1. Ersatz des Verschleiß-Wertteils in Geldform

[449] Nehmen wir nun zunächst:

1. Ersatz des Verschleiß-Wertteils in Geldform

so würde der Umsatz der Waren 2000 IIc gegen Waren vom selben Wert I (1000v + 1000m) voraussetzen, daß 2000 IIc sich allzusamt in natura wieder umgesetzt in die von I produzierten Naturalbestandteile des konstanten Kapitals II; aber der Warenwert von 2000, worin letztres existiert, enthält ein Element für Wertverlust von fixem Kapital, das nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu verwandeln, das als Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Termin der Erneuerung des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig geworden. Jedes Jahr ist das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem oder jenem Einzelgeschäft oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu ersetzen; im selben individuellen Kapital ist dieser oder jener Teil des fixen Kapitals (da dessen Teile von verschiedner Lebensdauer) zu ersetzen. Betrachten wir die jährliche Reproduktion – wenn auch auf einfacher Stufenleiter, d.h. abstrahierend von aller Akkumulation –, so beginnen wir nicht ab ovo; es ist ein Jahr im Fluß vieler, es ist nicht das erste Geburtsjahr der kapitalistischen Produktion. Die verschiednen Kapitale, die in den mannigfachen Produktionszweigen der Klasse II angelegt, sind also von verschiednem Lebensalter, und wie jährlich in diesen Produktionszweigen fungierende Personen sterben, so erreichen jährlich Massen fixer Kapitale in diesem Jahr ihr Lebensend und müssen aus akkumuliertem Geldfonds in natura erneuert werden. Sofern ist im Umsatz 2000 IIc gegen 2000 I(v+m) der Umsatz von 2000 IIc aus seiner Warenform (als Konsumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen, die nicht nur aus Roh- und Hilfsmaterialien, sondern ebenso aus Naturalelementen des fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc. bestehn. Der Verschleiß, der im Wert von 2000 IIc in Geld zu ersetzen, ist daher durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungierenden fixen Kapitals, da jährlich ein Teil desselben in natura ersetzt werden muß; was aber voraussetzt, daß in frühern Jahren das zu diesem Umsatz nötige Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der Klasse II. Eben diese Voraussetzung gilt aber für das laufende Jahr ebensowohl, wie sie für die frühern angenommen wird.

