirkulation heraus, als sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 Pfd. St. variables Kapital zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung Nr. 4) für 500 Pfd. St. Produktionsmittel: damit ist die Hälfte ihres Mehrwerts versilbert; dann (Umsetzung Nr. 6) verkauft sie wieder für 500 Pfd. St. Produktionsmittel, die zweite Hälfte ihres Mehrwerts, und damit ist der ganze Mehrwert in Geldform der Zirkulation entzogen worden; also sukzessive 1. variables Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 Pfd. St.; 2. die Hälfte des Mehrwerts versilbert = 500 Pfd. St.; 3. die andre Hälfte des Mehrwerts = 500 Pfd. St.; also Summa: 1000v + 1000m versilbert = 2000 Pfd. St. Obgleich I (abgesehn von den später zu betrachtenden Umsätzen, die die Reproduktion von Ic vermitteln) nur 1000 Pfd. St. in Zirkulation warf, hat es ihr doppelt soviel entzogen. Natürlich verschwindet das versilberte (in G verwandelte) m sofort wieder in andre Hand (II) dadurch, daß dies Geld in Konsumtionsmitteln vermöbelt wird. Die Kapitalisten von I haben nur soviel in Geld entzogen, als sie an Wert in Ware hineinwarfen; daß dieser Wert Mehrwert ist, d.h. den Kapitalisten nichts kostet, ändert absolut nichts am Wert dieser Waren selbst; ist also, soweit es sich um Wertumsatz in der Warenzirkulation handelt, vollständig gleichgültig. Die Versilberung des Mehrwerts ist natürlich verschwindend, wie alle andern Formen, die das vorgeschoßne Kapital in seinen Umsetzungen durchläuft. Sie dauert gerade nur so lange wie der Zwischenraum zwischen Verwandlung der Ware I in Geld und der darauffolgenden Verwandlung des Geldes I in Ware II.

Wären die Umschläge kürzer angenommen – oder, vom Standpunkt einfacher Warenzirkulation aus betrachtet, die Anzahl der Umläufe des zirkulierenden Geldes rascher –, so wäre noch weniger Geld hinreichend, um die umgesetzten Warenwerte zu zirkulieren; die Summe ist stets bestimmt – wenn die Anzahl der sukzessiven Umsätze gegeben – durch die Preissumme, resp. Wertsumme, der zirkulierenden Waren. Welche Proportion dieser Wertsumme aus Mehrwert einerseits und Kapitalwert andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig.

Würde in unserm Beispiel der Arbeitslohn bei I viermal des Jahres ausgezahlt,[416] so 4 * 250 = 1000. Es würden also 250 Pfd. St. in Geld hinreichen für die Zirkulation Iv – 1/2 IIc und für die Zirkulation zwischen dem variablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären, wenn die Zirkulation zwischen Im und IIc in vier Umschlägen erfolgt, nur 250 Pfd. St. dazu nötig, also im ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geldkapital von 500 Pfd. St. für Zirkulation von Waren zum Betrag von 5000 Pfd. St. Der Mehrwert würde dann, statt zweimal sukzessive zur Hälfte, jetzt viermal sukzessive zu 1/4 versilbert.

Wenn statt II, in Umsetzung Nr. 4, I als Käufer auftritt, also 500 Pfd. St. Geld in Konsumtionsmitteln von selbem Wertumfang verausgabt, so kauft dann II in Umsetzung Nr. 5 Produktionsmittel mit denselben 500 Pfd. St.; 6. I kauft Konsumtionsmittel mit selben 500 Pfd. St.; 7. II kauft mit selben 500 Pfd. St. Produktionsmittel; die 500 Pfd. St. kehren also schließlich zu I, wie vorhin zu II, zurück. Der Mehrwert wird hier versilbert durch von seinen kapitalistischen Produzenten selbst in ihrer Privatkonsumtion verausgab tes Geld, das antizipierte Revenue vorstellt, antizipierte Einnahme aus dem in der noch zu verkaufenden Ware steckenden Mehrwert. Die Versilberung des Mehrwerts findet nicht statt durch den Rückfluß der 500 Pfd. St.; denn neben den 1000 Pfd. St. in Ware Iv hat I, am Schluß von Umsetzung Nr. 4, 500 Pfd. St. in Geld in die Zirkulation geworfen, und dies war zuschüssig, nicht – soviel wir wissen – Erlös verkaufter Ware. Fließt dies Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld zurückerhalten, nicht seinen Mehrwert versilbert. Die Versilberung des Mehrwerts von I findet nur statt durch den Verkauf der Waren Im, worin er steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Verkauf der Ware eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln verausgabt ist.

