XIV.
Halle. Promotion. Durchgang durch den Spinozismus. Therese von Jacob, genannt Talaj.

[355] Am andern Morgen eilte ich zu Genthe. Dieser wohnte in der Rathhausgasse im Hause der Frau Staatsrath von Jacob. Er hatte zu ebener Erde eine Stube und Kammer gemeinschaftlich mit einem Landsmann Loof inne, welcher Mathematik und Physik studirte. Ich fand in demselben Hause im zweiten Stock eine Wohnung, ein großes, helles Zimmer mit Alkoven, das nur den Uebelstand hatte, sich schwer ausheizen zu lassen.

Die Frau Staatsrath war die Wittwe des kürzlich verstorbenen Staatsraths und Professors v. Jacob, der längere Zeit in Russischen[355] Diensten gestanden hatte. Er war es, der mich noch zwei Jahre zuvor als Prorektor zum akademischen Bürger vereidigt hatte. Er hinterließ drei Töchter. Die jüngste war an den Musikdirektor Löwe in Stettin verheirathet gewesen und bereits todt. Julian, ein Sohn derselben, ward von der Großmutter erzogen. Die zweite Tochter, die augenblicklich verreist war und erst im Früjahr sichtbar wurde, Emilie, war eine sehr liebenswürdige, höchst musikalische, mehr nach Innen gewendete Persönlichkeit. Die dritte älteste Tochter, Therese, war ein außerordentlich begabtes, geistvolles und zur lebhaftesten Unterhaltung geneigtes Frauenzimmer. Sie verstand die meisten der lebenden Europäischen Sprachen und hatte durch einen jungen Wallachen, der das Haus ihres Vaters frequentirte, sogar Serbisch gelernt. Dies setzte sie in den Stand, die Serbischen Volkslieder zu übersetzen und sie mit einer vortrefflichen Einleitung herauszugeben. Sie hatte sich als Schriftstellerin den Namen Talyj gegeben. Als ich sie kennen lernte, war sie schon eine literarische Celebrität.

Ich kann wohl sagen, daß ich nur die angenehmste Erinnerung an die mit ihr verbrachten Stunden behalten habe. Die Frau Staatsrath bat mich, als ich meinen Antrittsbesuch machte, so oft es mir beliebe, zum Thee herunterzukommen. Ich wartete indessen gewöhnlich eine ausdrückliche Aufforderung ab, der ich immer gern Folge gab, denn das Gespräch war stets anregend und ich lernte auch manche interessante Menschen kennen, welche mit Therese verkehrten. Der nächste von diesen war der Amerikanische Professor der Theologie Robinson aus Boston, der sogar den Januar hindurch in einem Zimmer neben dem meinigen wohnte, dann aber auszog, weil er sich, etwas später, mit Therese verlobte. Robinson war ein sehr ernster, sehr gelehrter, aber durchaus freundlicher Mann. Seine republikanische Sitteneinfalt und Ungenirtheit waren gerade nicht im Geschmack der Frau Staatsräthin und es gab von dieser Seite manche drollige Scenen. Robinson hat sich durch seine Topographie von Palästina einen bleibenden Namen in der biblischen Literatur erworben. Als er sich 1838 deshalb in Palästina aufhielt, hatte er seine Frau von Boston mit nach Deutschland herübergebracht, wo sie in Dresden mit ihren beiden Töchtern verweilte. Hier hielt ich mich in demselben Jahre zufällig einige[356] Tage auf. Ich wohnte in der Neustadt, im Hotel zur Stadt Wien. Sie las meinen Namen in dem Fremdenrapport und gab mir durch ein Billet Nachricht, daß sie nur wenige Häuser von mir entfernt wohne. Ich eilte alsbald zu ihr und verlebte mit ihr einige genußreiche Stunden, in denen wir Altes und Neues in kaleidoskopischem Wechsel durchliefen. Ich habe sie nicht wiedergesehen, aber wir haben noch einige kleine Schriften ausgetauscht.

Doch zurück aus diesen schönen Erinnerungen zu meiner Promotion. Ich schrieb Vormittags binnen ein paar Wochen eine Lateinische Dissertation über die Periodisirung der deutschen Nationalliteratur. Die Nachmittage und einen Theil des Abends verwendete ich auf einen Auszug aus Kants Kritik der reinen Vernunft, der praktischen Vernunft, und der Urtheikskraft. Ich wußte, daß Professor Tieftrunk, ein Kantianer, mich unfehlbar hierin examiniren würde, denn er hatte mir bei meinem Besuche, den ich ihm machte und in welchem ich ihm mein Vorhaben kund gab, dies selber in Aussicht gestellt. Dekan der philosophischen Fakultät war gerade der Professor der Geschichte, der Oberbibliothekar Voigtel. Er war ein sehr ehrgeiziger Mann, der viel auf äußerliche Formen hielt. Er war kein Forscher, hatte aber einmal einen Genealogischen Atlas verfaßt und für dessen Widmung vom Könige von Dänemark den Dannübrogorden erhalten, dessen Decoration er bei Gelegenheit geltend zu machen nicht verfehlte.

