IV. Von der positiven Ursache des Lebens
1.

[642] Das Erste, was wir als Funktion des Lebensprinzips ansehen müssen, ist der rastlose Umtrieb, in welchem es die tierischen Flüssigkeiten erhält; denn das Flüssige hat die Natur als das eigentliche Element des Lebens jedem Lebendigen als das Innerste zugeteilt, wodurch der Körper, der als starr sonst überall nur Gefäß und Gerüste ist, eigentlich erst zum beseelten wird (Baaders Beiträge zur Elementarphysiologie, S. 47). Nun sehen wir, daß, wo ein Teil des Körpers vor dem andern gereizt wird, eine Anschwellung, d.h. ein Zuströmen tierischer Flüssigkeiten stattfindet. Dies läßt sich nun nicht anders erklären, als wenn man annimmt, daß durch jeden Reiz im gereizten Organ[642] eine vermehrte Kapazität für das negative Lebensprinzip, das dem Blut anhängt, entsteht (denn nur das Blut, das die Arterien führen, wird nicht durch mechanische oder hydrauliche Kunst fortgepreßt, dagegen hinter dem dunkelgefärbten Blut der Venen Klappen sich schließen, um seinen Rückfluß vom Herzen zu verhindern), ungefähr so, wie in einem System von Körpern, wenn das Gleichgewicht der Temperatur gestört wird, die Wärmematerie dem Körper zuströmt, dessen Kapazität vermehrt ist. Nur dadurch allein wird der lebende Körper zum System, d.h. zu einem in sich selbst beschlossenen Ganzen. – Der Umtrieb des Bluts würde diesemnach abhängen von einem beständigen Wechsel entgegengesetzter Prozesse, deren einer durch das positive Prinzip vermittelst der Nerven, der andere durch das Blut als Vehikel des negativen Prinzips unterhalten wird. Daß ein solcher Wechsel im lebenden Körper kontinuierlich stattfinde, und daß durch diesen Wechsel allein die Bewegung der animalischen Flüssigkeiten vollständig erklärt wird, werden uns bald noch andere Erfahrungen lehren.


2.

Um nämlich begreifen zu können, wie aus der gemeinschaftlichen Quelle der Nahrung jedes Organ sich dasjenige zueigne, was seine Mischung und Form zu erhalten fähig ist, mußten wir annehmen, daß jedes Organ eine eigentümliche Fähigkeit habe, das Blut während seines Umlaufs auf bestimmte Art zu entmischen. Die Physiologen haben den Grund dieser spezifischen Assimilationskraft in einer spezifischen Reizbarkeit jedes Organs gesucht. Wir wollen uns an diesen Begriff halten, und nur suchen ihn auf natürliche Ursachen zurückzuführen, und so (da er bis jetzt eine wahrhafte Qualitas occulta ist) wo möglich verständlich zu machen.

A. Folgende Sätze werden vorausgesetzt:

1. Es muß außer dem lebenden Körper ein Prinzip angenommen werden, das die Kapazität der Organe für das negative Lebensprinzip beständig unterhält.

2. Jenes Prinzip aber wird nicht auf alle Organe gleich wirken, also auch nicht in allen gleiche Kapazität für das Oxygene hervorbringen; es wird jedem Organ eine spezifische Kapazität[643] erteilen: diese spezifische Kapazität für das Oxygene ist nun das, was man spezifische Reizbarkeit nennen kann.

B. Es ist nun weiter nicht schwer einzusehen, wie von der spezifischen Kapazität eines Organs für das Oxygene seine spezifische Assimilationskraft abhängig sein könne. Denn

a) dieses Prinzip allein gibt allen tierischen Flüssigkeiten Konsistenz (Festigkeit). Mit jedem oxydierenden Prozeß in der lebenden Fiber ist also auch ein Anschießen fester Teile verbunden. – Um sich die Sache durch Analogien deutlich zu machen, denke man sich, daß das positive Prinzip als positive Elektrizität wirke, so wird, indem es auf die lebende Fiber wirkt, eine bestimmte Kapazität für das Oxygene in ihr entstehen (so wie wenn Metalle durch positive Elektrizität in Lebensluft verkalkt werden), und gleichzeitig und im Verhältnis mit der entstandenen Kapazität wird eine Absorption von Oxygene aus dem Blute, und damit ein Anschießen fester Teile stattfinden. – Ich sage nicht, daß das Lebensprinzip positive Elektrizität sei, ich brauche nur dieses Beispiel, um mich verständlich zu machen.

b) Nun ist ferner die eigentümliche Mischung jedes Organs von dem quantitativen Verhältnis des Sauerstoffs zu den übrigen Stoffen in ihm abhängig. Mithin hängt am Ende die Regeneration jedes Organs von seiner spezifischen Kapazität für den Sauerstoff, d.h. von seiner spezifischen Reizbarkeit ab, und so hat die Natur durch das einfachste Mittel dem Lebensprozeß Permanenz gegeben, dadurch daß sie dem Nutritionsprozeß den Irritabilitätsprozeß gegenüber stellte.


3.

a) Es ist nämlich schon lange davon die Rede, daß in der irritabeln Fiber ein beständiger phlogistischer Prozeß unterhalten werde, oder mit andern Worten, daß das Oxygene bei der Irritabilität tätig sei. Alle Physiologen aber, welche einen solchen phlogistischen Prozeß im lebenden Körper annehmen, sind in Verlegenheit nicht nur das Wie, sondern vorzüglich auch die Ursache der bestimmten Quantität dieses Prozesses anzugeben. Brandis z.B. in seinem oft angeführten Versuch usw. § 18[644] sagt: »daß dieser phlogistische Prozeß in der lebendigen Faser nicht größer werde, als er sein darf, um die organische Fiber nicht zu zerstören, hängt von der geringen Menge Sauerstoff ab, die jedesmal dabei vorrätig ist«. – Allein man sieht leicht, wie unbefriedigend diese Erklärung ist. Es ist also offenbar, daß man, um einen solchen kontinuierlichen Oxydationsprozeß zu begreifen, eine Ursache annehmen muß, die ihm zum voraus seine Quantität bestimmt, welches nun keine andere sein kann, als, wie wir gleich anfangs behauptet haben, ein desoxydierendes Prinzip, dergestalt, daß der Grad der Oxydation in jeder einzelnen Fiber gleich ist dem Grad der Oxydation, die ihr voranging.

b) Allein nun entsteht ganz natürlich die Frage: was bestimmt hinwiederum den Grad dieser Desoxydation? – Wir haben oben (2) vorausgesetzt, das positive Prinzip wirke nicht gleich auf alle Organe, und dadurch entstehe eine spezifische Kapazität derselben für das negative Prinzip. Aber, wird man fragen, was bestimmt denn den Grad, in welchem das positive Prinzip auf die Organe wirkt? und wenn wir diese Frage beantworten wollen, – sehen wir uns in einem unvermeidlichen Zirkel befangen, der uns jedoch nicht ganz unerwartet sein kann. Der Gegenstand unsrer Untersuchung ist der Ursprung des Lebens. Das Leben aber besteht in einem Kreislauf, in einer Aufeinanderfolge von Prozessen, die kontinuierlich in sich selbst zurückkehren, so daß es unmöglich ist anzugeben, welcher Prozeß eigentlich das Leben anfache, welcher der frühere, welcher der spätere sei. Jede Organisation ist ein in sich beschlossenes Ganzes, in welchem alles zugleich ist, und wo die mechanische Erklärungsart uns ganz verläßt, weil es in einem solchen Ganzen kein Vor und kein Nach gibt.

