Achtes Kapitel.
Anwendung dieser Prinzipien auf einzelne Gegenstände der Chemie

[371] Es scheint ein Vorteil der mechanischen Chemie zu sein, daß sie mit leichter Mühe die größte spezifische Verschiedenheit der Materie begreiflich zu machen weiß. Indes wenn man die Sache näher betrachtet, so ist ein Prinzip, das am Ende alles auf verschiedene Dichtigkeit zurückzuführen genötigt ist, in der Tat ein sehr dürftiges Prinzip, so lange man Materie als ursprünglich gleichartig und alle einzelne Körper als bloße Aggregate der Atomen betrachten muß. Dagegen läßt die dynamische Chemie gar keine ursprüngliche Materie, d.h. eine solche zu, aus welcher erst alle übrige durch Zusammensetzung entstanden wären. Vielmehr, da sie alle Materie ursprünglich als Produkt entgegengesetzter Kräfte betrachtet, so ist die größtmögliche Verschiedenheit der Materie doch nichts anders als eine Verschiedenheit des Verhältnisses jener Kräfte. Kräfte aber[371] sind an sich schon unendlich, d.h. es kann für jede mögliche Kraft eine unendliche Menge von Graden gedacht werden, wovon kein einzelner der höchste oder der niedrigste ist, und da auf Graden allein alle Qualität beruht, so läßt sich aus dieser Voraussetzung allein schon die unendliche Verschiedenheit der Materie, in Ansehung ihrer Qualitäten (so wie sie uns aus Erfahrung bekannt sind), ableiten und begreifen. Denken wir uns überdies aber einen Konflikt entgegengesetzter Kräfte, so daß jede von der andern ursprünglich unabhängig ist, so geht die Mannigfaltigkeit möglicher Verhältnisse zwischen beiden abermals ins Unendliche. Denn nicht nur die einzelne Kraft ist unendlicher Grade fähig, sondern auch ein und derselbe Grad kann ganz verschieden modifiziert werden durch die entgegengesetzte Kraft, die, während jene ins Unendliche vermindert werden, ins Unendliche wachsen kann, oder umgekehrt. Offenbar also ist das Prinzip der dynamischen Chemie (daß alle Qualität der Materie auf graduellen Verhältnissen ihrer Grundkräfte beruhe) an sich schon bei weitem reicher, als das der atomistischen Chemie.

Dieses Prinzip weist nun der Chemie ihre eigentliche Stelle an und scheidet sie scharf und bestimmt von der allgemeinen Dynamik sowohl, als von der Mechanik. Die erstere ist eine Wissenschaft, die unabhängig von aller Erfahrung aufgestellt werden kann. Die Chemie aber, obgleich eine Folge der Dynamik, ist doch in bezug auf diese Wissenschaft ganz zufällig und kann ihre Realität einzig und allein durch Erfahrungen dartun. Eine Wissenschaft aber, die ganz auf Erfahrung beruht und deren Gegenstand die chemischen Operationen sind, kann nicht von einer einzelnen Grundkraft, z.B. der Anziehungskraft, sondern mit von dem empirischen Verhältnis der beiden Grundkräfte abhängig sein. Dieses Verhältnis der Grundkräfte nun läßt die Dynamik völlig unbestimmt. Also ist die Chemie keine Wissenschaft, die aus der Dynamik notwendig erfolgte, etwa so wie die Theorie der allgemeinen Schwere. Vielmehr ist sie selbst nichts anders als die angewandte Dynamik oder die Dynamik in ihrer Zufälligkeit gedacht.

Die Chemie also, da sie mit der Dynamik parallel ist,[372] muß unabhängig sein von allen Gesetzen, die den dynamischen untergeordnet sind. Unabhängig also sind chemische Operationen von Gesetzen der Schwere; denn diese beruhen auf der bloßen Anziehungskraft der Materie und setzen voraus, daß die dynamischen Kräfte in der Materie bereits zur Ruhe gekommen sind. Die Chemie aber stellt diese Kräfte in Bewegung dar; denn ihre Erscheinungen alle sind nichts als Phänomene einer Wechselwirkung der Grundkräfte der Materie.

Der berühmte Chemist, Bergmann, fragt: wie groß wohl die Überraschung desjenigen gewesen sein möge, der zuerst sah, wie ein Metall in einer hellen, durchsichtigen Flüssigkeit aufgelöst wurde, wie der schwere, undurchsichtige Körper völlig verschwand und auf einmal, nachdem eine andere Materie beigemischt wurde, aus der ganz gleichartig scheinenden Flüssigkeit wieder als fester Körper zum Vorschein kam. – Der Hauptgrund der Überraschung mußte wohl gleich anfangs darin liegen, daß man hier Materie vor seinen Augen gleichsam entstehen und werden sah; wer weiter darüber dachte, konnte wohl bald einsehen, daß Eine Erfahrung dieser Art hinreiche, über das Wesen der Materie selbst Aufschluß zu geben. Denn man sah offenbar, daß sie hier nicht aus Teilen zusammengesetzt oder in Teile aufgelöst werde, sondern daß das Fluidum, in welchem der feste Körper verschwand, ein gemeinschaftliches Produkt aus den Graden der Elastizität beider Körper sei – daß also wohl die Materie überhaupt ursprünglich nichts anders sei, als ein Phänomen gradualer Verhältnisse – gleichsam ein Ausdruck dieser Verhältnisse für die Sinne.

Unabhängig ferner ist die Chemie von der Mechanik; denn auch diese ist der Dynamik untergeordnet. Sie setzt ein bestimmtes, unverändertes Verhältnis der dynamischen Kräfte voraus, sie bezieht sich auf Körper, d.h. auf Materie innerhalb bestimmter Grenzen, deren bewegende Kräfte einen Anstoß von außen erwarten, Wenn der Körper sich bewegen soll. Die Chemie dagegen betrachtet die Materie in ihrem Werden und hat ein freies Spiel – also auch eine freie Bewegung der dynamischen Kräfte unter sich, ohne Stoß von außen, zum Gegenstand.

Der Chemie, innerhalb ihrer gewöhnlichen Grenzen, mag es[373] verstattet sein, die Elemente der Körper nach Bedürfnis zu vervielfältigen. Sie nimmt daher gewisse permanente, unveränderliche Grundstoffe an, die sich voneinander durch innere Qualitäten unterscheiden. Allein Qualität überhaupt ist etwas, was nur in der Empfindung vorhanden ist. Man trägt also etwas, das bloß empfunden wird, auf das Objekt selbst über – es fragt sich, mit welchem Recht. Denn der Körper an sich, d.h. ohne bezug auf unsere Empfindung, bloß als Objekt des Verstandes betrachtet, hat keine innere Qualität, sondern insofern beruht alle Qualität bloß auf dem gradualen Verhältnis der Grundkräfte. Dann aber kann man jene Stoffe nicht mehr als permanent und unveränderlich denken; sie sind selbst nichts anders als ein bestimmtes, dynamisches Verhältnis und nehmen, sobald dieses verändert wird, selbst eine andere Natur – auch ein anderes Verhältnis zu unserer Empfindung an.

