I. Bei gleichbleibender Produktivität der zuschüssigen Kapitalanlage

[706] Dies unterstellt also, daß auf den verschiednen Bodenarten, ihrer respektiven Qualität entsprechend, das Produkt in demselben Maß wächst wie das auf ihnen angelegte Kapital. Dies schließt ein, bei gleichbleibenden Differenzen der Bodenarten, ein dem Wachstum der Kapitalanlage proportionelles Wachstum des Surplusprodukts. Dieser Fall schließt also aus jede die Differentialrente affizierende Mehranlage von Kapital auf Boden A. Bei diesem ist die Rate des Surplusprofits = 0; sie bleibt also = 0, da unterstellt ist, daß die Produktivkraft des zuschüssigen Kapitals und daher die Rate des Surplusprofits konstant bleiben.

Der regulierende Produktionspreis kann unter diesen Voraussetzungen aber nur fallen, weil statt des Produktionspreises von A der des nächstbessern Bodens B, oder überhaupt irgendeines bessern Bodens als A, regulierend wird; das Kapital also von A entzogen wird oder auch von A und B, wenn der Produktionspreis des Bodens C der regulierende würde, also aller geringere Boden aus der Konkurrenz der Weizen tragenden Bodenarten wegfiele. Die Bedingung hierfür, unter den gegebnen Voraussetzungen, ist, daß das zuschüssige Produkt der zusätzlichen Kapitalanlagen den Bedarf befriedigt, daher die Produktion des geringern Bodens A etc. überflüssig für die Herstellung der Zufuhr wird.[706]

Nehmen wir also z.B. Tabelle II, jedoch so, daß statt 20 qrs. 18 den Bedarf befriedigen. A würde wegfallen; BA42 und mit ihm der Produktionspreis von 30 sh. per qr. würde regulierend. Die Differentialrente nimmt dann diese Form an:


Tabelle IV


{TITEL}Tabelle IV
Bodenart Kapital Profit Produk— Produkt Verkaufs— Ertrag Rente Rate des
tions— preis Surplus—
kosten in Korn in Geld profits
Acres Pfd. St. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St.
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0
C 1 5 1 6 6 1 1/2 9 2 3 60%
D 1 5 1 6 8 1 1/2 12 4 6 120%
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Total 3 15 3 18 18 27 6 9

Also die Gesamtrente, verglichen mit Tabelle II, wäre gefallen von 36 Pfd. St. auf 9 und in Korn von 12 qrs. auf 6, die Gesamtproduktion nur um 2 qrs., von 20 auf 18. Die Rate des Surplusprofits, berechnet aufs Kapital, wäre auf ein Drittel gefallen, von 180 auf 60%A43. Dem Fallen des Produktionspreises entspricht hier also Abnahme der Korn- und Geldrente.

Mit Tabelle I verglichen, findet nur Abnahme der Geldrente statt; die Kornrente ist beidemal 6 qrs., nur sind diese in dem einen Fall = 18 Pfd. St., im andern = 9 Pfd. St. Für Boden CA44 ist die Kornrente gegen Tabelle I dieselbe geblieben. In der Tat hat sich dadurch, daß die vermittelst gleichförmig wirkenden Zusatzkapitals erzielte, zusätzliche Produktion das Produkt von A aus dem Markt geworfen und damit den Boden A als konkurrierenden Produktionsagenten beseitigt, eine neue Differentialrente I gebildet, worin der bessere Boden B dieselbe Rolle spielt wie früher die schlechtere Bodenart A. Dadurch fällt einerseits die Rente von B weg; andrerseits ist vorausgesetztermaßen in den Differenzen zwischen B, C und D durch die Anlage von Zusatzkapital nichts geändert worden. Der Teil des Produkts, der sich in Rente verwandelt, fällt daher.

