13. Dem Verdienste seine Krone

[290] Es war einmal ein Mann in Sung, den der König von Sung nach Tsin schickte. Als er ging, besaß er nur wenige Wagen, aber der König von Tsin hatte eine Freude an ihm, so daß er ihn mit hundert Wagen beschenkte. Als er nach Sung zurückkam, besuchte er den Dschuang Dsï und sprach: »In einer elenden Gasse eines armen Dorfs zu wohnen in äußerster Dürftigkeit, Strohsandalen an den Füßen und im Gesicht verrunzelt und blaß: das ist mir freilich nicht gegeben. Aber mächtigen Herrschern die Augen zu öffnen und mit einem Gefolge von hundert Wagen aufzutreten, das ist's, worauf ich mich verstehe.«

Dschuang Dsï sprach: »Der König von Tsin hatte eine Krankheit, und er berief seine Ärzte. Der eine, der ihm seine Geschwüre aufschnitt und den Eiter ausdrückte, bekam einen Wagen; der andere, der ihm die goldene Ader leckte, bekam fünf Wagen. Je niedriger der Dienst, desto mehr Wagen. Herr, wie müßt Ihr ihm die goldene Ader geleckt haben, daß Ihr so viele Wagen bekommen habt! Geht weiter Herr!«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 290.
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