Israel und Philister

[334] 151


Die ›Rephaim‹ in Palästina sind ›Hamitosemiten‹, mit Totenkult also. Sie haben den semitischen Sprachtypus mitgebracht. Akkader? Die Israeliten des 1. Jahrtausends v. Chr. hatten keinen Unsterblichkeitsglauben, d.h. sie hatten die babylonische Auffassung. Alles Ägyptische ist verschwunden. Nordisch ist der Ahnenkult der Könige, sehr schwach.[334]


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[Der Noah-Bericht 1 Mos 9, 20 ff., das ist] der Schwank vom trunkenen Weinbauern, dessen ursprüngliche Pointe – vermutlich ein Erbgezänk – heute durch eine theologische Deutung ersetzt worden ist, bei dem der ›Segen‹ im veränderten Sinn hineingestellt wurde. Das ist die Arbeit eines priesterlichen Bearbeiters in der späten israelitischen Königszeit, vielleicht erst nach dem Exil. Nun beginnen aber die Urkunden des Hethiterreiches erst etwa um 1370 mit Suppiluliuma, und noch unter ihm taucht der Achäername auf, von dem später geredet werden soll. Damals war also die Kaftimacht schon zu Ende, wahrscheinlich doch ein Grund für das Chaos unter den syrischen Kleinstaaten, das die Hethiter und Ägypter lockte, hier Eroberungen zu machen. Der Noahspruch stammt also aus etwas früherer Zeit, vermutlich der letzte Versuch der Kafti, sich zu behaupten, wobei vielleicht einer oder einzelne mit ihren Söldnern vorübergehend Herrschaften begründet haben. Der Spruch zeigt dasselbe Bild wie die Briefe der dortigen Stadthäuptlinge an den Pharao. Als später – um 1200 – im Gebirge zwischen Jordan und Meer der Stämmebund ›Israel‹ gegründet wurde, um den kleinen Stadthäuptlingen das Land zu entreißen (Albrecht Alt), da verstand man unter Japhet die Philister, unter Kanaan die Eingeborenen. Ist vielleicht erst dadurch der Name Kanaan auf das Land übertragen worden, dessen Name bis dahin irgendwie mit ›Ham‹ verwandt war? Die Philister selbst nannten die Insel schon Kreta – daher ›Kreti‹ – die Ägypter Kafti; daß das dasselbe Wort war, ist nie zum Bewußtsein gekommen. (Vgl. Gallien von Kelten, Galater.) Für die Philister war die ferne Insel ›Kreta‹ – daher die ›Kreti und Plethi‹, die Leibwache Davids. Die Israeliten selbst hatten natürlich, als Binnenländer, von den geographischen Verhältnissen dieser Ferne keine Vorstellungen. Man kann sich den Horizont der Verfasser der verschiedenen Völkertafeln nicht eng genug den ken.[335]


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Die vorkanaanäische Bevölkerung von Palästina [war] zum Teil hamitisch (Megalithikum), den Sprachen des Nil nahestehend (die meisten Ortsnamen z.B.). Das ›Schriftägyptisch‹ [war] eine Kunstsprache. Von den Mundarten der Gaue um 3000 wissen wir nichts. Sie könnten der frühhamitischen ähnlicher gewesen sein.


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Japhet, Noah: Der sehr alte Noahsegen oder Fluch 9,25 fr. hat ›Sem, Japhet und Kanaan‹, Sündflut. Das hängt mit der Araratsage zusammen, stammt aus Harran – Nairi und bezeichnet Sem (Aramäer), Japhet (verbündete Weststaaten an der Küste von Ostkleinasien, Kilikien) und den Süden: K[anaan] = Syrien. Vor 1400? oder vor 1200? Die andre Fassung ›Sem, Ham, Japhet‹ gehört dem Verfasser der Völkertafel, ist also für deren Ordnung zurechtgemacht.

Nach dem Fall von Kafti 1400 bilden sich Erbmächte aus: Javones – Karer und Japhet – Alaschia. In die politischen Hintergründe dieser bloßen Namensreste können wir nicht hineinsehen, da Ägypter und Hethiter schweigen, aber es läßt sich vieles vermuten. Ich werde das später zeigen.

[Der biblische Verfasser] hat keine Ahnung, daß Japhet und Kaftor derselbe Name ist. Er hat das Schema der alten Sage fertig übernehmen müssen und teilt danach die ihm bekannten Namen ein, teils nach Nordwesten, Nordosten, Süden, teils nach ihm bekannten politischen Lagen. Da die Liste, immer wieder geänderten verschiedenen Fassungen umlief und endlich zusammengestoppelt wurde zu einer, läßt sich das älteste Schema, das vielleicht nach einem klareren Grundsatz angelegt war, kaum noch wiederherstellen.