Man hat dies auch, wie es scheint, in manchen Theorien vorausgesetzt, wenigstens was die feineren Materien betrifft. So hat man sehr häufig von latentem Licht, latenter Wärme usw. gesprochen. Die Sache ist nicht zu leugnen, wenn man auch nur die Erwärmung der Körper durchs Licht in Betrachtung zieht, die desto größer ist, je unsichtbarer das Licht wird usw. Allein wenn das Licht sich von andern Materien durch innere qualitative Eigenschaften unterscheidet, wenn seine Existenz nicht bloß auf gradualen Verhältnissen beruht, so sieht man nicht ein, wie es, durch bloße Berührung anderer Körper, seine Natur so ändert, daß es nun aufhört aufs Auge zu wirken.

Hier ist nun der Ort, die gewöhnlichen Vorstellungsarten von Licht, Wärme usw. zu beurteilen. Man hat neuerdings oft gefragt, ob das Licht eine besondere Materie sei. (Ich frage dagegen: was in aller Welt ist denn besondere Materie?) Ich würde sagen: Alles, was wir Materie nennen, ist doch nur Modifikation der einen und selben Materie, die wir in ihrem absoluten Gleichgewichtszustand allerdings nicht sinnlich erkennen, und die in besondere Verhältnisse treten muß, um für uns auf diese Weise erkennbar zu sein159.[374]

Oder, will man das Licht als eine Kraft betrachten, und in die Physik philosophische Prinzipien einmischen, so frage ich hinwiederum: was von allem, was auf uns zu wirken scheint, ist nicht Kraft, und was überhaupt kann auf uns wirken, als Kraft? Und wenn man sagt: die Lichtmaterie sei, als solche, ein bloßes Produkt unserer Einbildungskraft, so frage ich wiederum: welche Materie ist das nicht, und welche Materie ist, als solche, unabhängig von unsern Vorstellungen außer uns wirklich?

Aber es fragt sich: ob ein Element, wie das Licht, das, wenn es Materie ist, an der Grenze aller Materie steht, auch chemischer Bestandteil werden160 und als chemischer Grundstoff in den chemischen Prozeß mit eingehen könne. Allein dieser Zweifel beweist schon, daß man von Licht und von Materie überhaupt sehr dunkle Begriffe hat. Das Licht ist selbst nichts anders als ein bestimmtes graduales Verhältnis dynamischer Kräfte (wenn man will, der uns bekannte höchste Grad der Expansivkraft). Verläßt also die Materie dieses bestimmte Verhältnis, so ist sie nicht mehr Licht, nimmt nun auch andere qualitative Eigenschaften an und hat eine chemische Veränderung erlitten.

Dies wird sehr klar, sobald man die Stufenfolgen betrachtet, die das Licht selbst durchläuft. Das Licht der Sonne scheint uns unendlich heller und reiner, als das gewöhnliche Licht, das wir zu erregen imstande sind. Auch glänzt das Licht der Sonne weit mehr, wenn es auf seinem Wege zu uns weniger Widerstand findet. Dadurch aber kann nur seine Elastizität vermindert werden, und mit dieser verminderten Elastizität ist auch eine geringere Wirkung auf unser Organ verbunden. Es ändert also seine Qualität, sobald seine Elastizität verändert wird161.

Weit reiner und lebhafter ist das Licht, das wir durch Zersetzung der Lebensluft erhalten, als das Licht aus der atmosphärischen Luft. Mehrere neuere Chemiker162 betrachten daher die[375] erstere als die einzige Quelle des Lichts. Auch bemerkte Lavoisier schon, daß zur Bildung der Lebensluft schlechterdings Licht mitwirken müsse. Ferner gehört hierher der große Einfluß des Lichts auf Wiederherstellung der verbrannten Körper. Dies beweist aber nicht mehr und nicht weniger als so viel: Die Lebensluft im Zustande ihrer Zersetzung kommt demjenigen Verhältnis der Kräfte von allen Substanzen am nächsten, mit welchen Lichterscheinungen verbunden sind163. Denn sonst könnte, wie schon Büffon sagt, jede Materie Licht werden, nur daß bei ihr dieser Übergang durch weit mehrere Zwischengrade geschehen muß, als bei der Lebensluft, die, sobald ihre Elastizität vermehrt wird, indem sie einen Teil ihrer Masse (das Oxygene) verliert, zu leuchten anfängt.

Dies kann nun auch rückwärts gelten, nämlich, daß das Plus von Elastizität, das dem Licht eigentümlich ist, für das Minus von Elastizität, das dem Oxygene zukommt, die meiste Kapazität hat.

Die atmosphärische Luft ist des Leuchtens nur in dem Maße fähig, als sie sich dem bestimmten Grad von Elastizität, der der Lebensluft eigentümlich ist, annähert164. Ja selbst das Licht, das wir aus Zersetzung der atmosphärischen Luft erhalten, ist mehr oder weniger rein nach Beschaffenheit der Luft, aus welcher es entwickelt wird.

Die Natur hat sehr deutlich die beiden Extreme bezeichnet, zwischen welchen Lichtentwicklungen überhaupt möglich sind. Die minderelastischen Luftarten (die mephitischen nicht entzündbaren) taugen dazu ebensowenig, als die am meisten elastischen (die mephitischen entzündbaren). In der Mitte zwischen beiden liegt die Quelle des Lichts, die Lebensluft.[376]

Zuverlässig zeigt sich auch eine große Verschiedenheit in Ansehung der Schnelligkeit, mit der das Licht im Verhältnis seiner größeren oder minderen Reinheit sich fortpflanzt.

Der evidenteste Beweis, daß das Licht mit dem Grad seiner Elastizität auch seine Qualität ändert, ist das Phänomen der Farben. Denn offenbar sind die sieben Hauptfarben nichts anders als eine Stufenfolge der Intensität des Lichts, vom höchsten, für unser Auge empfindlichsten Grad an bis zum völligen Verschwinden. Selbst die mechanische Teilung des Strahls im Prisma hängt davon ab, daß die Elastizität des Strahls stufenweise vermindert wird.

Das Phänomen des Schattens, oder der völligen Dunkelheit, sobald der erleuchtete Körper dem Licht entzogen wird, beweist, daß das Licht, indem es den Körper berührt, seine Natur völlig ändert. Denn warum leuchtet der Körper, dem Licht entzogen, nicht fort, wenn mit dem letztern keine Veränderung vorgegangen ist? Aber es geht keine weitere Veränderung mit ihm vor, als eine Verminderung seiner Elastizität.

Was in der materiellen Ansicht des Lichts die meisten Zweifel erregt hat, ist die außerordentliche Subtilität dieser Materie. – Der Mensch hat von Natur Tendenz zum Großen. Das Größte, mag es doch seine Einbildungskraft übersteigen, findet Glauben bei ihm, denn er fühlt sich selbst dadurch erhoben. Aber er sträubt sich gegen das Kleine, uneingedenk, daß die Natur im einen so wenig als im andern Grenzen anerkenne.

Hier ist vielleicht der Ort, noch etwas über die neueren Hypothesen vom Phlogiston zu sagen.

