34. Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844

[562] 〈In einer frühern Schrift105 ist die Theorie Ricardos über den Wert des Geldes im Verhältnis zu den Preisen der Waren untersucht worden; wir können uns daher hier auf das Nötigste beschränken. Nach Ricardo wird der Wert des – metallischen – Geldes bestimmt durch die in ihm vergegenständlichte Arbeitszeit, aber nur solange die Quantität des Geldes im richtigen Verhältnis steht zu Menge und Preis der umzusetzenden Waren. Steigt die Quantität des Geldes über dies Verhältnis, so sinkt sein Wert, die Warenpreise steigen; fällt sie unter das richtige Verhältnis, so steigt sein Wert, und die Warenpreise fallen – bei sonst gleichbleibenden Umständen. Im ersten Fall wird das Land, wo dieser Überschuß von Gold besteht, das unter seinen Wert gesunkene Gold ausführen und Waren einführen; im zweiten wird Gold hinströmen zu den Ländern, wo es über seinen Wert geschätzt wird, während die unterschätzten Waren von dort zu andern Märkten fließen, wo sie normale Preise erzielen können. Da unter diesen Voraussetzungen »das Gold selbst, sei es als Münze, sei es als Barre, Wertzeichen von größerem oder geringerem Metallwert als seinem eignen werden kann, so versteht es sich, daß etwa zirkulierende konvertible Banknoten dasselbe Schicksal teilen. Obgleich die Banknoten konvertibel sind, also ihr Realwert ihrem Nominalwert entspricht, kann die Gesamtmasse des zirkulierenden Geldes, Gold und Noten (the aggregate currency consisting of metal and of convertible notes) appreziiert oder depreziiert werden, je nachdem ihre Gesamtquantität, aus den vorher entwickelten Gründen, über oder unter das Niveau steigt oder fällt, das durch den Tauschwert der zirkulierenden Waren und den Metallwert des Goldes bestimmt ist... Diese Depreziation, nicht des Papiers gegen Gold, sondern des Goldes und Papiers[562] zusammengenommen oder der gesamten Masse der Zirkulationsmittel eines Landes, ist eine der Haupterfindungen Ricardos, die Lord Overstone & Co. in ihren Dienst preßten und zu einem Fundamentalprinzip von Sir Robert Peels Bankgesetzgebung von 1844 und 1845 machten.« (l. c. p. 155.)

Den an derselben Stelle geführten Nachweis von der Verkehrtheit dieser Ricardoschen Theorie brauchen wir hier nicht zu wiederholen. Uns interessiert nur die Art und Weise, wie Ricardos Lehrsätze verarbeitet wurden von der Schule von Banktheoretikern, die die obigen Peelschen Bankakte diktierte.

»Die Handelskrisen während des 19. Jahrhunderts, namentlich die großen Krisen von 1825 und 1836, riefen keine Fortentwicklung, wohl aber neue Nutzanwendung der Ricardoschen Geldtheorie hervor. Es waren nicht mehr einzelne ökonomische Phänomene, wie bei Hume die Depreziation der edlen Metalle im 16. und 17. Jahrhundert oder wie bei Ricardo die Depreziation des Papiergelds während des 18. und im Anfang des 19. Jahrhunderts, sondern die großen Weltmarktsungewitter, worin der Widerstreit aller Elemente des bürgerlichen Produktionsprozesses sich entladet, deren Ursprung und Abwehr innerhalb der oberflächlichsten und abstraktesten Sphäre dieses Prozesses, der Sphäre der Geldzirkulation, gesucht wurden. Die eigentlich theoretische Voraussetzung, wovon die Schule der ökonomischen Wetterkünstler ausgeht, besteht in der Tat in nichts andrem als dem Dogma, daß Ricardo die Gesetze der rein metallischen Zirkulation entdeckt hat. Was ihnen zu tun übrigblieb, war die Unterwerfung der Kredit- oder Banknotenzirkulation unter diese Gesetze.

Das allgemeinste und sinnfälligste Phänomen der Handelskrisen ist plötzlicher, allgemeiner Fall der Warenpreise, folgend auf ein längeres, allgemeines Steigen derselben. Allgemeiner Fall der Warenpreise kann ausgedrückt werden als Steigen im relativen Wert des Geldes, verglichen mit allen Waren, und allgemeines Steigen der Preise umgekehrt als Fallen des relativen Werts des Geldes. In beiden Ausdrucksweisen ist das Phänomen ausgesprochen, nicht erklärt... Die verschiedene Phraseologie läßt die Aufgabe ebenso unverändert, wie es ihre Übersetzung aus der deutschen in die englische Sprache tun würde. Ricardos Geldtheorie kam daher ungemein gelegen, da sie einer Tautologie den Schein eines Kausalverhältnisses gibt. Woher das periodische allgemeine Fallen der Warenpreise? Vom periodischen Steigen des relativen Werts des Geldes. Woher umgekehrt das periodische, allgemeine Steigen der Warenpreise? Von einem periodischen Fall[563] im relativen Wert des Geldes. Es könnte ebenso richtig gesagt werden, daß das periodische Steigen und Fallen der Preise von ihrem periodischen Steigen und Fallen herrührt... Die Verwandlung der Tautologie in ein Kausalverhältnis einmal zugegeben, ergibt sich alles andre mit Leichtigkeit. Das Steigen der Warenpreise entspringt aus dem Fallen des Werts des Geldes. Das Fallen des Geldwerts aber, wie wir von Ricardo wissen, aus übervoller Zirkulation, d.h. daher, daß die Masse des zirkulierenden Geldes über das, durch seinen eignen immanenten Wert und die immanenten Werte der Waren bestimmte Niveau steigt. Ebenso umgekehrt das allgemeine Fallen der Warenpreise aus dem Steigen des Geldwerts über seinen immanenten Wert infolge einer untervollen Zirkulation. Die Preise steigen und fallen also periodisch, weil periodisch zu viel oder zu wenig Geld zirkuliert. Wird nun etwa nachgewiesen, daß das Steigen der Preise mit einer verminderten Geldzirkulation und das Fallen der Preise mit einer vermehrten Zirkulation zusammenfiel, so kann trotzdem behauptet werden, infolge irgendeiner, wenn auch statistisch durchaus unnachweisbaren, Verminderung oder Vermehrung der zirkulierenden Warenmasse sei die Quantität des zirkulierenden Geldes, obgleich nicht absolut, doch relativ vermehrt oder vermindert worden. Wir sahen nun, daß nach Ricardo diese allgemeinen Schwankungen der Preise auch bei einer rein metallischen Zirkulation stattfinden müssen, sich aber durch ihre Abwechslung ausgleichen, indem z.B. untervolle Zirkulation Fallen der Warenpreise, das Fallen der Warenpreise Ausfuhr der Waren ins Ausland, diese Ausfuhr aber Einfuhr von Gold ins Inland, dieser Einfluß von Geld aber wieder Steigen der Warenpreise hervorruft. Umgekehrt bei einer übervollen Zirkulation, wo Waren importiert und Gold exportiert werden. Da nun trotz dieser aus der Natur der Ricardoschen Metallzirkulation selbst entspringenden allgemeinen Preisschwankungen ihre heftige und gewaltsame Form, ihre Krisenform, den Perioden entwickelten Kreditwesens angehört, so wird es sonnenklar, daß die Ausgabe von Banknoten nicht exakt nach den Gesetzen der metallischen Zirkulation reguliert wird. Die metallische Zirkulation besitzt ihr Heilmittel im Import und Export der edlen Metalle, die sofort als Münze in Umlauf treten und so durch ihren Einfluß oder Ausfluß die Warenpreise fallen oder steigen machen. Dieselbe Wirkung auf die Warenpreise muß nun künstlich durch Nachahmung der Gesetze der Metallzirkulation von den Banken hervorgebracht werden. Fließt Geld vom Ausland ein, so ist das ein Beweis, daß die Zirkulation untervoll ist, der Geldwert zu hoch und die Warenpreise zu niedrig stehn und folglich Banknoten im Verhältnis zu dem neuimportierten Gold in Zirkulation geworfen werden müssen. Sie müssen umgekehrt[564] der Zirkulation entzogen werden, im Verhältnis wie Gold aus dem Land ausströmt. In andern Worten, die Ausgabe von Banknoten muß reguliert werden nach dem Import und Export der edlen Metalle oder nach dem Wechselkurs. Ricardos falsche Voraussetzung, daß Gold nur Münze ist, daher alles importierte Gold das umlaufende Geld vermehrt und darum die Preise steigen macht, alles exportierte Gold die Münze vermindert und darum die Preise fallen macht, diese theoretische Voraussetzung wird hier zum praktischen Experiment, soviel Münze zirkulieren zu machen als jedesmal Gold vorhanden ist. Lord Overstone (Bankier Jones Loyd), Oberst Torrens, Norman, Clay, Arbuthnot und eine Anzahl andrer Schriftsteller, in England bekannt unter dem Namen der Schule des ›Currency Principle‹, haben diese Doktrin nicht nur gepredigt, sondern vermittelst Sir R. Peels Bankakten von 1844 und 1845 zur Grundlage der englischen und schottischen Bankgesetzgebung gemacht. Ihr schmähliches Fiasko theoretisch wie praktisch, nach Experimenten auf der größten nationalen Stufenleiter, kann erst in der Lehre vom Kredit dargestellt werden.« (l. c. p. 165-168.)

