A. Das Grundprinzip des Logischen (pag. 14 C – 19 B).

[313] Die Frage, ob etwa die Lust, desgleichen die Erkenntnis, verschiedene, unter sich entgegengesetzte Arten habe, so daß leicht die eine gut, die andre ungut sein könnte, führt auf das ganz allgemeine logische Problem der Prädikation oder des Urteils überhaupt, welches hier, wie schon wiederholt, in der Form gestellt wird: Wie kann Vieles zugleich Eines, Eines Vieles wie kann Verschiedenes, ja Entgegengesetztes Dasselbe, Dasselbe Entgegengesetztes sein (14 C vgl. 12 E, 13 A und D)? Damit ist nicht gemeint: wie ein und dasselbe Ding gleichzeitig viele Merkmale, oder das eine Ganze viele Teile haben könne, und[313] dergleichen; das ist längst abgetan und kein Problem mehr (synkechôrêmena hypo pantôn, 14 D, 15 A, ganz wie Parmenides 129 D, haper an pantes homologoimen, Soph. 251 B). Nicht auf die gewordenen und vergänglichen Dinge bezieht sich die Frage, sondern auf die begrifflichen Einheiten (henades, monades), die Ideen 16 D (mian idean) so wie wir den Menschen, das Rind, oder das Schöne, das Gute als Eins setzen. Hinsichtlich solcher Einheiten also fragt es sich, erstens: Hat man überhaupt anzunehmen, daß es sie gibt, daß sie etwas Wahrhaftes sind; zweitens: Wie kann – während jede für sich eine und immer dieselbe ist, weder Werden noch Vergehen annimmt, andrerseits im Werdenden, unendlich Mannigfaltigen, sei es als gespalten und Vieles geworden anzunehmen ist, oder ganz von sich selbst getrennt – sie dennoch ganz gewiß diese eine sein, da es doch als das Allerunmöglichste erscheinen muß, daß sie, als eine und dieselbe, zugleich im Einen und in den Vielen sei.23 Diese Einheit und Vielheit, nicht jene in den Sinnendingen ist es, welche den Grund aller dialektischen Schwierigkeiten in sich birgt, wenn man sich nicht über sie klar geworden, dagegen die Lösung aller dieser Schwierigkeiten enthält, wenn man sich darüber klar geworden ist. Das also muß vor allem durchgearbeitet werden.

Der richtige Ausgangspunkt nun (15 D) liegt hier in der fundamentalen Einsicht: daß kraft des logischen Sinns der Aussage (hypo logôn) Dasselbe Eins und Vieles ist, daher sich dies (Verhältnis des Einen und Vielen) begreiflich allenthalben wiederfindet in allem, was jemals, früher oder jetzt, ausgesagt wird. Das wird also niemals aufhören, noch hat es etwa jetzt erst angefangen, sondern es ist das unsterbliche, nie veraltende Begegnis des Logischen selbst (tôn logôn autôn) in uns (in unserm logischen Bewußtsein). – Und dann (16 B): Es gibt zur wissenschaftlichen Untersuchung keinen richtigeren Weg (Methode) als diesen, auf dem alles, was je an Wissenschaft (technê) Streifendes entdeckt worden, ist kund geworden; nämlich, als Geschenk der Götter an die Menschen ist wohl das einmal durch irgend einen Prometheus vom Himmel zu uns herniedergekommen zugleich mit einem hell leuchtenden Feuer, und die Alten, die Bessere waren als wir und den Göttern[314] näher wohnten, haben diese Sage dann überliefert: Aus Einheit und Vielheit bestehe überhaupt alles, wovon man aussagt, es sei; solche Aussage schließe somit, als gleichermaßen ursprünglich, ein: Bestimmung und Unbestimmtheit (peras kai apeirian). Und da dies einmal so geordnet sei (nach diesem Urgesetze der Aussage also), müsse man stets, in Hinsicht des ganzen Gebiets des allemal behandelten Problems, (erstlich) eine Einheit (Idee) setzen und so (unter ihrer Voraussetzung also) die Untersuchung führen; so werde man finden, daß sie darin sei. Nachdem man sie aber erfaßt habe, müsse man, nächst diesem Einen, forschen, ob etwa eine Zweiheit, Dreiheit oder sonstige Zahl (nämlich von Begriffen, die jenem umfassendsten sich unterordnen) vorhanden ist, und mit jedem einzelnen von diesen wieder ebenso verfahren, bis man ersieht, nicht bloß, daß die anfangs gesetzte Einheit sich in (unbestimmt) Vieles zerlegt, sondern in wie Vieles; die »Idee des Unbestimmten« aber (oder Unendlichen, tên tou apeirou idean, wie vorher apeirian) dürfe man nicht eher an die Betrachtung der Vielheit heranbringen, als man erst alle Zahl zwischen der Einheit und der unbestimmten Vielheit in Erwägung gezogen hat. Dann erst dürfe man jedes Einzelglied der Reihe »ins Unbestimmte entlassen und verabschieden«. Dies Verfahren wird als das dialektische bezeichnet, im Unterschied vom eristischen, welches, mit Übergehung der Mittelglieder, von der Einheit sofort auf die unbestimmte Mannigfaltigkeit überspringt (17 A).

