Kalender

[264] 41


Der Kalender kann nicht älter sein als die Schrift. Nicht nur, daß er Aufzeichnungen voraussetzt – das ist ein sehr äußerlicher Zusammenhang –, sondern daß er seelisch aus dem gleichen Bedürfnis entsteht, ist entscheidend. Das Gedächtnis, welches durch die Sprache für den einzelnen Menschen bis zum Tode verlängert wird, soll hier ›für alle Zeiten‹ festgestellt werden. Aber eben deshalb ist der Sinn des ägyptischen und des babylonischen Kalenders ein sehr verschiedener. Jener soll das Gedächtnis der Ahnen den Enkeln, dieser das Geheimnis des Alls den Menschen überhaupt übermitteln. Deshalb knüpft der ägyptische Kalender die Regierungen an die sinnfällige Erscheinung, das Maß des Niljahres, um sie daran abzuzählen. Der babylonische nimmt aber das Maß des Sternhimmels, um zunächst den Takt der Äonen kennenzulernen. Der Zweck ist dort konkret, hier abstrakt, und eben deshalb ist die exakte Messung in Babylonien notwendiger als am Nil.[264]


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Kalender und Chronologie, Astrologie: Die verstandesmäßige (Raum-) Ordnung des Zeitbildes.

In aller Tiefe erlebt wird die Zeit somit auch von Tieren, viel mehr noch durch kosmischen Rhythmus des Blutes als durch Zeugnis der Sinne: Mondwechsel, Sonnenbahn, Gestirne erschüttern den lebenden Rhythmus, die Periodik der Zeugung, des Kraftgefühls, des Wechsels von Wachen und Schlaf. Das ›wußte‹ man lange vor dem Nachdenken. Das Sinnenleben gab dazu die Folge von Sommer und Winter, Tag und Nacht und Mondwechsel, drei Grundtatsachen eines Sehbildes der Welt ohne alle kausalen Urteile. Das Aufleben des Sinnes für Zahlenordnung, Schauen mystischer Zahlengruppen (3,7, Nord – Süd – Ost – West, links – rechts etc.) schuf gestaltete Zusammenhänge, Tageszahl der Mondphasen, Zahl der Klimawechsel, deren Summe das ›Jahr‹ ist, Mondzahl eingeordnet in die Jahresphasen usw. Die Begriffe Jahr, Mond, Tag waren jeder für sich unendlich lange da, bevor die Ahnung möglicher rechnerischer Zusammenordnung auftauchte. Und da Kult und Mythus an der Natur und ihrem Bilde haftet, so war es priesterliches Nachdenken, das zuerst hier mit Hilfe der (mathematischen) Zahlenbegriffe chronologische Gestaltungen auffaßte, das Weltbild in seinem Wandel mit Zahlen in Beziehung setzte, ohne strenge Logik, ohne Abneigung gegen Widersprüche, nur aus dem Gefühl, daß in diesen Zahlen etwas vom Numen und dessen Kräften lag.

Es ist falsch, wenn man ein Bedürfnis nach einem ›Kalender‹ annimmt. Was man brauchte, kannte man aus unmittelbarem Erleben der Natur. Es war vielmehr Zaubermittel, Tabu, eine Bannung der dämonischen Natur in die Zahlenordnung, welche den Kalender schuf. Er ist aus rein religiös-technischem Bedürfnis theoretisch entwickelt worden und deshalb gar nicht logisch durchentwickelt, sondern dem Bedürfnis angepaßt. ›Reiner‹ Wissensdrang lag da ganz fern. Man wollte nur das Kennzeichen der kommenden Ereignisse besitzen.[265]

Das kalendarische Denken hängt mit der Entdeckung der ›Zukunft‹ zusammen, welche das Tier nicht kennt. Man wollte nicht das Geschehene ordnen – das ist unpraktisch –, sondern das Nochnichtgeschehene, um Macht darüber zu haben. So ist denn die Vertiefung in das Kalenderbild des Naturablaufs identisch mit Sternerforschung – denn da die Sterne Macht ausüben, so muß man ihre Absicht und Methoden kennen. Astronomie ist nur ein späteres Hilfsmittel der Astrologie.

