Die kleinasiatische Religion und die chetitischen Denkmäler

[705] 477. Unsere Kenntnis der Religion oder Religionen Kleinasiens stammt aus sehr verschiedenen Zeiten und Quellen. Von den Chetitern und ihren Verwandten besitzen wir in ihren Inschriften und Denkmälern, vor allem der großen Götterprozession von Jazyly kaja (§ 478), einige völlig authentische Nachrichten aus dem zweiten Jahrtausend, die durch die Angaben der Aegypter ergänzt werden. An sie reihen sich die chetitischen Denkmäler Kleinasiens und Nordsyriens aus den folgenden Jahrhunderten bis zur Perserzeit, sowie die Daten, welche wir den assyrischen Inschriften entnehmen können. Bei den übrigen Völkern dagegen stammt unsere Kenntnis fast ausschließlich aus den Nachrichten griechischer Schriftsteller und aus Inschriften und Münzen hellenistischer und vor allem römischer Zeit, gibt also, neben manchem sehr Wichtigen und Zuverlässigen, oft nur ein getrübtes oder wenigstens problematisches Bild. Ergänzt wird dasselbe durch Rückschlüsse, welche wir aus den Kulten der Griechen auf den Inseln und in Kleinasien auf die einheimische Religion machen können. Die später eingedrungenen Völker, wie die Phryger [705] und Thraker, haben ihre eigenen Gottheiten und Kulte mitgebracht, daneben hat sich der griechische Einfluß schon früh sehr stark geltend gemacht; dann haben die Perser unter den Achaemeniden gerade in Armenien und Kleinasien eine starke, von den im Lande angesiedelten Persern getragene religiöse Propaganda getrieben (Bd. III § 79), die von den persischen Dynastien der hellenistischen Zeit in Armenien, Kappadokien, Pontos eifrig fortgesetzt ward. So ist die Gefahr, in die Irre zu gehen, sehr groß; trotzdem scheint es, daß sich neben den lokalen Sonderkulten die ursprüngliche Einheit der Halbinsel (zu der auch Cypern, Rhodos, Kreta und andere Inseln zu rechnen sind) auch auf religiösem Gebiet noch deutlich erkennen läßt. Was sich von den Griechen nachweisen läßt, daß sie auf Kreta und an den von ihnen besiedelten Küsten vielfach die einheimischen Kulte kaum verändert übernommen haben und nur dadurch äußerlich hellenisierten, daß sie ihre eigenen Götternamen auf dieselben übertrugen, wird auch von den Phrygern und anderen gelten, und der Kult von Pessinus z.B. wird älter sein als die phrygische, der von Komana älter als die kappadokische Einwanderung. Umgekehrt ist in Armenien die einheimische Religion völlig von der iranischen überwuchert worden, so daß wir von der nationalen Religion der indogermanischen Armenier so gut wie gar nichts wissen.


GELZER, Zur armen. Götterlehre, Ber. Sächs. Ges. 1895, hat die Nachrichten über die vorchristliche Religion Armeniens gesammelt und geordnet. Außer den ganz dominierenden iranischen Kulten und aramaeischen (auch babylonische Elemente enthaltenden) Göttern und Mythen (Baršamin = Be'el šamîn, der Sterngöttin Astlik = Astarte. Aphrodite, d.i. dem Venusstern, in Taraunitis, Sagen von Bêl und von Semiramis) bleiben als einheimisch nur der große, am Neujahrsfest verehrte Erntegott Vanatur, ferner Sonne und Mond [die aber ebensogut iranisch sein können] und Spuren von Ahnenkult. Die Göttin Nanea (griech. Ἀϑηνᾶ), Tochter des Aramazd, in dem kleinarmenischen Ort T'il in Akilisene an dem Gail, einem Nebenfluß des oberen Euphrat (S. 123f., vgl. HÜBSCHMANN, Altarmen. Ortsnamen, Indogerman. Forschungen XVI, S. 286. 430), möchte ich dagegen nicht zu den syrischen Kulten stellen. Denn einmal ist Nanaia nach Ausweis der indoskythisehen [706] Münzen auch in die iranische Religion eingedrungen (§ 373 A.); sodann aber liegt es nahe, an den in Kilikien, Lykien u.a. weitverbreiteten Frauennamen Nana zu denken (§ 476 A.), der wohl mit dem Namen einer Göttin zusammenhängt, so daß wir vielleicht auch hier einen einheimischen Kult haben. Andrerseits ist gerade Akilisene ein Sitz der persischen Götter, speziell der Anaitis (Strabo XI 14, 16 u.a.), die denn auch neben Nanea hier verehrt wird (vgl. GELZER S. 114), so daß letztere in der Tat aus dem persischen Kult hierhergekommen sein kann, wie sie denn auch die Tochter des Ormuzd ist.