Die Kritik dieser Schule wurde geliefert von Thomas Tooke, James Wilson (im »Economist« von 1844 – 1847) und John Fullarton. Wie mangelhaft aber auch sie die Natur des Goldes durchschauten und wie unklar sie über das Verhältnis von Geld und Kapital waren, haben wir mehrfach, namentlich im Kapitel XXVIII dieses Buchs gesehn. Hier nun noch einiges im Anschluß an die Verhandlungen des Unterhaus-Ausschusses von 1857 über die Peelschen Bankakte (B. C. 1857) – F. E.}

J. G. Hubbard, ehemaliger Gouverneur der Bank v. E., sagt aus:

2400. »Die Wirkung der Goldausfuhr... bezieht sich absolut nicht auf die Warenpreise. Dagegen sehr bedeutend auf die Preise der Wertpapiere, weil im Maß wie der Zinsfuß wechselt, der Wert von Waren, die diesen Zins verkörpern, notwendigerweise gewaltig affiziert wird.«

Er legt zwei Tabellen vor über die Jahre 1834-1843 und 1845-1856, welche beweisen, daß die Preisbewegung von fünfzehn der bedeutendsten Handelsartikel ganz unabhängig war vom Ab- und Zufluß des Goldes und vom Zinsfuß. Dagegen aber beweisen sie einen engen Zusammenhang zwischen dem Ab- und Zufluß des Goldes, das in der Tat »der Repräsentant unsres Anlage suchenden Kapitals« ist, und dem Zinsfuß.

[2402.] »1847 wurde ein sehr großer Betrag amerikanischer Wertpapiere nach Amerika zurückübertragen, ebenso russische Wertpapiere nach Rußland und andre kontinentale Papiere nach den Ländern, von denen wir unsre Kornzufuhr bezogen.«[565]

Die in der folgenden Hubbardschen Tabelle zugrunde gelegten 15 Hauptartikel sind: Baumwolle, Baumwollengarn, ditto Gewebe, Wolle, Wollentuch, Flachs, Leinwand, Indigo, Roheisen, Weißblech, Kupfer, Talg, Zucker, Kaffee, Seide.


I. Von 1834-1843

II. Von 1844-1853


Datum Metallschatz Marktrate des Von 15 Hauptartikeln sind
der Bank Pfd. St. Diskontos im Preis gefallen unverändert
gestiegen
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
1834, 1. März 9.104.000 2 3/4% — — —
1835, 1. " 6.274.000 3 3/4% 7 7 1
1836, 1. " 7.918.000 3 1/4% 11 3 1
1837, 1. " 4.077.000 5% 5 9 1
1838, 1. " 10.471.000 2 3/4% 4 11 —
1839, 1. Sept . 2.684.000 6% 8 5 2
1840, 1. Juni 4.571.000 4 3/4% 5 9 1
1840, 1. Dez. 3.642.000 5 3/4% 7 6 2
1841, 1. " 4.873.000 5% 3 12 —
1842, 1. " 10.603.000 2 1/2% 2 13 —
1843, 1. Juni 11.566.000 2 1/4% 1 14 —

Hubbard macht dazu die Glosse:

»Wie in den 10 Jahren 1834-1843, so waren in 1844-1853 Schwankungen im Gold der Bank in jedem Fall begleitet von einer Zunahme oder Abnahme des leihbaren Wertes des auf Diskonto vorgeschoßnen Geldes; und andrerseits zeigen die Änderungen in den Warenpreisen des Inlandes eine vollständige Unabhängigkeit von der Masse der[566] Zirkulation, wie sie sich in den Goldschwankungen der Bank von England zeigt.« (»Bank Acts Report« 1857, II, p. 290 u. 291.)