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Die Noahsage (3 Söhne) [ist] eine ältere Sage von der Entstehung der Menschheit neben [der Sage von der] Völkertafel und [dem][336] Turmbau! Die Sage vom Turmbau beweist, daß sie nicht im S[üden] entstanden sein kann – völliges Mißverstehen des ›Turms‹ und der Religiosität, die das Symbol geschaffen hat. Es sind Leute von ganz andrer Religion gewesen, die diese despektierliche Erzählung schufen. Die Völkertafel weiß nichts von der Sintflut. Die Noahsage ist älter, nördlicher. Sie denkt nicht an ›alle‹ Völker.


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[Der Noahsegen] ist der Rest eines Triumphliedes, meiner Meinung nach, bevor er in die Novelle vom trunkenen Weinbauern Noah gerät, viel früher als dieser mit der Sintflut und gar der Völkertafel zusammengefaßt wurde. Das Triumphlied (wie Deborah) eines Söldnerschwarmes, der einmal im Dienste der Kaftigruppe über einen Mitannistaat gesiegt hatte.


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Sowohl das rätselhafte [Kapitel] Gen. 14, ein Text, der durch Weitererzählen so verändert ist, daß sich Anlaß und ursprünglicher Text nicht erraten lassen, als auch die Reihe Abraham – N[ahor] – H[aran] zeigen, daß A[bram] irgendwie ein Stammes- oder Landschaftsname gewesen ist, bevor er diese semitische Form erhielt. Dann aber ist es klar, woher er stammt: aus der Nairigegend. Hyksos – Chabiri – ›Aramäer‹. Wer hat denn den Namen Aramäer aufgebracht? Die assyrische Regierung. Er wurde dann allgemein angenommen, auch von den Leuten selbst: vgl. Indios (spanisch), Indians (engl.), Indianer.


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Japetos [hat] bei H[esiod] eine ähnliche Rolle im Stammbaum der Menschen, wie in den alten Sagen der Genesis Noah. Das muß hier erwähnt werden, obwohl es erst aus späteren Zusammenhängen genau erörtert werden kann: Dieses anschauliche Denken der menschlichen Vorgeschichte in Gestalt patriarchalischer Stammbäume und[337] Genealogien, die zum eigenen Volk als Mitte der Geschichte herabführen. Wir kennen es von den antiken Stämmen, [aus] der hellenischen Tradition, Hesiod vor allem, aber es muß auch bei den Italikern vorausgesetzt werden, sonst hätten sie nicht so schnell das griechische Schema übernommen und auf ihre Vorgeschichte] angewandt, als die hellenistische Art der Literatur städtische Mode wurde. Ebenso ist es mit der chinesischen Art, Vorgeschichte zu konstruieren (Haloun). Vor dem konfuzianischen Schema hat es selbstverständlich volkstümliche Stammessagen dieser Art gegeben. Erst aus den volkstümlichen (Genealogien] ist die gelehrte [abgeleitet worden]. Und so ist es auch bei dem Teil der israelitischen Stammessagen, der diesen Stil hat: er kam vom Norden, war also [aramäisch]: Chabiri, Hyksos. Nichts dergleichen bei Akkadern [und] Arabern.


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Der Kaftiname also [ist] an der ganzen Küste geachtet und gefürchtet. Im Binnenland diente er offenbar als zusammenfassende Bezeichnung des Fremden im Westen, Nordwesten, Kleinasien, [auf den] Inseln: Japhet. Ein sehr merkwürdiges Zeugnis dafür ist die ›Sage Noahs‹ in der israelitischen Sage, damals, als Jahvist und Elohist in der Königszeit zu schreiben begannen, schon alt, ein dunkler, unverständlich gewordener Vorgang. Also etwa aus dem 15./14. Jahrhundert. Die Sintflutsage hier, Hinterland von Ugarit. Ebenso die Brüder Abrahams. Darüber später. Die Israeliten, Binnenländer, kannten von Tyrus her den Namen Kafti. Es kam ihnen nicht zum Bewußtsein, daß Japhet dasselbe war.


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Da Alaschia nur ein Teil der Kaftiwelt ist, so ist es klar, daß noch der Name Kafti dort und an den Küsten von Kilikien und Syrien bekannt und geläufig war. Daher stammt die Bezeichnung Japhet, Kaphtor in den israelitischen Volkssagen, die hier, im Bereich von Harran und Naharain, (Abraham-Nahor-Haran) geschaffen wurde.[338] Was später die Philister mitbrachten, war der Name der Kreti. Erst die Griechen haben die Insel Kreta genannt. Für die Phöniker war der Inselname Kaphtor, und Kreti nur der Name eines Volksstammes.