Wir können also nicht besser tun als zu behaupten, daß keiner jener entgegengesetzten Prozesse den andern, sondern daß sie sich beide wechselseitig bestimmen, beide sich wechselseitig das Gleichgewicht halten.

Wenn nun der positive Prozeß durch den negativen, der negative durch den positiven bestimmt ist, so ergibt sich von selbst[645] der Satz: Je geringer die Kapazität für das positive Prinzip in einem Organ, desto geringer auch die Kapazität für das negative, und umgekehrt, je größer die Kapazität für das negative Prinzip in einem Organ, desto größer auch die Kapazität für das positive.

Es fragt sich, wonach die Kapazität eines Organs für das positive und negative Prinzip geschätzt werden könne?

Das positive Prinzip wirkt vermittelst der Nerven auf die irritabeln Organe. Je weniger also Nerven zu einem Organ gehen, desto geringer seine Kapazität für das Oxygene, und je geringer seine Kapazität für das Oxygene, desto notwendiger (der Willkür weniger unterworfen) der desoxydierende Prozeß in ihm, desto rastloser seine Irritabilität.

In dem Herzen wird durch das einströmende arterielle Blut das Gleichgewicht der Mischung kontinuierlich gestört, weil seine Kapazität für das negative Prinzip so gering ist; völlig unwillkürlich also ist der entgegengesetzte Prozeß in ihm beständig im Gange, und dieser Muskel selbst heißt deswegen ein unwillkürlicher Muskel. – Die Nerven des Herzens sind so zart und sparsam, daß man neuerdings sogar an ihrer Existenz zu zweifeln angefangen hat (Behrends Diss. qua probatur, cor nervis carere, in Ludwig. Script. Neurol. min. T. III, p. 1 ff.). Durch dieses Mittel hat die Natur erreicht, daß dieser Muskel einzig und allein dem animalischen Impuls gehorche, weil ein Tropfen oxygenierten Bluts das Gleichgewicht seiner Mischung zu stören imstande ist. Denn daß die Knoten des Interkostalnerven, dessen Zweige zum Herzen gehen, diesen Muskel der Willkür entziehen, indem sie als untergeordnete Gehirne seinen Zusammenhang mit dem Hauptgehirn unterbrechen, ist zwar ein sinnreicher, aber unwahrer Gedanke, da auch Nerven, die zu willkürlichen Muskeln gehen, solcher Knoten nicht entbehren.

Nun wird aber auch der umgekehrte Satz gelten: Je mehrere und größere Nerven zu einem Organ gehen, desto größer seine Kapazität für das Oxygene, und je größer seine Kapazität für das Oxygene, desto geringere Notwendigkeit und Unwillkürlichkeit in seinen Irritabilitätsäußerungen[646] (durch welche nämlich Oxygene zersetzt wird). Zu den am meisten der Willkür unterworfenen Organen gehen die meisten und größten Nerven. Haller schon bemerkt, daß nach dem Daumen allein mehr Nerven gehen, als nach dem unermüdlich-reizbaren Herzen. Wenn die unwillkürlichen Muskeln durch ein Atom von Oxygene zu Bewegungen gereizt werden (das ausgeschnittene Herz eines Tiers belebt oft ein einziger Lufthauch aufs neue), so scheint dagegen eine gewisse Quantität jenes Prinzips nötig, die willkürlichen Bewegungen zu unterhalten, daher die Ermüdung der willkürlichen. Organe, die Notwendigkeit der Ruhe, und die temporäre Aufhebung aller willkürlichen Bewegungen im Schlaf.

Wenn die Natur die Irritabilität der unwillkürlichen Muskeln vom animalischen Prozeß abhängig gemacht hat, so hat sie dagegen von der Irritabilität der willkürlichen Organe umgekehrt den animalischen Prozeß abhängig gemacht. – Gelähmte Glieder werden welk, schlaff, und schwinden sichtbar. Da durch jede Muskelbewegung die Kapazität der Organe für das negative Prinzip vermehrt wird, und da jede Entwicklung desselben aus dem Blut mit einer partiellen Gerinnung verbunden ist, so erklärt sich hieraus, warum in den am meisten geübten Organen (dem rechten Arm z.B., dem rechten Fuß usw.) die Muskeln nicht nur, sondern selbst die Arterien und alle übrigen Teile fester, größer und stärker werden.

Endlich, da die Natur diese Bewegungen nicht vom animalischen Prozeß abhängig machen konnte, mußte die Ursache derselben in eine höhere, vom animalischen Prozeß unabhängige Eigenschaft (die Sensibilität) gelegt werden.

Anmerk. Strenger, als hier geschehen ist, können sich willkürliche und unwillkürliche Organe nicht entgegengesetzt werden, da auch auf unwillkürliche, wie das Herz, die Willkür in Leidenschaften einigen Einfluß hat, und dagegen willkürliche Organe (vielleicht, weil ihre Kapazität für das negative Prinzip bis zu einem hohen Grade vermindert wird) in schrecklichen Krankheiten in unwillkürliche übergehen.[647]

Wenn wir innerhalb des Kreises bleiben, der uns durch den Begriff Leben gezogen ist, sehen wir nun doch, daß die unwillkürlichen Bewegungen durch das negative Prinzip angefacht werden, und daß das Gegenteil bei den willkürlichen statthabe: daß aber beide doch nur durch entgegengesetzte Prinzipien möglich sind. Damit stimmen die Erscheinungen der Zusammenziehung des Herzens vollkommen überein: die Herzkammern ziehen sich nicht sogleich, nachdem das Blut in sie eingeströmt ist, zusammen. Diese Beobachtung (die Hallern so viel zu schaffen machte) beweist augenscheinlich, daß nicht das negative Prinzip (des Bluts) für sich die Zusammenziehung bewirke, sondern daß die Wirkung eines andern (des positiven) Prinzips hinzukommen muß, um die Zusammenziehung wirklich zu machen.

Wenn das Oxygene allein Grund der Reizbarkeit des Herzens wäre, so müßte dieser Muskel endlich mit Oxygene überladen werden. Das Oxygene aber dient nur, das Herz zur Zusammenziehung tüchtig zu machen. Durch jede Zusammenziehung (deren Ursache in einem weit höheren Prinzip zu suchen ist) verliert es das Oxygene wieder, und so kann derselbe Prozeß immer neu wiederholt werden, da er sonst, wenn nicht ein entgegengesetzter ihm das Gleichgewicht hielte, bald stille stehen würde.