Der Mitunterredner bemerkt hier, sehr am Platze, daß er von dem Gesagten Einiges zwar zu verstehen meine, Andres aber gern noch deutlicher erklärt haben möchte. Diese Deutlichkeit wird man bald gewinnen, wenn man sich einige der entscheidenden Feststellungen des Parmenides und des Sophisten in Erinnerung bringt und sie nur einen Schritt weiter entwickelt.

Der Zusammenhang dieser ganzen Betrachtung mit den Ergebnissen jener beiden Dialoge ist nicht Sache der Hypothese, sondern liegt klar zu Tage. Nicht nur wurde das Problem gleich anfangs (14 C – E) in bestimmtem Anklang an beide Dialoge (s. o.) formuliert, sondern das vor allem, was als einzig möglicher Ausgangspunkt für die Lösung aller dialektischen Schwierigkeiten so nachdrücklich bezeichnet wird: daß in der Natur (dem Gesetze) des Logischen, im Sinn der Aussage überhaupt der unwandelbare Grund liegt, weshalb sie notwendig eine Einheit verschiedener, aber miteinander sich verflechtender[315] begrifflicher Bestimmungen darstellt, eben dies war als letzter Ausgangspunkt der Dialektik mit derselben Bestimmtheit der Sache nach im Parmenides, in direktester Formulierung aber im Sophisten ausgesprochen worden.

Und darin wurzelt die Idee. Als schlichter Ausdruck der Einheit des Ausgesagten ist sie von Haus aus Einheit eines Mannigfaltigen. Und folglich sind – um das (15 D) in Frageform Gesagte so positiv, wie es verstanden sein will, auch auszusprechen – erstens Ideen notwendig zu setzen; wie ja diese Notwendigkeit im gleichen Sinne, am Ende aller Zweifel, auch im Parmenides nachdrücklich betont wurde (135 C). Und sie müssen sich, zweitens, so sehr jede in sich eine unwandelbare Einheit und Identität darstellt, ebenso notwendig auf das unbestimmte Mannigfaltige erstrecken. Sie können es, ohne den im Parmenides ausführlich entwickelten, hier in fast wörtlicher Zurückbeziehung in Erinnerung gebrachten Zweifeln zu verfallen: ob etwa die Einheit der Idee in dem Mannigfaltigen, worauf sie sich erstrecken soll, selber zerteilt und also Vieles werde, oder ungeteilt in jedem Einzelnen, damit aber (da die Einzelnen unter sich getrennt sind, Parm. 131 B) gar von sich selbst getrennt sein würde.