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Das Genealogische ist nordisch, die Bibel kennt nur die Feststellung der Vorfahren zur Legitimation der Vornehmheit, nicht die Mythologie der Stammbäume. Die Herrenschicht der Chabiri hat das gemacht, auch Abram, Isaak, Jakob, 12 Söhne. Das verschwindet langsam mit dem Durchdringen des südlichen Beduinenschwarms. Denn die patriarchalische Genealogie ist den ›Semiten‹, Hamiten, Sumerern ganz fremd. Die schon lange in Nordpalästina sitzenden Stämme (›Israel‹) waren ›Aramäer‹. Zwölfstämmebund mit den Südbeduinen (Juda), die ohne diese Hilfe nichts erreicht hätten. Seßhaft, Vermischung mit den Eingeborenen – damit verliert das nordische Element die Herrschaft. Japhet bezeichnet die Küstenstämme und -staaten, die unter dem Schutz der Kafti standen. Sem [ist] der ›semitisch‹ redende Stamm, Ham der andre.


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Im Alten Testament erscheint Abraham als friedlicher Greis, als alter Herr und Patriarch. Er muß aber doch einmal jung und leidenschaftlich gewesen sein. Also ist jenes Bild erst entstanden, als er in der theologischen Konstruktion schon der Urpriester war. Wenn Nahor und Haran Staaten sind, dann ist auch Abraham die Personifikation eines politischen Begriffes. ›Aramäer‹ und Abraham [sind] also im Grunde identisch. War ›Abraham‹ der fingierte menschliche Ahne, der ›Sinn des Volkes‹, oder die göttliche Kraft, die in ihm wirkte?


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Völkertafel und Ahnenreihe der Genesis: Sehr aufschlußreich! Es ist das einzige trümmerhafte Zeugnis der praktisch-realen internationalen[339] Bedeutung der Länder für den Gesichtskreis eines Mannes etwa in Sidon. Im Stammbaum Abrahams [ist] ein Rest der Herrenlegende [enthalten], welche die Habiri unter sich hatten. Abiram mag einer ihrer berühmten Fürsten gewesen sein. Alte Ortsnamen: Haran, Naharain, Ur-Chasdim (Chaldäa) sind Chabirisitze. Nahor = Naharain. Dann ist (ego) das Wort Abraham viel leicht identisch mit Chabiraim, Abiram. Hebräisch heißt das Volk 'Ibrim. Das genealogische Prinzip hat sich noch spät im israelitischen Denken erhalten, wo die Völkergenealogie in der Form eines Stammbaums erscheint: die Söhne Noahs. [Eine Nachwirkung von] Atlantis.


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Adonai: Appellativ: Im Alten Testament sehr oft = pater familias. Nur in Byblos Anruf des uralten Vegetationsgottes, der in Sidon u.a. Eschmun heißt. [Adonis] erst in hellenistischer Zeit belegt! Melek ist der Herr des Staates. Melkart Herr der Polis. Baal [ist] Herr, Besitzer (Adel): Signoria, Senatus. Bei den alttestamentlichen Namen der Sagenzeit (vor Saul) hat man in sehr großem Umfang mit nicht westsemitischen Namen zu rechnen, die durch Volksetymologie hebräisch gemacht worden sind. Die vielen Wortspielereien beweisen das. Der Strom der Eroberertrupps [kam] von Norden her, deren Führer in Ägypten als Hyksos, deren Mannschaft als Söldner in fremdem Dienst als Chabiri (Hebräer), deren Nationalität als Aramäer bezeichnet wird: 1700 Hyksos; 1300 Aramäer, Chabiri.


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Midianiter, Stammesgruppe aramäischer Sprache. [Der] Jahwekult [ist] bei ihnen heimisch (später der Israelitengott). Um 1200–1000 mächtig, Nomaden, seit 1000 verschwinden sie, aufgelöst in seßhafte Bevölkerungen. Hauptweidegebiete Osten und Südosten des Golfs von Akaba.[340]


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Ich rechne jetzt damit, daß die ›israelitische Königszeit‹ ihrer inneren Form nach ›indogermanisch‹, nordisch war. Vgl. die indogermanischen Königsnamen seit 1400. Damals ist der ganze Orient von Reiterschwärmen überflutet. Nordisch ist Heldentum, Individualismus, historischer Sinn – bei Juden und Hethitern als Abfassung erster historischer Berichte und Preisung von Erhabenen: Simson! Mit dem Exil ist es vernichtet. Jetzt setzten die ›Juden‹ nur fort. Indogermanisch ist aber lediglich nur die Oberschicht: Könige, nicht die Prophetie! Das war der Reflex der Seevölkerzeit. Der Schachergeist ist nachexilisch: es sind andre Menschen. Die Makkabäer sind nicht Helden, sondern religiöse Fanatiker.


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Israel und Juda [sind] verschiedene Stammesgruppen, aram[äisch]-hebräisch, je mit eigenen Stammessagen. Als in der Philisterzeit vorübergehend eine Vereinigung stattfindet (David, Salomo), entsteht die Tendenzliteratur Jahwist und Elohist. Höfisch, als gemeinsame Vorgeschichte. Bei der Landnahme der Israeliten wird der Adel der Städte (indogermanisch, harrisch etc.) ebenfalls einverleibt (A. Alt, 25) – Saul z.B.? Den Nordstaat hat Saul, den Südstaat David gegründet.