4.

Es ist jetzt wohl entschieden, daß die Irritabilität gemeinschaftliches Produkt entgegengesetzter Prinzipien ist, noch nicht aber, wie diese Prinzipien bei der Irritabilität wirken.

Wenn man sich unter der Zusammenziehung eines Organs nur eine chemische Reduktion (ungefähr wie die Reduktion der Metallkalke durch den elektrischen Funken) vorstellen wollte, so würde man daraus zwar eine Verminderung des Volums im irritierten Organ nicht aber die Elastizität erklären können, mit welcher das Organ sich zusammenzieht.

Es ist daher Zeit, die toten Begriffe zu verlassen, welche durch die Ausdrücke: phlogistischer Prozeß usw. über den Ursprung der Irritabilität erregt werden.[648]

a) Daß das Oxygene dabei tätig ist, beweist so wenig, daß in der Irritabilität ein phlogistischer Prozeß statthabe, als daß ein solcher in der Elektrizität stattfindet, weil die Lebensluft dabei mit ins Spiel kommt. Zudem ist schon oben bemerkt worden, daß das Azote, die Grundlage aller irritabeln Organe, kein an sich brennbarer Stoff ist, d.h. daß er sich nicht wie die eigentlich verbrennlichen Substanzen mit dem Oxygene verbindet, woraus von selbst folgt, daß wohl auch das Verhältnis beider Stoffe in der Irritabilität ein weit höheres ist, als das in phlogistischen Prozessen stattfindet. – Eben jene eigentümliche Beschaffenheit des Azotes enthält ohne Zweifel den Grund, warum es beinahe ausschließlicher Anteil der tierischen Materie ist.

Dies erhellt auch aus folgenden Bemerkungen unwidersprechlich. Die Grundlage aller weißen Organe, z.B. der Nerven, ist Gallerte, sie enthalten kein Azote, und sind höchstwahrscheinlich eben deswegen die Organe, welche die Natur den Muskeln, als dem Sitz der Irritabilität, entgegengesetzt hat. Dagegen ist der Eiweißstoff, die Grundlage der Membranen, Sehnen, Knorpeln, schon empfänglicher für das Oxygene und durch Säuren gerinnbar. Endlich der fadenartige Teil des Bluts, die Grundlage der Muskeln, enthält die größte Menge Stickstoff, wodurch jene eine ganz eigentümliche Kapazität für das Oxygene erlangen und der eigentliche Sitz der Irritabilität werden.

Es ist überdies nicht schwer eine Stufenfolge der allmählichen Fortbildung der tierischen Materie bis zur Irritabilität zu bemerken. Die erste Anlage dazu erkennt man schon in der Gerinnbarkeit der flüssigen Teile (die ohne Zweifel der Gegenwart des Stickstoffs zuzuschreiben ist), auf einer höheren Stufe zeigt sie sich in der von Blumenbach außer Zweifel gesetzten Kontraktilität des Zellgewebes, endlich auf der höchsten Stufe in der Reizbarkeit der Muskeln.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß ebenso das negative Lebensprinzip, das der ersten Grundlage der tierischen Materie als toter Sauerstoff anhängt, allmählich zu negativer Elektrizität sich fortbilde, als welche es zur Substanz der Muskeln, als eigentliches Prinzip der Irritabilität, gehört.

[649] Anmerk. Wie irgend ein in der anorgischen Natur vorhandenes Prinzip in den tierischen Organen Ursache eigentümlicher Erscheinungen (z.B. der Irritabilität) sein könne, wäre freilich schwer zu begreifen, wenn man nicht annähme, daß es zu dem tierischen Stoff auch ein ganz eigentümliches und besonderes Verhältnis annehme. Daß nun z.B. das Prinzip der Irritabilität ein solches ganz eignes Verhältnis zum tierischen Stoff habe, ist sogar durch Erfahrungen ausgemacht. Hr. v. Humboldt hat gefunden, daß alle Schwammarten (d.h. Vegetabilien, die viel Stickstoff enthalten), und die im Zustande der Fäulnis einen kadaverösen, tierischen Geruch von sich geben, ebenso vollkommene Leiter in der galvanischen Kette sind als wirkliche tierische Organe. Daß sie ihre Leitungskraft nicht ihrer Feuchtigkeit verdanken, hat Hr. v. H. außer Zweifel gesetzt. »Sie leiten (sagt er in dem Werk über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, S. 173) nicht wie nasse Leinwand und alle wasserhaltigen Substanzen, sondern wegen der eigentümlichen Mischung ihrer Faser, wegen der fast tierischen Natur ihrer Lymphe«. – Eben dieser Naturforscher hat ein, wie mir dünkt, höchst merkwürdiges Gesetz gefunden und durch Experimente bestätigt, nämlich, daß eine vegetabilische oder tierische Flüssigkeit als ein desto wirksamerer Leiter des Galvanismus erscheint, je mehr sie belebt ist, d.h. je weniger ihre Elemente nach den von uns erkannten Gesetzen der chemischen Affinität gemischt sind (a. a. O. S. 151). Ich glaube, daß es nach solchen Entdeckungen nicht mehr als Erdichtung anzusehen ist, wenn man, wie die in dieser Rücksicht über die chemischen Physiologen weit erhabenen Verteidiger der Lebenskraft, den allgemein verbreiteten Naturprinzipien in der belebten Organisation eine ganz andere Wirksamkeit zuschreibt, als sie in der anorgischen Natur zeigen. Eben daraus folgt aber auch, daß wir, um das tierische Leben zu erklären, nicht nötig haben, unbekannte Prinzipien oder dunkle Qualitäten zu fingieren.

b) Leicht und natürlich ist es nun, weiter zu schließen: die Irritabilität ist gemeinschaftliches Produkt entgegengesetzter Organe,[650] also ohne Zweifel auch entgegengesetzter Prinzipien. Da nun ein allgemeiner Dualismus der Prinzipien auch in der anorgischen Natur herrscht, so können wir, wenn nur das Eine Prinzip der Irritabilität bekannt ist, keck auf sein entgegengesetztes schließen. Wenn nun das negative Prinzip aus dem allgemeinen Medium des Lebens stammt, so ist wohl auch das positive durch dasselbe verbreitet.

Es verkünden viele Erscheinungen das Dasein entgegengesetzter Prinzipien in der Atmosphäre. Um nur Eines zu nennen, so muß, da die negative Elektrizität atmosphärischen Ursprungs ist, auch ein ähnlicher Ursprung der positiven vermutet werden. Die Analogie läßt sich wirklich sehr weit treiben. Es ist an sich schon schwer zu glauben, daß die Heterogeneität der Elemente der atmosphärischen Luft, die im elektrischen Dualismus ohne Zweifel sich offenbart (oben S. 547 ff.), nicht auch auf die entgegengesetzten Prinzipien der Irritabilität einigen Bezug habe, so etwa, daß das durch die Atmosphäre verbreitete positive Prinzip auf ähnliche Weise, wie es z.B. durch den Mechanismus des Reibens zu + E modifiziert wird, im tierischen Körper zum positiven Prinzip der Irritabilität modifiziert werde.

