§ 60. Das Gewinnen.

[471] Die Anwendung des Penis, bestrichen mit dem mit Honig vermischten Pulver von Datura alba, Pfefferstaude und Piper longum, wirkt gewinnend. Das Bestreuen mit dem Pulver von Blättern, die vom Winde fortgeweht werden1, Totenkranzüberresten2 und mayūra-Knochen3 wirkt gewinnend. Das Pulver einer von selbst gestorbenen Kreiszieherin4, vermischt[471] mit Honig und darin, sowie mit Myrobalanenfrüchten gebadet wirkt gewinnend. Glieder (?) von vajrasnuhī5 in Stücke zerschnitten, mit Pulver von rotem Arsenik und Schwefel versehen, siebenmal getrocknet und zu Pulver gerieben: damit und mit Honig den Penis bestrichen und angewendet, wirkt gewinnend. – Wenn man eben damit nachts Rauch erzeugt, sieht man den Mond, wenn er durch diesen Rauch verhüllt wird, golden6. Wenn man mit eben diesen pulverisierten Sachen, vermischt mit Affenkot7, irgend ein Mädchen bestreut, wird es keinem anderen gegeben. – Stückchen der vacā-Wurzel8 (von Acorus Calamus), mit dem Öle vom Mangobaume bestrichen, berge man in einem Aste des Dalbergia Sisoo-Baumes, den man ausgehöhlt hat; nach sechs Monaten herausgenommen gibt das die bei den Göttern hochgeschätzte Salbe, die, wie man sagt, gewinnend wirkt. Ebenso nehmen dünne Spänchen von dem Harze der Acacia Catechu den Geruch der Blumen desjenigen Baumes an, in den man sie hineinlegt, nachdem man ihn ausgehöhlt hat. Das gibt die bei den Gandharven beliebte Salbe, welche gewinnend wirkt, wie man sagt. – Blüten9 von Panicum italicum mit Tabernaemontana coronaria vermischt10 und mit Mangoöl bestrichen geben, wenn sie sechs Monate lang in einem Mesua Roxburghii-Baume gelegen haben, den man ausgehöhlt hat, die bei den Schlangendämonen beliebte Salbe, die gewinnend wirken soll, wie man sagt. – Ein Kamelknochen11, mit dem Safte von Eclipta prostrata getränkt12, gibt verbrannt13 ein Augenpulver; diese in eine Dose aus Kamelknochen getan, vermittelst eines Stäbchens aus Kamelknochen[472] mit Antimon14 versehen, ist (auf die Augen aufgetragen) lauter, den Augen zuträglich und wirkt gewinnend, wie man sagt. Damit sind die aus den Knochen von Falken, Bhāsa's15 und Pfauen bereiteten Augensalben abgetan.

Fußnoten

1 Ein solches muß mit der linken Hand gehascht werden.


2 Von dem Kranze, der auf der Brust des Toten gelegen hat.


3 mayūra soll hier nicht Pfau (kekin), sondern jīvaṃjīvaka bedeuten. Man streut dies Pulver Frauen auf den Kopf, Männern auf die Füße.


4 maṇḍalakārikā iti: yā maṇḍalena pānīye saṃghaśo bhramanti. Meine Mss. des Bhāskaranarasiṃha lesen maṇḍalakārikāyāḥ gṛdhrāyāḥ, womit die Anmerkung 2, S. 366 der Ausgabe, zu vergleichen wäre. Nach Yaśodhara wäre wohl ein Wasserinsekt gemeint, etwa ein Taumelkäfer (Gyrinide) oder dergleichen.


5 Eine kantige Art Euphorbia antiquorum. vajrasnuhīti yā sāśriḥ, sagt Y.


6 Nach Y. dient dies als gelegentliches Zauberkunststückchen. Bhāskara sagt: etena uktacūrṇena tiraskṛtam vāsitaṃ sauvarṇam vartulasuvarnakhaṇḍam candramasaṃ tam iva darśayati darśayitvā vaśayati.


7 Nach der Überlieferung muß es ein Affe mit rotem Gesicht sein.


8 Einer weißen vacā, die man an einem bestimmten Sonntage graben muß.


9 Y. priyaṃgukusumāni.


10 Zu gleichen Teilen (Y).


11 In reiskorngroße Stücke geschlagen.


12 Dreimal.


13 antar dhūmam, ohne daß Rauch entweichen kann.


14 Zu gleichen Teilen verrieben.


15 goṣṭaḥ karkaṭakaḥ pakṣī zitiert Y.

Quelle:
Das Kāmasūtram des Vātsyāyana. Berlin 71922, S. 471-473.
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