Es wirkten die rhythmischen Erfahrungen des Blutes mit, die der geistige Mensch längst verloren hat. Das erste zeitordnende Erlebnis ist das der ›Frist‹, eine gesetzte Dauer. Das Messen erfolgte instinktiv am Urerlebnis von Tag, Nacht, Schattenlauf, Sonnenstand, Mondphase, Jahreszeiten, Ebbe und Flut.

Der Mond wird geschaut, die Sonne erkannt – denn man ›sieht‹ sie nicht. Der Mond ist älter als der Monat, das Jahr (Sommer, Winter) älter als die Sonnenbahn, von der man natürlich annahm, daß sie sich nach den Jahreszeiten richte.


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Die Idee der sterbenden und auferstehenden Sonne kann nur vom Norden konzipiert sein (Sonnwende). Ebenso die sterbende und wiederkehrende Natur (Mai – Oktober, Blühen, Welken). Der Süden [kennt] mehr Trockenheit und Überschwemmung (Niljahr), Verdorren in der Hitze, Grünen in der Kühle (also gerade umgekehrt wie im Norden!). Das Naturjahr [ist] also eher atlantisch in einer Zeit, da Spanien noch kühl war. Das ›Jahr‹ ist eine kosmische Realität: Zwei Bewegungen der Erde im Lauf um die Sonne, aber es kommt darauf an, inwiefern der Mensch im Naturbilde etwas davon bemerkt und wie er es erlebt. Also unmathematisch, Erlebnis. Der Mond ist dagegen ein Schauspiel von meßbarer Tageszahl, zur Berechnung geeignet.


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Ägyptischer Kalender (gegen Meyer): Der Ursprung der Siriusrechnung liegt nicht in der Beobachtung des heliakischen Aufgangs,[266] sondern in dem annähernden Zusammenfall mit der Nilschwelle, wobei es auf einen Tag nicht ankam. Man faßte den ersten Aufgang (19. Juli) als Ursache der Nilschwelle auf und zählte von da an 36 mal 10 Tage. Dann wartete man auf die ›Geburt der Götter‹, rund fünf Tage: dann kam sie. So wurde die Zahl 365 erreicht, da man nur ganze Nächte zählte. Diese Zahl wurde sakral und unabänderlich: man bemerkte aber, daß sie sich dauernd verschob, und wartete nun gespannt auf den feierlichen Zusammenfall 2781 v. Chr.

Der Anfang dieser Zählung wird etwas vor der Mitte liegen, um 3400 herum, noch sehr unexakt. Die Beziehung der Siriusrechnung auf das Sonnenjahr wird erst um 3000 exakter erforscht worden sein.

Sethes Annahme, daß man von einem Mondjahr 36 mal 10 herkam und das Siriusjahr als esoterisches Kultjahr daneben entwickelte, so daß durch die Beziehung beider die fünf Epagomenen entstanden, ist durchaus richtig. Also vier Etappen: Mondrechnung 30 = 3 x 10 Tage. Daneben Siriusjahr = Niljahr. Beziehung beider: Schaltung 360 + 5. Beziehung auf das Sonnenjahr: Sothisperiode.

Man hat also um 3500 das ›Niljahr‹ vom 19. Juli an mit 365 Tagen zu bestimmen geglaubt. Es wurde eine feste Sitte, obwohl nach vier Jahren der Sirius schon einen Tag später als erwartet aufging, aber wichtig [war] nur, daß die Nilschwelle eintrat. Allmählich entfernte sich der Neujahrstag immer mehr vom Siriusaufgang.

Der Irrtum Meyers beruht darauf, daß er glaubt, das Neujahr müsse bei seiner Festsetzung am 19. Juli gewesen sein. Aber das stimmt nicht. Wir wissen nicht, wann der Kalender reguliert wurde, [etwa zusammen] mit irgendeiner politischen Epoche, so daß das Neujahr auf diese fiel, und erst allmählich merkte man, daß es sich der Nilschwelle näherte.