Da die Nachfrage und Zufuhr von Waren deren Marktpreise reguliert, wird hier klar, wie falsch Overstones Identifikation der Nachfrage nach leihbarem Geldkapital (oder vielmehr der Abweichungen der Zufuhr davon), wie sie sich in der Diskontorate ausdrückt, und der Nachfrage nach wirklichem »Kapital«. Die Behauptung, daß die Warenpreise durch die Schwankungen im Betrag der Currency reguliert sind, versteckt sich jetzt unter der Phrase, daß die Schwankungen der Diskontorate Schwankungen in der Nachfrage nach wirklichem stofflichen Kapital ausdrücken, im Unterschied vom Geldkapital. Wir haben gesehn, wie sowohl Norman wie Overstone dies in der Tat vor demselben Ausschuß behaupteten und zu welchen lahmen Ausflüchten namentlich letzterer dabei gedrängt wurde, bis er schließlich ganz festsaß. (Kapitel XXVI.) Es ist in der Tat die alte Flause, daß die Änderungen in der Masse des vorhandnen Goldes, indem sie die Menge des Umlaufsmittels im Lande vermehren oder vermindern, innerhalb dieses Landes die Warenpreise steigern oder senken müßten. Wird Gold ausgeführt, so müssen nach dieser Currency-Theorie die Preise der Waren steigen in dem Lande, wohin das Gold geht, und damit der Wert der Exporte des Gold ausführenden Landes auf dem Markt des Gold einführenden; der Wert der Exporte des letzteren auf dem Markt des ersteren würde dagegen fallen, während er stiege in ihrem Ursprungsland, wohin das Gold geht. In der Tat aber steigert die Verminderung der Goldmenge nur den Zinsfuß, während ihre Vermehrung ihn senkt; und kämen diese Schwankungen des Zinsfußes nicht in Rechnung bei Feststellung der Kostpreise oder bei der Bestimmung von Nachfrage und Angebot, so würden sie die Warenpreise gänzlich unberührt lassen. –

Im selben Bericht spricht sich N. Alexander, Chef eines großen Hauses im indischen Geschäft, folgendermaßen aus über den starken Abfluß von Silber nach Indien und China um die Mitte der 50er Jahre, infolge teils des chinesischen Bürgerkriegs, der dem Absatz englischer Gewebe in China Einhalt tat, teils der Seidenwürmerkrankheit in Europa, die die italienische und französische Seidenzucht stark einschränkte:

4337. »Ist der Abfluß nach China oder nach Indien? – Sie schicken das Silber nach Indien, und mit einem guten Teil davon kaufen Sie Opium, das alles nach China geht, um Fonds zu bilden zum Einkauf für Seide; und der Stand der Märkte in Indien« (trotz der Akkumulation von Silber dort) »macht es profitlicher für den Kaufmann, Silber hinzuschicken, als Gewebe oder andre britische Fabrikate.« – 4338. »Fand nicht ein großer Abfluß aus Frankreich statt, wodurch wir das Silber bekamen? – Jawohl, ein[567] sehr großer.« – 4344. »Statt Seide von Frankreich und Italien einzuführen, schicken wir sie in großen Quantitäten hin, sowohl bengalische wie chinesische.«

Also wurden nach Asien Silber – das Geldmetall dieses Weltteils – geschickt statt Ware, nicht weil die Preise dieser Waren gestiegen waren in dem Land, das sie produziert (England), sondern gefallen – gefallen durch Überimport – in dem Land, wohin es sie importiert; obgleich dies Silber von England aus Frankreich bezogen und teilweise mit Gold bezahlt werden mußte. Nach der Currency-Theorie hätten bei solchem Import die Preise in England fallen und in Indien und China steigen müssen.

Ein andres Beispiel. Vor dem Ausschuß der Lords (C. D. 1848/1857) sagt Wylie, einer der ersten Liverpooler Kaufleute, aus wie folgt:

1994. »Ende 1845 gab es kein lohnenderes Geschäft und keins, das so große Profite abwarf« 〈als die Baumwollspinnerei}. »Der Baumwollvorrat war groß, und gute brauchbare Baumwolle war zu 4 d. das Pfund zu haben, und von solcher Baumwolle konnte gut secunda mule twist Nr. 40 gesponnen werden mit einer Auslage ebenfalls von 4 d., etwa zu 8 d. Gesamtauslage für den Spinner. Dieses Garn wurde in großen Massen verkauft im September und Oktober 1845 und ebenso große Lieferungskontrakte abgeschlossen, zu 10 1/2 und 11 1/2 d. pro Pfund, und in einigen Fällen haben die Spinner einen Profit realisiert, der dem Einkaufspreis der Baumwolle gleichkam.« – 1996, »Das Geschäft blieb lohnend bis Anfang 1846.« – 2000. »Am 3. März 1844 war der Baumwollvorrat« 〈627042 Ballen} »mehr als das Doppelte von dem, was er heute« 〈am 7. März 1848, wo er 301070 Ballen war}, »und dennoch war der Preis 1 1/4 d. per Pfund teurer« 〈6 1/4 d. gegen 5 d.}. »Gleichzeitig war Garn – gut secunda mule twist Nr. 40 – von 11 1/2-12 d. gefallen auf 9 1/2 d. im Oktober und 7 3/4, d. Ende Dezember 1847; es wurde Garn verkauft zum Einkaufspreis der Baumwolle, woraus es gesponnen war.« (ib., Nr. 2021, 2023.)

Dies zeigt die interessierte Weisheit Overstones, daß das Geld »teuer« sein soll, weil Kapital »selten« ist. Am 3. März 1844 stand der Bankzinsfuß auf 3%; Okt. und Nov. 1847 ging er auf 8 und 9% und stand am 7. März 1848 noch auf 4%. Die Baumwollpreise wurden durch die totale Absatzstockung und die Panik mit dem ihr entsprechenden hohen Zinsfuß nie dergeschlagen tief unter ihren dem Stand der Zufuhr entsprechenden Preis. Die Folge davon war einerseits ungeheure Abnahme der Einfuhr 1848 und andrerseits Abnahme der Produktion in Amerika; daher neues Steigen der Baumwollpreise 1849. Nach Overstone waren die Waren zu teuer, weil zuviel Geld im Lande war.

2002. »Die neuliche Verschlechterung in der Lage der Baumwollindustrie ist nicht dem Mangel an Rohstoff geschuldet, da der Preis niedriger ist, obwohl der Vorrat von Rohbaumwolle bedeutend vermindert.«[568]

Aber angenehme Verwechslung bei Overstone zwischen dem Preis resp. Wert der Ware und dem Wert des Geldes, nämlich dem Zinsfuß. In der Antwort auf Frage 2026 gibt Wylie sein Gesamturteil über die Currency-Theorie, wonach Cardwell und Sir Charles Wood im Mai 1847 »die Notwendigkeit behauptet hatten, den Bankakt von 1844 in seinem ganzen Inhalt durchzuführen«:

»Diese Prinzipien scheinen mir von einer Art zu sein, daß sie dem Geld einen künstlichen hohen Wert und allen Waren einen künstlichen, ruinierend niedrigen Wert geben würden.«

Er sagt ferner über die Wirkungen dieses Bankakts auf das allgemeine Geschäft:

»Da Viermonatswechsel, die die regelmäßigen Tratten der Fabrikstädte auf Kaufleute und Bankiers gegen gekaufte und für die Vereinigten Staaten bestimmte Waren sind, nur noch mit großen Opfern diskontiert werden konnten, wurde die Ausführung von Aufträgen in bedeutendem Maß gehemmt, bis nach dem Regierungsbrief vom 25. Oktober« 〈Suspension des Bankakts}, »wo diese Viermonatswechsel wieder diskontierbar wurden.« (2097.)

