3. Der Rat des Namenlosen

[98] Himmelgrund wanderte auf der Mittagsseite des Roten Berges, und als er an den Knöterichbach kam, begegnete er von ungefähr dem Namenlosen, fragte ihn und sprach: »Darf ich fragen, wie man die Welt regiert?« Der Namenlose sprach: »Fort! Du bist gemein, eine solch unüberlegte Frage zu stellen. Ich bin eben dabei, mit dem Schöpfer zu verkehren. Hab' ich's genug, so reite ich auf dem Vogel Unsichtbar hinaus aus der räumlichen Welt und wandle in dem Lande des Nichtseins und weile in den Gefilden des Grenzenlosen. Weshalb willst du mein Herz bewegen mit dem Gedanken an die Regierung der Welt?«

Jener fragte noch einmal.

Da sprach der Namenlose: »Laß deine Seele wandeln jenseits der Sinnlichkeit, sammle deine Kraft im Nichts, laß allen Dingen ihren freien Lauf und dulde keine eigenen Gedanken: und die Welt wird in Ordnung sein.«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 98.
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