Natürlich entwickelt sich der Kalender nicht vom Sirius aus. Daneben hatte man noch das Nilschwelljahr, das jedesmal anfing, wenn der Sirius aufging. Endlich rechnete man das aus: 12 x 30 + 5.

Meyer (§ 160) sagt selbst, daß das bürgerliche Jahr mit dem Tage der Thronbesteigung des Königs beginnt und unter jeder Regierung also einen andren Anfangstag hat. Also steht Neujahr gar nicht fest. I, S. 32:[267] in der 2. Dynastie hat Meyer nicht erkannt, daß da eine Reform des ›Königskalenders‹ versucht wurde. Die Sothisdaten, die wir kennen, liegen alle nach 2000. Es ist also – gegen Meyer – kein Sonnenjahr gewesen, das man schuf, sondern eine Dehnung des Mondjahres bis zum Siriusaufgang.

Der Anfang war also die bloße Beobachtung des Siriusjahres – 365 ganze Tage (den Fehler sah man nicht). Diese Dauer wandte man auf das Königsjahr an, zuerst für jeden König von neuem. Dann blieb man irgendwie dabei. Die Jahreslänge ist also nicht mit der Festsetzung des Neujahrs auf den Sirius gegeben, sondern mit dem Thronwechsel! Bis 2741! Die Verschiebung ist so langsam, daß eine Generation sie gar nicht bemerkt. Der Neujahrstag ist oft verlegt worden!


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Sethe, Gesellschaft der Wissenschaften Göttingen. Philosophischhistorische Klasse, 1920. Ägypten [hat] drei natürliche Jahreszeiten à 4 Monde. Die ältesten Monatsnamen sind unter Amenophis I. nachweisbar, und zwar als Namen von Festen im Siriusjahr gegenüber dem bürgerlichen Jahr (Niljahr), und zwar des Festes, auf das der Monat hinführt, das also selbst am nächsten liegt (S. 35). Die ältesten Namen der Monate knüpfen überall an Tatsachen der natürlichen Jahreszeiten an: Blühen, Ernte, Regen, Schnee etc. Nach Sethe (41 f.) war der Reformkalender mit Sonnenjahr, Monatsnamen am Anfang der 12. Dynastie festgelegt worden, denn um 2001/1998 fiel der Anfang des Wandeljahres (normal 19. Juli) auf die Wintersonnenwende, die ›Geburt‹ der Sonne, nach der nun der letzte Kalendermonat benannt wird. Sonst gilt den Ägyptern der Sonnenlauf als [Lebenslauf]: morgens Kind, mittags Mann, abends Greis! Die Verbindung der Sonne mit astronomischen Berechnungen (Sonnenstand) hegt schon deshalb in sehr späten abstrakten Kreisen, weil ja die Sonne nie mit den Sternen gleichzeitig sichtbar ist! Die Sterne werden abends ›geboren‹ und sterben früh. Die Sonnenwende hat erst spät Aufsehen erregt, im Norden früher. Die Babylonier kennen den Jahrpunkt kaum vor dem[268] 7. Jahrhundert! Die Inder in den Brahmanatexten (7. Jahrhundert), obwohl die hochnordischen Arier den Unterschied der längsten und kürzesten Tage kennen: aber sie bezogen das nicht auf die Sonne!


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Die Jahresmessung knüpft an Fixsterne an, ist also Nachtmessung: ein halbes Jahr lang ›verschwinden‹ die Sterne, weil sie tagsüber nicht sichtbar sind. Sobald sie es wieder werden, in der Morgendämmerung (heliakischer Aufgang), werden sie ›geboren‹. Die Beobachtung ist aber für den Urmenschen wenig exakt und schwankt um ganze Tage, je nach Bewölkung etc. Großer Bär (China), Plejaden (Mittelmeer), Orion (Indonesien), Sirius (Ägypten).