Allein wir müssen gestehen, daß alle diese Vermutungen höchst ungewiß sind, und daß durch Erfahrungen bis jetzt nichts erwiesen ist, als daß jede Irritabilitätsäußerung von einer chemischen Veränderung der irritabeln Organe begleitet sei, deren Bedingungen jedoch bis jetzt nicht erforscht sind.

Anmerk. Daß der letzte Grund der galvanischen Erscheinungen in den irritabeln Organen selbst liege, scheint jetzt durch die Humboldtschen Versuche entschieden, und so wäre Galvanis große Entdeckung wieder in die Dignität eingesetzt, die ihr Voltas Scharfsinn zu rauben drohte.

Daß die galvanischen Zuckungen von einer chemischen Veränderung der Organe begleitet seien, ist aus vielen Erfahrungen gewiß, da z.B. Exzitatoren, die zuvor unwirksam waren, nach wirksamen angewandt, wieder Zuckungen erregen, wenn der[651] Prozeß einmal im Gang ist, und die galvanisierten Teile früher in Fäulnis übergehen, als die nicht galvanisierten. – Wenn man sich nun eine solche Veränderung als bewirkt unter der bestimmten Form des Galvanismus anders nicht zu erklären weiß, so kann man sich vorstellen, daß dabei eine Anziehung in entgegengesetzter Richtung stattfindet, und wenn man von der Wirkung einer solchen Anziehung handgreifliche Beispiele verlangt, in die Chemie blicken, wo man eine Menge Fälle finden wird, da zwei Körper nicht eher sich wechselseitig dekomponieren, als bis die Wirkung eines dritten hinzukommt. Folgende von Herrn v. Humboldt (S. 473) angeführte Beobachtung, die zwar nicht unmittelbar, aber doch mittelbar für den Galvanismus interessant ist, mag als Beispiel dienen. »Zwei homogene Zinkplatten mit Wasser befeuchtet aufeinander gelegt haben auf das Wasser keine Wirkung. Legt man auf dieselbe Art Zink und Silber zu sammen, so wird das Wasser vom Zink zerlegt.« – Was hier das (in seinen Elementen heterogene Wasser zwischen entgegengesetzten Metallen ist) ist das (in sich selbst heterogene) tierische Organ zwischen beiden; wie dieses wird auch jenes zwischen beiden dekomponiert oder – galvanisiert, denn beides ist gleichbedeutend.

Wenn man mir nun weiter verstatten will, über diese Phänomene meine Meinung zu sagen, so wünschte ich, daß man sich vorerst an die entschiedensten und evidentesten Versuche hielte, und die weniger evidenten eher nach jenen, als umgekehrt jene nach diesen beurteile. Das Evidenteste in diesen Versuchen ist nun wohl, daß die heterogensten Metalle zwischen Muskel und Nerv die heftigsten Zuckungen erregen. – Wie wirken diese Metalle? – Dies ist die große Frage, deren Beantwortung ohne Zweifel die allgemeinste Formel für alle Fälle geben würde. – Die Metalle können auf die Organe

a) nicht durch Mitteilung wirken, so etwa, daß sie entgegengesetzte Elektrizitäten in die Organe leiteten. Denn, außerdem daß eine solche eigentümliche Elektrizität der Metalle nicht erweislich ist, wäre es in der Tat schwer zu begreifen, wie durch Unterbindung selbst mit feuchten, leitenden Substanzen der Lauf der Elektrizität gehemmt werden könne.[652]

b) Auch können die Metalle nicht wirken dadurch, daß sie schon vorhandene entgegengesetzte Prinzipien in M. und N. verbinden (wie etwa nach der Flaschentheorie der Bologner Schule), denn sonst würden heterogene Metalle nicht stärker wirken als homogene. Dieser letzte Umstand muß vor allem erklärt werden. Eine Theorie, die diese Forderung nicht erfüllt, erklärt gar nichts; Voltas Theorie hat sie erfüllt, allein nach Humboldts neuen Entdeckungen ist sie als zweifelhaft zu betrachten, und Humboldts eigne Theorie beruht auf einer bloßen Möglichkeit und erklärt einige Phänomene in der Tat gar nicht.

c) Es bleibt nichts übrig, als daß die Metalle dadurch wirken,

aa) daß sie etwas in den Organen selbst erst erwecken;

bb) dadurch, daß sie in M. und N. entgegengesetzte Prinzipien erwecken, wobei man nun gar nicht nötig hat an ein ausströmendes galvanisches Fluidum zu denken.

Die Möglichkeit einer solchen Erweckung – (nach der atomistischen Philosophie freilich kann ein Körper auf den andern überhaupt nur durch Mitteilung wirken) – kann nun doch nach Wells und Humboldts Experimenten nicht mehr geleugnet werden, die sogar die Metalle selbst galvanisiert, d.h. einem durch das andere Exzitationskraft erteilt haben (vgl. den letztern, S. 242); oder glaubt man etwa, daß hier ein Metall dem andern auch einen unbekannten Stoff mitteile? – Muß man nicht glauben, daß Zink und Silber, wenn sie durch einen metallischen Bogen verbunden worden, ineinander dieselbe Veränderung hervorbringen, die sie in dem zwischen ihnen eingeschlossenen Organ (der Zunge oder dem Muskel) hervorbringen, obgleich diese Veränderung sich nicht durch Bewegungen offenbart? Welche Veränderungen Körper durch bloße Berührung ineinander hervorbringen, sehen wir in den meisten Fällen nicht, weil wir weder Instrumente noch Organe haben, die uns dies anzeigen: in diesem Fall zeigt es uns das reizbarste aller Organe an.

Der Galvanismus ist also etwas weit Allgemeineres, als man gewöhnlich sich vorstellt. – Die Analogien drängen sich auf. Wenn man eine (dünne) idioelektrische Platte auf der einen Seite mit[653] Wolle reibt und auf der andern während des Reibens den Finger aufsetzt, wird die eine Seite der Platte positiv-, die andere negativ-elektrisch. So, wenn die galvanische Kette sich schließt, treten die Elemente des Galvanismus (man verzeihe uns diesen Ausdruck, den wir bloß brauchen, um uns verständlich zu machen), an N. und M. gleichsam als entgegengesetzten Polen der Irritabilität auseinander38. –

