[Fragment aus dem Anhang]

[306] [Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie]


[II. Die individuelle Unsterblichkeit]


[1. Von dem religiösen Feudalismus.

Die Hölle des Pöbels]


Die Betrachtung wird wieder eingeteilt in das Verhältnis tôn adikôn kai ponêrôn, dann der pollôn kai idiôtôn und endlich der epieikôn kai noun echontôn (S. 1104 [A. c. 25]. l. c.) zu der Lehre von der Fortdauer der Seele. Schon diese Einteilung in feste, qualitative Unterschiede zeigt, wie wenig Plutarch den Epikur versteht, der als Philosoph das wesentliche Verhältnis der menschlichen Seele überhaupt betrachtet.

Für die Ungerechten wird nun wieder die Furcht als Besserungsmittel angeführt und so der Schrecken der Unterwelt für das sinnliche Bewußtsein gerechtfertigt. Wir haben diesen Einwurf schon betrachtet. Indem in der Furcht, und zwar einer inneren, nicht zu erlöschenden Furcht, der Mensch als Tier bestimmt ist, so ist es bei einem Tiere überhaupt gleichgültig, wie es in Schranken gehalten wird.

Wir kommen jetzt zur Ansicht der polloi, obgleich es sich am Ende zeigt, daß wenige davon ausgenommen sind, ja, um eigentlich zu reden, alle, deô legein pantas, zu dieser Fahne schwören.

tois de pollois kai aneu phobou peri tôn en hadou hê perito mythôdes tês aidiotêtos elpis, aki ho pothos tou einai, pantôn erôtôn presbytatos ôn kai megistos, hêdonês hyperballei kai glykythymias to paidikon ekeino deos. S. 1104 [B – C. c. 26]. l. c. ê kai tekna kai gynaika kai philous apoballontes, einai pou mallon ethelousi kai diamenein kakopathountes, ê pantapasin exêrêsthai kai diephtharthai kai gegonenai to mêthen. hêdeôs de tôn onomatôn tou methistasthai ton thnêskonta kai metallattein, kai hosa dêloi metabolên[306] onta tês psychês, ou phthoran, ton thanaton akroôntai ... S. 1104[C. c. 26]. l. c. [...] kai pros to apolôle, kai to anêrêtai, kai to ouk esti, tarassontai ... ê kai prosepisphattousin hoi tauti legontes, hapax anthrôpoi gegonamen, dis de ouk esti genesthai ... [S. 1104 E. c. 26. 27. l. c.] kai gar to paron hôs mikron, mallon de mêdotioun pros to sympanta atimêsantes anapolausta proientai, kai oligôrousin aretês kai praxeôs, hoion exathymountes, kai kataphronountes heautôn hôs ephêmerôn kai abebaiôn kai pros ouden axiologon gegonotôn. to gar anaisthêton kai lythen kai mêden einai pros hêmas to anaisthêtoun, ouk anairei to tou thanatou deos, all' hôsper apodeixin autou prostithêsin, auto gar touto estin ho dedoiken hê physis ... tên eis to mê phronoun mêde aisthanomenon dialysin tês psychês, hên Epikouros eis kenon kai atomous diasporan poiôn, eti mallon ekkoptei tên elpida tês aphtharsias; di' hên oligou deô legein pantas einai kai pasas prothymous tô Kerberô diadaknesthai, kai phorein eis ton atrêton, hopôs en tô einai [monon] diamenôsi, mêde anairethôsi. S. [1104 E-]1105 [A. c. 27]. l. c.

Der qualitative Unterschied von der vorhergehenden Stufe existiert eigentlich nicht, sondern was früher in der Gestalt der tierischen Furcht erschien, erscheint hier in der Gestalt der menschlichen Furcht, der Gefühlsform. Der Inhalt bleibt derselbe.[307]

Es wird uns gesagt, daß der Wunsch des Seins die älteste Liebe ist; allerdings, die abstrakteste und daher älteste Liebe ist die Selbstliebe, die Liebe seines partikularen Seins. Doch das war eigentlich die Sache zu sehr herausgesagt, sie wird wieder zurückgenommen und ein veredlender Glanz um sie geworfen durch den Schein des Gefühls.

Also, wer Weib und Kinder verliert, wünscht eher, daß sie irgendwo seien, wenn es ihnen auch schlecht geht, als daß sie gänzlich aufgehört haben. Wenn es sich bloß um Liebe handelte, so ist das Weib und das Kind des Individuums am reinsten aufbewahrt in seinem Herzen, ein viel höheres Sein als das der empirischen Existenz. Allein die Sache steht anders. Weib und Kind sind als solche bloß in empirischer Existenz, insofern das Individuum, dem sie angehören, selbst empirisch existiert. Daß es sie also lieber irgendwo. In räumlicher Sinnlichkeit, gehe es ihnen auch schlecht, wissen will, als nirgends, heißt weiter nichts, als daß das Individuum das Bewußtsein seiner eigenen empirischen Existenz haben will. Der Mantel der Liebe war bloß ein Schatten, das nude empirische Ich, die Selbstliebe, die älteste Liebe ist der Kern, hat in keine konkretere, idealere Gestalt sich verjüngt.

Angenehmer, meint Plutarch, klingt der Name der Veränderung als des gänzlichen Aufhörens. Allein die Veränderung soll keine qualitative sein, das einzelne Ich in seinem einzelnen Sein soll verharren, der Name ist also bloß die sinnliche Vorstellung dessen, was er ist, und soll das Gegenteil bedeuten. Die Sache soll nicht verändert, sondern nur in einen dunkeln Ort gestellt werden, das Zwischenschieben phantastischer Ferne soll den qualitativen Sprung, und jeder qualitative Unterschied ist ein Sprung, ohne dies Springen keine Idealität, soll ihn verhüllen.

Ferner meint Plutarch, dies Bewußtsein[308]

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1968, Band 40, S. 306-309.
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