Selbst auf die indirekte Entwicklung der hier entscheidenden Einsicht im Parmenides, ihre direkte, deduktive Darlegung, die alles klärte, im Sophisten ließe das Wort sich zwanglos deuten: daß der Grund aller dialektischen Schwierigkeiten, aller Aporie in diesen Fragen das nicht richtige Verständnis dieser Einheit des Mannigfaltigen, der Grund aller Lösung dieser Schwierigkeiten, aller Euporie, ihr richtiges Verständnis sei. In der Tat, recht als ein Prometheusfunken erhellt mit einem Schlage alles Dunkel dieser Probleme der so lautere wie schlichte Ausdruck des idealistischen Grundprinzips der Philosophie PLATOS: daß von dem logischen Sinn der Aussage, als dem einzig möglichen Anfang, auszugehn und, was als Bedingung der Möglichkeit (des logischen Sinns) der Aussage überhaupt, somit als unzerstörlicher Charakter »des Logischen in uns« sich erweist, schlechterdings zu Grunde zu legen ist, als Fundament für alle weiteren Aufstellungen der Erkenntnis.

Dieses ist aber nichts andres als die ursprüngliche (xymphytos) Korrelation des Unbestimmten und seiner Bestimmung, des x zum A der Erkenntnis. Das wird in denkbar größter Deutlichkeit erklärt als der erschöpfende und letzte Sinn des [316] Verfahrens der Ideen. Die Einheit der Idee ist nichts andres als die Einheit der Bestimmung, und zwar jenes Unbestimmten, welches im Parmenides zuerst, unter demselben, auch bei PLATO selten gebrauchten Terminus apeiria, als Korrelatbegriff zum Eidos (158 C D), entdeckt worden war. Das besagen fortan auch die unbestimmteren Ausdrücke des Einen und Vielen; man hat dabei zu denken an die »Mannigfaltigkeit ohne Einheit« (plêthê en ois to hen ouk eni), wie der Parmenides (ebenda) in genügend paradoxem Ausdruck es erstbezeichnete, um diesen dann zu ersetzen durch den deutlicheren der apeiria, Unbestimmtheit, im Gegensatz zur Bestimmung des Unbestimmten, dem peras.

Fast kantisch aber lautet es, daß man in jedem Problemgebiet eine solche Einheit setzen und unter ihrer Voraussetzung dann untersuchen müsse, so werde man eben sie, die man selber gesetzt hatte, darin finden. Also der Verstand findet im Gegenstand nur, was er selbst hineingelegt hat; alle Bestimmtheit, die er am Gegenstand erkennt, beruht auf seiner eignen Setzung. Das ist jene selbe »Setzung« der Grundlage, auf die schon im Phaedo die Idee, unter Abweisung jedes irreleitenden Nebensinns, der durch die mancherlei unvermeidlichen Metaphern des Ausdrucks etwa nahegelegt werden konnte, rein und sicher zurückgeführt, und in der ihre Gewißheit unangreifbar fest gegründet wurde. Und auf diesem Fundamente beruht, wie hier nochmals bekräftigt wird, »alles, was je an Wissenschaft Streifendes ist entdeckt worden«.

So bedarf nur noch das Letzte einer Erläuterung: daß von der Einheit (des Grundgesetzes, je für ein bestimmtes Problemgebiet) nicht unvermittelt auf die unbestimmte Unendlichkeit überzugehn, sondern erst die ganze dazwischen liegende Vielheit oder Zahl zu durchlaufen sei. Was zwischen Einheit und Unendlichkeit liegt, scheint selber unendlich, also unbestimmt zu sein. Wie ist also dies Durchlaufen der dazwischen liegenden Zahl zu verstehen?

Der Sinn kann nur sein: es sei in fortschreitender Determination ins Besondere zu bestimmen, was irgend bestimmbar ist, ehe man den Fortgang von weiteren zu engeren Bestimmungen, weil darin weiter zu gehen entweder nicht möglich oder nicht nötig ist, abbricht, also das Weitere in seiner Unbestimmtheit beläßt. Es ist der Begriff des Gesetzes und zwar der besonderen Gesetze, worauf PLATO zielt. Jedes allgemeine Gesetz verlangt eine fortgesetzte Spezifikation, um sich dem[317] letzten Problem unsrer Erkenntnis, dem Erfahrungsgegenstand = x, nach Möglichkeit zu nähern. Wird nun in dieser fortschreitenden Spezifikation, die das Gesuchte gleichsam in engere und engere Grenzen (Bestimmungen) einschließt, endlich der Punkt erreicht, wo mit einer noch weiter gehenden Besonderung keine neue Gesetzeserkenntnis zu gewinnen ist, so hat die fernere Zerlegung in die Einzelfälle kein wissenschaftliches Interesse mehr; während sie so lange geboten ist, als noch irgendwelche weitere gesetzmäßige Bestimmung dabei gewonnen werden kann.