Dieser Satz: daß heterogene Metalle entgegengesetzte Beschaffenheiten in N. und M. – (einen Dualismus der Prinzipien) – erwecken, oder wieder trennen, was im Leben kontinuierlich getrennt wird (Ideen zur Ph. d. Nat. S. 64 [dieses Bandes S. 233]), muß als Prinzip aller weiteren Untersuchung zugrunde gelegt werden. Da nämlich der letzte Grund der galvanischen Erscheinungen in der (durch kein Mittel auszuschließenden) ursprünglichen Heterogeneität der Organe, wodurch diese einer wechselseitigen Erregung fähig werden, zu suchen ist, so läßt sich begreifen, daß wenn auch nur homogene Metalle oder feuchte Teile die Kette zwischen N. und M. schließen (wobei diese nur als Fortsetzungen von N. und M. dienen), oder wenn der Nerv auf den entblößten Muskel mittelst einer isolierenden Substanz zurückgeworfen wird (ein Versuch, der fast immer, und oft lange Zeit gelingt), oder wenn auch gar keine Kette Nerv und Muskel verbindet, z.B. wenn der einfache isolierte Nerv an einem Punkt nur mit Zink oder Silber berührt wird (ein Versuch, der sehr oft gelingt, und von dem die Humboldtschen Versuche [Fig. 9 ff.] ohne Kette bloße Modifikationen sind) – daß, sage ich, in allen diesen Fällen Zuckungen entstehen können, weil diese leiseste Veränderung des Nerven den Dualismus der Prinzipien in N. und M. und dadurch den Prozeß wieder anfachen kann, der sogar oft freiwillig geschieht, wenn das sich selbst überlassene Organ ohne äußeren Stimulus, von selbst gleichsam sich entladend, in Zuckungen gerät.

Erst, wenn diese allgemeinen Prinzipien des Galvanismus im Reinen sind, wird es Zeit sein, nun dem Materiellen in diesen[654] Erscheinungen emsig nachzuspüren, wobei nun vorzüglich die entgegengesetzte chemische Beschaffenheit der Exzitatoren (die man von bloßen Leitern genau unterscheiden muß) in Betrachtung gezogen werden kann, z.B. ihr entgegengesetztes Verhältnis zum Sauerstoff und zur Elektrizität, da jetzt nach dem, was Hr. v. Humboldt hierüber gesagt hat (S. 124 seines oft angeführten Werks), auch der Braunstein nicht mehr als Ausnahme von der Regel (daß kein Körper, der nicht zum Oxygene Verwandtschaft hat und die Elektrizität leitet, Exzitator des Galvanismus ist), angeführt werden kann. Am nächsten zum Ziel müßte es wohl führen, sich die Exzitatoren selbst nach Analogien zu erfinden (wie z.B. Schwefelleber am Nerv, Salzsäure am Muskel), worin Humboldt einen vortrefflichen Anfang gemacht hat, durch die (freilich nach meinen eignen Experimenten noch nicht ganz ins Reine gebrachte) Entdeckung der entgegengesetzten Wirkung, die Alkalien und Säuren auf N. und M. haben, wo man den Dualismus der Prinzipien gleichsam mit Händen greift – in der Atmosphäre ist das principe oxygène und alcaligène, der Galvanismus erregt auf der Zunge sauren und alkalinischen Geschmack, je nachdem Silber oder Zink oben liegt; denn daß einige den alkalinischen durch Silber erregten Geschmack nur für einen schwächeren säuerlichen ausgeben, rührt von einer Täuschung her, weil jener Geschmack bei Aufhebung des Kontakts wirklich in den entgegengesetzten übergeht, aus demselben Grund ohne Zweifel, aus welchem, wenn Silber am Nerven und Zink am Muskel außer Kontakt kommen, ebenso gut Zuckungen entstehen, als wenn sie sich berühren. – Pfaff (über tierische Elektrizität, S. 74) hat schon das Gesetz gefunden: daß diejenigen Armaturen, welche an die Nerven angebracht, mit ihren entgegengesetzten schwächer wirken, als wenn diese an die Nerven angebracht werden, auch dann Zuckungen erregen, wenn die Muskelexzitatoren mit ihnen außer Berührung kommen – ein Satz, der sich auch bei dem Blitzversuch bestätigt, da, wenn Zink auf der Zunge, Silber zwischen der Oberlippe liegt, der Blitz, auch bei Aufhebung des Kontakts, bei umgekehrter Ordnung der Metalle nur bei der ersten Berührung erfolgt – ein Satz, worin ich den Keim einer künftigen Theorie des Galvanismus (die gewiß zustande kommt)[655] erkenne, und der mit einigen andern Sätzen in genauem Zusammenhang steht, z.B. daß die Exzitatoren, welche zum Oxygene die größte Verwandtschaft haben, am Nerven die heftigsten Zuckungen, zwischen der Oberlippe, wenn die entgegengesetzten Metalle an der Zunge liegen, den stärksten Blitz verursachen, daß aber, wenn die Armaturen oft verwechselt werden, die Zuckungen am ausdauerndsten sind, dagegen z.B. Zink a. N., Silber a. M., wenn sie nicht verwechselt werden, erst die heftigsten Zuckungen erregen, bald die Irritabilität erschöpfen. –

In solchen kleinen, leicht übersehenen Beobachtungen liegt für den vorurteilsfreien Kopf, der, wenn ich sagen darf, mit keuschen Sinnen an die Untersuchung geht, die einfache lautere Wahrheit, die Einmal an den Tag gebracht, für die ganze Physiologie ein neues, kaum geahntes, Licht aufstellen wird.


5.

Die Irritabilität ist gleichsam der Mittelpunkt, um den alle organischen Kräfte sich sammeln; ihre Ursachen entdecken, hieße das Geheimnis des Lebens enthüllen und den Schleier der Natur aufheben.

a) Wenn die Natur dem animalischen Prozeß die Irritabilität entgegensetzte, so hat sie hinwiederum der Irritabilität die Sensibilität entgegengesetzt. Die Sensibilität ist keine absolute Eigenschaft der tierischen Natur, sie ist nur als der Gegensatz39 der Irritabilität vorstellbar. Daher so wenig Irritabilität ohne Sensibilität, als Sensibilität ohne Irritabilität.

Auf Sensibilität wird überhaupt nur geschlossen aus eigentümlichen und willkürlichen Bewegungen, die ein äußerer Reiz im Lebenden hervorbringt. Auf das Lebende wirkt das Äußere anders als auf das Tote, das Licht ist nur für das Auge Licht; auf diese Eigentümlichkeit der Wirkungen aber, welche ein äußerer Reiz auf das Lebende hat, kann nur aus der Eigentümlichkeit der Bewegungen, welche darauf erfolgen, geschlossen werden. Also ist dem Tier durch die Sphäre möglicher Bewegungen[656] auch die Sphäre möglicher Empfindungen bestimmt. So vielerlei willkürlicher Bewegungen das Tier fähig ist, ebenso vielerlei sensibler Eindrücke, und umgekehrt. Durch die Sphäre seiner Irritabilität also ist dem Tier die Sphäre seiner Sensibilität, und umgekehrt durch die Sphäre seiner Sensibilität die Sphäre seiner Irritabilität bestimmt.