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Juden 1000 v. Chr.: Es handelt sich um zwei ›Völker‹, die nur äußerlich und vorübergehend zusammengeführt werden (hängt damit vielleicht der Unterschied von hebräisch und aramäisch zusammen?). Das Südvolk (›Leastamm Juda‹), Gott Jahwe mit dem leeren Zelt, ›mosaische‹ Religion, mit den Leviten (nach H. Grimme sind die Leviten dem Gott geschenkte Diener, in Südarabien), von Kadesch her, bildlos. Das Nordvolk [ist] kriegerisch (Josua, Deborah), mit dem Gott Jahwe Zebaoth und Bundeslade. Stämme ›Israel‹ oder ›Ephraim‹[341] oder ›Joseph‹. Beide Gruppen [sind] verschiedener Religiosität und Überlieferung. Deborahlied: Jeder Zusammenhang mit dem Süden fehlt. Erst die Könige schafften [ihn], flüchtig berechnet, für fünfzig Jahre. Erst das Exil schafft eine Geschichte von politischer Zusammengehörigkeit, Ezechiel, und vorher die Landesschicksale seit der Chaldäerzeit. Jeremias fühlt nur die Glaubensverwandtschaft. Seitdem fließen die Begriffe Israel und Juda zusammen, was man erst nach dem Verlust der Tradition der Königseinheit schmerzlich anerkannte.


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Geschichte Israels: Im 2. Jahrtausend [sind] zahlreiche Beduinenstämme von wechselndem Zusammenhang, bald verbündet, bald verfeindet (Blutrache), zersprengt, sich neu bildend. Größere Verbände [sind] stets das Werk eines bedeutenden Scheichs (Josua, s. Abd el Kader, Senussi, Wahhabiten). Eine Reihe solcher Stämme, vielleicht hebräisch-südsemitisch, israelitisch, [kamen] von Süden her gegen Kanaan (Mosessage, Sinaigott, Leviten), ein ganz anderer (Israel, Abramsage, aramäisch, Zebaoth) von Norden her. Die Philistergefahr läßt erst den Scheich Saul eine größere Zusammenfassung (12 Stämme) versuchen, die mit Salomon wieder zerfällt. Aber eine Tradition des Einmalzusammengehörthabens erhält sich in der Folge. Nach dem Exil kehren nur ein paar Südstämme zurück, aber geistig tragen sie beide Traditionen. Eine alte, der hethitischen ähnliche ›Literatur‹ hatten nur die Nordstämme. Nach dem Exil wird die jüdische Literatur daraus zurechtgemacht.


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Die Sage vom Krieg der fünf Könige [1 Mos. 14] ist ein Rest nordischer Heldensage. So wie der troische Krieg alle möglichen Helden vor Troja vereinigt, so sind hier die großen Namen [der Zeit] zu ein[er Aktion] verbunden (Nibelungenlied: Theoderich, Attila). Die späteren literarischen Schulen Jahwist und Elohist haben das nicht mehr verstanden und ins ›Historische‹ überführt.[342]


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Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis machen – das ist nordisches Gefühl, in südliche Dogmatik übersetzt. Auch die Kulthörner am Altar in Israel und Kreta: die Doppelaxt, Zeichen des nordischen Wettergottes. Die männlichen Götterbilder fehlen in Kreta – der Gott ist aber [bildlos] (Dodona). Es ist die altindogermanische Schicht zwischen Donau und Hindukusch.


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Jahwe Zebaoth [heißt] Jahwe-›Heerscharen‹ (Plural), das Numen, dessen brüllende, bluttriefende Inkarnation die stürmenden Heere sind, eine entsetzliche Gottheit, die niedertritt und metzelt.

Ist Zebaoth nicht volksetymologisch aus Teisbas entwickelt? Zeuspater.


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(Nach Kittel II, 290 ff.) Der Jahwist um 850, aus Juda, großer Schriftsteller. Der Elohist 750 (Hoseazeit) aus Ephraim. Der Jahwist hat die alten Sagen gesammelt, erhalten, umgedeutet in die Vorstellung von einem Himmelsgott, von Sünde, Buße etc. Jahwe ist für ihn ›Gott im Himmel‹. Etwa gleichzeitig sind die Verfasser der Königsgeschichten.


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Jahwe Bundesgott von ›Israel‹ in Sichern – bis dahin von der Sippe Josuas verehrt (Joseph). Der aramäische Stamm (Lea, Israel), zum Teil schon zerfallen, schloß sich an. Der Bund muß sich gegen eine große Gefahr gewehrt haben. Sellin (Festschrift für Haupt, 1926): Das Deborahlied bezieht sich darauf. Juda ist von Kadesch her zu Jahwe bekehrt worden. Mose ist der Vorkämpfer dieses Glaubens, der in Sichern politisch umgestaltet wurde.[343]


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Es gibt eine semitische Rasse ebensowenig wie eine indogermanische. Das sind Sprachbezeichnungen, nichts weiter. In Wirklichkeit sind von Vorderasien, von Südarabien (von Abessinien) bis nach Armenien Stämme sehr verschiedenen Volkstums und sehr verschiedenen somatischen Typs vorhanden gewesen. Aus geschichtlichen, politischen Gründen haben sich semitische Sprachen verbreitet und langsam die vielen anderen verdrängt. Assyrer, Armenier, Phöniker sind noch lange nicht Blutsverwandte der Araber.