Als ich meine Papiere eingereicht hatte, setzte er zum Examen den zweiten Februar 1828 fest. Nach damaliger Sitte mußte ich Vormittags die sogenannte Bellaria einsenden d.h. einige Torten und diejenigen Weinsorten, die mir vom Dekan nach vorgängiger Rücksprache als wünschenswerth bezeichnet waren. Das Examen fand in seinem großen Bibliothekzimmer statt. Torte und Wein standen auf einem langen Tisch, um welchen herum die Professoren mit mir Platz nahmen. Zuerst waren nur Voigtel und Tieftrunk anwesend. Dann kamen noch successive Schütz, Schweigger und Jacobs, der Philologe, der damals außer an der Universität auch Professor am Pädagogium war. Gruber und Hinrichs, auf die ich eigentlich gerechnet hatte, kamen nicht.

Voigtel, Tieftrunk und Schütz examinirten in Lateinischer, Schweigger und Jacobs in Deutscher Sprache. Bei Schweigger hatte ich Chemie[357] gehört, bei den andern aber nur, aus Neugierde, zuweilen hospitirt. Jacobs war mir völlig fremd. Bei allen Prüfungen kommt es auch auf Glück an. Wie grenzenlos ist das Uebergewicht des Examinators über den Examinanden! Wenn ich in meinem spätern Leben hunderte von jungen Leuten examinirt habe, so bin ich immer der Gefahr eingedenk gewesen, mit welcher ich diese Stunden durchlebte. Ich hatte aber insofern Glück, als in der Prüfung, welche der Herr Oberbibliothekar, der als Dekan den Anfang machte, mit mir anstellte, ein Moment vorkam, der ganz zufällig ein günstiges Vorurtheil für mich erwecken konnte. Voigtel ließ mich unter anderm die Geschichte der Phönicier erzählen. Ich fing an und sagte, sie wären vom rothen Meer nach der Küste des Mittelmeeres gewandert. Dies beanstandete Voigtel. Ich beharrte bei meiner Behauptung. Können Sie dies beweisen? Ich bejahete. Aus welcher Quelle? Aus dem Herodot. Ich sah, wie der alte Hofrath Schütz bei diesen Worten, indem er ein Glas Rothwein schlürfte, schmunzelte. Das ermuthigte mich noch mehr. Nun, sagte Voigtel, indem er sich an seine Collegen richtete, wir wollen doch sehen, ob der Candidat den Beweis führen kann? Hiermit wandte er sich zu einem Fache seiner Bibliothek und holte ein Exemplar des Herodot herab. Mit höhnischer Miene übergab er mir dasselbe und forderte mich auf, die Stelle beizubringen.