Mehrere berühmte Chemiker (Richter, Gren u. a.) lassen das Licht aus Brennstoff und Wärmestoff bestehen. Was die Annahme selbst betrifft, so kann man fragen: aus was denn alsdann wohl der Brennstoff und Wärmestoff bestehen werde? – Wenn aber der Beweis dieser Annahme daraus geführt wird, daß beim Verbrennen eine doppelte Wahlanziehung stattfinde, – daß es also einen Bestandteil des Körpers geben müsse, der beim Verbrennen frei geworden, mit dem Wärmestoff der Luft zusammentrete und Licht bewirke, – so gibt es dafür nicht Einen entscheidenden Beweis. Da sich übrigens das Licht von[377] jeder andern Materie nur durch den Grad seiner Elastizität unterscheidet, so kann wirklich jede Materie als Lichtstoff betrachtet werden, d.h. jede kann Licht werden, jede eine Elastizität erhalten, die der Elastizität des Lichts gleich ist. Allein die Rede ist nicht von dem, was sein kann, sondern von dem, was ist. Nun hat aber der Körper im gewöhnlichen Zustande diese Elastizität nicht. Sogar Licht, das den Körper berührt, verliert seine Elastizität und hört damit auf Licht zu sein. Es fragt sich also, ob der Grundstoff des Körpers während des Verbrennens erst Eigenschaften des Lichts annehme. Und könnte man dies beweisen, was aber unmöglich ist, so hätte man damit nichts gewonnen und nichts verloren. – Was aus einer Materie alles werden kann, kann niemand sagen; was aber jetzt, bei diesem bestimmten Prozeß, aus ihr wird, muß man sagen können, denn das lehrt Erfahrung, und diese sagt offenbar, daß die Lebensluft allein bei diesem Prozeß Verhältnisse der Elastizität annimmt, die das Phänomen des Lichtes geben.

165Macquer schon behauptete, das Phlogiston sei nicht schwer. Neuerdings behauptet Herr Gren (wie früher schon Dr. B lack), es sei negativ-schwer. Auch Herr Piktet gibt dem Feuer eine direction antigrave. Mit dem nämlichen Rechte könnte man jedem Körper eine solche Tendenz gegen die Schwere geben, in dem Prinzip der Extension nämlich, und also auch hier bloße Gradverschiedenheiten stattfinden lassen, so daß das Licht nur nahezu die reine Expansivkraft repräsentierte, und deswegen irgend ein Verhältnis zur Schwere166 bei ihm für alle Mittel unerkennbar wäre.

Ganz anders ist es mit dem Wärmestoff, als mit dem Licht. Das Licht erscheint selbst als Materie von bestimmter[378] Qualität, die Wärme aber ist selbst keine Materie, sondern bloße Qualität – bloße Modifikation jeder – gleichviel welcher? – Materie. Wärme ist ein bestimmter Grad von Expansion. Dieser Zustand der Expansion ist nicht nur Einer bestimmten Materie eigentümlich, sondern kann jeder möglichen Materie zukommen. Man wird vielleicht einwenden, Körper seien doch nur insofern warm, als sich das Wärmefluidum in ihren Zwischenräumen anhäufe. Allein, auch vorausgesetzt, daß eine solche Anhäufung stattfindet, so begreift man noch nicht, wie die Körper selbst dadurch erwärmt werden. Und wenn die Wärme nur ein bestimmter Grad von Elastizität ist, so muß sie, sobald sie den Körper berührt, diese Elastizität entweder verlieren oder den Körper selbst in einen gleichen Zustand versetzen. Wenigstens muß man sagen: das Wärmefluidum durchdringe die Körper. Allein keine Durchdringung eines Körpers findet statt, ohne daß der letztere seinen Zustand ändere.

Damit wird nicht geleugnet, daß z.B. feste Körper durch Vermittlung des Fluidums, das sie umgibt, (der Luft) erwärmt werden. Aber dieses Fluidum ist selbst nicht die Wärmematerie, sondern nur Fluidum von bestimmterem Grade der Expansion, wodurch es fähig wird ein Gefühl von Wärme in unserm Organ hervorzubringen. Auch ist es nicht der bloße Beitritt dieses Fluidums zum Körper, was ihn erwärmt, sondern es ist die Wirkung, die es auf die Grundkräfte des Körpers selbst ausübt. Jetzt erst, nachdem das Gradverhältnis seiner Grundkräfte verändert ist, kann der Körper selbst erwärmt heißen; wo nicht, so ist seine Erwärmung bloß scheinbar, sie kommt nur dem Fluidum zu, das sich in seinen Zwischenräumen befindet.

Hier ist es also ganz anders als beim Licht. Denn wir kennen bis jetzt nur Eine Materie (die Lebensluft und einige, die sich ihr annähern), als solche, welche zu dem Grad von Elastizität, der von dem Phänomen des Lichts begleitet ist, übergehen können. Darum haben wir das Recht, von einer Lichtmaterie zu sprechen. Allein erwärmt werden kann unmittelbar in sich selbst (durch Reibung) jede Materie, und das nicht durch den Beitritt eines unbekannten Fluidums allein, sondern durch gleichzeitige Veränderung, die im Körper selbst vorgeht.[379]

Wenn man nun noch hierzu nimmt, daß Wärme in sehr vielen unbezweifelten Fällen durch bloße Veränderung der Kapazität entsteht, so wird man geneigt, Wärme überhaupt für ein bloßes Phänomen des Übergangs einer Materie aus dem elastischeren Zustand in den minderelastischen (wie aus dampfförmigem in tropfbar-flüssigen) anzusehen. Man wird einwenden, daß doch z.B. zur Bildung des Dampfes Wärme erforderlich war. Aber was war denn diese Wärme? Etwa ein besonderes Fluidum, das sich mit dem Wasser zu Dampf verband? Aber alles was die Erfahrung beim Verdampfen des Wassers von einem erhitzten Körper zeigt, ist, daß das Wasser durch die Wechselwirkung und Ins-Gleichgewicht-Setzung mit diesem in seiner Expansivkraft beträchtlich erhöhten Körper einen Grad von Expansion annahm, der es in Dampfgestalt fortführt.167

Nun ist ferner durch Crawfords Experimente ausgemacht, daß Wärme ein völlig relativer Begriff ist, daß durch gleiche Quantitäten von Wärme verschiedene Körper ganz verschieden erwärmt werden. Crawford hat für diese verschiedene Beschaffenheit der Körper den Ausdruck der Kapazität erfunden, der sehr gut gewählt war, weil er das Phänomen ganz – aber auch nicht mehr als dieses – bezeichnete. Auf jeden Fall aber folgt daraus, daß nicht etwa ein bestimmter absoluter Grad von Expansivkraft das Phänomen der Wärme gibt, sondern daß jeder Körper seinen eigenen, bestimmten Grad von Expansion hat, auf welchem er als erwärmt oder als erhitzt erscheint.

Es gibt also keine absolute Wärme, und Wärme überhaupt ist nur das Phänomen eines Zustandes, in welchem der Körper sich befindet. Wärme ist keine absolute – überall sich selbst gleiche – sondern eine von zufälligen Bedingungen abhängige Qualität. Man setze selbst unter den empirisch unbekannten elastischen und ursprünglich expansiven Fluidis eines, welches[380] das vorzüglichste Vermögen hat, Körper zu erwärmen, so ist doch das Wesen desselben Materie, die aller andern gleich ist, und nur die Bestimmung, einer relativ größern Expansionskraft das, wodurch es sich von andern unterscheidet. Allein diese Bestimmung kommt auch dem festen Körper zu, der einem andern Wärme mitteilt. Wenn ein Fluidum, als solches, seinem Wesen nach Ursache der Wärme ist, woher hat denn dieses Fluidum seine Fähigkeit, Wärme mitzuteilen? – Eine Wärmematerie als Ursache der Wärme annehmen, heißt die Sache nicht erklären, sondern sich mit Worten bezahlen.

