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[166] Der Glaube an sich. – Wenige Menschen überhaupt haben den Glauben an sich; – und von diesen wenigen bekommen ihn die einen mit, als eine nützliche Blindheit oder teilweise Verfinsterung ihres Geistes – (was würden sie erblicken, wenn sie sich selber auf den Grund sehen könnten!), die andern müssen ihn sich erst erwerben: alles, was sie Gutes, Tüchtiges, Großes tun, ist zunächst ein Argument gegen den Skeptiker, der in ihnen haust: es gilt diesen zu überzeugen oder zu überreden, und dazu bedarf es beinahe des Genies. Es sind die großen Selbst-Ungenügsamen.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 2, S. 166.
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Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt.5, Bd.2, Idyllen aus Messina; Die fröhliche Wissenschaft; Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1881 - Sommer 1882
Die fröhliche Wissenschaft
Sämtliche Werke: kritische Studienausgabe in 15 Einzelbänden - Teil 3. Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. Herausgegeben von G. Colli und M. Montinari.
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