Wäre das obige Resultat – die Befriedigung der Nachfrage mit Ausschluß von A – etwa dadurch hervorgebracht, daß auf C oder D oder beiden mehr als das doppelte Kapital angelegt worden, so gestaltete sich die Sache anders. Z.B. wenn die dritte Kapitalanlage auf C gemacht wird:


[707] Tabelle IV a


{TITEL}Tabelle IV a
Bodenart Kapital Profit Produk— Produkt Verkaufs— Ertrag Rente Rate des
tions— preis Surplus—
kosten in Korn in Geld profits
Acres Pfd. St. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St.
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0
C 1 7 1/2 1 1/2 9 9 1 1/2 13 1/2 3 4 1/2 60%
D 1 5 1 6 8 1 1/2 12 4 6 120%
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Total 3 17 1/2 3 1/2 21 21 31 1/2 7 10 1/2

Auf C ist hier das Produkt, gegen Tab. IV, gestiegen von 6 qrs. auf 9, das Surplusprodukt von 2 qrs. auf 3, die Geldrente von 3 Pfd. St. auf 4 1/2 Pfd. St. Gegen Tabelle II, wo die Geldrente 12 Pfd. St., und Tab. I, wo sie 6 Pfd. St. war, ist sie dagegen gefallen. Das Gesamtrental in Korn = 7 qrs. ist gefallen gegen Tab. II (12 qrs.), gestiegen gegen Tab. I (6 qrs.); in Geld (10 1/2 Pfd. St.) ist es gefallen gegen beide (18 Pfd. St. und 36 Pfd. St.).

Wäre die dritte Kapitalanlage von 2 1/2 Pfd. St. auf den Boden B verwandt worden, so hätte dies zwar die Masse der Produktion geändert, aber die Rente nicht berührt, da die sukzessiven Kapitalanlagen als keine Differenz auf derselben Bodenart hervorbringend unterstellt sind und Boden B keine Rente abwirft.

Nehmen wir dagegen an, die dritte Kapitalanlage habe auf D stattgefunden statt auf C, so haben wir:


Tabelle IV b


{TITEL}Tabelle IV b
Bodenart Kapital Profit Produk— Produkt Verkaufs— Ertrag Rente Rate des
tions— preis Surplus—
kosten in Korn in Geld profits
Acres Pfd. St. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St.
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0
C 1 5 1 6 6 1 1/2 9 2 3 60%
D 1 7 1/2 1 1/2 9 12 1 1/2 18 6 9 120%
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Total 3 17 1/2 3 1/2 21 22 33 8 12

Hier ist das Gesamtprodukt 22 qrs., mehr als doppelt das von Tabelle I, obgleich das vorgeschoßne Kapital nur 17 1/2 Pfd. St. gegen 10 Pfd. St., also[708] nicht doppelt so groß ist. Das Gesamtprodukt ist ferner um 2 qrs. größer als das von Tabelle II, obwohl in letztrer das vorgeschoßne Kapital größer ist, nämlich 20 Pfd. St.

Auf Boden D ist gegen Tabelle I die Kornrente gewachsen von 3 qrs.A45 auf 6, während die Geldrente mit 9 Pfd. St. dieselbe geblieben ist. Gegen Tabelle II ist die Kornrente von D dieselbe von 6 qrs. geblieben, aber die Geldrente ist gefallen von 18 Pfd. St. auf 9 Pfd. St.

Die Gesamtrenten betrachtet, ist die Kornrente von IV b = 8 qrs. größer als die von I = 6 qrs. und als die von IV a = 7 qrs.; dagegen kleiner als die von II = 12 qrs. Die Geldrente von IV b = 12 Pfd. St. ist größer als die von IV a = 10 1/2 Pfd. St. und kleiner als die von Tabelle I = 18 Pfd. St. und von II = 36 Pfd. St.

Damit bei dem Wegfallen der Rente auf B unter den Bedingungen der Tabelle IV b das Gesamtrental gleich dem von Tabelle I sei, müssen wir noch für 6 Pfd. St. Surplusprofit haben, also 4 qrs. zu 1 1/2 Pfd. St., welches der neue Produktionspreis ist. Wir haben dann wieder ein Gesamtrental von 18 Pfd. St. wie in Tabelle I. Die Größe des hierzu erforderlichen Zuschußkapitals wird verschieden sein, je nachdem wir es auf C oder D anlegen oder zwischen beiden verteilen.

Bei C ergeben 5 Pfd. St. Kapital 2 qrs. Surplusprodukt, also werden 10 Pfd. St. Zusatzkapital 4 qrs. zusätzliches Surplusprodukt ergeben. Bei D würden 5 Pfd. St. Zusatz genügen, um die 4 qrs. zusätzliche Kornrente zu produzieren, unter der hier zugrunde liegenden Voraussetzung, daß die Produktivität der zusätzlichen Kapitalanlagen dieselbe bleibt. Danach ergäben sich folgende Aufstellungen.