Daß sie im Herodot stand, wußte ich, aber den Ort konnte ich nicht mit Genauigkeit angeben. Ich wußte nur noch, daß sich die Stelle in einem der ersten Bücher und zwar gleich zu Anfang eines Capitels finden müsse. Dieser letzte Umstand war offenbar der für mich günstigste. Fand ich die Stelle nicht, so war ich blamirt. Ich hatte dann nicht nur nach Voigtels Meinung falsche Antwort gegeben, sondern auch eine Kenntniß der Quellen mir angedichtet, die ich nicht besaß. Es war ein verhängnisvoller Augenblick. Doch ich hatte, wie gesagt, Glück. Nach einigen Minuten lachten mir die Worte Herodots: die Phönicier, gekommen vom rothen Meer, entgegen. Ich reichte den Herodot, nachdem ich sie gelesen, an Voigtel, der sofort einen Ton anstimmte, als ob er nichts Anderes erwartet hätte, im Herodot zu finden. Tieftrunk und Schütz wechselten verstohlen lächlende Blicke und ich war auch bei ihnen durch diesen kleinen Triumph über den eiteln Mann in[358] guten Credit gekommen. Voigtel kürzte nun sein Examen ab. Meine Abhandlung über den Titurel, welche ich meiner Lateinischen Dissertation beigegeben hatte, lag auf dem Tisch. Auch eine nur flüchtige Durchsicht derselben konnte wohl erkennen lassen, daß ich in der Geschichte des Mittelalters gut zu Hause war. Er deutete also auf dieselbe und sagte, er wolle, durch sie bewogen, das Mittelalter überspringen und nur noch einige Fragen aus der neuern Geschichte an mich richten, die ich ziemlich richtig beantwortete. Dann überließ er mich dem Philosophen Tieftrunk, der sich ausführlich auf die Kant'schen Kritiken einließ und eine sehr gute Art zu fragen hatte. Die vortreffliche Uebersicht, die Kant selber von seiner Kritik der reinen Vernunft gemacht hat, kam mir hier außerordentlich zu Statten. Hofrath Schütz, der Philologe, legte mir die Wolken des Aristophanes vor. Ich mußte eine Scene übersetzen und interpretiren. Wenn ich zuweilen stockte, drängte er auch nicht, gewährte mir Muße zum Nachdenken, nahm das Glas, nickte mir zu und sagte: Interim aliquid bibamus! Bei Schweigger beantwortete ich die Fragen nach den positiven Bestimmungen der chemischen Stoffe und Prozesse sehr mangelhaft. Doch nahm die Sache bald eine Wendung, die mir vortheilhaft war, nämlich auf die Geschichte der Chemie. Nachdem ich den Zusammenhang von Stahls Phlogiston einerseits mit der Alchemie, andererseits mit Lavoisier glücklich zu Stande gebracht hatte, erklärte er sich für befriedigt, da ich ja nicht Chemiker von Fach sei, sondern nur eine allgemeine Bildung zu documentiren habe, wie sie einem Philosophen wohl gezieme. Nun aber kam Jacobs an die Reihe. Dies war ein fein gebildeter Mann, der bald nachher von Halle nach Lübeck kam. Was wollte er von mir? Ich war schon etwas wüst im Kopf, wie es den meisten Examinanden gegen Ende zu ergehen pflegt, nachdem sie in wenigen Stunden durch so viele Gebiete, gegenüber sehr verschiedenen Persönlichkeiten, sich haben hindurchbewegen müssen. Ich erwartete natürlich ein philologisches Thema. Statt dessen kam ein philosophisches, woran ich gar nicht gedacht hatte, nämlich die Sprachphilosophie. Hatte ich auch stets ein Interesse dafür gehabt, waren mir auch die Hauptmomente ihrer bisherigen Geschichte nicht unbekannt geblieben, so hatte ich doch auf der Universität mich nie speciell mit ihr beschäftigt. Allein[359] hier kam mir nun zur Hilfe, daß sie uns auf dem Gymnasium einmal ein ganzes Semester hindurch ausführlich vorgetragen war. Die Erinnerung hieran ermuthigte mich, was bei einem Examen von unendlichem Werth ist. Auch machte ich im weitern Verlauf die Erfahrung, wie unschätzbar es in der Wissenschaft sei, durch einen Unterricht darin mit ihrem Material, mit ihrer Terminologie, mit ihren Hauptproblemen und mit den verschiedenen Versuchen zu ihrer Lösung vertraut geworden zu sein. Die Fragen, welche mir Professor Jacobs verlegte, überraschten mich nicht. Ich fand sie vielmehr ganz in der Ordnung und bemühete mich sie so gut es ging zu beantworten. Da er Deutsch mit mir verhandelte, so wurde der Ausdruck meiner Gedanken mir erleichtert und ich gerieth zuletzt mit ihm mehr in eine Unterhaltung gemeinschaftlichen Nachdenkens, die ihm selber Vergnügen zu machen schien. So kam ich auch hier glücklicher durch, als ich es hätte erwarten können.

Das Examen war beendet. Die Lichter brannten herunter. Ich wurde nun in ein anderes Zimmer verwiesen, wo ich in Gegenwart eines Pedells eine ängstliche Viertelstunde zubrachte, während die Herren Professoren über den Ausfall der Prüfung beriethen. Dann wurde dem Pedell geklingelt, der gleich darauf zurückkehrte, mich hereinzuführen. Voigtel empfing mich mit Feierlichkeit, mir den glücklichen Ausgang zu verkünden und nahm, wie es damals üblich war, sofort die Vereidigung vor, worauf mit Glückwünschen und Champagner geendet ward.

Weil ich zuweilen gestritten hatte, setzte man mir in mein Diplom die Worte: et postquam in consessu ordinis examine rigoroso studium philosophiae acerrimum comprobaverat.

So war ich denn Doctor der Philosophie und Magister der freien Künste und richtete mein Augenmerk auf den nächsten Schritt, den ich zu thun hatte, nämlich mich bei der Universität zu habilitiren. Doch sollte darüber noch ein halbes Jahr vergehen, das von den mannichfaltigsten Erlebnissen erfüllt wurde.