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›Tarsis und Elisa‹ [sind] als eine feste Formel in die Völkertafel übergegangen. Es ist ganz falsch, wenn man eine großartige geograph[isch]-politische Kenntnis in den Tabellen von Jahwist und Elohist vermutet. Das ist eine naive Zusammenstellung, in die alles hineingesteckt wurde, was der Verfasser von Namen je gehört hatte, um damit zu prunken, alte Genealogien, Angaben von Sidon her, Namen, deren Bedeutung er gar nicht kennt. ›Tarsis und Elisa‹ ist ein weitschweifender Ausdruck, der hier einfach eingereiht wird.


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Die Nordstämme (Achlame, Chabiri), die vor den Armeniern nach Süden zogen, hatten Wandersagen, die sie bis nach Hebron brachten: von Noah, Abram, Nahor, Haran etc. Nur ein paar Splitter sind später, nicht verstanden, umgedeutet, von den Juden übernommen worden. Dazu gehören auch die Einzelepen, Abram, der schweifende Aramäer etc. Dagegen sitzt ›Jakob‹ an dem Kultorte des späteren Stammes Joseph. Laban, Esau – das sind vermenschlichte Göttersagen. Kanaan (Meyer II, 2, 63) nannten die Phöniker ihr Land, sogar die Bauern um Karthago. Ursprünglich bedeutet es also ein nördliches Gebiet.[344]


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Die ›zwölf Stämme‹ [ist] ein fester Begriff des Bundes von Sichern. Der Name [ist] erst in der Form erhalten, die seit dem 9. Jahrhundert feststeht. So Levi = Leviten. Ursprünglich [gab es] zum Teil ganz andre Namen. Etwa statt Levi Lea. Issakar, ›Dienstknecht‹, [ist wohl] ein später Spottname. Der eigentliche Name ist verschollen. Gad und Asser sind Götternamen. Die endgültige Namensfassung gehört etwa in die Zeit Daniels. Vielleicht waren die zwölf Namen schon längst verschollen und wieder durch andre ersetzt, die akkadisch waren. Joseph z.B. Die Aufzählung stimmt auch nicht, es gibt mehrere Listen (Noth). Aber ›Ruben, Simeon, Levi‹ ist alt, da die Stämme gar nicht mehr existierten. Die Folge der Namen muß einmal Bedeutung gehabt haben.


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Söhne des Sem (Noahsage), d.h. Leute, die einen Namen haben, der auf dem Dasein eines fremden Stammes beruht. Der freilebende Viehzüchter verachtet den an der Scholle klebenden Bauern. Ackerbau ist ihnen ein Herabsinken zum sklavenmäßigen Dasein. Die Namengebung der Nomaden, Viehzüchter haftet aber an Stamm, Sippe, Familie, die der Bauern an Ort, Feldmark, Dorf, Haus. Die dorische und aramäische Wanderung brachte solche freilebende Stämme – Viehzüchter, Räuber, Seefahrer – in ein Bauernland. Sie ließen die Bauern als Hörige und die Städter als zu Plündernde leben und saßen dazwischen, nur auf ihr Wohlsein bedacht.


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Israel: In Sichern der Bund der Stämme zwischen Josue (Joseph), den Israelstämmen und ein paar andren. Die Josephgruppe gehörte früher einem andren Beduinenverein an, dem vom Sinai/Horeb. Jahwe [war] der Bundesgott über den Stammesgöttern. Dieser Bund verfiel bald wieder – Philisterzeit, Sonderkönige – mit dem Seßhaftwerden,[345] der Vermischung mit den Städtern. Es blieben sagenhaft nur die Zwölfzahl, die Namen und die Reihenfolge. Viele Stämme hatten sich aufgelöst, anders verbunden. Allmählich wird der geographische Zusammenhang wichtiger (Juda, Israel). Die früheren Sondersagen der Stämme und Orte (Abraham, Ägypter, Moses, Josua) werden von schreibenden Priestern in eine Tradition zusammengefaßt, widerspruchsvoll genug. Der Zwölferbund hat nicht lange bestanden. Ein Ereignis, dann nur noch Kultbrauch.


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Sethe (Amun und die acht Urgötter von Hermopolis, § 281) macht auf die Gleichheit der Vorstellung von Amun, dem schöpferischen Lufthauch über dem Urgewässer Nun, und Jahwe, dem Hauch Gottes über den Wassern, aufmerksam. Diese altägyptische priesterliche Vorstellung des Tempels von H[ermopolis] – eine Vorstellung in einem feuchten Küstenlande – ist also durch ›Moses‹ oder erst seit 600 nach Jerusalem gekommen. Ist Gen. 1. 1. Jahwist, Elohist oder Priesterschrift?