Aber, wird man einwenden, es ist erwiesen, daß der Wärmestoff chemische Verbindungen eingeht, daß er z.B. die Ursache der Flüssigkeit, daß er also Grundstoff jedes flüssigen Körpers ist. Aber, was ist denn überhaupt der Begriff von einem Flüssigen? Crawford sagt: »Ein flüssiger Körper hat mehr Kapazität als ein fester, und daher kommt es, daß er beim Übergang aus dem festen in flüssigen Zustand so viel Wärme aufnimmt, die seine Temperatur um nichts erhöht.« Für den Ausdruck Kapazität aber läßt sich sehr leicht ein allgemeinerer Ausdruck finden. Und dann läßt sich Crawfords Satz umkehren: weil, kann man sagen, dem Eis weit mehr Wärme zugeführt wird, als es in seinem bisherigen Zustand aufnehmen kann, ändert es diesen Zustand; nicht also, weil es jetzt mehr Kapazität hat, nimmt es mehr Wärme auf, sondern weil und insofern es mehr Wärme aufgenommen hat, hat es von nun an größere Kapazität. Also ist die Kapazität eines flüssigen Körpers selbst ein Plus oder Minus von Wärme, das er aufgenommen hat. Je mehr er davon aufnehmen mußte, um in diesen bestimmten Zustand zu kommen, desto mehr muß angewandt werden, um ihn in einen noch elastischeren Zustand übergehen zu lassen168. Wenn also Wärme z.B. Ursache der Flüssigkeit des Eises ist, so heißt dies nur so viel: Wärme (d.h. ein[381] höherer Grad von Expansibilität) der dem Eis durch irgend eine Materie (z.B. Wasser, das bis zu einem gewissen Grad erhitzt ist) mitgeteilt wird (indem dieses sich mit ihm ins Gleichgewicht zu setzen und seine Expansion im Verhältnis zu ihm zu vermindern sucht), gibt dem vorher festen Körper einen hohem Grad von Expansibilität, wodurch er die Eigenschaften eines flüssigen annimmt. Also ist es nicht die Wärme, oder ein besonderer Wärmestoff, der mit dem Eis eine chemische Verbindung eingeht, sondern es ist die erwähnte Materie selbst, z.B. Wasser, das man zum Experiment anwendet, die sich mit der andern Materie in einen dynamischen Prozeß setzt, und die Flüssigkeit, die man erhält, ist ein gemeinschaftliches Produkt aus dem Plus und Minus von Wärme des erhitzten und des gefrornen Wassers, sowie, wenn man flüssige Materien von verschiedener Dichtigkeit vermischt, die Flüssigkeit, die man erhält, das Produkt aus den Dichtigkeiten beider ist. Niemand wird an einen besondern Stoff denken, der sich mit der flüssiger-gewordenen Materie verbunden hat. – Mit dein nämlichen Recht konnte man, da das Wasser in dem obigen Prozeß seine Wärme verliert, einen kaltmachenden Stoff annehmen, den das Eis dem Wasser gegen den Wärmestoff abgibt.

Ein scharfsichtiger Naturforscher macht gegen Crawfords Vorstellungsart über das Entstehen flüssiger Körper folgende Einwendungen. »Es entsteht die Frage«, sagt er, »die für die Crawfordische Theorie von großer Wichtigkeit ist: Rührt das Verschlucken (der Wärme durch schmelzendes Eis) bloß von einer vermehrten Kapazität her, oder geht der Wärmestoff hier eine Art chemischer Verbindung mit dem Körper ein und bewirkt dadurch Flüssigkeit? – Erklärt man jenes Verschlucken der Wärme aus einer bloßen vermehrten Kapazität, und wirklich sollen sich die Kapazitäten des Eises und Wassers wie 9 und 10 verhalten, so hängt zwar, flüchtig angesehen, alles gut zusammen; das Wasser ist nichts weiter als ein Eis von größerer Kapazität. Allein man bedenkt alsdann nicht, daß bei dieser Art zu räsonieren eine der größten Erscheinungen in der Natur ohne alle Erklärung bleibt. Wenn durch einen beträchtlichen Aufwand von Wärme aus Eis Wasser wird, das nicht wärmer ist als jenes Eis, so ist wohl die[382] erste Frage: ist nicht diese Wärme zum Teil dazu verwendet worden, dem Eise Flüssigkeit zu geben? und dann erst, wenn dieses ausgemacht ist, kann man untersuchen, was das entstandene Fluidum für eine Kapazität habe. Es muß erst erklärt werden, wie Flüssigkeit entsteht, ehe man sich um die Kapazität derselben bekümmert, denn die größere Kapazität kann doch nicht die Ursache der größeren Kapazität sein. Ich kann mir gar wohl Fluidum gedenken, dessen Kapazität um nichts größer wäre, als die des festen Körpers, aus dem es entstanden ist, und das demungeachtet eine große Menge Wärme bei seiner Entstehung verschluckt hätte. Es scheint vielmehr, daß, um aus Eis Wasser zu machen, die Wärme eine Verbindung mit dem Eise eingehe, dadurch einen neuen Körper bilde, und durch diese Verbindung alle Kraft zu wärmen verliere, und also nicht mehr frei sei, und folglich nicht zu jener Wärme gerechnet werden könne, von welcher Kapazität abhängt.169«

Über diese Einwendungen seien mir folgende Bemerkungen erlaubt.

Daß sich Wärmestoff mit dem Eis chemisch verbindet, könnte – auch wenn man es einräumte – doch das Flüssigwerden des letztern nicht erklären, wofern man nicht wieder auf einen bestimmten Begriff von chemischer Verbindung zurückginge, wodurch man am Ende doch darauf zurückkommt: das Wasser sei ein Produkt aus dem Plus und Minus von Expansibilität (so werde ich mich der Kürze halber immer ausdrücken) der Wärmematerie und des Eises. Allein jenes Plus von Expansibilität, durch welches Flüssigkeit bewirkt wird, kann auch nur eine Modifikation des Fluidums sein, das man zum Prozeß angewandt hat, und man ist nicht genötigt, in diesem Fluidum z.B. dem Wasser, noch ein zweites anzunehmen, durch welches es selbst erst warm geworden ist.

Was aber den Begriff von Kapazität betrifft, so ist dieser Begriff in der Crawfordschen Theorie viel zu enge, er läßt sich aber erweitern, und dann fällt der Einwurf: »Es muß erst das Entstehen der Flüssigkeit erklärt werden, ehe man sich um ihre[383] Kapazität bekümmert,« weg. Denn diese Flüssigkeit und diese bestimmte Kapazität (d.h. dieser bestimmte Grad von Expansibilität) sind eins und dasselbe. Nur insofern das Wasser diese bestimmte Flüssigkeit ist, hat es auch diese bestimmte Kapazität, und umgekehrt, nur insofern es diese bestimmte Kapazität hat, ist es diese bestimmte Flüssigkeit. Verändert sich seine Kapazität, so ändert sich auch der Grad seiner Flüssigkeit170, und umgekehrt, setzt man eine andere Flüssigkeit voraus, so setzt man auch eine andere Kapazität voraus.

Es existiert keine Flüssigkeit überhaupt, wie also Flüssigkeit überhaupt entstehe, und welche Flüssigkeiten möglich seien – darauf braucht man sich nicht einzulassen. Aber diese einzelne, bestimmte Flüssigkeit verschluckt bei ihrem Entstehen diese bestimmte Quantität Wärme, und eben deswegen und nur insofern ist sie diese bestimmte Flüssigkeit und dieser bestimmte Grad von Kapazität.

