Im Nürnberger Dienst.

[626] In Verfolg jenes schon erwähnten Schreibens der Ulmer an Luzern warben die Nürnberger gegen Albrecht Achilles (1450), indem sie gleichzeitig deutsche und böhmische Edelleute in Sold nahmen, auch Schweizer Knechte. Statt der 600 Mann, für die der Werber Hans Müller eigentlich Auftrag hatte, waren ihm bald tausend zugelaufen. Der Vertrag, den er mit ihnen abschloß, ist erhalten. Der Sold beträgt monatlich fünf, das Handgeld zwei rheinische Gulden, außerdem erhalten sie Verpflegung und Anteil an der Beute; auch Verwundete bekommen ihren Sold und werden verpflegt. Vor dem Auszug müssen die Knechte gewisse Kriegsartikel beschwören, worin sie unter anderm versprechen, das Land und die Einwohner einigermaßen zu schonen und sich untereinander zu vertragen. Die Hauptleute haben das Recht, Streitigkeiten mit Bußen zu bestrafen, sonst ist aber von ihrer Disziplinargewalt nichts gesagt.

Der Feldzug, dessen Einleitung das Treffen von Pillenreuth bildet, verdiente wohl noch eine nähere Untersuchung. Wir sind über ihn wesentlich unterrichtet durch das Gedicht von Hans Rosenplüt in seiner »Nürnberger Rais« (Lilienkron, Historische Volkslieder Bd. I, S. 428). Rosenplüt spricht mehrfach von den »Schweizern mit den langen Spießen«, aber wie nun dieser Trupp, der mit seinen 800 bis 1000 Mann einen sehr bedeutenden Teil der Armee ausmachte, mit den andern Truppen kombiniert war, ist nicht recht zu ersehen. Der Markgraf soll nach Rosenplüt, als er die Nürnberger angriff, gesagt haben: Die Schweizer mit den langen Spießen, die wollen wir am ersten trennen. Das klingt so, als ob sie einen festgeschlossenen Haufen gebildet hätten.

Der Hauptmann der Schweizer, Heinrich von Walters, war zum Hauptmann aller Nürnbergischen Fußtruppen ernannt worden[626] und hatte diese vor dem Auszug gemustert, neben den Trabanten (Söldnern) auch Bürger und Bauern. Nach dem Bericht über diese Musterung verlangte er, daß ein jeder eine gute Armbrust, Büchse oder Hellebarde haben solle, und verbot »klein bös Spies«, was doch wohl so zu verstehen ist, daß er entweder Hellebarden oder Langspieße haben wollte. Er trachtete also, die Schweizer Bewaffnung auch bei dem eingeborenen Nürnberger Fußvolk durchzusetzen. Neben der Hauptwaffe sollte jeder noch eine blanke Kurzwaffe, Messer, Schwert oder Beil, an der Seite hängen haben.

Mit diesem Fußvolk ging aber Walters nicht frei in die Ebene vor, sondern hatte gleichzeitig eine Wagenburg.

Die Nürnberger zogen mit 2800 Mann zu Fuß und 600 Reitern aus, machten Beute und wurden auf dem Rückzug, als sie bei Hembach die Rednitz überschreiten wollten, von Albrecht angegriffen. Es wurde von beiden Seiten viel geschossen, aber zu einer rechten Entscheidung kam es nicht.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 626-627.
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