2. Der Kaiser und der Heilige

[31] Der heilige Herrscher Yau wollte das Reich an Freigeber abtreten und sprach: »Wenn Sonne und Mond aufgehen und man löscht die Fackeln nicht aus, so werden sie doch schwerlich gegen den Schein (des großen Himmelslichtes) aufkommen können. Wenn der Spätregen fällt und man wollte doch fortfahren mit Begießen und Bewässern, so würde das der großen Nässe gegenüber verschwendete Mühe sein. Wenn Ihr erst auf dem Throne seid, so wird das Reich in Ordnung sein, und ich sehe selbst, daß es verfehlt wäre, wenn ich noch weiter mich damit abgeben wollte. Darum bitte ich Euch, das Reich zu übernehmen!«

Freigeber sprach: »Ihr habt das Reich geordnet. Da nun das Reich bereits in Ordnung ist, so würde ich es nur um des Namens willen tun, wenn ich Euch ablösen wollte. Der Name ist der Gast der Wirklichkeit. Sollte ich etwa die Stellung eines Gastes einnehmen wollen? Der Zaunkönig baut sein Nest im tiefen Wald, und doch bedarf er Eines Zweiges nur. Der Maulwurf trinkt im großen Fluß, und doch bedarf er nur so viel, um seinen Durst zu stillen. Geht heim! Laßt ab, o Herr! Ich habe nichts mit dem Reich zu schaffen. Selbst wenn der Koch die Küche nicht in Ordnung hielte, wird doch der Opferpriester nicht seine Pokale und Schalen im Stiche lassen, um ihn abzulösen.«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 31.
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