Man hat sehr richtig unterschieden luftförmige Flüssigkeiten, die durch Kälte zerstörbar, und solche, die nicht zerstörbar sind. Die erstern setzen, wenn sie durch Druck oder Kälte zerstört werden, eine große Quantität Wärme ab; es fragt sich, woher dieser Unterschied rühre. Wir bemerken, daß im ersten Fall die Materie, das Wasser, bloß ihren äußern Zustand ändert, wie es auch die atmosphärische Luft tut, wenn sie unter der Glocke verdünnt wird, die dadurch doch nicht zu inflammabler wird: dagegen in dem andern Fall das innere dynamische Verhältnis verändert ist und die luftförmigen Flüssigkeiten, die nur durch Zersetzung zerstörbar sind, nicht mehr, wie der Dampf des verschiedenen Zustandes unerachtet noch Wasser, sondern Materie eigentümlicher und von andern verschiedener Art sind.171[384]

Mir scheint es, als ob zwischen der Crawfordschen Theorie der Wärme (abgerechnet die Hypothesen der altern Chemie, die ihr beigemischt sind, aber nicht zur Sache selbst gehören) und der Theorie der neuern Chemiker keine so große Verschiedenheit stattfinde, als man gewöhnlich annimmt. Zuletzt liegt die ganze Verschiedenheit in der Sprache. Die Sprache der Chemiker, der sie sich mit Vorteil bedienen, ist populärer, und den gewöhnlichen Vorstellungen angemessener; Crawfords Sprache ist philosophischer. Selbst die Theorie des Verbrennens muß am Ende doch in dieser Sprache ausgedrückt werden, sobald man sich nicht mit den Ausdrücken der populären Chemie, Verwandtschaft usw. begnügen will. Und die erweiterte Crawfordsche Theorie, – an und für sich selbst schon das Werk eines echt philosophischen Geistes – wird früher oder später die Theorie aller philosophischen Naturforscher werden; denn, was die experimentierenden betrifft, so ist es vorteilhaft, daß sie bei ihrer kürzeren und allgemeinverständlicheren Sprache bleiben.

Was ist nun aber der eigentliche Grund des Interesses, das die Naturforscher an der Behauptung eines besonderen Wärmestoffs nehmen? – Ohne Zweifel fürchten sie, daß, wenn man die Wärme als bloßes Phänomen – als bloße Modifikation der Materie überhaupt betrachtete, eine solche Voraussetzung der Einbildungskraft allzuviel Freiheit verstatten, und so die Fortschritte der Naturforschung aufhalten würde. Diese Furcht ist nicht ungegründet. Da uns die Wärme ursprünglich bloß durch Empfindung bekannt wird, so können wir uns ganz nach Belieben einbilden, was sie wohl unabhängig von unserer Empfindung sein möge; denn eine bestimmte Materie läßt der Einbildungskraft wenig Freiheit übrig, bloße Modifikationen der Materie aber können wir uns unendlich viele, und doch keine einzige davon bestimmt vorstellen, wenn sie uns nicht in der Anschauung gegeben sind.[385]

Allein wir wissen doch sonst Gegenstände, die an sich problematisch sind, der Willkür der Erdichtung dadurch zu entziehen, daß wir ihre Erscheinungen bestimmten Gesetzen unterwerfen und die Ursachen derselben zu bestimmen suchen; denn dadurch erhalten unsere Kenntnisse Zusammenhang und Notwendigkeit, und der Willkür der Einbildung werden Zügel angelegt.

Das erstere nun haben die scharfsinnigsten Naturforscher unseres Zeitalters unternommen. Immerhin mögen sie zur Erleichterung ihrer Untersuchungen das Dasein eines besondern Wärmestoffs voraussetzen. Sind einmal die Gesetze, denen die Phänomene der Wärme folgen, in ihrer ganzen Allgemeinheit aufgefunden, so wird es sehr leicht werden, sie in die philosophischere Sprache zu übersetzen.

Wenn aber Wärmestoff nichts mehr und nichts weniger andeuten soll als die Ursache der Wärme, so werden über die Notwendigkeit der Annahme eines Wärmestoffs alle sonst noch so verschieden denkende Naturforscher einig sein, vorausgesetzt, daß diese Ursache nicht wiederum etwas bloß Hypothetisches sei. Denn es ist eine sehr bequeme Philosophie, Modifikationen der Materie anzunehmen, ohne eine bestimmte Ursache anzuführen, die diese Modifikationen bewirkt, und so lange wir diese nicht angeben können, ist unsere ganze Philosophie eitel. Gibt man aber eine Ursache an, die selbst wieder nur problematisch ist (wie der Wärmestoff), so ist der Erdichtung kein Ziel gesetzt.

Hierher gehört nun, die Mittel abgerechnet, welche die Natur anwendet, um die Kapazität der Körper zu vermindern, als Hauptursache der Wärme das Licht, eine Behauptung, worin ich das Urteil des gemeinen Verstandes sowohl, als das Zeugnis der Erfahrung für mich habe172. Das Licht ist nun etwas, was nicht bloß in der Empfindung gegeben ist, sondern was auch objektiv durch Gesetze bestimmt, und dessen Bewegungen sowohl als Intensität gemessen werden können. Eine vollkommene Wissenschaft des Lichts, wozu ich vorzüglich Photometrie rechne, wird auch den Untersuchungen über die Phänomene der Wärme, zum Teil wenigstens, sicheren Weg bahnen.[386]

Man hat aber kein Recht, das Licht an sich für wärmend zu halten. Vielmehr habe ich oben schon erwiesen, daß das Licht gerade indem Grade wärmt, in welchem es aufhört Licht zu sein. Den Erfahrungen, die dort zum Beweis angeführt worden sind, könnten noch mehrere beigefügt werden, wenn man genaue Versuche über die verschiedene Erwärmung derselben Körper durch die verschiedenen Strahlen des Prisma anstellte.173

Auch kann noch sehr viel geleistet werden durch Untersuchung des verschiedenen Einflusses des Lichts auf verschiedene Luftarten und auf verschiedene Materien aller Art überhaupt. Der Zusammenhang der Farben der Körper mit dem Grad ihrer Oxydation muß darauf aufmerksam machen.

Wenn man aber das Licht für die Ursache der Wärme ausgibt, so muß man nie vergessen, daß in der Natur nichts einseitig ist, daß also auch umgekehrt Wärme als Quelle des Lichts betrachtet werden kann: denn so gut das Licht aus seinem elastischeren Zustand in den minderelastischen der Wärme übergehen kann, kann auch umgekehrt Wärme aus diesem Zustand zu jenem zurückkehren. Daher kommt es, daß mehrere Naturforscher das Licht als Modifikation der Wärme betrachtet haben, eine Ansicht, die deswegen unrichtig scheint, weil nicht jede Wärme – Licht, sowie jedes Licht – Wärme werden kann.

So viel von den feineren Materien. Ich gehe zu den gröberen Stoffen über.

Schon das Bestreben der gemeinen Chemie, die Stoffe so viel möglich auf Grundstoffe zurückzuführen, verrät, daß sie (in der Idee wenigstens) ein Prinzip der Einheit vor Augen hat, dem sie sich standhaft und so weit als möglich anzunähern sucht. Gibt es aber ein solches Prinzip, so ist kein Grund vorhanden, in dem Bestreben nach Einheit unserer Erkenntnisse irgendwo stille zu stehen, vielmehr müssen wir wenigstens als möglich voraussetzen, daß fortgesetzte Untersuchung und ein tieferer Griff in das Innere[387] der Natur Stoffe, die jetzt noch völlig heterogen erscheinen, als Modifikationen eines gemeinschaftlichen Prinzips finden werde.