Also auch in der Provinz wirkte die Suspension dieses Bankakts wie eine Erlösung.

2102. »Im vorigen Oktober« 〈1847} »haben fast alle amerikanischen Einkäufer, die hier Waren kaufen, soviel wie möglich ihre Aufträge sofort eingeschränkt; und als die Nachricht von der Geldteuerung nach Amerika kam, hörten alle neuen Aufträge auf.« – 2134. »Korn und Zuckerwaren Spezialfälle. Der Kornmarkt wurde affiziert durch die Ernteaussichten, und Zucker wurde affiziert durch die ungeheuren Vorräte und Einfuhren.« – 2163. »Von unsern Zahlungsverpflichtungen gegen Amerika... wurde vieles liquidiert durch Zwangsverkäufe von konsignierter Ware, und vieles, fürchte ich, wurde annulliert durch die Bankerotte hier.« – 2196. »Wenn ich mich recht erinnere, wurden auf unsrer Fondsbörse im Oktober 1847 bis 70% Zinsen gezahlt.«

〈Die Krisis von 1837 mit ihren langen Nachwehen, an die sich 1842 noch eine vollständige Nachkrise schloß, und die interessierte Verblendung der Industriellen und Kaufleute, die platterdings keine Überproduktion sehn wollten – diese war ja, nach der Vulgärökonomie, ein Unsinn und eine Unmöglichkeit! –, hatten endlich diejenige Verwirrung in den Köpfen verursacht, die der Currency-Schule erlaubte, ihr Dogma auf nationalem Maßstab in die Praxis zu übersetzen. Die Bankgesetzgebung von 1844/45 ging durch.

Der Bankakt von 1844 teilt die Bank von England in ein Notenausgabe-Departement und ein Bankdepartement. Das erstere erhält Sicherheiten –[569] größtenteils Regierungsschuld – für 14 Millionen und den gesamten Metallschatz, der zu höchstens 1/4 aus Silber bestehn darf, und gibt für den Gesamtbetrag beider eine gleiche Summe von Noten aus. Soweit sich diese nicht in den Händen des Publikums befinden, liegen sie im Bankdepartement und bilden, mit der wenigen zum täglichen Gebrauch nötigen Münze (etwa einer Million) dessen stets bereite Reserve. Das Ausgabe-Departement gibt dem Publikum Gold für Noten und Noten für Gold; den übrigen Verkehr mit dem Publikum besorgt das Bankdepartement. Die 1844 zur Ausgabe eigner Noten in England und Wales berechtigten Privatbanken behalten dies Recht, doch wird ihre Notenausgabe kontingentiert; hört eine dieser Banken auf, eigne Noten auszugeben, so kann die Bank von England ihren ungedeckten Notenbetrag um 2/3 des eingegangnen Kontingents erhöhen; auf diesem Weg ist derselbe bis 1892 von 14 auf 16 1/2 Millionen Pfd. St. (genau 16450000 Pfd. St.) gestiegen.

Für jede fünf Pfund in Gold also, die aus dem Bankschatz abfließen, geht eine Fünfpfundnote zurück an das Ausgabe-Departement und wird vernichtet; für jede dem Schatz zugehenden fünf Sovereigns kommt eine neue Fünfpfundnote in Umlauf. Damit ist Overstones ideale Papierzirkulation, die sich genau nach den Gesetzen der metallischen Zirkulation richtet, praktisch ausgeführt, und damit sind, nach den Behauptungen der Currency-Leute, die Krisen für immer unmöglich gemacht.

In Wirklichkeit aber entzog die Trennung der Bank in zwei unabhängige Departements der Direktion die Möglichkeit, in entscheidenden Momenten über ihre gesamten disponiblen Mittel frei zu verfügen, so daß Fälle eintreten konnten, wo das Bankdepartement vor dem Bankerott stand, während das Ausgabe-Departement mehrere Millionen in Gold und außerdem noch seine 14 Millionen Sicherheiten intakt besaß. Und zwar konnte dies um so leichter eintreten, als in fast jeder Krise ein Abschnitt vorkommt, wo ein starker Goldabfluß ins Ausland stattfindet, der in der Hauptsache durch den Metallschatz der Bank zu decken ist. Für jede fünf Pfund aber, die dann ins Ausland fließen, wird der Zirkulation des Inlands eine Fünfpfundnote entzogen, also die Menge des Umlaufsmittels grade in dem Augenblick verkleinert, wo am meisten davon, und am nötigsten, gebraucht wird. Der Bankakt von 1844 provoziert also die sämtliche Handelswelt direkt dazu, bei hereinbrechender Krise sich einen Reserveschatz von Banknoten beizeiten anzulegen, also die Krise zu beschleunigen und zu verschärfen; er treibt durch diese, im entscheidenden Augenblick wirksam werdende, künstliche Steigerung der Nachfrage nach Geldakkommodation, d.h. nach Zahlungsmittel, bei gleichzeitiger Beschränkung der Zufuhr davon, den Zinsfuß[570] in Krisen zu bisher unerhörter Höhe; statt also die Krisen zu beseitigen, steigert er sie vielmehr bis auf den Punkt, wo entweder die ganze industrielle Welt in die Brüche gehn muß oder der Bankakt. Zweimal, am 25. Okt. 1847 und am 12. Nov. 1857, war die Krisis auf diese Höhe gestiegen; da befreite die Regierung die Bank von der Beschränkung ihrer Notenausgabe, indem sie den Akt von 1844 suspendierte, und dies reichte beidemal hin, die Krise zu brechen. 1847 genügte die Gewißheit, daß nun wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die aufgeschatzten 4-5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in die Zirkulation zu bringen; 1857 wurde bis nicht ganz eine Million in Noten über das gesetzliche Quantum ausgegeben, aber nur für ganz kurze Zeit.