I kauft mit zuschüssigem Geld (500 Pfd. St.) von II Konsumtionsmittel; dies Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Äquivalent in Ware II; das Geld fließt zum ersten Mal zurück dadurch, daß II von I für 500 Pfd. St. Ware kauft; es fließt also zurück als Äquivalent der von I verkauften Ware, aber diese Ware kostet I nichts, bildet also Mehrwert für I, und so versilbert das von ihm selbst in Zirkulation geworfne Geld seinen eignen Mehrwert; ebenso bei seinem zweiten Kauf (Nr. 6) hat I sein Äquivalent in Ware II erhalten. Gesetzt, II kaufe nun nicht (Nr. 7) Produktionsmittel von I, so hätte I in der Tat für 1000 Pfd. St. Konsumtionsmittel gezahlt – seinen ganzen Mehrwert als Revenue verzehrt –, nämlich 500 in seinen Waren I (Produktionsmitteln) und 500 in Geld; es hätte dagegen noch für 500 Pfd. St. in seinen Waren I (Produktionsmitteln) auf Lager und wäre dagegen 500 Pfd. St. in Geld losgeworden.[417]

Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus der Form von Warenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein Viertel dagegen in der Form von Geldkapital (500 Pfd. St.), in der Tat von brachliegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwartendem Geld. Dauerte diese Situation länger, so müßte II die Stufenleiter der Reproduktion um ein Viertel reduzieren. – Die 500 in Produktionsmitteln aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Warenform existierender Mehrwert; sie sind an der Stelle der vorgeschoßnen 500 Pfd. St. Geld da, die I besaß neben seinem Mehrwert von 1000 Pfd. St. in Warenform. Als Geld befinden sie sich in stets realisierbarer Form; als Ware sind sie momentan unverkäuflich. Soviel ist klar, daß einfache Reproduktion – wo jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt werden muß – hier nur möglich bleibt, wenn die 500 Goldvögel zurückkehren zu I, das sie zuerst ausfliegen ließ.

Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapitalisten vor uns, zugleich Repräsentanten aller andern) Geld aus in Konsumtionsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches gegangen. Fließt es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn, soweit er es für Waren – also durch sein Warenkapital – aus der Zirkulation herausfischt. Wie der Wert seines ganzen jährlichen Warenprodukts (das für ihn = Warenkapital), so ist der jedes Elements desselben, d.h. der Wert jeder einzelnen Ware, für ihn zerfällbar in konstanten Kapitalwert, variablen Kapitalwert und Mehrwert. Die Versilbrung jeder einzelnen der Waren (die als Elemente das Warenprodukt bilden) ist also zugleich Versilbrung eines gewissen Quotums des im ganzen Warenprodukt steckenden Mehrwerts. Es ist also im gegebnen Fall wörtlich richtig, daß der Kapitalist selbst das Geld in die Zirkulation warf – und zwar bei Verausgabung desselben in Konsumtionsmitteln –, womit sein Mehrwert versilbert, alias realisiert wird. Es handelt sich dabei natürlich nicht um identische Geldstücke, sondern um einen Betrag in klingendem Geld, gleich dem (oder gleicher Teil von dem), den er zur Bestreitung persönlicher Bedürfnisse in die Zirkulation geworfen.

In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst innerhalb des laufenden Jahrs eröffnet worden, so dauert es gute Weile, im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäftseinnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann. Er suspendiert deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er schießt sich selbst (ob aus eigner oder per Kredit aus fremder Tasche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden Mehrwert vor; damit aber auch zirkulierendes Medium zur Realisation später zu realisierenden Mehrwerts.[418] Ist das Geschäft dagegen schon länger im regelmäßigen Gang, so verteilen sich Zahlungen und Einnahmen auf verschiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die antizipiert und deren Umfang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veranschlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Ware wird auch ein Teil des jährlich zu machenden Mehrwerts realisiert. Würde aber während des ganzen Jahrs nur soviel der produzierten Ware verkauft, wie nötig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapitalwerte zu ersetzen; oder fielen die Preise so, daß beim Verkauf des ganzen jährlichen Warenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschoßne Kapitalwert realisiert würde, so träte der antizipatorische Charakter des auf künftigen Mehrwert hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob seine antizipierten Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang seines Geschäfts und derselbem gewöhnlich oder normal entsprechenden Mehrwerteinnahme stehn.

Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, daß sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerts (resp. auch zur Zirkulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Zirkulation werfen muß, nicht nur nicht paradox, sondern als notwendige Bedingung des ganzen Mechanismus: denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse in erster Instanz das zur Realisation des in den Waren steckenden Mehrwerts notwendige Geld aus eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vorschuß aber immer nur in der Form, daß er als Käufer agiert, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln oder Geld vorschießt im Ankauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das Geld immer nur weg gegen ein Äquivalent. Er schießt der Zirkulation nur Geld vor in derselben Art, wie er ihr Ware vorschießt. Er agiert beidemal als Ausgangspunkt ihrer Zirkulation.

Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt.

1. Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form immer Geld, da der Kaufmann als solcher kein »Produkt« oder »Ware« herstellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation einer besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Zirkulationsprozeß des industriellen Kapitals.

2. Die Spaltung des Mehrwerts – der in erster Hand immer in Hand des industriellen Kapitalisten sich befinden muß – in verschiedne Kategorien,[419] als deren Träger neben dem industriellen Kapitalisten der Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, ditto die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen erscheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und insoweit als Versilbrer seiner Waren; pro parte werfen auch sie »Geld« in die Zirkulation, und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem erhalten.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 410-420.
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