Wenn man aber, wie es dann notwendig ist, fragt, was denn zuletzt dasjenige sei, wovon alle Qualitäten Modifikationen seien, so bleibt uns dafür nichts übrig als die Materie überhaupt. Das Regulativ einer wissenschaftlich-fortschreitenden Chemie wird also immer die Idee bleiben, alle Qualitäten nur als verschiedene Modifikationen und Verhältnisse der Grundkräfte zu betrachten. Denn diese sind das einzige, was die empirische Naturlehre postulieren darf, sie sind die Data jeder möglichen Erklärung, und indem die Naturforschung sich selbst diese Grenze setzt, macht sie sich zugleich anheischig, alles, was innerhalb dieser Grenzen liegt, als Gegenstand ihrer Erklärungen zu betrachten. Die Chemie muß durch ein Prinzip dieser Art außerordentlich viel gewinnen.

Denn erstens dient es als Hypothese wenigstens, die man den Angriffen eines halbphilosophischen Skeptizismus, denen die bloß empirische Chemie sehr leicht ausgesetzt ist, mit Fug und Recht entgegensetzen kann. Die Qualitäten der Körper, könnte ein solcher Skeptiker sagen, können doch nur in bezug auf eure Empfindung Qualitäten heißen, welches Recht habt ihr also, etwas was bloß für eure Empfindung gültig ist, auf die Gegenstände selbst überzutragen?

Man kann einen solchen Einwurf ganz ignorieren, solange man sich auf die gemeine, praktische Chemie einschränkt. Allein der theoretische, wissenschaftliche Ton, den die Chemie neuerdings angenommen hat, verträgt sich nicht mit der völligen Gleichgültigkeit gegen erste Prinzipien, auf die man am Ende, wenn man lange genug experimentiert hat und nun seiner Wissenschaft auch im Zusammenhange des ganzen Wissens ihre Stelle anweisen will, doch zurückkommen muß.

Eine Chemie, die Grundstoff auf Grundstoff annimmt, ohne einmal zu wissen, mit welchem Recht sie das tut, und wie weit die Gültigkeit einer solchen Annahme reicht, verdient nicht den Namen einer theoretischen Chemie.

Denn eine Menge von Grundstoffen, die sich alle durch[388] besondere Qualitäten voneinander unterscheiden, sind ebenso viele Schranken der weiteren Nachforschung, so lange wenigstens, als man noch nicht untersucht hat, worauf denn am Ende alle Qualität einzig und allein beruhe. Hat man aber einmal gefunden, daß Qualität überhaupt etwas ist, was sich auch für den Verstand gültig – allgemein verständlich – ausdrücken läßt, so mag man ohne Scheu so viele verschiedene Qualitäten der Materie – also auch ebenso viele Grundstoffe annehmen, als man zum Behuf der empirischen Naturforschung nötig hat.

Denn Grundstoff in der Chemie soll doch wohl so viel sagen, als ein Stoff, über den wir mit unsern Experimenten nicht hinaus können. Was sich aber allein allen empirischen Naturforschungen mit Fug und Recht entziehen kann, ist das Verhältnis der Grundkräfte der Materie. Denn da dieses selbst erst eine bestimmte Materie – (eine andere gibt es nicht) – möglich macht, so können wir es nicht selbst wieder aus einem physischen Grunde, d.h. einem solchen, der Materie voraussetzt, erklären. Mit dieser Voraussetzung also (daß alle Qualität der Materie auf Verhältnissen ihrer Grundkräfte beruhe) haben wir die Befugnis dargetan, der empirischen Naturforschung gewisse Schranken zu setzen, über die sie nicht hinausgehen darf. Und damit hat man das Recht erlangt, jede besondere Qualität der Materie, wenn sie nur eine bestimmte und permanente Qualität ist, durch Grundstoffe auszudrücken, die man als Grenzen betrachten kann, welche das Gebiet einer erfahrungsmäßigen, auf Tatsachen beruhenden Naturlehre von dem Gebiet der bloß philosophischen Naturwissenschaft oder dem unsicheren, weiten Feld der bloßen Einbildung und der Erdichtung unterscheiden.

Der Begriff eines Grundstoffs in der Chemie also ist dieser: Die unbekannte Ursache einer bestimmten Qualität der Materie. Also darf man unter Grundstoff nicht die Materie selbst, sondern nur die Ursache ihrer Qualität verstehen. Ferner: Wo sich diese Ursache angeben und darstellen läßt, hat man kein Recht, zu Grundstoffen seine Zuflucht zu nehmen.

Dies vorausgesetzt – einige Rückblicke auf Licht und Wärme! – Es ist eine kaum zu ertragende Verwirrung der Begriffe, wenn[389] man von Lichtstoff sprechen hört, worunter die meisten doch nichts anderes als das Licht selbst verstehen. Daß aber diese Materie, die man Licht nennt, diese bestimmten Qualitäten hat, mag man immerhin, d.h. mit dem nämlichen Recht, von einem Grundstoff ableiten, wie die Qualitäten anderer Materien; nur hat man gerade hier so viel wie nichts gewonnen, da das Licht ohnehin an der Grenze aller uns bekannten Materie steht, und insofern selbst reine Qualität scheint174.

Noch viel weniger Recht aber hat man, von einem Wärmestoff zu sprechen, wenn man darunter eine unbekannte Ursache versteht, durch welche die Materie so modifiziert werden kann, daß sie die Phänomene der Wärme zeigt. Denn eine solche Ursache ist nichts Unbekanntes; denn das Licht kann schon deswegen nicht Wärmestoff heißen, weil es eine Materie ist, deren Gesetze wir kennen, und ebenso ist es mit den Ursachen, durch welche die Kapazität der Körper vermindert und somit Wärme hervorgebracht wird.

Ferner: Grundstoff kann nur die Ursache einer Qualität heißen, aber einer solchen Qualität, die weder der Materie überhaupt, noch einer bestimmten Materie bloß zufällig zukommt. Insofern hat freilich die Annahme von Grundstoffen sehr weite Grenzen. So spricht die neuere Chemie von Riechstoff, Zuckerstoff – vielleicht daß wir bald einen allgemeinen Geschmackstoff bekommen. So etwas läßt sich verteidigen. Aber einen Wärmestoff gibt es nicht; denn Wärme ist eine Qualität, die aller Materie zukommen kann, die zufällig und relativ ist, die sich bloß auf den Zustand des Körpers bezieht, und mit deren Dasein oder Nichtdasein der Körper auch nicht Eine absolute Qualität gewinnt oder verliert. Wenn man endlich gar jemand von einem Hart– oder Weichstoff, oder von einem Leicht– oder Schwerstoff sprechen hört oder hörte, so wüßte man nicht, was man von ihm halten sollte.

Was nun die Hauptstoffe der neueren Chemie betrifft, so ist Keiner derselben für sich darstellbar, und nur insofern auch können sie Grundstoffe heißen.[390]

Wenn man aber die Idee vor Augen hat, die allen Untersuchungen über die verschiedene Qualität der Materie als Regulativ zugrunde liegen muß, so ist man genötigt vorauszusetzen, daß der ganze Unterschied dieser Grundstoffe bloß auf gradualen Verschiedenheiten beruhe. Wenn also von mehreren Stoffen keiner den andern, alle zusammen aber einen dritten anziehen, so kann man annehmen, dieser dritte habe das mittlere Verhältnis zu allen übrigen. Diese aber unterscheiden sich voneinander nur durch ihre größere oder geringere Abweichung von jenem gemeinschaftlichen Medium, sie seien insofern alle durch ihr gemeinschaftliches Verhältnis zu diesem Medium sich selbst homogen, heterogen aber jenem gemeinschaftlichen Grundstoff, den sie alle anziehen (denn nur zwischen heterogenen Materien ist qualitative Anziehung).