Tabelle IV c


{TITEL}Tabelle IV c
Bodenart Kapital Profit Produk— Produkt Verkaufs— Ertrag Rente Rate des
tions— preis Surplus—
kosten in Korn in Geld profits
Acres Pfd. St. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St.
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0
C 1 15 3 18 18 1 1/2 27 6 9 60%
D 1 7 1/2 1 1/2 9 12 1 1/2 18 6 9 120%
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Total 3 27 1/2 5 1/2 33 34 51 12 18

[709] Tabelle IV d


{TITEL}Tabelle IV d
Bodenart Kapital Profit Produk— Produkt Verkaufs— Ertrag Rente Rate des
tions— preis Surplus—
kosten in Korn in Geld profits
Acres Pfd. St. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St. Pfd. St. qrs. Pfd. St.
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
B 1 5 1 6 4 1 1/2 6 0 0 0
C 1 5 1 6 6 1 1/2 9 2 3 60%
D 1 12 1/2 2 1/2 15 20 1 1/2 30 10 15 120%
—————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Total 3 22 1/2 4 1/2 27 30 45 12 18

Das Gesamtgeldrental wäre genau die Hälfte von dem, was es auf Tabelle II war, wo die zuschüssigen Kapitale bei gleichbleibenden Produktionspreisen angelegt wurden.

Das Wichtigste ist, obige Tabellen mit der Tabelle I zu vergleichen.

Wir finden, daß bei einem Fall des Produktionspreises um die Hälfte, von 60 sh. auf 30 sh. per qr., das Gesamt-Geldrental dasselbe geblieben, = 18 Pfd. St., und dementsprechend die Kornrente sich verdoppelt hat, nämlich von 6 qrs. auf 12. Auf B ist die Rente weggefallen; auf C ist die Geldrente um die Hälfte gestiegen in IV c, aber um die Hälfte gefallen in IV d; auf D ist sie dieselbe geblieben = 9 Pfd. St. in IV c und von 9 Pfd. St. auf 15 Pfd. St. gestiegen in IV d. Die Produktion ist von 10 qrs. auf 34 gestiegen in IV c und auf 30 qrs. in IV d; der Profit von 2 Pfd. St. auf 5 1/2 in IV c und 4 1/2 in IV d. Die Gesamtkapitalanlage ist gestiegen in dem einen Fall von 10 Pfd. St. auf 27 1/2 Pfd. St., im andern von 10 auf 22 1/2 Pfd. St., beidemal also um mehr als das Doppelte. Die Rentrate, die Rente auf das vorgeschoßne Kapital berechnet, ist in allen Tabellen IV bis IV d für jede Bodenart überall dieselbe, was schon darin eingeschlossen war, daß die Rate der Produktivität der beiden sukzessiven Kapitalanlagen auf jeder Bodenart als gleichbleibend angenommen wurde. Gegen Tabelle I ist sie jedoch für den Durchschnitt aller Bodenarten wie für jede einzelne derselben gefallen. Sie war in I = 180% im Durchschnitt, sie ist in IV c = 18 / 27 1/2 * 100 = 65 5/11% und in IV d = 18 / 22 1/2 * 100 = 80% Die Durchschnittsgeldrente per Acre ist gestiegen. Ihr Durchschnitt war früher, in I, auf alle 4 Acres 4 1/2 Pfd. St. per Acre und ist jetzt, in IV c und d, auf die 3 Acres 6 Pfd. St. per Acre. Ihr Durchschnitt auf dem Rente tragenden Boden war früher 6 Pfd. St. und ist jetzt 9 Pfd. St. per Acre. Der Geldwert der Rente per Acre ist also gestiegen und stellt jetzt das doppelte Kornprodukt wie[710] früher dar; aber die 12 qrs. Kornrente sind jetzt weniger als einhalb des Gesamtprodukts von 34 resp. 30 qrs.A46, während in Tabelle I die 6 qrs. 3/5 des Gesamtprodukts von 10 qrs. ausmachen. Obgleich also die Rente, als aliquoter Teil des Gesamtprodukts betrachtet, gefallen ist, und ebenso, wenn auf das ausgelegte Kapital berechnet, so ist ihr Geldwert, per Acre berechnet, gestiegen und ihr Produktenwert noch mehr. Nehmen wir den Boden D in Tabelle IV d, so sind hier die ProduktionskostenA47 = 15 Pfd. St., davon das ausgelegte Kapital = 12 1/2 Pfd. St. Die Geldrente ist = 15 Pfd. St. In Tabelle I waren auf demselben Boden D die Produktionskosten = 3 Pfd. St., das ausgelegte Kapital = 2 1/2 Pfd. St., die Geldrente = 9 Pfd. St., diese letztere also das Dreifache der Produktionskosten und beinahe das Vierfache des Kapitals. In Tabelle IV d ist für D die Geldrente von 15 Pfd. St. genau gleich den Produktionskosten und nur um 1/5 größer als das Kapital. Dennoch ist die Geldrente per Acre um 2/3 größer, 15 Pfd. St. statt 9 Pfd. St. In I ist die Kornrente von 3 qrs. = 3/4 des Gesamtprodukts von 4 qrs.; in IV d ist sie, mit 10 qrs., die Hälfte des ganzen Produkts (20 qrs.) des Acre von D. Es zeigt dies, wie Geldwert und Kornwert der Rente per Acre steigen kann, obgleich sie einen geringern aliquoten Teil des Gesamtertrags bildet und im Verhältnis zum vorgeschoßnen Kapital gefallen ist.