Eben dadurch nämlich – um es mit Einem Worte zu sagen – unterscheidet sich das Lebende vom Toten, daß dieses jedes Eindrucks fähig ist, diesem aber eine bestimmte Sphäre eigentümlicher Eindrücke durch seine eigne Natur zum voraus bestimmt ist.

Im Tier nämlich ist ein Trieb zur Bewegung, aber die Richtung dieses Triebs ist ursprünglich unbestimmt. Nur insofern der Trieb zur Bewegung ursprünglich im Tier ist, ist es der Sensibilität fähig, denn Sensibilität ist nur das Negative jenes Triebs.

Daher erlischt zugleich mit dem Trieb zur Bewegung auch die Sensibilität (im Schlaf), und umgekehrt, mit wiederkehrender Sensibilität stellt sich auch der Trieb zur Bewegung wieder ein. Träume sind die Vorboten des Erwachens. Die Träume des Gesunden sind Morgenträume. – Sensibilität also ist im Tier nur, insofern in ihm Trieb zur Bewegung ist. Dieser Trieb aber geht ursprünglich (wie jeder Trieb) auf ein Unbestimmtes. Bestimmt wird ihm seine Richtung nur durch den äußern Reiz. Irritabilität also, ursprünglich das Negative des animalischen Prozesses, ist das Positive der Sensibilität.

Fassen wir endlich Irritabilität und Sensibilität in einem Begriff zusammen, so entsteht der Begriff des Instinkts (denn der Trieb zur Bewegung, durch Sensibilität bestimmt, ist Instinkt), und so wären wir denn durch allmähliche Trennung und Wiedervereinigung entgegengesetzter Eigenschaften im Tier auf die höchste Synthesis gekommen, in welcher das Willkürliche und Unwillkürliche, Zufällige und Notwendige der tierischen Funktionen vollkommen vereinigt ist.

Anmerk. Da unsere gegenwärtige Untersuchung den rein physiologischen Standpunkt genommen hat, so kann hier nicht[657] umständlicher ausgeführt werden, wie der Satz: »Sensibilität ist nur das Umgekehrte der Irritabilität« – philosophisch weiter und tiefer greift, als manchem erst scheinen möchte. Das Tier sieht und hört nur vermittelst seines Instinkts – (Leibniz sagt irgendwo, daß auch die Tiere erhabenere Vorstellungen haben, weil sie der Eindrücke des Lichts empfänglich seien; allein das Licht auch ist für das Tier nur ein Medium seines Instinkts, und als solches erscheint es nur einem höheren Sinne). – Ebenso sieht und hört der Mensch, was er sieht und hört, nur vermittelst eines höheren Instinkts, der, wo er vorzugsweise auf das Große und Schöne gerichtet ist, Genie heißt; überhaupt ist alles Erkennen das Negative eines (vorausgesetzten) Positiven; der Mensch erkennt nur das, was er zu erkennen Trieb hat; es ist vergebliche Arbeit, Menschen etwas verständlich zu machen, was zu verstehen sie gar keinen Drang haben. – So sammelt sich endlich das Mannigfaltige in jedem Naturwesen im Instinkt, als der alles belebenden Seele, ohne deren Antrieb nie ein in sich selbst vollendetes Ganzes zustande käme.

b) Außerdem, daß Sensibilität überhaupt nicht als absolute Eigenschaft der tierischen Natur vorstellbar ist, zeigt auch die Erfahrung nicht nur, daß die Sensibilität dem animalischen Prozeß Abbruch tut, sondern auch, daß im einzelnen Individuum mit unnatürlich wachsender Irritabilität (in hitzigen Krankheiten) die Sensibilität verloren geht oder zerrüttet wird, und daß auch in der Reihe der belebten Wesen die Sensibilität im umgekehrten Verhältnis der Irritabilität wächst und abnimmt.

Wenn nach dem oben (S. 647) aufgestellten Gesetz die Willkür der Bewegungen in einem Organ wie die Anzahl und Größe seiner Nerven zunimmt, so ist klar, daß das von Sömmering entdeckte Gesetz, daß mit der verhältnismäßigen Dicke und Größe der Nerven die intellektuellen Anlagen abnehmen (Sömmering de basi encephali, p. 17. Über die körperliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer, S. 59) nichts anderes sagt, als daß die Sensibilität im umgekehrten Verhältnis der Irritabilität wachse und abnehme.[658]

So hat also die Natur, indem sie die Bewegung der Willkür ganz zu überantworten schien, sie durch Erhöhung der Sensibilität der Willkür wieder entzogen; denn die Bewegungen der empfindlichsten Tiere sind auch am wenigsten willkürlich, und umgekehrt, die größte Willkür der Bewegungen ist in den trägen Geschöpfen. So nimmt mit steigender Sensibilität des Nervensystems das Willkürliche (Abgemessene) der Bewegungen durch die ganze Reihe der Organisationen, und sogar in Individuen derselben Gattung (nach Verschiedenheit des Geschlechts, Klimas, Temperaments usw.) regelmäßig ab.

c) Da nun Steigen und Fallen der Irritabilität dem Fallen und Steigen der Sensibilität parallel geht, und diese sonach nur das Umgekehrte von jener ist, so wären, wenn nur die materiellen Prinzipien der Irritabilität gefunden wären, eben damit auch die materiellen Prinzipien der Sensibilität gefunden, was nun auch durch unmittelbare Erfahrungen bestätigt wird, da dieselbe Ursache, welche tierische Bewegungen hervorbringt (der galvanische Reiz z.B.) auch Sensationen verursacht.

Anmerk. Das Allgemeinste, was man über die Ursachen der Sensibilität jetzt schon sagen kann, ist, daß auch in ihnen ein Dualismus der Prinzipien herrschen muß, und so wäre vom Licht an, – das an jedem einzelnen Strahl eine doppelte Seite zeigt (Newton, Optic.III, quaest. 26) und an heterogenen Rändern wie an entgegengesetzten Polen auseinander tritt – (nach Goethes Beiträgen zur Optik) bis zum höchsten, was die Natur erreicht hat (der Sensibilität), ein Gesetz – ein allgemeines Auseinandergehen in entgegengesetzte Prinzipien herrschend.

Die Naturforscher scheinen sich gescheut zu haben, in dieses innere Heiligtum der Natur mit Experimenten zu dringen, so gering ist noch unsere Kenntnis von dem edelsten Organ, das über den animalischen Prozeß erhaben, durch seine Natur und Mischung ohne Zweifel gegen jede Teilnahme an demselben neutralisiert (gesichert), zum eigentlichen Sitz des Denkens von jeher bestimmt schien. Gleichwohl ist die Bildung und Organisation dieses auf den ersten Anblick einer unorganischen Masse ähnlichen Eingeweides[659] bis in das Kleinste so konstant und gleichförmig, daß man zum voraus eine große Mannigfaltigkeit von Funktionen, zu denen es bestimmt ist, zu erwarten Grund hat.