In dem Umsatz zwischen I (1000v + 1000m) und 2000 IIc ist zunächst zu bemerken, daß die Wertsumme I(v+m) kein konstantes Wertelement enthält, also auch kein Wertelement für zu ersetzenden Verschleiß, d.h. für[450] Wert, der von fixem Bestandteil des konstanten Kapitals auf die Waren übertragen worden, in deren Naturalform v + m existieren. Dies Element existiert dagegen in IIc, und es ist gerade ein Teil dieses dem fixen Kapital geschuldeten Wertelements, der nicht unmittelbar aus Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zunächst in Geldform zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei dem Umsatz von I (1000v + 1000m) gegen 2000 IIc die Schwierigkeit auf, daß die Produktionsmittel I, in deren Naturalform die 2000(v+m) existieren, zu ihrem ganzen Wertbetrag von 2000 gegen Äquivalent in Konsumtionsmitteln II umzusetzen sind, dahingegen andrerseits die Konsumtionsmittel 2000 IIc nicht zu ihrem vollen Wertbetrag in die Produktionsmittel I (1000v + 1000m) umgesetzt werden können, weil ein aliquoter Teil ihres Werts – gleich dem zu ersetzenden Verschleiß oder Wertverlust des fixen Kapitals – sich zunächst in Geld niederschlagen muß, das innerhalb der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode, die allein betrachtet wird, nicht wieder als Zirkulationsmittel fungiert. Das Geld aber, wodurch das Verschleißelement versilbert wird, das im Warenwert 2000 IIc steckt, dies Geld kann nur von I herkommen, da II sich nicht selbst zu bezahlen hat, sondern sich bezahlt eben durch Verkauf seiner Ware, und da der Voraussetzung nach I(v+m) die ganze Warensumme 2000 IIc kauft; die Klasse I muß also durch diesen Kauf jenen Verschleiß für II versilbern. Aber nach dem früher entwickelten Gesetz kehrt der Zirkulation vorgeschoßnes Geld an den kapitalistischen Produzenten zurück, der später gleiches Quantum in Ware in die Zirkulation wirft. I kann beim Ankauf von IIc offenbar nicht für 2000 Waren und überdem noch eine überschüssige Geldsumme ein für allemal (ohne daß selbe durch die Operation des Umsatzes zu ihm zurückkehrt) an II geben. Es würde sonst die Warenmasse IIc über ihrem Wert kaufen. Wenn II in der Tat I (1000v + 1000m) im Umsatz für seine 2000c eintauscht, so hat es weiter nichts von I zu fordern, und das während dieses Umsatzes zirkulierende Geld kehrt zurück zu I oder II, abhängig davon, wer von beiden es in Zirkulation geworfen, d.h., wer von beiden zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich hätte in diesem Fall II sein Warenkapital dem ganzen Wertumfang nach in die Naturalform von Produktionsmitteln rückverwandelt, während die Voraussetzung ist, daß es einen aliquoten Teil desselben, nach ihrem Verkauf, nicht während der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus Geld wieder rückverwandelt in die Naturalform fixer Bestandteile seines konstanten Kapitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in Geld zufließen, wenn II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger als 2000 von I kaufte, z.B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gutzumachen durch 200 in[451] Geld, das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies der Zirkulation vorgeschoßne Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch Hineinwurf von Waren = 200 in die Zirkulation. In diesem Fall hätten wir einen Geldfonds für II auf Rechnung seines Verschleißes an fixem Kapital; wir hätten aber auf der andern Seite, auf I, eine Überproduktion von Produktionsmitteln zum Belauf von 200, und damit wäre die ganze Basis des Schemas zerronnen, nämlich Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter, wo also völlige Proportionalität zwischen den verschiednen Produktionssystemen vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit wäre nur beseitigt durch eine viel unangenehmere.

Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt nicht von den politischen Ökonomen behandelt worden ist, so wollen wir der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) Lösungen oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten.

Zunächst hatten wir soeben unterstellt, daß II an I verkauft 2000, aber nur kauft für 1800 Waren von I. In dem Warenwert 2000 IIc steckte 200 für Verschleißersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele der Wert 2000 IIc in 1800, die auszutauschen gegen Produktionsmittel I, und in 200 Verschleißersatz, die in Geld (nach dem Verkauf der 2000c an I) festzuhalten. Oder mit Bezug auf seinen Wert wäre 2000 IIc = 1800c + 200c (d), wo d = déchet 〈Verschleiß}.

Wir hätten dann zu betrachten den Umsatz

I. 1000v + 1000m

II. 1800c + 200c (d).

I kauft mit 1000 Pfd. St., welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Arbeitskraft in Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 IIc Konsumtionsmittel; II kauft mit selben 1000 Pfd. St. für 1000 Iv Produktionsmittel. Den Kapitalisten I fließt damit ihr variables Kapital in Geldform zurück, und können sie damit nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Wertbetrag kaufen, d.h. den variablen Teil ihres produktiven Kapitals in natura ersetzen. – II kauft ferner mit vorgeschoßnen 400 Pfd. St. Produktionsmittel Im, und Im kauft mit denselben 400 Pfd. St. Konsumtionsmittel IIc. Die von II der Zirkulation vorgeschoßnen 400 Pfd. St. sind so an die Kapitalisten II zurückgekehrt, aber nur als Äquivalent für verkaufte Ware. I kauft für vorgeschoßne 400 Pfd. St. Konsumtionsmittel; II kauft von I für 400 Pfd. St. Produktionsmittel, womit diese 400 Pfd. St. zu I zurückströmen. Die Rechnung bis dahin ist nun folgende:

I wirft in Zirkulation 1000v + 800m in Ware; wirft ferner in Zirkulation in Geld: 1000 Pfd. St. in Arbeitslohn und 400 Pfd. St. zum Umsatz mit II.[452] Nach vollendetem Umsatz hat I: 1000v in Geld, 800m umgesetzt in 800 IIc (Konsumtionsmittel) und 400 Pfd. St. in Geld.

