II. Produktionspreis der Waren mittlerer Zusammensetzung

[216] Man hat gesehn, wie die Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt:

1. daß zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltne Mehrwert, sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird;

2. daß der so vom Wert abweichende Produktionspreis einer Ware als Element in den Kostpreis andrer Waren eingeht, wodurch also schon im Kostpreis einer Ware eine Abweichung vom Wert der in ihr konsumierten[216] Produktionsmittel enthalten sein kann, abgesehn von der Abweichung, die für sie selbst durch die Differenz zwischen Durchschnittsprofit und Mehrwert hineinkommen kann.

Es ist hiernach also möglich, daß auch bei Waren, die durch Kapitale mittlerer Zusammensetzung produziert werden, der Kostpreis abweichen kann von der Wertsumme der Elemente, aus denen dieser Bestandteil ihres Produktionspreises sich zusammensetzt. Angenommen, die mittlere Zusammensetzung sei 80c + 20v. Es ist nun möglich, daß in den wirklichen Kapitalen, die so zusammengesetzt sind, 80c größer oder kleiner ist als der Wert von c, dem konstanten Kapital, weil dies c durch Waren gebildet ist, deren Pro duktionspreis abweicht von ihrem Wert. Ebenso könnte 20v von seinem Wert abweichen, wenn in den Verzehr des Arbeitslohns Waren eingehn, deren Produktionspreis von ihrem Wert verschieden ist; der Arbeiter also zum Rückkauf dieser Waren (ihrem Ersatz) mehr oder minder Arbeitszeit arbeiten, also mehr oder minder viel notwendige Arbeit verrichten muß, als nötig wäre, wenn die Produktionspreise der notwendigen Lebensmittel mit ihren Werten zusammenfielen.

Indes ändert diese Möglichkeit durchaus nichts an der Richtigkeit der für Waren mittlerer Zusammensetzung aufgestellten Sätze. Das Quantum Profit, das auf diese Waren fällt, ist gleich dem in ihnen selbst enthaltnen Quantum Mehrwert. Z.B. bei obigem Kapital von der Zusammensetzung 80c + 20v ist das Wichtige für die Bestimmung des Mehrwerts nicht, ob diese Zahlen Ausdrücke der wirklichen Werte, sondern wie sie sich zueinander verhalten; nämlich daß v = 1/5 des Gesamtkapitals und c = 4/5 ist. Sobald dies der Fall, ist, wie oben angenommen, der von v erzeugte Mehrwert gleich dem Durchschnittsprofit. Andrerseits: weil er gleich dem Durchschnittsprofit ist, ist der Produktionspreis = Kostpreis + Profit = k + p = k + m, praktisch dem Wert der Ware gleichgesetzt. D.h., eine Erhöhung oder Erniedrigung des Arbeitslohns läßt k + p in diesem Fall ebenso unverändert, wie sie den Wert der Ware unverändert lassen würde, und bewirkt bloß eine entsprechende umgekehrte Bewegung, Erniedrigung oder Erhöhung, auf Seite der Profitrate. Würde nämlich infolge einer Erhöhung oder Erniedrigung des Arbeitslohns der Preis der Waren hier verändert, so käme die Profitrate in diesen Sphären mittlerer Zusammensetzung über oder unter ihr Niveau in den andern Sphären zu stehn. Nur soweit der Preis unverändert bleibt, bewahrt die Sphäre mittlerer Zusammensetzung ihr Profitniveau mit den andern Sphären. Es findet also bei ihr praktisch dasselbe statt, als ob die Produkte dieser Sphäre zu ihrem wirklichen Wert verkauft würden. Werden Waren nämlich zu ihren wirklichen Werten verkauft, so[217] ist es klar, daß bei sonst gleichen Umständen Steigen oder Sinken des Arbeitslohns entsprechendes Sinken oder Steigen des Profits, aber keinen Wertwechsel der Waren hervorruft und daß unter allen Umständen Steigen oder Sinken des Arbeitslohnes nie den Wert der Waren, sondern stets nur die Größe des Mehrwerts affizieren kann.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1964, Band 25, S. 216-218.
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