VI. Das konstante Kapital der Abteilung I

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Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abteilung I = 4000 Ic. Dieser Wert ist gleich dem im Warenprodukt I wiedererscheinenden Wert der in der Produktion dieser Warenmasse verzehrten Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Wert, der nicht in dem Produktionsprozeß I produziert, sondern das Jahr vorher als konstanter Wert in ihn eintrat, als gegebner Wert seiner Produktionsmittel, existiert jetzt in dem ganzen Teil der Warenmasse I, die nicht von der Kategorie II absorbiert ist; und zwar ist der Wert dieser Warenmasse, die so in der Hand der Kapitalisten I bleibt, = 2/3 des Werts ihres ganzen jährlichen Warenprodukts. Bei dem einzelnen Kapitalisten, der ein besondres Produktionsmittel produziert, konnten wir sagen: Er verkauft sein Warenprodukt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in Geld verwandelt, hat er auch den konstanten Wertteil seines Produkts in Geld rückverwandelt. Mit diesem in Geld verwandelten Wertteil kauft er dann von andren Warenverkäufern seine Produktionsmittel wieder ein oder verwandelt den konstanten Wertteil seines Produkts in eine Naturalform, worin er von neuem als produktives konstantes Kapital fungieren kann. Jetzt dagegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die Kapitalistenklasse I umschließt die Gesamtheit der Kapitalisten, die Produktionsmittel produzieren. Außerdem ist das Warenprodukt von 4000, das in ihrer Hand geblieben, ein Teil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen andern auszutauschen ist, denn es existiert kein solcher andrer Teil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser 4000 ist bereits über den ganzen Rest disponiert; ein Teil ist durch den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds absorbiert, und ein andrer Teil hat das[420] konstante Kapital der Abteilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abteilung I verfügen kann.

Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, daß das ganze Warenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln besteht, d.h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals selbst. Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter einem andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Warenprodukt in Konsumtionsmitteln; ein Teil desselben, gemessen durch den in diesem Warenprodukt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwert, konnte daher von seinen eignen Produzenten verzehrt werden. Hier sub I besteht das ganze Warenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie, Gefäßen, Roh- und Hilfsstoffen etc. Ein Teil derselben, derjenige, welcher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandteil des produktiven Kapitals fungieren. Soweit er in Zirkulation tritt, zirkuliert er innerhalb der Klasse I. Sub II wird ein Teil des Warenprodukts in natura von seinen eignen Produzenten individuell, sub I dagegen wird ein Teil des Produkts in natura von seinen kapitalistischen Produzenten produktiv konsumiert.

In dem Teil des Warenprodukts I = 4000c erscheint der in dieser Kategorie konsumierte konstante Kapitalwert wieder, und zwar in einer Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Kapital fungieren kann. Sub II geht der Teil des Warenprodukts von 3000, dessen Wert gleich Arbeitslohn plus Mehrwert (= 1000), direkt in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein, während dagegen der konstante Kapitalwert dieses Warenprodukts (= 2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II eingehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist.

Sub I dagegen geht der Teil seines Warenprodukts von 6000, dessen Wert gleich Arbeitslohn plus Mehrwert (= 2000), nicht in die individuelle Konsumtion seiner Produzenten ein und kann es auch seiner Naturalform nach nicht. Er muß vielmehr erst mit II ausgetauscht werden. Der konstante Wertteil dieses Produkts = 4000 befindet sich umgekehrt in einer Naturalform, worin er – die ganze Kapitalistenklasse I betrachtet – direkt wieder als deren konstantes Kapital fungieren kann. In andren Worten: Das ganze Produkt der Abteilung I besteht aus Gebrauchswerten, die ihrer Naturalform nach – bei kapitalistischer Produktionsweise – nur als Element des konstanten Kapitals dienen können. Von diesem Produkt zum Wert von 6000 ersetzt also ein Drittel (2000) das konstante Kapital der Abteilung II und die übrigen 2/3 das konstante Kapital der Abteilung I.[421]

Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapitalgruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktionsmitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben etc. Jede dieser Kapitalgruppen oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppenkapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größern oder geringern Masse selbständig fungierender Einzelkapitale. Erstens zerfällt das Kapital der Gesellschaft, z.B. 7500 (was Millionen usw. bedeuten kann) in verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist zerfällt in besondre Teile, wovon jeder in einem besondren Produktionszweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Teil des gesellschaftlichen Kapitalwerts besteht der Naturalform nach teils in den Produktionsmitteln jeder besondren Produktionssphäre, teils aus der für ihren Betrieb nötigen und entsprechend qualifizierten Arbeitskraft, verschieden modifiziert durch die Teilung der Arbeit, je nach der spezifischen ArbeitsartA28, die sie in jeder einzelnen Produktionssphäre zu leisten hat. Der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Teil des gesellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der Summe der in ihm angelegten, selbständig fungierenden Einzelkapitale. Dies gilt selbstredend für beide Abteilungen, für I wie für II.

Was nun sub I den in Form seines Warenprodukts wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert angeht, so geht er zum Teil in die besondre Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel ein; z.B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlenproduktion, Eisen in Form von Maschinen in die Eisenproduktion usw.

Soweit jedoch die Teilprodukte, woraus der konstante Kapitalwert von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Produktionssphäre eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in Naturalform ein in eine andre Produktionssphäre der Abteilung I, während das Produkt andrer Produktionssphären der Abteilung I sie in natura ersetzt. Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle wieder ein als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in einer Gruppe von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I stattfindet, ist es Austausch einer Naturalform von konstantem Kapital gegen eine andre Naturalform von konstantem Kapital, einer Sorte Produktionsmittel gegen andre Sorten Produktionsmittel. Es ist Austausch der verschiednen individuellen konstanten Kapitalteile von I untereinander. Die[422] Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eignen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt und ersetzen sich so wechselseitig. In andren Worten (ähnlich wie sub II für den Mehrwert geschehn): jeder Kapitalist sub I zieht im Verhältnis, worin er Miteigentümer an diesem konstanten Kapital von 4000, die ihm nötigen entsprechenden Produktionsmittel aus dieser Warenmasse heraus. Wäre die Produktion gesellschaftlich statt kapitalistisch, so ist klar, daß diese Produkte der Abteilung I unter die Produktionszweige dieser Abteilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht minder beständig wieder als Produktionsmittel verteilt würden, ein Teil direkt in der Produktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein andrer Teil dagegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein beständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Produktionsstätten dieser Abteilung stattfände.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 420-423.
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