Ich erkannte sehr wohl, daß, wenn ich in der Philosophie vor wärts kommen wollte, das Studium der Hegel'schen Logik unvermeidlich und daher die nächste Aufgabe in einer Zeit sein müsse, wo ich noch ganz[360] frei über dieselbe verfügen konnte. Ich widmete ihm daher die Monate Februar und März. Obwohl ich in ihr bereits den Unterricht des Herrn von Henning erhalten hatte, so war sie mir doch sehr schwer zu bezwingen und es blieben, auch nachdem ich alle drei Bände absolvirt hatte, genug Stellen zurück, die mir noch völlig dunkel waren. Eine besondere Hemmung erwuchs mir durch die Logik, welche Hinrichs herausgegeben und die ich auch bei ihm gehört hatte. Ich habe schon oben von ihr gesprochen. Sie war, wie billig man sie auch beurtheilen mochte, eine Anbequemung an die formale Logik des herkömmlichen Cursus. Der Grundbegriff der Hegel'schen Logik war darin fallen gelassen. Die Ontologie, welche Hegel die objektive Logik nannte, war mit der subjectiven, mit der Lehre vom Begriff, sogar in unklarer, gezwungener Weise äußerlich vermischt. Der Begriff selber war aus seiner subjektiven Form nicht zur objektiven und absoluten als Idee erhoben und, um die Verwirrung zu vollenden, war noch ein zweiter Abschnitt hinzugefügt, der offenbar der Phänomenologie d.h. der Wissenschaft vom Begriff des Bewußtseins, angehörte. Jetzt sehe ich dies Alles nur zu klar ein, damals aber war Hinrichs, trotz Daub's Zustimmung zu meinem Bedenken, noch eine so große Autorität für mich, daß ich irre wurde, zumal wenn ich den zuversichtlichen Ton seiner Vorrede vernahm, worin er sich geradezu als den Regenerator der Logik bezeichnete. Es hat viele Jahre gedauert, bevor ich deutlich den Zusammenhang begriff, in welchen Hegel's Logik zu Kant's Kritik der reinen Vernunft steht. Aus dieser ist sie Schritt vor Schritt erwachsen. Es ist dies vorzüglich aus dem zweiten Theil, aus der Lehre vom Wesen, erkennbar. Hier hat Hegel noch viel Kampf zu bestehen gehabt, bevor er zu der einfacheren und logischeren Form durchdrang, die er später in der zweiten Ausgabe seiner Encyklopädie aufstellte. Weil wir Menschen denkende Subjecte sind, so blieben die meisten dabei stehn, die Bestimmungen des Denkens, gewöhnlich seine Gesetze genannt, als nur subjektive Funktionen zu betrachten und jene Bestimmungen nicht an und für sich zu nehmen, wie sie durch ihren eigenen Inhalt ein System ausmachen. Die Kategorien haben aber ein inneres Verhältniß zu einander. Qualität und Quantität, Wesen und Erscheinung, Inhalt und Form, Substantialität und Causalität, Allgemeinheit und Besonderheit[361] u.s.w. hängen durch ihren eigenen Begriff mit einander zusammen. Hat man diese Einsicht einmal erreicht, so wird man auch begreifen, daß das abstracte Denken von einem relativ niedrigsten bis zu einem relativ höchsten Punkt sich entwickeln müsse. Ich setze das Wort relativ hinzu, um anzudeuten, daß jede Bestimmung als solche absolut, schlechthin nothwendig und wahr ist, daß sie aber, als nur ein Moment der totalen Vernunft, das, was sie ist, nur durch ihre Beziehung auf alle andern Kategorien sein kann. Wenn die Philosophie auch in ihren Disciplinen eine selbstständige Wissenschaft ist, so ist sie es durch die Logik, von welcher alle realen Wissenschaften, um Wissenschaft zu sein, abhängig sind. Die Denkbarkeit eines Gegenstandes ist das absolute Kriterium der Wahrheit und Gewißheit. Die Denkbarkeit selber ist aber an den Begriff der Kategorien gebunden. Daher kommt es, daß das Logische, obwohl es nichts Materielles ist, doch die Herrscherrolle in der Wissenschaft übt. Bleibt man beim Begriff des Allgemeinen, Besonderen und Einzelnen stehen, d.h. beschränkt man die Logik auf die Lehre vom Begriff, Urtheil und Schluß, so läßt man die ontologischen Kategorien als Voraussetzungen außerhalb stehen, wie Kant es in seiner analytischen Logik machte. Ohne sie kann man im Begreifen, Urtheilen und Schließen nichts anfangen. Also, schloß Hegel ganz richtig, müssen sie vorher entwickelt werden. Die Ontologie, die Lehre von Sein und Wesen, muß der Lehre vom Begriff vorausgehen. Der Begriff aber ist nicht blos eine Form unseres subjectiven Denkens, sondern diese Form hat in der uns gegenständlichen Welt reale Existenz. Das Logische ist aller Realität immanent.