478. Das Pantheon der Chetiter tritt uns im Bilde in den Skulpturen einer großen Felsnische Jazyly kaja in der Nähe der chetitischen Hauptstadt Boghazkiöi entgegen; sie werden der Blütezeit des Reichs im vierzehnten Jahrhundert angehören. Dargestellt ist eine große Götterprozession; in zwei Zügen begegnen sich die Hauptgötter des Reichs mit ihrem Gefolge von Dämonen und menschlichen Dienern, der eine von einer männlichen, der andere von einer weiblichen Gottheit geführt. Die Götter sind außer durch ihre Attribute zum Teil durch hieroglyphische Beizeichen charakterisiert. Die Darstellung scheint lediglich religiöse Bedeutung zu haben, wenn auch der König ihr beiwohnt. Die männlichen Gestalten, mit Ausnahme weniger Götter bartlos und mit kurzem Haupthaar-auch die aegyptischen Darstellungen und die älteren Reliefs aus Sendjirli zeigen, daß die Chetiter den Bart rasierten –, tragen einen kurzen, bis zu den Knieen reichenden Leibrock und Schnabelschuhe, sowie eine hohe spitze Mütze, die bei den Hauptgöttern mit mancherlei, leider meist infolge der Verwitterung nicht genau erkennbaren Abzeichen geschmückt ist; die weiblichen Gestalten haben einen langen Rock, mit Vertikalfalten, Zöpfe und eine hohe, oben abgeplattete Haube, aus der sich später der in Kleinasien, Syrien, Phoenikien und seinen Kolonien weit verbreitete Typus der Mauerkrone als Symbol der die Stadt schützenden Göttin entwickelt hat. Meist tragen beide Geschlechter Ohrringe. Zwei weitere Momente treten uns in diesen Skulpturen entgegen, die für die religiöse Symbolik der chetitisch-kleinasiatischen Kunst charakteristisch geblieben und von hier aus sowohl nach Kreta [707] und Mykene wie nach Assyrien gedrungen sind: mehrere der Hauptgötter stehen auf dem Rücken von Tieren, einer auf den Köpfen zweier Menschen, und daneben springen ihnen zur Seite die Vorderteile von Tieren hervor; und viele Figuren sind auf die Gipfel von Bergen gestellt. Dazu kommt dann weiter die häufige Verwendung der aus Aegypten entlehnten, im einzelnen vielfach modifizierten geflügelten Sonnenscheibe, die mehrfach über dem Königsnamen schwebt; die beiden Uraeusschlangen sind in herabhängende aufgerollte Bänder umgesetzt, in die Scheibe wird ein Stern gesetzt, den man gelegentlich darüber nochmals wiederholt. Weitere Entlehnungen aus Aegypten sind die in weibliche Wesen umgewandelten Sphinxe am Tor des Palastes von Üjük bei Boghazkiöi. Andrerseits liegen babylonische Einflüsse in dem doppelköpfigen Adler vor, der wie in Tello das Wappen des Reichs bildet, ferner in anderen Mischwesen, so Göttern mit Flügeln, geflügelten Dämonen mit Vogelkopf und einem Dämon mit Löwenkopf, die auch in Sendjirli wiederkehren, vor allem aber in zwei dem Eabanitypus (§ 375) entlehnten, aus Mensch und Stier gemischten Dämonen, die eine Mondsichel tragen. Symmetrische, wappenförmige Anordnung, wie sie für die Kunst Sinears seit alters charakteristisch ist, zeigt auch ein Kultsymbol, das sich isoliert an der Felswand von Jazyly kaja befindet, vor dem Bilde des vom Gotte umarmten Königs (§ 479): über einem langen Schwerte ragt ein Götterkopf auf mit spitzer Mütze und Ohrring, getragen von den Vorderteilen zweier nach beiden Seiten vorspringender Löwen; und von jedem von diesen hängt wieder ein Löwe herab. Es ist ein kriegerischer Gott, der in den Bergen haust und die wilden Tiere bezwingt, und dessen symbolische Darstellung an der Stätte, wo man ihm Opfer darbrachte, in die Felswand eingehauen ist. – Diese Denkmäler zeigen, daß die Kultur und Kunst des Chetiterreichs des fünfzehnten und vierzehnten Jahrhunderts zwar vielfach Einwirkungen der weitälteren Kulturstaaten am Nil und am Euphrat in sich aufgenommen hat-wie denn die Bauten und Skulpturen seiner Hauptstadt [708] nur durch den Eintritt in den Kreis der Kulturvölker möglich geworden sind –, daß sie aber in der Hauptsache in einheimischen Anschauungen wurzelt und uns daher die Erkenntnis der Eigenart ihres Volkes ermöglicht.