Diese Idee ist selbst für die Fortschritte der empirischen Nachforschung nicht ohne Nutzen. Denn sie erregt die Hoffnung, am Ende alle Verschiedenheit der Grundstoffe nur auf einen einzigen Gegensatz zurückführen zu können. Die Natur wird dadurch einfacher. Der Kreislauf, in welchem sie besteht, ist uns begreiflicher.

Ich gebe einige Beispiele. – Als Grundstoff der vegetabilischen Körper nennt man den Kohlenstoff (Carbon); geht man nun auf das Wachstum der Pflanzen zurück, so ist die einzige Quelle ihrer Nahrung der Boden und die Luft. Was sie aber aus beiden vorzüglich an sich ziehen, ist Wasser. Der eine Bestandteil desselben ist das Oxygene, eben der Grundstoff, welcher, allen heterogen, eben deswegen von allen übrigen angezogen wird. Der andere das völlig problematische Hydrogene der neueren Chemie. Es fragt sich, welcher Veränderungen diese Grundstoffe fähig sind. Da der Unterschied aller zusammen nur ein gradualer Unterschied ist, so kann man antworten: aller möglichen Veränderungen; denn die Natur kann eine Menge chemischer Mittel anwenden, die gar nicht in unserer Gewalt sind, und der Mechanismus des Wachstums aller organischen Produkte läßt keinen Zweifel übrig, daß die Organe derselben in der Hand der Natur Instrumente sind, durch welche sie Modifikationen der Materie[391] bewirkt, welche wir mit all unserer chemischen Kunst vergebens zu bewirken streben. Wir brauchen daher auch nicht anzunehmen, daß die Natur den Pflanzen (bei denen der Mechanismus der Assimilation nicht so auffallend ist, wie bei den Tieren) schon völlig zubereitete Nahrungssäfte zuführe. Die Pflanze ist nicht durch ihre Bestandteile das was sie ist (wir kennen die Bestandteile der meisten Pflanzen und können doch keine hervorbringen), sondern ihre ganze Existenz hängt an einem fortgehenden Prozeß der Assimilation.

Dies vorausgesetzt, so ist bekannt, daß die Pflanzen den Einen Bestandteil des Wassers als Lebensluft aushauchen. Also wäre wohl der Hauptstoff aller vegetabilischen Körper, der Kohlenstoff, nichts anderes als eine Modifikation des brennbaren Grundstoffs im Wasser (des Hydrogenes der neueren Chemie), und man hätte dadurch schon zwischen zwei Grundstoffen, die sonst isoliert dastehen, eine Einheit des Prinzips entdeckt.

Wichtiger ist die Frage: durch welches Mittel die Natur den beständigen Verlust an reiner Lebensluft, den die Atmosphäre erleidet, zu ersetzen imstande sei. Von der Entwicklung dieser Luftart aus den Pflanzen (die von Zeit und Umständen abhängig ist) kann das Dasein eines für das Leben so wichtigen Elements. nicht ausschließend abhängig sein. Nun lassen sich freilich noch viele andere Möglichkeiten denken, z.B. daß das Wasser seinen brennbaren Grundstoff an andere Körper absetzen und in Lebensluft übergehen könne, daß durch beständige Wiederherstellungen (Desoxydationen) ehemals verbrannter Körper in und auf der Oberfläche der Erde jener Grundstoff der reinen Luft entbunden werde usw. Allein alle diese Möglichkeiten überlassen allzuviel dem Zufall, als daß man sich mit ihnen begnügen könnte. Also muß wohl die Natur Mittel haben, diesen Grundstoff der Lebensluft immerfort zu erneuern, Modifikationen zu bewirken, welche hervorzubringen uns schlechterdings unmöglich ist. Und dies sollte jetzt das große Ziel der Bemühungen der Chemiker und Naturforscher sein, der Wirkungsart der Natur (welche sie bisher im Kleinen mit so glücklichem Erfolg nachzuahmen suchten) im Großen nachzuspüren, zu erforschen, durch welche Mittel und[392] nach welchen unveränderlichen Gesetzen die Natur dem ewigen Kreislauf, in welchem sie fortdauert – nicht dem Einzelnen, sondern dem Ganzen – nicht dem Individuum, sondern dem System – Bestand und Fortdauer gebe.

Merkwürdig ferner ist in dieser Rücksicht die innige Mischung zweier ganz heterogener Luftarten in der Atmosphäre und das beinahe immer gleiche, nie verletzte, für die Fortdauer des animalischen und vegetabilischen Lebens fein berechnete Verhältnis derselben. Dazu kommt, daß uns der Ursprung einer dieser Luftarten (der azotischen) bis jetzt noch völlig unbekannt ist. – Denn daß die Basis dieser Luftart der Grundstoff des Salpeters ist, dient nur als ein Wink, eine gemeinschaftliche Entstehungsart beider vorauszusetzen. Dieser Ungewißheit wegen glaubte ich im Abschnitt von den Luftarten175 selbst einen bis jetzt noch ganz problematischen Versuch (die Entstehung dieser Luftarten betreffend) als ein Mittel, der Sache näher zu kommen, der noch genaueren Untersuchung der Chemiker empfehlen zu dürfen.

Da die Verbindung der beiden Luftarten in der Atmosphäre eine Art der chemischen Verbindung sein muß, so entsteht sehr leicht die Vermutung, beide möchten wohl schon in ihrer ursprünglichen Entwicklung verbunden gewesen sein. Ihre Quelle wäre also eine gemeinschaftliche und so beschaffen, daß durch das Mittel, welches die Natur zu ihrer Entwicklung anwendet, nur beide zugleich aus ihr entwickelt werden könnten. Doch ist man um so weniger zu einer solchen Voraussetzung genötigt, da, soviel wir jetzt einsehen, und wenn uns nicht neue Entdeckungen eines andern belehren, in der Natur ein weit geringerer Aufwand von azotischem Gas als von Lebensluft gemacht wird.

Aber daran muß sich der Naturforscher erinnern, daß die Natur bei ihren großen chemischen Prozessen Mittel anwenden kann, die wir erst entdecken müssen, daß also auch die Unmöglichkeit, in der wir uns befinden, einen gegebenen Körper oder Grundstoff auf bestimmte Art zu modifizieren, kein Beweis ist, daß sich die Natur in derselben Unmöglichkeit befinde. So ist z.B.[393] das Wasser ein Körper, dessen Bestandteile, wie es scheint (und wie selbst Versuche zeigen), verschiedener quantitativer Verhältnisse fähig sind, und von denen die beiden durch Oxygen und Hydrogen Bezeichneten selbst nur zwei mögliche Arten sind176. Da dieses Fluidum das Mittelglied zwischen den elastischen Flüssigkeiten und den festen Körpern ist, so kann man zum voraus vermuten, daß es bei den Hauptprozessen der Natur, bei Bildung von Grundstoffen und festen Körpern, vielleicht selbst bei Bildung von Luftarten im Großen nicht ganz müßig ist.