Als ich Hegels Logik durchgearbeitet hatte, wurde mir klar, daß ich noch eines andern Studiums bedürfe, um sie richtig verstehen zu können. Dies war das Spinoza's. Die Schriften des Cartesius hatte ich mir in Heidelberg gekauft und wenigstens die wichtigsten Abhandlungen darin über die Methode, die Affecte und Leidenschaften gelesen. Von Spinoza aber hatte ich bis dahin nur durch die Geschichte der Philosophie, so wie durch seine Schilderungen von Bayle, Jacobi, Schelling, Göthe, eine Vorstellung. Hegel aber gab sich zu ihm eine ganz entschiedene Stellung. Er gestand Spinoza den Begriff der Substanz zu, allein er behauptete, daß das Absolute nicht nur als[362] Substanz, sondern zugleich als Subject gefaßt werden müsse. Dies hatte ich oft genug vom Katheder her gehört; das hatte ich auch in Hegels Vorrede zu seiner Phänomenologie gelesen; das fand ich nun in der Logik selber weiter begründet. Ich wurde jedoch gerade durch diese Auslassungen in immer größere Verwirrung gestürzt. Der Begriff der Substanz konnte doch nur ein allgemeiner ontologischer Begriff sein. Von einer besonderen Substantialität konnte die Logik doch nicht handeln. Es war aber unzweifelhaft, daß auch Hegel in der großen Logik von der Substanz in dem Sinne sprach, darunter das Absolute an und für sich, also in gemeinem Deutsch, Gott zu verstehen. War dies der Fall, so bedeutete seine Polemik gegen Spinoza die Ablehnung des Pantheismus und die Forderung, die Substanz zugleich als Subject zu setzen, die Anerkennung des Theismus. Dies war mir, da ich den Glauben an die Persönlichkeit Gottes nicht verloren hatte, ganz recht. Allein wie sollte ich damit vereinigen; daß der Begriff der Subjectivität sich in die logischen Formen des Allgemeinen, Besonderen und Einzelnen auflöste? Es blieb mir nichts übrig, als Spinoza selber zu studiren; um zu wissen, wie ich mit Hegels Polemik gegen ihn daran sei. Es glückte mir auch, ein schönes Exemplar der Ausgabe seiner Werke von Paulus zu kaufen. So warf ich mich denn mit aller Begierde in dies neue Studium.

Während ich so für mich in die Abgründe der Metaphysik versank, wurde ich nebenher von einer ganz andern Welt, nämlich von der Komischen, umspielt. Hierzu gab Genthe die Veranlassung. Als ich ihn wiedersah, war er damit beschäftigt, eine Schrift über das einzige uns aus dem Alterthum erhaltene Satyrdrama, den Kyklops des Euripides, drucken zu lassen, die eine Uebersetzung desselben mit einer historisch kritischen Einleitung enthielt. Nach seiner communicativen Art zog Genthe nicht nur mich, sondern auch den Physiker Loof, der sehr gut Griechisch verstand, in seine Beschäftigung hinein. Das Drama wurde so oft Abends sowohl Griechisch als Deutsch durchgenommen, daß einzelne Stellen daraus bald zu sprichwörtlicher Anwendung unter uns dreieu sich fixirten, die wir, nach Art junger Leute, die Kreuz und Quer anbrachten. Für einen vierten wäre dieser Jargon, der uns köstlichen Spaß bereitete, ganz ungenießbar, eine hermetisch[363] verschlossene Welt, gewesen. Als der Kyklops beseitigt war, kam ein anderes Thema an die Reihe. Genthe hatte sich schon seit längerer Zeit auf die Geschichte der Macaronischen Poesie geworfen und alle Denkmale derselben gesammelt. Er hatte eine grenzenlose Vorliebe für diese groteske Poesie. Theophilo Folengo, ein Italienischer Mönch, der Hauptdichter dieser Gattung, wurde von ihm vergöttert. Ihm zu Liebe ließ ich mich nun zwar auch auf dieselbe ein, vermochte jedoch sein Behagen an diesen Späßen und Künsteleien nur in sehr mäßigem Grade zu theilen, obwohl ich ihm bei der Abfassung einer einleitenden Betrachtung und literarischen Geschichte, so viel ich konnte, hülfreich war. Das Macaronische verbindet die Lateinische Sprache mit einer neueren und behandelt die Wörter der letzteren nach dem Zuschnitt der Lateinischen Grammatik. Dies ist ein Scherz, mit welchem sich Mönche in der Muße eines Klosterlebens wohl unterhalten können. In kürzerem Umfange, wie in dem bekannten Deutsch-Macaronischen Gedicht: Floïa, kann man sich auch wohl daran ergötzen. Karl Immermann hatte dies Gedicht unter dem Namen Aeander wieder herausgegeben und von hier hatte Genthe den Anstoß zu seiner Schwärmerei für diese spielende Dichtung empfangen. Er hat sie sein ganzes Leben über bewahrt und auch die Deutsche Uebertragung von Folengo's Mückenkrieg (Moschea) herausgegeben.