Zu erwähnen ist auch, daß die Gesetzgebung von 1844 noch die Spuren der Erinnerung an die ersten zwanzig Jahre des Jahrhunderts aufweist, die Zeit der Einstellung der Barzahlungen der Bank und der Notenentwertung. Die Furcht, die Banknoten möchten ihren Kredit verlieren, ist noch sehr bemerkbar; eine sehr überflüssige Furcht, da schon 1825 die Ausgabe eines vorgefundnen alten Vorrats außer Kurs gesetzter Einpfundnoten die Krise gebrochen und damit bewiesen hatte, daß schon damals der Kredit der Noten, selbst in der Zeit des allgemeinsten und stärksten Mißtrauens, unerschüttert blieb. Es ist dies auch ganz begreiflich; steht doch tatsächlich die gesamte Nation mit ihrem Kredit hinter diesen Wertzeichen. – F. E.}

Hören wir nun ein paar Zeugnisse über die Wirkung des Bankakts. J. St. Mill glaubt, daß der Bankakt von 1844 die Überspekulation niedergehalten habe. Dieser weise Mann sprach glücklicherweise am 12. Juni 1857. Vier Monate später war die Krisis losgebrochen. Er gratuliert buchstäblich den »Bankdirektoren und dem kommerziellen Publikum im allgemeinen« dazu, daß sie

»die Natur einer Handelskrisis weit besser verstehn als früher und den sehr großen Schaden, den sie sich selbst und dem Publikum durch Unterstützung der Überspekulation antun«. (B. C. 1857, Nr. 2031.)

Der weise Mill meint, wenn 1-Pfund-Noten ausgegeben werden

»als Vorschüsse an Fabrikanten u.a., welche Arbeitslöhne auszahlen... so können die Noten in die Hände von andren kommen, die sie zu Konsumtionszwecken ausgeben, und in diesem Fall konstituieren die Noten in sich selbst eine Nachfrage nach Waren, und können zeitweilig eine Preiserhöhung zu befördern streben«. [Nr. 2066.]

Herr Mill nimmt also an, daß die Fabrikanten höhern Lohn zahlen werden, weil sie ihn in Papier statt in Gold zahlen? Oder glaubt er, wenn[571] der Fabrikant seinen Vorschuß in 100-Pfund-Noten erhält, diese auswechselt gegen Gold, so würde dieser Lohn weniger Nachfrage bilden, als wenn sogleich in 1-Pfund-Noten bezahlt? Und weiß er nicht, daß z.B. in gewissen Bergwerksbezirken Arbeitslohn gezahlt wurde in Noten von Lokalbanken, so daß mehrere Arbeiter zusammen eine 5-Pfund-Note erhielten? Vermehrt dies ihre Nachfrage? Oder werden die Bankiers den Fabrikanten in kleinen Noten leichter und mehr Geld vorschießen als in großen?

〈Diese sonderbare Angst Mills vor Einpfundnoten wäre unerklärlich, zeigte nicht sein ganzes Werk über politische Ökonomie einen Eklektizismus, der vor keinen Widersprüchen zurückschreckt. Einerseits gibt er Tooke in vielen Dingen gegen Overstone recht, andrerseits glaubt er an die Bestimmung der Warenpreise durch die Menge des vorhandnen Geldes. Er ist also keineswegs überzeugt, daß für jede ausgegebne Einpfundnote – alle andren Umstände gleichgesetzt – ein Sovereign in den Schatz der Bank wandert; er fürchtet, die Masse des Zirkulationsmittels könne vermehrt und somit entwertet werden, d.h. die Warenpreise steigern. Das ist es und weiter nichts, was sich hinter obiger Bedenklichkeit verbirgt. – F. E.}

Über die Zweiteilung der Bank und die übermäßige Vorsorge für Sicherstellung der Banknoteneinlösung spricht sich Tooke aus vor dem C. D. 1848/1857:

Die größern Schwankungen des Zinsfußes 1847, verglichen mit 1837 und 1839, seien nur der Trennung der Bank in zwei Departements geschuldet. (3010.) – Die Sicherheit der Banknoten wurde nicht affiziert, weder 1825 noch 1837 und 1839. (3015.) – Die Nachfrage nach Gold 1825 bezweckte nur, den leeren Raum auszufüllen, entstanden durch die gänzliche Diskreditierung der 1-Pfund-Noten der Provinzialbanken; dieser leere Raum konnte nur durch Gold ausgefüllt werden, bis die Bank von England auch 1-Pfund-Noten ausgab. (3022.) – Im November und Dezember 1825 existierte nicht die geringste Nachfrage nach Gold für Ausfuhr. (3023.)

»Was eine Diskreditierung der Bank im In- und Auslande betrifft, würde eine Suspension der Zahlung von Dividenden und Depositen von viel schwereren Folgen sein, als eine Suspension der Zahlung der Banknoten.« (3028.)

3035. »Würden Sie nicht sagen, daß jeder Umstand, der in letzter Instanz die Konvertibilität der Banknoten gefährdete, in einem Augenblick der kommerziellen Klemme neue und ernstliche Schwierigkeiten erzeugen könnte? – Ganz und gar nicht.«

Im Lauf von 1847 »würde eine vermehrte Notenausgabe vielleicht dazu beigetragen haben, den Goldschatz der Bank wieder zu füllen, wie sie dies 1825 tat«. (3058.)[572]

Vor dem B. A. 1857 sagt Newmarch aus:

1357. »Die erste schlimme Wirkung... dieser Trennung der beiden Departements« (der Bank) »und der daraus notwendig folgenden Zweiteilung der Goldreserve war die, daß das Bankgeschäft der B. v. E., also derjenige ganze Zweig ihrer Operationen, der sie in direktere Verbindung mit dem Handel des Landes bringt, mit nur der Hälfte des Betrags der frühern Reserve fortgeführt worden ist. Infolge dieser Spaltung der Reserve ist es gekommen, daß, sobald die Reserve des Bankdepartements nur im geringsten zusammenschmolz, die Bank gezwungen war, ihre Diskontrate zu erhöhen. Diese verminderte Reserve hat daher eine Reihe stoßweiser Veränderungen in der Diskontrate verursacht.« – 1358. »Solche Änderungen sind seit 1844« (bis Juni 1857) »einige 60 in der Zahl gewesen, während sie vor 1844 in derselben Zeit kaum ein Dutzend betrugen.«

Von besondrem Interesse ist auch die Aussage von Palmer, seit 1811 Direktor und eine Zeitlang Gouverneur der Bank von England, vor dem C. D. Ausschuß der Lords (1848/1857):

828. »Im Dezember 1825 hatte die Bank nur noch ungefähr 1100000 Pfd. St. Gold übrigbehalten. Damals müßte sie ganz unfehlbar total falliert haben, wenn dieser Akt« (von 1844) »damals bestanden hätte. Im Dezember gab sie, glaube ich, 5 oder 6 Millionen Noten in einer Woche aus, und das erleichterte die damalige Panik bedeutend.«