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Personennamen [gebildet aus Zusammensetzungen] mit Jahwe [gibt es in] Richterzeit und Moseszeit zusammen fünf; selten, der erste ›Josua‹. Seit David massenhaft (Noth 106 ff.), unter den 40 Königsnamen 21. Außerhalb Israels kommt der Name Jahwe nicht vor (Noth 108 ff.) Die Seltenheit von Jahwe in der Moses- und Richterzeit beweist, daß es sich um den Gott eines Stammes handelt, der sehr langsam Boden gewinnt. (Die fünf Namen gehören Vornehmen an.) Als mit dem Königtum die Stämme schwinden und der Staat beginnt, wird Jahwe Staatsgott.


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Die semitischen Personennamen mit Ab (Vater) und Ach (Bruder) bezeichnen damit die Stammesgottheit. Der eigne Gott [erscheint][346] als Ahn, Schützer, Genosse des Stammes (Noth 73 ff). Dieser Gott hat sehr oft keinen Namen, oder man vermeidet ihn zu nennen. (Nomina sunt odiosa.) Das entspricht also Bezeichnungen wie Baal, Melek, Lada, Hera, Frouwe. Mit der Bildung eines Staates (Saul) über den Stämmen werden diese Namen seltener, weil jetzt mehrere Gottheiten als vorhanden bekannt sind. Jahwe ist Staatsgott, nicht einziger Gott. Nur die antistaatlich Gesinnten (Anhänger der Stammesidee) wollen nur einen Stammesgott. Sie begreifen die Staatsidee nicht.


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Israeliten und Griechen [sind] die einzigen, die genealogische Stamm-Mythen kennen: Jon, Hellen, Jakob, Abraham. Die einzigen, bei denen Berufe zu fiktiven Stammbäumen werden: Orpheus, Dädalus, Homer, Leviten, Tubalkain.


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Bethsean (Reallexikon II, 4 und I, 44 ff!): Enorm wichtig: vor den Philistern ein ›mykenisches‹ Herrengeschlecht. Der Name Turscha [ist] inschriftlich! Pithoi wie in Knossos, mit mykenischen Gesichtsmasken. Hier hängten die Philister die Leiche Sauls auf. Später (Salomo) mit Thaanach und Megiddo ein Bezirk. Minoisches seit 2000 in Kanaan: Gressmann, Zt. Alttest. Wiss. 43 (1925) 239 f.


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Die Philister [sind] religiös tolerant (anders als die henotheistischen Israeliten): sie lassen allenthalben die Landkulte gelten, auch die Lade Jahwes. Um 1080 Sieg der Philister (Eroberung der Lade), Zerstörung des israelitischen Tempels in Silo, Entwaffnung der Israeliten (kein Eisen mehr, Verbot des Schmiedens; genau dasselbe hat Porsena den Römern auferlegt. Also haben die Seevölker das Eisen mitgebracht!). Um 1000 Niederlage und Tod Sauls. Gad seit Amos etwa zerstört. Gaza unter den Persern blühend.[347]


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Die Ilias im Alten Testament: Ein vorzüglicher Bericht, mit Feindesaugen gesehen (Homer ist Standespoesie). Diese politische Organisation und Kampfesweise, so ganz und deshalb auffallend genau [wie in der] Ilias: Rat der Fürsten. Die Israeliten, eine urwüchsige und kriegerische Rasse, waren [den Philistern] körperlich und taktisch weit unterlegen. Beide schlugen sich um die Herrschaft über die einheimische Bevölkerung, von der beide Sprachen und Numina entlehnten. Zeus und Sinai-Jahwe. Das bedeutet die ältere Sage von den Söhnen Noahs, wie sie Gen. 9,25 ff. sieht. Erst aus den Philistersiegen entwickelte sich unter den Beduinenstämmen, die sich vor Eifersucht auffraßen, ein tragisches Heldentum: Saul und David. Dem war das Seevolk an Zahl nicht gewachsen. Ihr Sieg am Berge Gilboa, wo Saul ganz antik Selbstmord begeht, als alles verloren ist, Verrat Davids und seiner Freibeuterschar, das alte Skaldenlied über den Tod des Helden – ganz homerisch, Hildebrandslied. Das ist alles ganz kriegerisch und unpriesterlich. Keine Überarbeitung des Samuel hat das verwischt. David ist ein Lehnsfürst der Philister, die nun wieder bis zum Jordan herrschen, und kämpft gegen Abner, der das Haus Sauls aufrecht erhalten will. Blutrache, Stammesfehde bahnen David den Weg. David scheint im Familienzwist untergegangen zu sein: aber er hat die Philister erledigt. Beide waren handfeste Barbaren, abergläubisch, durch vielerlei religiöse Rücksicht gehemmt.