Es ist in hohem Maße bezeichnend für die empirisch-wissenschaftliche Richtung, welche die Ideenlehre jetzt genommen hat, daß geradezu als Unterscheidungsmerkmal des dialektischen gegenüber dem eristischen Verfahren festgesetzt wird: nicht bei dem generellen, im schlechten Sinne »bloß« logischen Verhältnis der Einheit des Gesetzes und der unendlichen Unbestimmtheit des Empirischen stehen zu bleiben, sondern die Zwischenglieder (ta mesa oder metaxy) in Vollständigkeit aufzusuchen, das heißt, die besonderen Gesetze zu erforschen, die dem allgemeinen logischen Verhältnis des Gesetzes zum Einzelvorkommnis erst den bestimmten wissenschaftlichen Sinn geben. Im philosophischen Interesse aber ist vorzüglich dies zu beachten, daß die Entfaltung ins Empirische gerade aus der logischen Natur der Aussage, aus den Gesetzen des Urteilens selbst hergeleitet, das empirisch genannte Verfahren also bestimmt erkannt ist als das konkret-logische. Auch das Verfahren der Einteilung, wie es im Sophisten und Staatsmann systematisch geübt, freilich innerlich zu wenig entwickelt und noch zu steif, oft spielerisch gehandhabt wurde, wie es aber, nach einem merkwürdigen Fragment des gleichzeitigen Komikers EPIKRATES, in PLATOS Schule unter anderm auch auf Klassifikation von Pflanzen angewandt wurde, erhält durch diese Betrachtung etwas mehr Licht. Es ist jedoch, wie sich sogleich bestätigen wird, nicht etwa bloß dies gemeint, sondern die empirische Gesetzesforschung im weitesten Umfang.

Das lehren sofort die von PLATO selbst angeführten Beispiele. Sie sind schlicht genug, aber zur ersten Verdeutlichung einer damals noch neuen logischen Einsicht eben darum wohl geeignet. Von der Lautlehre etwa versteht man noch nicht gar viel, solange man nur weiß, daß der Laut gewissermaßen Eines, die Laute unbestimmt viele sind. Eine Wissenschaft, Lautlehre, wird[318] daraus erst, wenn man auch weiß, wie viele und welche Laute es gibt. Ebenso genügt es in der Tonlehre nicht, zu erkennen, daß der musikalische Ton überhaupt Eines, und etwa, daß ein Ton gegen einen andern entweder höher oder tiefer oder mit ihm gleich hoch ist. Sondern es kommt darauf an, die genaue Größe der Intervalle und dadurch den zahlmäßigen Ausdruck der bestimmten Tonhöhe, die Definitionen (horoi) der Intervalle, dann die möglichen Zusammenstellungen (»Systeme«) von solchen, das ist, die Gesetze der Harmonie, ferner die zähl- und meßbaren Verhältnisse auch der Rhythmik und Metrik zu kennen.

Hier tritt schon ganz deutlich die notwendig mathematische Form der Gesetzeserkenntnis zu Tage. Das Haften an der Unbestimmtheit, heißt es, läßt im Geiste selbst nur Unbestimmtheit zurück (um das Spiel mit dem Wort apeiros, das zugleich »unendlich, unbestimmt« und »unkundig« bedeutet, einigermaßen sinnentsprechend nachzubilden); die Vernachlässigung der Berechnung der Verhältnisse und der Zahlbestimmung macht, daß man selbst nicht mitgerechnet wird noch mitzählt, wenn von Wissenschaft die Frage ist (17 D E). Also auf Zahl- und Verhältnisbestimmung beruht alle Wissenschaft; wie wir in den folgenden Teilen noch genauer hören werden.