II wirft in Zirkulation 1800c in Ware (Konsumtionsmittel) und 400 Pfd. St. in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es: 1800 in Ware I (Produktionsmittel) und 400 Pfd. St. in Geld.

Wir haben jetzt noch auf Seite I 200m (in Produktionsmitteln), auf Seite II 200c (d) (in Konsumtionsmitteln).

Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 Pfd. St. die Konsumtionsmittel c (d) zum Wertbetrag von 200; diese 200 Pfd. St. aber hält II fest, da 200c (d) Verschleiß repräsentiert, also nicht direkt wieder in Produktionsmittel umzusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufbar; 1/5A30 des zu ersetzenden Mehrwerts I ist unrealisierbar, nicht aus seiner Naturalform von Produktionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln.

Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die Versilberung von 200c (d) zu erklären; es heißt vielmehr, daß sie nicht erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 200c (d) zu versilbern sei, wird unterstellt, daß I die Gefälligkeit hat, es zu versilbern, gerade weil I nicht im Stande, seinen eignen Rest von 200m zu versilbern. Dies als eine normale Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist ganz dasselbe, als unterstellte man, daß jährlich 200 Pfd. St. vom Himmel regnen, um regelmäßig die 200c (d) zu versilbern.

Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht unmittelbar ins Auge, wenn Im, statt wie hier in seiner primitiven Daseinsweise aufzutreten – nämlich als Bestandteil des Werts von Produktionsmitteln, also als Bestandteil des Werts von Waren, die ihre kapitalistischen Produzenten durch Verkauf in Geld realisieren müssen –, in der Hand der Anteilhaber der Kapitalisten erscheint, z.B. als Grundrente in der Hand von Grundeigentümern oder als Zins in der Hand von Geldverleihern. Ist aber der Teil des Mehrwerts der Waren, den der industrielle Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigentümer des Mehrwerts abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisierbar durch den Verkauf der Waren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente oder Zins ein Ende, und können daher Grundeigentümer oder Zinsbezieher durch deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu beliebiger Versilberung bestimmter Teile der jährlichen Reproduktion. Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben sämtlicher sog. unproduktiven Arbeiter, Staatsbeamte, Ärzte, Advokaten etc., und was[453] sonst in der Form des »großen Publikums« den politischen Ökonomen »Dienste« leistet, um von ihnen Unerklärtes zu erklären.

Ebensowenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes zwischen I und II – zwischen den zwei großen Abteilungen der kapitalistischen Produzenten selbst – der Kaufmann als Vermittler beigezogen wird und mit seinem »Geld« über alle Schwierigkeiten weghilft. Im gegebnen Fall z.B. muß 200 Im schließlich und endgültig abgesetzt werden an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die Hände einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich – gemäß der Hypothese – in demselben Fall gegenüber II, worin sich die kapitalistischen Produzenten von I bei Beginn befanden, d.h., sie können die 200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittne Kaufsumme kann denselben Prozeß mit I nicht erneuern.

Man sieht hier, wie, abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die Betrachtung des Reproduktionsprozesses in seiner Fundamentalform – worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt – durchaus nötig ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein »wissenschaftlicher« Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reproduktionsprozeß sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegenstand der Analyse gemacht wird.

Das Gesetz, daß beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapitalistischen Produzenten der Zirkulation vorgeschoßne Geld zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren muß (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen gehört oder gepumpt ist), schließt also ein für allemal die Hypothese aus, daß 200 IIc (d) versilbert werde durch von I vorgeschoßnes Geld.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 449-454.
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