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Enak: Dieser Trupp von vielleicht hundert Kriegern, der Schrecken verbreitete, hatte keinen Namen. Enakiten wurde in der Sage zum Namen. Wieviel Bewohner hatte Kanaan überhaupt? Die ›Städte‹ [zählten] höchstens einige tausend Bewohner, ein paar hundert Krieger. Eine halbe Million Kanaanäer [war] schon zuviel. Der Israelitenstamm, alle zusammen, [hatte] vielleicht zehntausend Krieger. Dan ein paar hundert. Die Gruppe Joseph, wieder zerfallend in[348] Ephraim und Manasse, einige tausend. Lose Verbindung, die durch [Richter] vorübergehend eine Einheit für den Krieg wurde. Geschlechter, die von einem Stamm zum andern übergingen.


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Enakskinder, in drei Stämmen: Ahiman, Thalmai, Sesai (was für eine Sprache?) um Hebron, später in die Philisterstädte verdrängt. Also Seevölkerrecken. Die Seevölker [kamen] auf dem Normannenweg Tartessos – Sardinien – Kyrene bis zum Ostrand des Mittelmeeres. Identisch mit der Dolmenstraße! Dolmen in Tripolis (Libyer). Auch die Kabylen Seevölkerstraße?

Dann wären die Griechen also von der Nordsee ge kommen! Daher die Übereinstimmung mit [dem] Libyschen! Dagegen die Landratten Italiker – Dorer. Dorisch [ist] also [eine] angenommene Sprache, nicht mitgebracht! Es gibt griechische Orte Thalamai und Seamai (wie Perg-amos). 4. Mos. 13,22 Hebron sieben Jahre vor Tanis gebaut. Da ist der Zusammenhang: eine Söldnerkolonie? 1 Sam. 30 wohnen Kreter zwischen Hebron und Gaza.


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In Gaza das Marnion, Tempel des Marna(s), Kretagenes – Zeus (Vita Porphyrii 64)! Marnas ist semitisch, aber rein gazäisch. Vgl. auch Schürer II, 28 ff. Astarte – der Name deckt im Unterschied von Derketo = Atargatis eine echt philistäische Gottheit! Dagon: der Name [ist] wohl eine einheimische (Kanaan) Getreidegottheit; das Numen der Philister aber (Fischschwanz wie Astarte) [ist] ein Meergott (Poseidon).

Auf den Münzen heißt Gaza: Gaza minca. Gaza prägt Münzen nach attischem Fuß und oft mit griechischer Inschrift, während die phönikischen Küstenstädte Tyrus, Sidon, Byblos phönikischen, Aradus persischen Fuß hatten. Gaza (im Innern) hatte eine Hafenstadt wie alle diese etwas landeinwärts gelegenen Orte. Astaroth (Astarte, nicht[349] Atargatis!), eine allgemein vorderasiatische Gottheit (oder Kategorie), also auch eine echt philistäische Gottheit, ist angeglichen. Das muß sich noch ermitteln lassen. Wie Herodes Germanen und Gallier in seiner Leibwache hatte (Josephus Antiq. XVII, 8,8), [so David Krethi und Plethi].


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Enakskinder: Aias und Teukros [sind] Söhne des Telamon von Salamis. (Ai – Ahiman, Teukros – Sisai, Zeker; Telamon – Talami). Salamis, Salmoneus, Salmydessos, Salmonia (Kreta), Salamander, Salambo (nach Hesych Name der Aphrodite in Babylon. Wenn r = 1 [hieß sie wohl] Sarrapa oder ähnlich). Teukros [ist der] Gründer von Salamis auf Cypern. Aias und Teukros [sind] die Priestertitel von Olbe in Kilikien. Teukrer ein Volk (Meyer, § 491).


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Philisterkeramik: Sie entspricht der cyprischen kurz vor 1000, ist eine Abart der spätmykenischen. Das Gegenstück zu Goliath ist die humoristische Gestalt des Stammes Dan, Simson. Ein Wilder, verliebt, brutal, ewig hinter den philistäischen Weibern her. Der Barbar an der Kulturgrenze (Simson wie Jonas von den Juden annektiert! Vgl. Gral, Artus). Unter Ramses II 1292–1225 sitzen noch Kanaanäer im Philistergebiet.


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Für die israelitischen Beduinen, die Kanaan (Hochland) besaßen, war Kreti eine gegenwärtige Gefahr, Japhet eine verklungene Aramäersage aus dem Norden: Sem, Harn, Japhet.


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Die israelitischen ›Propheten‹ [sind] keine Mystiker oder Ekstatiker, sondern begeisterte Volkspolitiker, welche ihre Sprüche und Reden[350] diktierten, in dem im Süden üblichen festen Schema der Prophezeiung). Die heutigen Schriften sind aber spätere Redaktionen, aus vielen kleinen Originaltexten zusammengesetzt. Diese Form der Demagogie ist allgemein ›magisch‹, da der Herrscher ja ebenfalls die ›Stimme Gottes‹ ist. Das ›Volk Israel‹ von 1100 v. Chr. [ist] eine Stammeskoalition sehr verschiedener Rassen.