825. »Die erste Periode« (seit 1. Juli 1825), »wo die gegenwärtige Bankgesetzgebung zusammengebrochen wäre, wenn die Bank versucht hätte, die einmal in Angriff genommenen Transaktionen zu Ende zu führen, war am 28. Februar 1837; damals waren 3900000 Pfd. St. bis 4 Millionen Pfd. St. im Besitz der Bank, und sie würde dann nur noch 650 000 Pfd. St. in Reserve behalten haben. Eine andre Periode ist 1839 und dauerte vom 9. Juli bis 5. Dezember.« – 826. »Was war der Betrag der Reserve in diesem Fall? Die Reserve bestand in einem Defizit von insgesamt 200000 Pfd. St. (the reserve was minus altogether 200000 Pfd. St.) am 5. September. Am 5. November stieg sie auf ungefähr 1 bis 1 1/2 Mill.« – 830. »Der Akt von 1844 würde die Bank verhindert haben, dem amerikanischen Geschäft 1837 beizustehn.« – 831. »Drei der hauptsächlichsten amerikanischen Häuser fallierten... Fast jedes Haus im amerikanischen Geschäft war außer Kredit gesetzt, und wäre damals die Bank nicht zu Hilfe gekommen, so glaube ich nicht, daß mehr als 1 oder 2 Häuser sich hätten halten können.« – 836. »Die Klemme von 1837 ist gar nicht zu vergleichen mit der von 1847. Die von 1837 beschränkte sich hauptsächlich auf das amerikanische Geschäft.« – 838. (Anfangs Juni 1837 wurde in der Bankdirektion die Frage diskutiert, wie der Klemme abzuhelfen sei.) »Worauf einige Herren die Meinung verteidigten,... das richtige Prinzip sei, den Zinsfuß zu erhöhen, wodurch die Warenpreise fallen würden; kurz, Geld teuer und Waren wohlfeil zu machen, wodurch die Zahlung ans Ausland zustande gebracht würde (by which the foreign payment would be accomplished).« – 906. »Die Einführung einer künstlichen Beschränkung der Vollmachten der Bank durch den Akt von[573] 1844 statt der alten und natürlichen Schranke ihrer Vollmacht, des wirklichen Betrags ihres Metallvorrats, erzeugt künstliche Geschäftserschwerung und damit eine Wirkung auf die Warenpreise, die ganz unnötig war ohne diesen Akt.« – 968. »Unter der Wirkung des Akts von 1844 kann man den Metallvorrat der Bank, unter gewöhnlichen Umständen, nicht wesentlich unter 9 1/2 Mill. reduzieren. Dies würde einen Druck auf Preise und Kredit verursachen, der einen solchen Umschwung in den auswärtigen Wechselkursen herbeiführen müßte, daß die Goldeinfuhr stiege und damit den Betrag des Goldes im Ausgabe-Departement vermehrte.« – 996. »Unter der jetzigen Beschränkung haben Sie« 〈die Bank} »nicht das Kommando über Silber, das erforderlich ist zu Zeiten, wo man Silber braucht, um auf den auswärtigen Kurs zu wirken.« – 999. »Was war der Zweck der Vorschrift, die den Silbervorrat der Bank auf 1/5 ihres Metallvorrats beschränkt? – Die Frage kann ich nicht beantworten.«

Der Zweck war, Geld teuer zu machen; ganz wie, abgesehn von der Currency-Theorie, die Trennung der beiden Bankdepartements und der Zwang für die schottischen und irischen Banken, für Notenausgabe über einen gewissen Satz hinaus Gold in Reserve zu halten. Es entstand so eine Dezentralisation des nationalen Metallschatzes, der ihn weniger fähig machte, ungünstige Wechselkurse zu korrigieren. Auf Steigerung des Zinsfußes laufen alle diese Bestimmungen hinaus: daß die B. v. E. nicht Noten ausgeben darf über 14 Mill. außer gegen Goldreserve; daß das Bankdepartement als gewöhnliche Bank verwaltet werden soll, den Zinsfuß herabdrückend in Zeiten des Geldüberflusses, ihn herauftreibend in Zeiten der Klemme; die Beschränkung des Silbervorrats, des hauptsächlichen Mittels, die Wechselkurse mit dem Kontinent und Asien zu rektifizieren; die Vorschriften wegen der schottischen und irischen Banken, die nie GoldA36 für Export brauchen und es jetzt halten müssen unter dem Vorwand einer, tatsächlich rein illusorischen, Konvertibilität ihrer Noten. Die Tatsache ist, daß der Akt von 1844 zum erstenmal einen Ansturm nach Gold auf die schottischen Banken 1857 produzierte. Die neue Bankgesetzgebung macht ebenfalls keinen Unterschied zwischen Goldabfluß ins Ausland und dem fürs Inland, obgleich deren Wirkungen selbstredend durchaus verschieden. Daher die beständigen heftigen Schwankungen in der Marktrate des Zinses. Mit Bezug auf Silber sagt Palmer zweimal, 992 und 994, daß die Bank nur Silber gegen Noten kaufen kann, wenn der Wechselkurs günstig für England, das Silber also überflüssig ist; denn:

1003. »Der einzige Zweck, weshalb ein beträchtlicher Teil des Metallschatzes in Silber gehalten werden kann, ist der, ausländische Zahlungen zu erleichtern, während[574] der Zeit, wo die Wechselkurse gegen England sind.« – 1004. »Silber ist eine Ware, die, weil sie Geld ist in der ganzen übrigen Welt, deshalb die passendste Ware... für diesen Zweck ist« 〈Zahlung ans Ausland}. »Nur die Vereinigten Staaten haben in der letzten Zeit ausschließlich Gold genommen.«

Nach seiner Ansicht brauchte die Bank in Zeiten der Klemme, solange keine ungünstigen Wechselkurse das Gold ins Ausland ziehn, den Zinsfuß nicht über den alten Stand von 5% zu erhöhen. Wäre nicht der Akt von 1844, so würde sie dabei ohne Schwierigkeit alle Wechsel ersten Ranges (first class bills), die ihr präsentiert würden, diskontieren können. (1018 bis 1020.) Aber mit dem Akt von 1844 und in der Lage, in der die Bank im Oktober 1847 war,

»gab es keinen Zinsfuß, den die Bank kreditfähigen Häusern abverlangen konnte, den sie nicht bereitwillig gezahlt hätten, um ihre Zahlungen fortzuführen«. [1022.]

Und dieser hohe Zinsfuß war grade der Zweck des Akts.