Diese Beispiele sind, wie ich glaube, hinreichend, darzutun, welchen Vorteil für Erweiterung unserer Kenntnisse die Idee, daß sich alle Grundstoffe der Körper am Ende doch nur durch graduale Verhältnisse voneinander unterscheiden, gewähren könne, sobald man sie der empirischen Nachforschung als Regulativ zugrunde legt.

Der Zweck dieser ganzen Untersuchung war, an die Stelle des lediglich subjektiven Begriffs der Qualität (der, objektiv gebraucht, Sinn und Bedeutung verliert) einen allgemein verständlichen, objektiv-anwendbaren Begriff zu setzen.

Der Zweck konnte nicht dieser sein, die Beschaffenheit unserer Empfindung zu erklären. Wenn man z.B. sagt: »Licht ist der höchste Grad, Wärme ein schon verminderter Grad von Elastizität«, so hat man dadurch die Empfindung des Lichts und der Wärme nicht erklärt, aber (wenn man weiß, was man tut) auch nicht erklären wollen. Diese Anmerkung ist viel leicht in bezug auf manche Leser nicht ganz überflüssig.

Die Chemie selbst ist eine Wissenschaft, die auf dem gebahnten Wege der Erfahrung sicher fortschreitet, auch wenn sie nicht bis auf die ersten Prinzipien zurückgeht. Aber eine Wissenschaft, die in sich selbst so reich ist und die seit kurzer Zeit so große Fortschritte zum System gemacht hat, ist es wohl wert auf solche Prinzipien zurückgeführt zu werden.

Solange aber die Chemie (wie sie von nun an immer tun wird) bloß an Erfahrung sich hält, ist selbst der negative Vorteil, den[394] eine solche Zurückführung auf Prinzipien (zur Abweisung eitler Hypothesen) haben könnte, nicht so einleuchtend, als er es im entgegengesetzten Falle werden müßte. Glücklich, wenn sie (die einzige unter allen empirischen Wissenschaften, die alles auf Experimente baut) der philosophischen Disziplin nie bedürftig ist.

Auch kann die Chemie selbst, innerhalb ihrer empirischen Grenzen, immerfort die Sprache beibehalten, die sie bisher gesprochen hat. Denn eine philosophischere Sprache ist zwar dem Verstand angemessener, allein eine empirische Wissenschaft verlangt, daß Begriffe und Gesetze, auf denen sie beruht, anschaulich seien. Ob dies mit den vorgetragenen Prinzipien der Chemie der Fall sei und sein könne, werde ich im folgenden Kapitel beantworten. Sollte die Antwort etwa verneinend ausfallen, so sieht man zum voraus ein, daß es zuträglich ist, der gemeinen Chemie, anstatt ihr philosophische Begriffe, die sich nicht konstruieren lassen. und eine abstrakte Sprache aufzudringen, lieber ihre bildlichen Begriffe und die sinnliche Sprache zu lassen, die, wenn sie den Verstand nicht befriedigt, wenigstens der Einbildungskraft (welche in empirischen Wissenschaften ihr Recht nie aufgibt) weit mehr Genüge leistet.

159

Alles, was wir Materie heißen, ist doch nur Modifikation der Materie überhaupt – wenn nur die Materie überhaupt ein bloßer Gedanke wäre. (Erste Auflage.)

160

ob eine so subtile Materie als das Licht, auch chemischer Bestandteil werden (Erste Auflage).

161

Es ist daher für die Naturlehre äußerst wichtig, die verschiedenen Arten von Licht zu unterscheiden.

162

Z.B. Fourcroy in seiner oft angeführten Schrift.

163

[Die Lebensluft kommt dem Grad von Elastizität, der der Lichtmaterie eigentümlich ist, unter allen uns bekannten Luftarten am nächsten. (Erste Auflage)]. Falsch ist also die oben (S. 176) vorgetragene Vermutung, das Licht sei ein gemeinschaftlicher Anteil aller elastischen Flüssigkeiten und hiermit beantwortet die Frage (S. 185, 186), warum bei anderen Zersetzungen kein Licht sichtbar werde. Überhaupt finden alle oben vorgetragene Hypothesen über das Licht hier erst ihre Berichtigung aus Prinzipien.

164

Daraus erklärt sieh auch, warum der brennbare Körper das Licht unverhältnismäßig mit seiner Dichtigkeit bricht, Entwicklung des Oxygenes aus den Pflanzen.

165

eines Grads von Elastizität fähig ist, der das Phänomen des Lichtes gibt. (Erste Auflage.)

166

Mit dem nämlichen Recht könnte man auch der entzündbaren Luft die Schwere absprechen. Ohne Beweis aus der Erfahrung kann ein solcher Satz nicht behauptet werden, und will man ihn aus einzelnen Erfahrungen beweisen, so verwechselt man, ohne daran zu denken, Schwere und (spezifisches) Gewicht. Es gibt aber Erfahrungen genug, die beweisen, daß das Licht Gewicht haben muß. (Erste Auflage.)

167

Aber warum heißen wir dieses Fluidum Wärmematerie? Deswegen, weil es einen bestimmten Grad von Expansivkraft hat – also ist es doch immer dieses Gradverhältnis allein, was Wärme bewirkt. Das Fluidum ist nicht die Wärme selbst (noch viel weniger Wärmestoff), sondern jetzt – in diesem bestimmten Fall – das Vehikel der Wärme. (So die erste Auflage statt des obigen Satzes.)

168

Hier ist in der zweiten Auflage folgendes ausgefallen: Kapazität also ist, allgemeiner ausgedrückt, ein bestimmter Zustand eines Körpers, ein bestimmter Grad von Expansibilität, oder wie man es sonst heißen will. Also ist auch jede Flüssigkeit nichts anders als ein bestimmter Grad von Expansibilität, oder, was dasselbe ist, ein bestimmter Grad von Kapazität.

169

Lichtenberg zu Erxleben. S. 444.

170

Man kann als allgemeinen Grundsatz aufstellen: der Grad der Kapazität ist der Grad der Unerregbarkeit durch Wärme.

171

Der letzte Passus lautet in der ersten Auflage: Die ersteren setzen, wenn sie durch Druck oder Kälte zerstört werden, eine große Quantität Wärme ab; es fragt sich, in welcher Verbindung diese Wärme mit ihnen gestanden hat. Ohne Zweifel war es bloß die erwärmte, durch Wärme elastischer gewordene Luft, welche zwischen die Teilchen des Wassers innerhalb bestimmter Zwischenräume eindrang und so eine Ausdehnung desselben bewirkte, welche fähig war, es in Dampfgestalt zu erhalten. Dagegen sind luftförmige Flüssigkeiten, die nur durch chemische Zersetzung zerstörbar sind, stete und gleichförmig-elastische Fluida; die Wärmematerie und die Basis des Fluidums sind nicht getrennt, sondern beide, auf Einen Grad der Elastizität zurückgebracht, stellen jetzt nur Eine gemeinschaftliche Masse vor. Und darum hatten die Chemiker recht, die Wärme in diesem Fall als gebunden vorzustellen.

172

Man siehe erstes Buch, zweites Kapitel.

173

Senebier hat es zum Teil getan, aber unter Rücksichten, die seine Untersuchungen zu sehr einschränkten.

174

Die letzten Worte sind Zusatz in der zweiten Auflage.

175

S. o. S. 212.

176

Die letzten Worte sind Zusatz der zweiten Auflage.

Quelle:
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Werke. Band 1, Leipzig 1907, S. 371-395.
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