Für den Verlag seiner Schriften hatte Genthe einen Verleger in dem Buchhändler Reinecke gefunden. Dieser Mann, ein ächter Sachse, hatte im schon vorgerückten Alter noch eine junge Frau geheirathet. Sie war eine Magdeburgerin und ich hatte sie als Schuljunge oft gesehen, da ihre Eltern im oberen Stock der Französischen Schule wohnten, die ich frequentirte. Durch Genthe wurde ich auch mit Reinecke bekannt. Er lud uns öfter auf den Sonntag zu kleinen Mittagessen ein und wußte uns Mancherlei von den Deutschen Autoren zu erzählen. Er hatte als Commis lange in Dresden conditionirt und hier Schiller zuweilen im Theater gesehen, was geradezu die größte aller seiner Erinnerungen war. Dieser Enthusiasmus kleidete ihn gut. Er wurde auch mein Verleger; bis ich von ihm zu Anton überging.

Genthe schrieb im Frühjahr auch noch einen Roman: Don Fernando von Toledo, in zwei Bändchen, die er Reinecke zum Verlage[364] aufredete. Es waren einige hübsche Erfindungen darin, aber das Ganze war flüchtig und stand seinem ersten Roman außerordentlich nach. Die romantische Willkür erlaubte sich die unmotivirtesten Combinationen. Es war sogar eine Anzahl Märchen darin eingeschaltet, die aus einer Französischen Sammlung des vorigen Jahrhunderts übersetzt waren. Im zweiten Theil hatte Genthe die Hegel'sche Terminologie zum Gegenstande seines Spottes gemacht. Hier fanden sich einige glückliche, heitere Wendungen, die von Hinrichs, Loof und mir füglich belacht wurden, die jedoch dem großen Publikum, vor allem dem Roman lesenden, gänzlich unverstanden bleiben mußten. Das Buch kam daher schon als Maculatur zur Welt. Genthe verließ uns bald darauf, Reisen nach Thüringen und in die Marck zu Verwandten zu machen.

In meinen äußeren Verhältnissen gingen auch mancherlei Veränderungen vor. Mein Zimmer war nur durch eine Bretterwand von der Nachbarwohnung getrennt. Professor Robinson, ein stiller Mann, war Ende Januar ausgezogen. Während des Februars wohnte ich ganz allein in der weitläufigen Etage. Hier hatte ich zuweilen romantisch schauerliche Momente zu durchleben. Wenn ich öfter spät in der Nacht die dunkle Treppe hinaufgetastet war, hatte ich, oben angelangt, zur Rechten den Blick auf eine große Kammer, deren Thür zur obern Hälfte aus einem Glasfenster bestand, welches den vollen Einblick gestattete. In dieser Kammer war einige Monate zuvor ein Dachdecker gestorben, der einen unglücklichen Fall gethan hatte. Mir war die traurige Scene mit allen Einzelheiten öfter geschildert worden. Kam ich nun herauf, so wurde die Erinnerung an diesen Vorgang zuweilen so lebendig in mir, daß ich, vorzüglich bei Mondschein, mich nicht enthalten konnte, dicht an die Thür zu treten und in die leere Kammer zu blicken, gleichsam als ob ich den in Todesschmerzen sich Krümmenden und Angstseufzer Ausstoßenden noch gegenwärtig antreffen müßte. Hier habe ich an mir selber beobachtet, wie nahe solche Situationen daran sind, in Visionen überzugehen und Spukgestalten entstehen zu lassen. Ich blieb mir aber, auch wenn mich Gespensterschauer durchrieselten, völlig klar. Zog ich dann den Schlüssel, die große Flügelthür des Saales zu öffnen, den ich durchschreiten mußte, zur Thüre meines Zimmers zu gelangen, so hallten meine Tritte geisterhaft durch den öden[365] Raum. Hier hatte der Staatsrath von Jacob Concerte und Bälle veranstaltet. An den Wänden liefen noch rothgepolsterte Divane ringsum, auf denen man sich den reizenden Flor der Damenwelt vorstellen konnte. Den Fenstern gegenüber, in Mitten der linken Wand, stand der Ofen, ganz ebenso gestaltet, wie der im Saal meines elterlichen Hauses. Es war dieselbe lebensgroße Gypsstatue der Minerva, mit Helm, Speer und Schild, die mir hier entgegen schimmerte. Ich begrüßte sie immer als eine mir wohlwollende Göttin. Was die Seele Alles in solchen Momenten empfindet, ist unbeschreibbar. Die Romantik eines Arnim, Heinrich von Kleist, Tieck hatte nicht verfehlt, solche zwischen Wachen und Traum verdämmernde Momente zu belauschen und hatte das Grauen, welches sie begleitet, oft vortrefflich beschrieben. Obwohl ich ein ganz rationalistisch aufgeklärter Mensch in solchen Dingen war, so hat es mir doch nicht an mysteriösen Anwandlungen und nicht an Erlebnissen gefehlt, die mich bis zum Abgrund führten, wo die Nachtseite des Lebens sich unserer mit unheimlicher Gewalt zu bemächtigen droht. Ich bin, wie gesagt, in solchen Augenblicken, immer Herr meines Bewußtseins geblieben. Oft sind es an sich höchst einfache Vorgänge, welche uns in unserem Innersten zu erschüttern, und uns bis zu der Grenze zu führen vermögen, wo wir unsere Ohnmacht, eine Welt mit solchen Zuständen zu durchdringen, schmerzlich empfinden. Ich habe oben z.B. erzählt, wie ich bei meinem im Duell verwundeten Freunde Parow Nachtwache hielt. Während er im Alcoven fieberhaft stöhnte, trafen noch ganz andere Laute mein Ohr. Parow wohnte nicht weit von dem Irrenhause. Es war eine wunderschöne, mondhelle Nacht. Ich konnte das Gebäude und die Fenster deutlich sehen. Da ertönte nun von einer der Zellen das wüthende Geschrei eines tollen Weibes, das sich in Schimpfwörtern gegen eine verhaßte von ihr nur vorgestellte Person Luft machte. Pausenweise erstarb das Gebelfer, dann brach es wieder los, bis es mit der aufgehenden Sonne verstummte. Alles um mich herum lag in Lethe bringendem Schlummer, nur der Verwundete hier mit seinen Seufzern, die Wahnsinnige dort mit ihren heisern Flüchen, klangen als schrille Dissonanzen durch die Harmonie, die ihren beseligenden Hauch über alles Dasein auszubreiten schien. Pessimismus und Optimismus rangen in meiner jungen Seele mit einander[366] und ich flüchtete mich in Göthes Verse, die eigends für mich gemacht schienen:


Füllest wieder Berg und Thal

Still mit Nebelglanz,

Lösest endlich auch einmal

Meine Seele ganz.


Was von Menschen nicht gewußt

Oder nicht bedacht,

Durch das Labyrinth der Brust

Wandelt in der Nacht.


Anfangs März zog in die Zimmer neben mir ein Baron von Münchhausen ein. Er war etwa dreißig Jahre alt, in seinen Sitten ein feiner Cavalier, die mit dem erwüchsigen Benehmen des Amerikanischen Robinson zuweilen komisch kontrastirten, wenn wir zum Thee bei der Frau Staatsrath zusammentrafen. Dieser junge Mann war hypochondrisch. Er glaubte schwindsüchtig zu sein. Er hatte alle Aerzte aufgegeben und behandelte sich selbst homöopathisch nach Hahnemann'schen Grundsätzen. Er konnte daher in keinem öffentlichen Gasthaus speisen, sondern mußte eigends für sich kochen lassen, hauptsächlich schlichte Bouillon und Rindfleisch. Glaubte er mitunter in der Bouillon ein Fäserchen Petersilie oder Zwiebel zu entdecken, so gerieth er außer sich. Seine Cur schien ihm dann rückgängig gemacht und er versank, wenn er sich ausgetobt hatte, in eine menschenfeindliche Schwermuth. Um seine Brust zu stärken, blieb er in steter Bewegung. Er ritt spazieren, er rappierte, er hielt sich einen Unteroffizier, der im Auditorium des Staatsraths, das am Ende des Hofes in einem Hintergebäude lag, mit ihm exerciren mußte. Das war aber nicht genug. Sowie er auf sein Zimmer kam, warf er sich in einen Sessel, ergriff ein Buch, und fing an, laut zu lesen. Da uns nur eine Bretterwand schied, so wurde mir dies oft bei meinem Studium der Hegel'schen Logik sehr lästig und ich entschloß mich, am Anfang April in das große Zimmer zu ebener Erde zu ziehen, welches bis dahin ein Candidat inne gehabt hatte. Es war damit die Berechtigung verbunden, den Garten zu benutzen, zu welchem man durch ein Seitengebäude vom Hof aus gelangte. Da es auch an einer großen Gartenstube nicht[367] fehlte, so brachte ich, so bald es wärmer wurde, einen großen Theil des Tages darin zu, fast immer mit dem Studium Spinoza's beschäftigt. Die Frau Staatsrath und ihre Töchter kamen niemals in den Garten. Sie genossen die frische Luft nur in einer Spazierfahrt, welche regelmäßig Nachmittags erfolgte.