1029. »Ich muß einen großen Unterschied machen zwischen der Wirkung des Zinsfußes auf ausländische Nachfrage« 〈für Edelmetall} »und einer Zinserhöhung zum Zweck der Hemmung eines Andrangs auf die Bank während einer Periode inländischen Kreditmangels.« – 1023. »Vor dem Akt von 1844, wenn die Kurse zugunsten Englands waren und Beunruhigung, ja positive Panik im Lande herrschte, war keine Grenze gesetzt auf die Notenausgabe, durch die allein dieser Zustand der Klemme erleichtert werden konnte.«

So spricht ein Mann sich aus, der 39 Jahre lang in der Direktion der Bank von England gesessen. Hören wir nun einen Privatbankier, Twells, seit 1801 Associé von Spooner, Attwoods & Co. Er ist der einzige unter sämtlichen Zeugen vor dem B. C. 1857, der einen Blick in den wirklichen Zustand des Landes tun läßt und die Krisis herannahen sieht. Im übrigen ist er eine Art von Birminghamer Little-Shilling-Mann, wie denn seine Associés, die Brüder Attwood, die Stifter dieser Schule sind (s. »Zur Kritik der pol. Oek.«, S. 59). Er sagt aus:

4488. »Wie glauben Sie, daß der Akt von 1844 gewirkt hat? – Sollte ich Ihnen als Bankier antworten, so würde ich sagen, daß er ganz ausgezeichnet gewirkt hat, denn er hat den Bankiers und 〈Geld-} Kapitalisten aller Art eine reiche Ernte geliefert. Aber er hat sehr schlecht gewirkt für den ehrlichen fleißigen Geschäftsmann, der Stetigkeit in der Diskontorate bedarf, so daß er seine Arrangements mit Zuversicht machen kann... er hat das Geldverleihen zu einem höchst profitlichen Geschäft gemacht.« – 4489. »Er« 〈der Bankakt} »befähigt die Londoner Aktienbanken, den Aktionären 20 bis 22% zu zahlen? – Eine zahlte neulich 18%, und ich glaube, eine andre 20%; sie haben[575] allen Grund, sehr entschieden für den Akt einzutreten.« – 4490. »Kleine Geschäftsleute und respektable Kaufleute, die kein großes Kapital haben... er kneift sie sehr... Das einzige Mittel, das ich habe, um dies zu erfahren, ist, daß ich eine so erstaunliche Masse ihrer Akzepte sehe, die nicht bezahlt werden. Diese Akzepte sind immer klein, etwa von 20-100 Pfd. St., viele von ihnen werden nicht bezahlt und gehn zurück mit Mangelzahlung nach allen Teilen des Landes, und dies ist immer ein Zeichen der Gedrücktheit unter... den Kleinhändlern.«

4494 erklärt er, das Geschäft sei jetzt nicht profitabel. Seine folgenden Bemerkungen sind wichtig, weil er das latente Dasein der Krise sah, als noch keiner der übrigen es ahnte.

4494. »Die Preise in Mincing Lane halten sich noch ziemlich, aber es wird nichts verkauft, man kann zu keinem Preise verkaufen; man hält sich auf dem nominellen Preis.«

4495. Er erzählt einen Fall: Ein Franzose schickt einem Makler in Mincing Lane Waren für 3000 Pfd. St. zum Verkauf für einen gewissen Preis. Der Makler kann den Preis nicht machen, der Franzose kann unter dem Preise nicht verkaufen. Die Ware bleibt liegen, aber der Franzose braucht Geld. Der Makler schießt ihm also 1000 Pfd. St. vor, derart, daß der Franzose auf Sicherheit der Waren einen Wechsel für 1000 Pfd. St. für 3 Monate auf den Makler zieht. Nach 3 Monaten verfällt der Wechsel, aber die Waren sind noch immer unverkäuflich. Der Makler muß dann den Wechsel zahlen, und obgleich er Deckung für 3000 Pfd. St. hat, kann er sie nicht flüssigmachen und gerät in Schwierigkeiten. So zieht einer den andern mit herunter.

4496. »Was die starken Ausfuhren betrifft... wenn das Geschäft im Innern gedrückt ist, so ruft dies mit Notwendigkeit auch eine starke Ausfuhr hervor.« – 4497. »Glauben Sie, daß die inländische Konsumtion abgenommen hat? – Sehr bedeutend... ganz ungeheuer... die Kleinhändler sind hier die beste Autorität.« – 4498. »Und doch sind die Einfuhren sehr groß; zeigt das nicht eine starke Konsumtion an? – Jawohl, wenn Sie verkaufen können; aber viele Warenlager sind voll von diesen Sachen; in dem Beispiel, das ich soeben erzählt habe, sind für 3000 Pfd. St. Waren importiert worden, die unverkäuflich sind.«

4514. »Wenn Geld teuer ist, würden Sie sagen, daß dann Kapital wohlfeil ist? – Jawohl.«

Der Mann ist also keineswegs der Meinung Overstones, daß hoher Zinsfuß dasselbe sei wie teures Kapital.

Wie das Geschäft jetzt betrieben wird:

4516 »... Andre gehn sehr bedeutend ins Geschirr, machen ein riesiges Geschäft in Ausfuhren und Einfuhren, weit über das Maß hinaus, wozu ihr Kapital sie berechtigt; daran kann nicht der geringste Zweifel sein. Das kann diesen Leuten glücken;[576] sie können durch irgendwelchen Glücksfall große Vermögen machen und alles abzahlen. Das ist in großem Maß das System, auf dem heutzutage ein bedeutender Teil des Geschäfts geführt wird. Solche Leute verlieren willig 20, 30 und 40% auf eine Verschiffung; das nächste Geschäft kann es ihnen zurückbringen. Schlägt ihnen eins nach dem andern fehl, dann sind sie kaputt; und das ist gerade der Fall, den wir in der letzten Zeit oft gesehn haben; Geschäftshäuser haben falliert, ohne daß für einen Schilling Aktiva übrigblieben.«

4791. »Der niedrigere Zinsfuß« (während der letzten 10 Jahre) »wirkt allerdings gegen die Bankiers, aber ohne Ihnen die Geschäftsbücher vorzulegen, würde ich Ihnen nur sehr schwer erklären können, um wieviel höher der Profit« 〈sein eigner} »jetzt ist gegen früher. Wenn der Zinsfuß niedrig ist, infolge übermäßiger Notenausgabe, haben wir bedeutende Depositen; wenn der Zinsfuß hoch ist, so bringt uns das direkten Gewinn.« – 4794. »Wenn Geld zu mäßigem Zinsfuß zu haben ist, haben wir mehr Nachfrage dafür; wir leihen mehr aus; es wirkt« 〈für uns, die Bankiers} »auf diesem Wege. Wenn er steigt, so bekommen wir mehr dafür als billig ist; wir bekommen mehr, als wir haben sollten.«

Wir haben gesehn, wie der Kredit der Noten der Bank von England bei allen Sachverständigen als unerschütterlich gilt. Trotzdem legt der Bankakt 9-10 Millionen in Gold zu ihrer Einlösbarkeit absolut fest. Die Heiligkeit und Unantastbarkeit des Schatzes wird damit ganz anders durchgeführt als bei den alten Schatzbildnern. W. Brown (Liverpool) sagt aus, C. D. 1847/1857, 2311:

»In Beziehung auf den Nutzen, den dies Geld« (der Metallschatz im Ausgabe-Departement) »damals brachte, so hätte man es ebensogut in die See werfen können; man konnte ja nicht das geringste davon verwenden, ohne den Parlamentsakt zu brechen.«

Der Bauunternehmer E. Capps, derselbe, der schon früher angeführt und dessen Aussage auch die Schilderung des modernen Londoner Bausystems (Buch II, Kap. XII) entlehnt ist, faßt seine Ansicht über den Bankakt von 1844 zusammen wie folgt (B. A. 1857):

5508. »Sie sind also im allgemeinen der Ansicht, daß das gegenwärtige System« (der Bankgesetzgebung) »eine recht geschickte Einrichtung ist, um die Profite der Industrie periodisch in den Geldsack des Wucherers zu bringen? – Das ist meine Ansicht. Ich weiß, daß es im Baugeschäft so gewirkt hat.«

Wie schon erwähnt, wurden die schottischen Banken durch den Bankakt von 1845 in ein System gezwängt, das sich dem englischen annäherte. Es wurde ihnen die Verpflichtung auferlegt, für ihre Notenausgabe über einen für jede Bank festgesetzten Betrag hinaus Gold in Reserve zu halten. Welche Wirkung dies gehabt, darüber hier einige Zeugnisse vor dem B. C. 1857.[577]

Kennedy, Dirigent einer schottischen Bank:

3375. »Gab es irgend etwas in Schottland, das man eine Goldzirkulation nennen könnte, vor Einführung des Akts von 1845 ? – Nichts derart.« – 3376. »Ist seitdem eine zusätzliche Zirkulation von Gold eingetreten? – Nicht im geringsten; die Leute wollen kein Gold haben (the people dislike gold).« – 3450. Die ungefähr 900000 Pfd. St. in Gold, die die schottischen Banken halten müssen seit 1845, sind nach seiner Ansicht nur schädlich und »absorbieren unprofitlich einen gleichen Teil des Kapitals von Schottland.«

Ferner Anderson, Dirigent der Union Bank of Scotland:

3558. »Die einzige starke Nachfrage für Gold, die bei der Bank von England von seiten der schottischen Banken stattfand, fand statt wegen der auswärtigen Wechselkurse? – Dem ist so; und diese Nachfrage wird nicht vermindert dadurch, daß wir Gold in Edinburgh halten.« – 3590. »Solange wir denselben Betrag von Wertpapieren in der Bank von England« (oder bei den Privatbanken in England) »liegen haben, haben wir dieselbe Macht wie vorher, einen Goldabfluß bei der B. v. E. herbeizuführen.«

Endlich noch ein Artikel des »Economist« (Wilson):

»Die schottischen Banken halten unbeschäftigte Barbeträge bei ihren Londoner Agenten; diese halten sie bei der Bank von England. Dies gibt den schottischen Banken, innerhalb der Grenzen dieser Beträge, Kommando über den Metallschatz in der Bank, und hier ist er immer auf der Stelle, wo er gebraucht wird, wenn auswärtige Zahlungen zu machen sind.«

Dies System wurde gestört durch den Akt von 1845:

»Infolge des Akts von 1845 für Schottland hat in der letzten Zeit ein starker Abfluß von Goldmünze aus der Bank v. E. stattgefunden, um einer bloß möglichen Nachfrage in Schottland zu begegnen, die vielleicht nie eintreten würde... Seit dieser Zeit findet sich eine bedeutende Summe regelmäßig festgelegt in Schottland, und eine andre beträchtliche Summe ist beständig auf der Reise hin und her zwischen London und Schottland. Tritt eine Zeit ein, wo ein schottischer Bankier vermehrte Nachfrage nach seinen Noten erwartet, so wird eine Kiste mit Gold von London hinübergeschickt; ist diese Zeit vorbei, so geht dieselbe Kiste, meist ohne je geöffnet worden zu sein, nach London zurück.« (»Economist«, 23. Okt. 1847.)

〈Und was sagt der Vater des Bankakts, Bankier Samuel Jones Loyd, alias Lord Overstone, zu alledem?

Er hat bereits 1848 vor dem C. D. Ausschuß der Lords wiederholt, daß

»Geldklemme und hoher Zinsfuß, verursacht durch Mangel an hinreichendem Kapital, nicht erleichtert werden kann durch vermehrte Ausgabe von Banknoten«,(1514)[578]

obwohl die bloße Erlaubnis der vermehrten Notenausgabe durch den Regierungsbrief vom 25. Okt. 1847 hingereicht hatte, der Krise die Spitze abzubrechen.

Er bleibt dabei, daß

»die hohe Rate des Zinsfußes und die gedrückte Lage der Fabrikindustrie die notwendige Folge war der Verminderung des materiellen Kapitals, das für industrielle und kommerzielle Zwecke verwendbar war«. (1604.)

Und doch bestand die gedrückte Lage der Fabrikindustrie seit Monaten darin, daß das materielle Warenkapital im Überfluß die Speicher füllte und gradezu unverkäuflich war und daß ebendeshalb das materielle produktive Kapital ganz oder halb brachlag, um nicht noch mehr unverkäufliches Warenkapital zu produzieren.

Und vor dem Bankausschuß 1857 sagt er:

»Durch strenge und prompte Einhaltung der Grundsätze des Akts von 1844 ist alles mit Regelmäßigkeit und Leichtigkeit verlaufen, das Geldsystem ist sicher und unerschüttert, die Prosperität des Landes ist unbestritten, das öffentliche Vertrauen in den Akt von 1844 gewinnt täglich an Stärke. Wünscht der Ausschuß noch weitere praktische Belege für die Gesundheit der Prinzipien, auf denen dieser Akt beruht, und der wohltätigen Folgen, die er sichergestellt hat, so ist die wahre und hinreichende Antwort diese: Schauen Sie um sich; betrachten Sie die gegenwärtige Lage des Geschäfts unsres Landes, betrachten Sie die Zufriedenheit des Volks; betrachten Sie den Reichtum und die Prosperität aller Klassen der Gesellschaft; und dann, nachdem dies geschehn, wird der Ausschuß imstande sein, zu entscheiden, ob er die Fortdauer eines Akts verhindern will, unter dem solche Erfolge erreicht worden sind.« (B. C. 1857, Nr. 4189.)

Auf diesen Dithyrambus, den Overstone dem Ausschuß am 14. Juli vorsang, antwortete die Gegenstrophe am 12. November desselben Jahrs, der Brief an die Bankdirektion, worin die Regierung das wundertätige Gesetz von 1844 suspendierte, um zu retten, was noch zu retten war. – F. E.}[579]

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1964, Band 25, S. 562-580.
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