Der Hauptgrund aber, warum auf dem Wege der Erfahrung in dieser Gegend noch so wenig erforscht ist, ist ohne Zweifel das Vorurteil, daß ein solcher Gegenstand für den menschlichen Geist überhaupt unerforschlich sei. Hierüber nur so viel:

Nach Prinzipien der Transzendentalphilosophie ist davon, wie Vorstellungen auf materielle Organe, z.B. das Gehirn, wirken, so wenig ein verständlicher Begriff möglich, als davon, wie umgekehrt materielle Ursachen auf eine Intelligenz einwirken. Diejenigen, welche eine Wechselwirkung zwischen Geist und Körper dadurch begreiflich zu machen glauben, daß sie zwischen beide feine, ätherische Materien als Medium treten lassen, sind wahrhaftig nicht scharfsinniger, als jener, der glaubte, wenn man nur einen recht weiten Umweg machte, müßte man endlich zu Land – nach England kommen. – Die Philosophie, solcher Behelfmittel der Trägheit müde, hat sich eben deswegen von dem Empirismus losgerissen und die Funktionen der Intelligenz rein-transzendental zu betrachten angefangen. Es bleibt den Physikern nichts übrig, als hinwiederum an ihrem Teil die Funktionen des animalischen Lebens rein-physiologisch zu betrachten. Ihre Sorge ist das nicht, wie endlich diese ganz entgegengesetzte Ansicht der Dinge zu einer gemeinschaftlichen sich vereinigen werde.

Auf diese rein-physiologische Ansicht suche ich die Untersuchung über tierische Sensibilität einzuschränken, indem ich sie als das Entgegengesetzte der Irritabilität aufstelle, denn nur wenn sie dieses ist, hat man Hoffnung, auch ihre Funktionen endlich auf Bewegungen zurückführen zu können, was man zwar von jeher – aber immer vergebens – versucht hat.


6.

Da es nun dem Bisherigen zufolge unleugbar ist, daß im lebenden Wesen eine Stufenfolge der Funktionen statthat, da die Natur dem animalischen Prozeß die Irritabilität, der Irritabilität die[660] Sensibilität entgegenstellte, und so einen Antagonismus der Kräfte veranstaltete, die sich wechselseitig das Gleichgewicht halten, indem, wie die eine steigt, die andere fällt, und umgekehrt, so wird man auf den Gedanken geleitet, daß alle diese Funktionen nur Zweige einer und derselben Kraft seien, und daß etwa das Eine Naturprinzip, das wir als Ursache des Lebens annehmen müssen, in ihnen nur als in seinen einzelnen Erscheinungen hervortrete, ebenso wie ohne Zweifel ein und dasselbe allgemeinverbreitete Prinzip im Licht, in der Elektrizität usw. nur als in verschiedenen Erscheinungen sich offenbart.

Anmerk. Da große Naturforscher zu demselben Resultat auf anderem Wege gelangt sind, so kann man zu dieser Idee um so kecker Zutrauen fassen. Besonders bestätigt sie sich durch Betrachtung der fortschreitenden Entwicklung der organischen Kräfte in der Reihe der Organisationen, worüber ich den Leser auf die schon im Jahr 1793 erschienene Rede des Hrn. Professor Kielmeyer über diesen Gegenstand verweise, eine Rede, von welcher an das künftige Zeitalter ohne Zweifel die Epoche einer ganz neuen Naturgeschichte rechnen wird.


7.

Auf der tiefsten Stufe würde sich dieses Prinzip in dem allgemeinen Bildungstrieb offenbaren, den wir als Prinzip aller Organisation voraussetzen müssen; denn die Bildungskraft, die auch der toten Materie zukommt, allein konnte nur tote Produkte erzeugen. Die ursprünglichste Anlage der Materie zur Organisation liegt allerdings in den bildenden Kräften, die der Materie als solcher zukommen, weil ohne sie gar kein Ursprung einer durch Figur und Kohäsion unterscheidbaren Materie denkbar ist. Eben deswegen aber, weil die Bildungskraft auch in der anorgischen Natur herrschend ist, muß zu ihr in der organischen Natur ein Prinzip hinzukommen, das diese über jene erhebt. – Es fragt sich, wie die allgemeine Bildungskraft der Materie in Bildungstrieb übergehe?

Im Begriffe des Bildungstriebs liegt, daß die Bildung nicht blind, d.h. durch Kräfte, die der Materie als solcher eigen[661] sind, allein geschehe, sondern daß zu dem Notwendigen, was in diesen Kräften liegt, das Zufällige eines fremden Einflusses hinzu komme, der, indem er die bildenden Kräfte der Materie modifiziert40, sie zugleich zwingt, eine bestimmte Gestalt zu produzieren. In dieser eigentümlichen Gestalt, die die Materie sich selbst überlassen nicht annimmt, liegt eben das Zufällige jeder Organisation, und dieses Zufällige der Bildung eigentlich wird durch den Begriff des Bildungstriebs ausgedrückt.

Die Bildungskraft wird also zum Bildungstrieb, sobald zu der toten Wirkung der ersten etwas Zufälliges, etwa der störende Einfluß eines fremden Prinzips hinzukommt.

Dieses fremde Prinzip kann nun nicht wieder eine Kraft sein; denn Kraft überhaupt ist etwas Totes; dieses Tote aber, was in bloßen Kräften liegt, soll eben hier ausgeschlossen werden. Der Begriff Lebenskraft ist sonach ein völlig leerer Begriff. Ein Verteidiger dieses Prinzips hat sogar den klugen Gedanken, sie als ein Analogen der Schwerkraft anzusehen, die man ja, sagt er, auch nicht weiter erklären könne! Das Wesen des Lebens aber besteht überhaupt nicht in einer Kraft, sondern in einem freien Spiel von Kräften, das durch irgend einen äußern Einfluß kontinuierlich unterhalten wird.

Das Notwendige im Leben sind die allgemeinen Naturkräfte, die dabei im Spiel sind; das Zufällige, das durch seinen Einfluß dieses Spiel unterhält, muß ein besonderes, d.h. mit andern Worten ein materielles Prinzip sein.

Organisation und Leben drücken überhaupt nichts an sich Bestehendes, sondern nur eine bestimmte Form des Seins, ein Gemeinsames aus mehreren zusammenwirkenden Ursachen aus. Das Prinzip des Lebens ist also nur die Ursache einer bestimmten Form des Seins, nicht die Ursache des Seins selbst (denn eine solche ist gar nicht zu denken).

Die Kräfte also, die während des Lebens im Spiel sind, sind keine besonderen, der organischen Natur eignen Kräfte; was[662] aber jene Naturkräfte in das Spiel versetzt, dessen Resultat Leben ist, muß ein besonderes Prinzip sein, das die organische Natur aus der Sphäre der allgemeinen Naturkräfte gleichsam hinwegnimmt, und was sonst totes Produkt bildender Kräfte wäre, in die höhere Sphäre des Lebens versetzt.