Die ›Jahreszeiten‹ sind klimatischer Natur und durchaus nicht etwa scharf gemessen oder gar gleich lang. Es sind Epochen, nicht Maße. Meist drei. Die ›4 Zeiten‹ stammen von einer Einteilung des Sonnenstandes und sind also sehr jung. Im Norden: ›Sommer‹ und ›Winter‹.

Die Messung der Jahreskurve nach Tagen ist eine Entdeckung, die erst aus dem Versuch folgt, das Bauernjahr nach Monden zu messen, was nicht aufgeht. Natürliche Mondjahre gibt es nicht!! Das Jahreszeitenjahr hat 12–13 Monde, ohne daß beide einen gleichen Anfangspunkt hätten! Übrigens ist das den Urmenschen sehr gleichgültig. Wird es zu arg, so rechnet man ›einmal wieder von vorn an‹ (das ist der Ursinn der ›Schaltung‹).


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Der Urmensch denkt nicht so weit zurück, daß er den Sonnenstand als regelmäßig wiederkehrend empfände, außer im hohen Norden, wo die sehr dunklen Tage und hellen Nächte das ganze Leben beeindrucken. Dort gibt es ein halbes Jahr Nacht. Die geringen Unterschiede zwischen längster und kürzester Nacht in Kasch sind den primitiven Menschen viel zu gleich gültig, um erinnert zu werden. Da außerdem die Sonne stets mit dem Morgengrauen aufgeht und mit dem Abend untergeht, fällt nichts auf, wie eben am Mond seine exakten Phasen.[269]

In einem primitiven Leben sind 12 Monde schon eine viel zu lange Zeit, um als Epoche erfaßt zu werden. In manchen Sprachen kommt ›messen‹ vom Mond (μήν, mensis). Alle Chronologie geht vom Monde aus, ohne Ausnahme. Das Mondmessen ist noch lange kein Beweis für eine Mondreligion. Es hat nie so etwas gegeben! Jeder Kult ist kausal: das mächtige Numen wird verehrt: Aber der Mond hat ja gar keine Wirkungen; sondern Himmel (Gewitter, Wolke, Regen) und Erde (Erdbeben, Fruchtbarkeit) oder Tiere. Es ist reine Fantasie, von der Achtung vor dem Mond auf Mondkultur zu schließen.


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Der Ägypter behandelt mehr die Zeit: Sothis, Kalender, den Dodekaoros-Tierkreis als Bewegung, alles das weniger messend als zählend, zyklisch, rhythmisch, zeithaft. Vor allem anschaulich, künstlerisch. Die Babylonier, sehr abstrakt, unkünstlerisch, behandeln den Raum: Himmel und Erde, messend, teilend (ein Sechstel, nicht sechs!), daher Astronomie, Zodiakus, Fixsterne. Daher für die Ägypter die Ideen: Geburt, Tod, Leben nach dem Tode, Jugend, Alter, schöpferisch; für die Babylonier: oben, unten, Kreis, Winkel, Bahn als Figur. Grundrisse schon auf der Gudeastatue, nicht die architektonisch eindrucksvollen Aufrisse (Pyramide). [Das] Ursymbol der Ägypter [ist] der Weg, [das] der Babylonier Strecke und Winkel im Raum, nicht Höhle oder Weite oder Körper, sondern mathematisch teilbare Ausgedehntheit, gesetzlich abstrakt. Beides führt zu gewaltigen Fernsystemen, aber dort die lebendige Richtung, hier die Raumkugel.


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Es gibt zwei Tierkreise: den altbabylonischen Zodiakus als Einteilung der Ekliptik [und] den von Boll (Sphaera S. 295 ff.) entdeckten Dodekaoros in der Kaiserzeit, seit [dem] 1. Jahrhundert v. Chr. hellenisch bezeugt mit spezifisch ägyptischen Tieren wie Ibis, Krokodil, Skarabäus, Katze, Hundsaffe, erst in Ägypten und Italien erscheinend,[270] in China in der späteren Hanzeit (nach Christi Geburt), vielleicht nur eine ägyptische Abart des ersteren.