Der Wert des Gesamtprodukts in I ist = 30 Pfd. St., die Rente = 18 Pfd. St., mehr als die Hälfte davon. Der Wert des Gesamtprodukts von IV d ist = 45 Pfd. St., wovon 18 Pfd. St. die Rente, weniger als die Hälfte.

Der Grund nun, warum trotz des Preisfalls von 1 1/2 Pfd. St. per qr., also um 50%, und trotz der Verringerung des konkurrierenden Bodens von 4 Acres auf 3, die Gesamtgeldrente dieselbe bleibt und die Kornrente sich verdoppelt, während Kornrente und Geldrente, per Acre gerechnet, steigen, liegt darin, daß mehr qrs. Surplusprodukt produziert werden. Der Getreidepreis fällt um 50%, das Surplusprodukt wächst um 100%. Aber um dies Resultat zustande zu bringen, muß die Gesamtproduktion unter unsern Bedingungen auf das Dreifache wachsen und die Kapitalanlage auf den bessern Bodenlagen sich mehr als verdoppeln. In welchem Verhältnis die letztere wachsen muß, hängt zunächst davon ab, wie die zuschüssigen Kapitalanlagen zwischen den bessern und besten Bodenarten sich verteilen, stets vorausgesetzt, daß die Produktivität des Kapitals auf jeder Bodenart proportionell zu seiner Größe wächst.

Wäre der Fall des Produktionspreises geringer, so wäre weniger zuschüssiges Kapital erfordert, um dieselbe Geldrente zu produzieren. Wäre[711] die Zufuhr, die nötig ist, um A außer Bebauung zu werfen – und es hängt dies ab nicht nur von dem Produkt per Acre von A, sondern auch von dem proportionellen Anteil, den A von der ganzen bebauten Fläche einnimmt –, wäre also die hierfür nötige Zufuhr größer, also auch die erforderliche Masse von Zuschußkapital auf besserm Boden als A, so wären bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen Geldrente und Kornrente noch mehr gewachsen, obgleich beide auf dem Boden B wegfielen.

Wäre das wegfallende Kapital von A = 5 Pfd. St. gewesen, so wären für diesen Fall die beiden zu vergleichenden Tabellen: II und IV d. Das Gesamtprodukt wäre gewachsen von 20 auf 30 qrs. Die Geldrente wäre nur halb so groß, 18 Pfd. St. statt 36 Pfd. St.; die Kornrente wäre dieselbe = 12 qrs.

