§ 5

[52] Die Wahrheit dessen, was kein Prinzip hat, der Zwei und der Fünf Wirkungskraft vereinigen sich wunderbar und gerinnen: des Khian Norm ist das Männliche, des Khun Norm ist das Weibliche; die beiden Odem erregen einander, durch Veränderung erzeugen sie alle Dinge; alle Dinge entstehen durch Erzeugung: so ist Wechsel und Veränderung endlos.


[52] Also in der Welt giebt es kein aussernatürliches Ding: [53] somit ist die Natur allgegenwärtig. Darin beruht, dass das, was kein Prinzip hat, die Zwei und die Fünf sich vermischen und verbinden ohne Unterbrechung. Das nennt man die wunderbare Vereinigung.

Unter ›Wahrheit‹ ist Vernunft gemeint, das heisst: ohne Verwirrung. Unter ›Wirkungskraft‹ ist Odem gemeint; das sind Namen für nicht Zweierlei. ›Gerinnen‹ ist sich sammeln: der Hauch sammelt sich, da wird er Gestalt.

[54] Denn, wenn die Natur das Herrschende ist, und Yen und Yang gleich Aufzug und Einschlag sich zusammenfügen, so gerinnt und sammelt sich Jedes seiner Art gemäss und wird Gestalt.

[55] Die Stärke am Yang ist das Männliche, also des Vaters Norm; die Gefügigkeit am Yen ist das Weibliche, also der Mutter Norm. Diese sind die bei Beginn der Menschen und Dinge durch den Wechsel des Odems Entstandenen.

Der Odem sammelt sich und wird Gestalt; also treten Gestalt und Odem in Wechselwirkung; und folglich, indem sich die Gestalten verändern, entstehen Menschen und Dinge durch Erzeugung, und Wechsel und Veränderung sind endlos.

[56] Betrachtet man das Männliche und das Weibliche, so haben das Männliche und das Weibliche jedes seine Natur, allein das Männliche und das Weibliche, sind, vereint, das Urprinzip. Betrachtet man alle Dinge, so hat jedes Ding seine eigene Natur, allein alle Dinge sind, vereint, das Urprinzip.

Denn spricht man vom Ganzen, so sind alle Dinge[57] nach ihrem gemeinsamen Wesen, vereint, das Urprinzip: spricht man von den Einzelnen, so enthält jedes Ding ganz das eine Urprinzip.

Das heisst: in der Welt ist kein aussernatürliches Ding, sondern die Natur ist allgegenwärtig; darin kann man die Vollkommenheit desselben um so mehr erkennen.

Tsï-ssï-tsï sagt: ›der Edle spreche von Grossem, – die Welt kann es nicht umfassen, er spreche von Kleinem – [58] die Welt kann es nicht zerstückeln‹. Das besagt dasselbe.

Quelle:
Thai-kih-thu, des Tscheu-Tsi Tafel des Urprinzipes. Dresden 1876, S. 52-59.
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