Der Weg nach China geht über Baktrien und Turkestan (ego: mit einer religiösen Sekte? oder durch Gelehrte? Turfan? Gnostiker?).

Die Ägypter teilen den Volltag in 12 Stunden Tag und 12 [Stunden] Nacht, so daß sie also mit der Jahreszeit verschieden lang sind. Also 24 einfache Stunden. Die Babylonier teilen den Volltag mathematisch in 12 biru (kasbu) mit einer Wasseruhr, die täglich 6 mana (Minen) durchlaufen ließ, so daß z.B. der längste Tag 4 Tag- und 2 Nacht-›wachen‹ hatte, ebenso die 12 Doppelstunden (schi) der Chinesen etwa seit Schihoangti bezeugt. Chinesen und Japaner benennen diese 12 Stunden, die Monate und die Jahre des zwölfjährigen Jahrzyklus nach den Tieren des hellenistischen Dodekaoros!

Dagegen haben Tahiti und Altjapan 6 Tages- und 6 Nachtstunden von wechselnder Länge. Ebenso haben die Chinesen ihre eigene Teilung des Himmels in 28 Mondstationen durch die sicher babylonische Zodiakuseinteilung des Himmels verwirrt. Die Stationen sind vielleicht indisch, sehr spät. Also haben die drei Nordkulturen ihr natürliches Jahr spät durch babylonische Messungen zu ordnen versucht!


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Die Sumerer hatten die Sechstelabstraktion. Ein Sechstel, nicht die Sechs spielt eine Rolle! Das System ist analytisch, also abstrahierend. Kreisteilung, 6-speichiges Rad, sechzig als 360: 6. Sogar die Elle wird in 60 ›Finger‹ geteilt!

Im ägyptischen Dezimalempfinden liegt die Fingerzahl, in 12 ist die Mondzahl. In Ägypten und Babylon liegt eine ursprünglich gemeinsame Tendenz vor, West-Ost, Punt und Kasch. Aber die Entwicklung ging in verschiedener Richtung. Die Teilung in Minuten und Sekunden taucht erst 1000 n. Chr. auf. Die Alten teilten wie wir in halbe, Viertelstunden etc. Überhaupt ist die Stundenzählung offenbar erst nach 1000 v. Chr. in Ägypten und Babylon aufgekommen. Früher lebte man nicht so exakt! Die 12 Nachtstunden wechselnder[271] Länge [erscheinen] schon in Pyramidentexten mehr als rhythmisches Maß [denn] als eine ›Einheit‹.


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Für die Stundenrechnung scheint mir eines vergessen zu sein: die kaschitische Vorkultur kannte doch Ebbe und Flut. Von da aus begann man erst die Tage zu teilen! Das ist eine Viererrechnung!


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Kalender: Babylonische Astronomie: Hat der Name für Sirius ›Kakkab misri‹ etwas mit dem Namen für Ägypten zu tun?

Frühaufgang: Nur wenn die Sonne sich dabei wenigstens zehn Grad unter dem Horizont befindet, kann ein Stern erster Größe gesehen werden, bei sehr klarem Himmel. Es ist also zwischen dem astronomischen Datum und dem tatsächlichen Gesehenwerden zu unterscheiden, d.h. um 3000 ist der Siriusaufgang kein festes Kalenderdatum im Bauernjahr, so wenig wie die erste Schwalbe. Aber gerade um 3000 wird man zur Ansicht gelangt sein, daß es fest sein muß, und nun rechnerisch den Tag festgelegt haben, obwohl oft genug der Stern sich verspätete. In Lagasch (vgl. Weidner, Alter und Bedeutung der babylonischen Astronomie und Astrallehre S. 2) wird schon mindestens 2600 v. Chr. der Siriusaufgang auf den 7. Monat des damaligen Kalenders festgelegt, den Tammuz (Tammuz ist der Gemahl der Istar).[272]

Quelle:
Oswald Spengler: Frühzeit der Weltgeschichte. München 1966, S. 264-273.
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