Könnte auf D ein Gesamtprodukt von 44 qrs. = 66 Pfd. St. mit einem Kapital von = 27 1/2 Pfd. St. produziert werden – entsprechend dem alten Satz für D, von 4 qrs. auf 2 1/2 Pfd. St. Kapital –, so käme das Gesamtrental wieder auf die Höhe von II, und die Tabelle stände so:


Bodenart Kapital Produkt Kornrente Geldrente
Pfd. St. qrs. qrs. Pfd. St.
————————————————————————————————————————————————————
B 5 4 0 0
C 5 6 2 3
D 27 1/2 44 22 33
————————————————————————————————————————————————————
Total 37 1/2 54 24 36

Die Gesamtproduktion wäre 54 qrs. gegen 20 qrs. in Tabelle II, und die Geldrente wäre dieselbe, = 36 Pfd. St. Das Gesamtkapital aber wäre 37 1/2 Pfd. St., während es bei Tabelle II = 20 war. Das vorgeschoßne Gesamtkapital hätte sich beinahe verdoppelt, während die Produktion sich fast verdreifachte; die Kornrente hätte sich verdoppelt, die Geldrente wäre dieselbe geblieben. Fällt also der Preis infolge der Anlage von zuschüssigem Geldkapital, bei gleichbleibender Produktivität, auf die bessern Rente tragenden Bodenarten, also auf alle über A, so hat das Gesamtkapital die Tendenz, nicht in demselben Verhältnis zu wachsen, wie Produktion und Kornrente; so daß durch Wachsen der Kornrente der durch den fallenden Preis entstehende Ausfall in der Geldrente wieder ausgeglichen werden kann. Dasselbe Gesetz zeigt sich auch darin, daß das vorgeschoßne Kapital größer sein muß im Verhältnis, wie es mehr auf C als auf D, auf den minder Rente tragenden, als auf den mehr Rente tragenden Boden angewandt wird. Es ist einfach dies: damit die Geldrente dieselbe bleibt oder steigt, muß ein[712] bestimmtes zusätzliches Quantum Surplusprodukt produziert werden, und dies erheischt um so weniger Kapital, je größer die Fruchtbarkeit der Surplusprodukt abwerfenden Ländereien. Wäre die Differenz zwischen B und C, C und D noch größer, so wäre noch weniger Zuschußkapital erheischt. Das bestimmte Verhältnis hängt ab 1. von dem Verhältnis, worin der Preis fällt, also von der Differenz zwischen B, dem jetzt rentelosen, und A, dem früher rentelosen Boden; 2. von dem Verhältnis der Differenzen zwischen den bessern Bodenarten von B aufwärts; 3. von der Masse des neu angelegten zuschüssigen Kapitals und 4. von seiner Verteilung auf die verschiednen Bodenqualitäten.

In der Tat sieht man, daß das Gesetz nichts ausdrückt als das bereits beim ersten Fall Entwickelte: daß, wenn der Produktionspreis gegeben ist, welches auch immer seine Größe, infolge zuschüssiger Kapitalanlage die Rente steigen kann. Denn infolge des Herauswerfens von A ist nun eine neue Differentialrente I mit B als dem jetzt schlechtesten Boden und 1 1/2 Pfd. St. per qr. als dem neuen Produktionspreis gegeben. Es gilt dies für die Tabellen IV so gut wie für Tabelle II. Es ist dasselbe Gesetz, bloß daß Boden B statt A und der Produktionspreis von 1 1/2 Pfd. St. statt dem von 3 Pfd. St. als Ausgangspunkt genommen ist.

Die Sache hat hier nur diese Wichtigkeit: Soweit soundso viel zuschüssiges Kapital nötig war, um das Kapital von A dem Boden zu entziehn und die Zufuhr ohne es zu befriedigen, zeigt sich, daß dies von gleichbleibender, steigender oder fallender Rente per Acre, wenn nicht auf allen Ländereien, so doch auf einigen und für den Durchschnitt der bebauten Ländereien, begleitet sein kann. Man hat gesehn, daß sich Kornrente und Geldrente nicht gleichmäßig verhalten. Indes ist es nur Tradition, daß überhaupt noch die Kornrente in der Ökonomie eine Rolle spielt. Gradesogut könnte man nachweisen, daß z.B. ein Fabrikant mit seinem Profit von 5 Pfd. St. viel mehr von seinem eignen Garn kaufen kann als früher mit einem Profit von 10 Pfd. St. Es zeigt dies aber allerdings, daß die Herren Grundeigentümer, wenn sie gleichzeitig Besitzer oder Teilhaber von Manufakturen, Zuckersieder, Schnapsbrenner usw. sind, bei fallender Geldrente als Produzenten ihrer eignen Rohstoffe immer noch sehr bedeutend gewinnen können.127

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1964, Band 25, S. 706-713.
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