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Hebräer: In der Königszeit [existieren] noch deutlich zwei Namen, die Jirku für zwei Völker hält; es sind aber, wie oft, der Kultname der ganzen Gemeinschaft (Israel) und der Standesname der Kriegerklasse (Ibrim): vgl. Spartiaten und Lakedaimonier, Römer und Quiriten. Habiru als Standesnamen findet man auch bei andern aramäischen Völkern.


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Die Entstehungsgeschichte der Israeliten ist leicht zu übersehen, wenn man nicht übertriebenen Zweifel oder Glauben hat. Es ist das einzig erhaltene Beispiel des Schicksals halbnomadischer Volksbildungen, wie sie in diesen Jahren unaufhörlich vorkamen.

Überall weideten die Beduinenstämme, ein paar hundert Köpfe, schlössen sich zusammen, hatten ihre [Stammes] sagen mit Erzvätern, ihren Berggott. Die B'ne Joseph saßen in Gossen, andre Scheichs traten hinzu, so entstand eine etwas größere Schar, die sich den B'ne Moab verbündete. [Israel] nannten sich die B'ne Jakob, und wie der Stamm Joseph die Mosessage mitbrachte, so ein andrer (Rüben) die Sage von Abram dem ›Hebräer‹. Schließlich nannten sie sich alle Hebräer. Der Bund, B'ne Israel, entstand für die Eroberung in Judäa. Nachher verfiel er, aber die Erinnerung blieb als Sage. Vier Stämme gehörten ursprünglich nicht dazu, so Dan (Simson!), gemischten Ursprungs. In Wirklichkeit war [Israel] also der starke Stamm Joseph (Rahel), und zu ihm [gesellten sich] sechs kleine Leastämme.

Die Sagengestalt Moses', des Ägypters, gehört dem Stamm Joseph, und es ist möglich, daß einmal ein abenteuerliches Schicksal dieser[351] Art [sich vollzog], ein Mann [existierte], der diesen Stamm führte und eine Landnahme [ins Werk setzen] wollte.

Die Patriarchensage ist kanaanäisch und von Israel akzeptiert. Moses, als Ägypter, wird die ägyptische Zentralisation der Stammeskultur organisiert haben. Die Richter (Scheichs) richten wenig aus. Der große Philistersturm führt dazu, daß die Israeliten deren Form annehmen: König, Heer, Hof, Heldensage!


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Die jüdische Geschichte nach Wellhausen erzählen: Sie gibt ein Bild von dieser Art von Geschichte: Die Beduinenstämme, zum Zweckverband der B'ne Israel verbunden, dann wieder zerfallen, – schon im Deborahlied – grausam, habgierig, abergläubisch. Der Scheich Josua. So sahen solche Wanderungen aus: die Städte bleiben kanaanäisch, von höherer Kultur. Die Beduinen haben ihre Lager in den Weidegründen, Mord und Überfall gehen weiter, aber allmählich lernen die Beduinen die Sprache des Landes (alles nach Wellhausen).

Aber diese ›Semiten‹ sind Europäer, hellfarbig, hart. Wie Mohammed. Die Häuptlinge der Kanaanäer [waren] immer uneins. So ist alles Zufall, bis mal ein großer Mann kommt. Deborah – eine Jeanne d'Arc.


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Die Israeliten waren Schaf- und Ziegenhirten, die Midianiter Kamelnomaden und Räuber, die Kanaanäer Bauern, deren Häuptlinge noch von den Indogermanen und Ägyptern her Roß- und Wagenkämpfer. Der Boden rauchte von Blut, von beiden Seiten wurde gemordet, aus Blutrache oder Habgier. Schließlich gab es kein Geschlecht in den Stämmen, das nicht mit fremdem Geschlecht versippt war. Sie werden Bauern; das Beduinenideal der Propheten ist veraltet. Daß aus den B'ne Israel mehr wurde als aus andren Stämmen, verdanken sie den Philisterkriegen. Saul wird der erste ›König‹ kanaanäischen Stils, wie Arminius, der die Römer nachahmen wollte,[352] ohne Erfolg. David hat nicht einen Stamm hinter sich, sondern ein Heer von Berufskriegern, darunter viele Philister. Er ist überhaupt nicht ›Israelit‹, sondern Abenteurer. Salomo [wird] durch eine Palastintrige erhoben.


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Die babylonischen Exiljuden waren reich, gebildet. Hier lag das Geisteszentrum. In Judäa [wohnten] die armen Bornierten. Dort Mischung mit den überlegenen Kanaanäern: Kult, Heirat. Unter Salomo [waren] im Tempel alle Kulte [vertreten], für Jehova [blieb] nur eine Ecke. Erst der ›zweite Mosaismus‹ Esras schuf das Mekka.

Quelle:
Oswald Spengler: Frühzeit der Weltgeschichte. München 1966, S. 334-353.
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