So allein erscheint der Ursprung aller Organisationen als zufällig, wie es dem Begriff der Organisationen nach sein soll; denn die Natur soll sie nicht notwendig hervorbringen; wo sie entsteht, soll die Natur frei gehandelt haben; nur insofern die Organisation Produkt der Natur in ihrer Freiheit (eines freien Naturspiels) ist, kann sie Ideen von Zweckmäßigkeit aufregen, und nur insofern sie diese Ideen aufregt, ist sie Organisation.

Jenes Prinzip nun, da es Ursache des Lebens ist, kann nicht hinwiederum Produkt des Lebens sein. Es muß also mit den ersten Organen des Lebens in unmittelbarer Beziehung stehen. Es muß allgemein verbreitet sein, obgleich es nur da wirkt, wo es eine bestimmte Rezeptivität findet. So ist die Ursache des Magnetismus überall gegenwärtig, und wirkt doch nur auf wenige Körper. Der magnetische Strom findet die unscheinbare Nadel auf dem offenen, freien Meer so gut als im verschlossenen Gemach, und wo er sie findet, gibt er ihr die polarische Richtung. So trifft der Strom des Lebens, von wannen er komme, die Organe, die für ihn empfänglich sind, und gibt ihnen, wo er sie trifft, die Tätigkeit des Lebens.

Dieses Prinzip nun ist in seinen Wirkungen allein durch die Rezeptivität des Stoffes beschränkt, mit dem es sich identifiziert hat, und je nach Verschiedenheit dieser Rezeptivität mußten verschiedene Organisationen entstehen. Eben deswegen ist jenes Prinzip, obgleich aller Formen empfänglich, doch ursprünglich selbst formlos (amorphon) und nirgends als bestimmte Materie darstellbar. So konnte sich jenes allgemeine Prinzip des Lebens in einzelnen Wesen individualisieren, sowie durch Überlieferung durch alle Geschlechter hindurch in ununterbrochenem Zusammenhang bleiben mit allen lebenden Wesen. – Das Prinzip des Lebens ist nicht von außen in die organische Materie (etwa durch Infusion)[663] gekommen – (eine geistlose, doch weitverbreitete Vorstellung) –, sondern umgekehrt, dieses Prinzip hat sich die organische Materie angebildet. So indem es in einzelnen Wesen sich individualisierte und hinwiederum diesen ihre Individualität gab, ist es zu einem aus der Organisation selbst unerklärbaren Prinzip geworden, dessen Einwirkung nur als ein immer reger Trieb dem individuellen Gefühl sich offenbart.

Dieses Prinzip, da es Ursache des Lebens ist, kann nun nicht als Bestandteil in den Lebensprozeß eingehen; keiner chemischen Verwandtschaft unterworfen, ist es das Unveränderliche (aphtharton) in jedem Organisierten. – Davon freilich kann nicht die Rede sein, daß dieses Prinzip die toten Kräfte der Materie im lebenden Körper aufhebe, wohl aber, daß es 1. diesen toten Kräften eine Richtung gebe, die sie, sich selbst überlassen, in einer freien ungestörten Bildung, nicht genommen hätten: 2. daß es den Konflikt dieser Kräfte, die, sich selbst überlassen, sich bald in Gleichgewicht und Ruhe versetzt hätten, immer neu anfache und kontinuierlich unterhalte.

Da dieses Prinzip, als Ursache des Lebens, jedem Auge sich entzieht, und so in sein eigen Werk sich verhüllt, so kann es nur in den einzelnen Erscheinungen, in welchen es hervortritt, erkannt werden, und so steht die Betrachtung der anorgischen so gut wie der organischen Natur vor jenem Unbekannten stille, in welchem die älteste Philosophie schon die erste Kraft der Natur vermutet hat.

Alle Funktionen des Lebens und der Vegetation stehen mit den allgemeinen Naturveränderungen in solchem Zusammenhang, daß man das gemeinschaftliche Prinzip beider in einer und derselben Ursache suchen muß. Wir sehen, daß der reichlichere Zufluß des Lichts eine allgemeine Bewegung in der organischen Natur zur Folge hat, die man doch nicht dem unmittelbaren Einfluß des Lichts selbst, soweit wir seine Kräfte kennen, sondern eher einem Prinzip zuschreiben kann, das allgemein verbreitet ist, und aus dem vielleicht selbst erst durch unbekannte Operationen das Licht erzeugt wird, so wie hinwiederum dieses dazu dient, jenes Prinzip immer neu anzufachen. Es ist auffallend wenigstens, daß, unerachtet die Quelle des Lichts nicht versiegt[664] und in der Beschaffenheit der Luft und der Witterung keine bemerkliche Veränderung vorgegangen ist, manche Jahre doch durch allgemeinen Mißwachs und gehemmten Fortgang der Vegetation sich auszeichnen. Die Ursachen der meteorologischen Veränderungen sind noch nicht erforscht und ohne Zweifel in höheren Prozessen zu suchen; eben diese Veränderungen nun beweisen auf den sensibeln Körper eine Wirkung, die man aus der chemischen oder hygrometrischen Beschaffenheit der Luft nicht zu erklären weiß. – Es ist also anzunehmen, daß außer den Bestandteilen der Atmosphäre, die wir chemisch darstellen können, in ihr ein besonderes Medium verbreitet sei, durch welches alle atmosphärischen Veränderungen dem lebenden Körper fühlbar werden. – Wenn die Atmosphäre mit Elektrizität überladen ist, verraten fast alle Tiere eine besondere Bangigkeit, während des Gewitters gelingen die galvanischen Versuche besser, stärker leuchtet der Hunter'sche Blitz, unerachtet kein Grund ist zu glauben, daß die Elektrizität unmittelbar Ursache dieser Erscheinungen sei. Den Ausbruch großer Erdbeben hat, mit veränderter Farbe des Himmels, Traurigkeit und selbst das Wehklagen mancher Tiere verkündet, als ob dieselbe Ursache, welche Berge verschüttet und Inseln aus dem Meere emporhebt, auch die atmende Brust der Tiere höbe – Erfahrungen, die man nicht erklären kann, ohne eine allgemeine Kontinuität aller Naturursachen und ein gemeinschaftliches Medium anzunehmen, durch welches allein alle Kräfte der Natur auf das sensible Wesen wirken.

Da nun dieses Prinzip die Kontinuität der anorgischen und der organischen Welt unterhält und die ganze Natur zu einem allgemeinen Organismus verknüpft, so erkennen wir aufs neue in ihm jenes Wesen, das die älteste Philosophie als die gemeinschaftliche Seele der Natur ahndend begrüßte, und das einige Physiker jener Zeit mit dem formenden und bildenden Äther (dem Anteil der edelsten Naturen) für Eines hielten.[665]

38

»Jede Stahlschere wird galvanisiert, wenn ihre Enden die entgegengesetzten Pole eines Magnets berühren.« Zusatz der ersten Auflage.

39

Erste Ausgabe: »als das Negative«.

40

Erste Ausgabe: »stört«.

Quelle:
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Werke. Band 1, Leipzig 1907, S. 642-666.
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