Weiter heißt es, wenn von der unbestimmten Mannigfaltigkeit der Erscheinungen eines bestimmten Problemgebiets, etwa dem Gebiete der Sprachlaute überhaupt, ausgegangen wird, so soll man zunächst die großen Hauptklassen, z.B. Vokale, Konsonanten und Stumme, unterscheiden, dann die zu jeder Klasse gehörigen Laute erschöpfend bis auf jeden einzelnen feststellen, und so erst, weil sich kein einzelner recht erkennen läßt ohne sie alle, in Erwägung dieser ihrer notwendigen Verknüpfung (desmos) unter einander, die selbst eine ist und dies ganze Gebiet gewissermaßen zu einem einzigen macht, es alles zusammengefaßt als die eine Wissenschaft, in diesem Fall die Lautlehre, bezeichnen. Es wird also im Begriff einer (besonderen) Wissenschaft ein erschöpfender systematischer Zusammenhang aller möglichen Besonderheiten, je innerhalb eines durch einen generellen Begriff abgegrenzten Problemgebietes, und zwar mitsamt ihren wechselseitigen Beziehungen und Verknüpfungsweisen (wie oben die »Systeme« von Intervallen), gedacht.

Würde man fragen, wo hier das »Entlassen ins Unbestimmte«[319] stattfinde, so gibt es zwei Antworten statt einer. Erstens, die bestimmten Sprachlaute, ebenso die bestimmten musikalischen Töne, und wiederum die Intervalle, die rhythmischen Zeitabteilungen und so fort, stellen jederzeit nur Grenzen dar; zwischen diesen gibt es stets unbestimmbar viele, in fortschreitender Begrenzung doch nie zu erschöpfende Zwischenstufen, mit unmerklichen Übergängen. Erschöpfbar sind nur etwa die von der menschlichen Sprache, vielmehr von einer bestimmten, in bestimmter zeitlicher und örtlicher Begrenzung, tatsächlich gebrauchten Laute, und entsprechend die musikalisch gebräuchlichen Töne und Tonverbindungen und so fort; Stufen, die in diesem Fall mehr durch praktische Auslese als durch ein theoretisches Prinzip bestimmt sind. Zweitens aber, der Laut b oder der Ton fis wiederholt sich in unbestimmbar vielen Einzelvorkommnissen, die bloß als solche keiner wissenschaftlichen Festlegung bedürftig noch fähig sind. Er ist also nur dem Begriff, nicht dem tatsächlichen Vorkommen nach ein einziger; was ebenso von jeder noch so spezialisierten physikalischen, überhaupt naturwissenschaftlichen Bestimmung gilt.

Wie aber in diesen Fällen, so findet in der Tat überall das aufgezeigte Verhalten statt; es ist darin ein schlechthin allgemeines Gesetz der empirischen Wissenschaft formuliert. Ganz schlicht bezeichnet es PLATO hernach (19 B, 20 A u. bes. C) als das Verfahren der Arteinteilung (Spezifikation, diairesis eidôn), welches Anwendung finde auf »alles was Eines, Dasselbe, gleichartig« und das Gegenteil davon ist (19 B).

Davon wäre nun hier die Anwendung zu machen auf die Arteinteilung einerseits der Lust, andrerseits der Erkenntnis. Diese Anwendung unterbleibt jedoch zunächst, da SOKRATES auf Grund früherer Erwägung derselben Frage (man wird hier an den Staat denken dürfen) das Ergebnis voraussieht: daß das Gute weder in Lust ohne Erkenntnis noch in Erkenntnis ohne Lust besteht, indem Eins ohne das Andre nicht vollkommen und sich selbst genug sein würde. Es fragt sich dann weiter, welches von beiden im Begriff des Guten das primäre, vorwaltende und bestimmende Merkmal ist, welches das andre nur folgeweise nach sich zieht. Dies erfordert aber erst eine tiefe Ergründung der Natur beider, der Lust und der Erkenntnis, die von neuem auf die Grundsätze der Dialektik zurückzugehen nötig macht.

23

Ich weiß mich aus der schwierigen Periode (15 B) nicht anders herauszuwinden, als indem ich annehme, daß die Worte homôs – tautên nach chôois zu setzen sind.

Quelle:
Paul Natorp: Platos Ideenlehre. Eine Einführung in den Idealismus. Leipzig 21921, S. 313-320.
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