Das weitläufige Anwesen der Frau Staatsräthin wurde durch einen Hausmeister, Namens Milradt, in Ordnung gehalten. Er hatte die untere Wohnung auf dem linken Flügel des Hofes inne. Dieser Mann war von Geburt ein Danziger, von Profession ein Schneider, von Amtswegen Nachtwächter und im Hause das Factotum, ohne dessen Beirath die Frau Staatsräthin kein Gesinde, keinen Kutscher kein Kammermädchen anstellte. Er schloß mit den Miethern die Verträge ab, zog den Miethzins ein, besorgte die Aufwartung der Insassen, die Reinigung und Lüftung der Zimmer, die Reparatur der Möbel. Er war ein sehr verständiger Mann, der viel erfahren hatte. Er stellte in seiner Familie gleichsam das vereinigte Deutschland dar. Er, ein geborner Westpreuße, hatte eine Frau aus dem Reich, d.h. aus Bayreuth, geheirathet. Er sprach den scharfen Preußischen Dialekt, der, gegen die Naturwüchsigkeit der anderen Deutschen Dialekte gehalten, nach der Erlernung des Deutschen klingt. Seine Frau sprach den Fränkischen Dialekt und die einzige Tochter, Louise, sprach den Hallischen d.h. Thüringschen Dialekt. Das Concert dieser drei Mundarten zu hören, machte mir das größte Vergnügen. Die Tochter, Louise, ein nicht gerade schönes, aber sehr anmuthiges, wohlunterrichtetes, gutgesittetes Mädchen, kam Nachmittags nicht selten in die Gartenstube, dort, bei offnen Fenstern und Thüren zu nähen. Vormittags gab sie in mehreren Schulen Unterricht. Wir gewöhnten uns aneinander und es genirte mich nicht, in ihrer Gegenwart zu lesen und zu schreiben. Natürlich plauderten wir auch dazwischen und gingen auch im Garten zusammen, die aufgeblühten Blumen zu mustern. Da sie mit dem Candidaten, dessen Stube ich bezogen hatte, verlobt war und auf dem Sprunge stand, ihn zu heirathen, sobald er von einer Adjunctur, die er übernommen hatte, zur Pfarre gelangen würde, so war unser Verkehr vor aller Versuchung gewahrt, in Liebeleien zu verfallen. Wir leisteten uns eben gute Gesellschaft. Dies treffliche Mädchen sollte schon[368] im nächsten Jahre, in Folge einer heftigen Erkältung, binnen wenigen Wochen hingerafft werden. Ich besuchte die arme Louise, da ich aus diesem Hause verzogen war, noch ein paar Mal. Wie wehmüthig ist doch ein solches Sterbelager einer Jungfrau, einer Braut! Ihre Augen brannten von dem Zehrfieber; ihre Wangen glühten von dem trügerischen Roth des Todes; ihre ganz vermagerte Hand zitterte in der meinigen. Ich konnte nur mühsam die Thränen zurückhalten, aber sie selber war still und ergeben, wie meine Cousine Lefevre in Magdeburg, an deren ganz ähnlichem Sterbebette ich auch gesessen hatte.

Genthe war fort. Der Baron von Münchhausen ging Ende Mai auf seine Güter. Mit Hinrichs fing ich an, weite Spaziergänge in die Umgegend von Halle zu machen. Die Hinterfront eines Seitengebäudes seiner Wohnung begrenzte die eine Seite des Gartens, in welchem ich mich größtentheils aufzuhalten pflegte. Durch ein kleines Fenster konnte er mir zurufen und sich mit mir verabreden.

Mit Loof, dem Physiker, einem fleißigen, braven Menschen, der in der unteren Wohnung, mir gegenüber, geblieben war, hatte ich meine besonderen Gespräche über Naturphilosophie, namentlich über Licht und Wärme. Es war ein ganz idyllischer Zustand, der aber unerwartet von sehr stürmischen Momenten gefolgt und durchkreuzt werden sollte, die mir große Noth machten, weil ich, um mich im Lehrvortrage zu üben, einige Studirende bewogen hatte, drei Mal in der Woche früh von 7 bis 8 Uhr zu mir zu kommen, ihnen Religionsphilosophie vorzutragen. Zu diesem Geschäft bedurfte ich der Ruhe und Sammlung eben so sehr, als zu dem Studium Spinoza's. Es sollte aber eine Unruhe in meine Idylle von einer Seite hereinbrechen, von welcher ich sie niemals erwartet hätte.

Quelle:
Rosenkranz, Karl: Von Magdeburg bis Königsberg. Leipzig 1878, S. 355-369.
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