Über die Denkmäler s. § 474 A. Die wichtigste Ergänzung bildet der Vertrag zwischen Chattuśil und Ramses II. mit den Angaben über die chetitischen Götter und die auf der Tafel angebrachten Skulpturen, eingehend behandelt von W. M. MÜLLER, Mitt. Vorderas. Ges. 1902 (ferner BREASTED, Ancient Records IV 367ff. u.a.). Die Deutung der Skulpturen von Jazyly-kaja steht noch in den Anfängen, so viel und erfolgreich auch daran gearbeitet ist, namentlich von PERROT; doch glaube ich, daß was im folgenden vorgetragen wird, als einigermaßen gesichert gelten kann. – Weitere sehr wertvolle Aufschlüsse verdanke ich jetzt H. PRINZ, der die chetitischen Siegel, die meist der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends angehören, und die gleichartigen Cylinder und Terrakotten aus Assur und Kerkuk durchgearbeitet hat; wenn seine Untersuchungen vorliegen, wird man über vieles weit sicherer urteilen können. Götter, die auf Tieren stehen, sind in Babylonien, wie er mir mitteilt, seit der Dynastie von Ur nachweisbar; aber in der älteren sumerischen Zeit kommen sie bis jetzt nicht vor (auch nicht in Susa). Hier folgt vielmehr das Tier dem Gotte, oder der Tierkopf wächst aus seinen Schultern hervor [auch die auf einer Gans sitzende Göttin aus Nippur, HILPRECHT, Expl. in Bible Lands 475 = Sumerier und Semiten S. 99, ist andersartig, ebenso die Tiere am Altar, auf denen der Fuß der Gottheit ruht, z.B. Nouv. fouilles de Tello p. 119 auf einem Cylinder, ferner später auf den Kudurrus]. So möchte ich doch vermuten, daß der Typus der auf Tieren stehenden Götter von Norden nach Babylonien gekommen ist. – Auf dem Rücken eines Löwen steht auch die (in der 19. Dynastie von den Aegyptern übernommene) Göttin von Qadeš am Orontes, ebenso der Gott auf einer Stele von Daphne (persische Zeit), den W. M. MÜLLER, Egypt. researches pl. 40 publiziert hat: er ist bärtig, mit langem Haar, und hoher, oben flacher Mütze; in der Rechten trägt er eine Umwandlung der chetitischen Sichel, in der Linken ein aegyptisches Scepter; vor ihm das Zeichen des Mondes (ferner zwei Ohren, nach semitischer Weise, als Symbol der Erhörung). Die Truhe, auf der der Verehrer vor ihm steht, ist wohl aus dem chetitischen Berguntersatz umgewandelt (ebenso auf der Stele des Zakir von ḤAMÂT: POGNON, Inscr. sém. pl. IX).

479. Auf der Tafel des Vertrages, den der Chetiterkönig Chattušil um 1290 v. Chr. mit Ramses II. geschlossen hat, war, wie die erhaltene aegyptische Übersetzung angibt, das [709] Bild des Gottes Sutech, Herrschers des Himmels, angebracht, der den König umarmt, und auf der anderen Seite das der Göttin der Stadt Arinna, welche die Königin umarmt. Mit dem Namen ihres Gottes Sutech (Sêth) bezeichnen die Aegypter den chetitischen Hauptgott Tešub. Nun findet sich diese Darstellung in Jazyly kaja in einer besonderen Felsnische: ein Gott, mit hoher Mütze, an der Hüfte den Griff eines Schwertes, umschließt mit der Linken den viel kleiner gebildeten König. Der König trägt eine niedrige Kappe26, einen langen, bis zu den Knöcheln reichenden Mantel, Schnabelschuhe und ein Schwert an der Hüfte; die Linke hält als Abzeichen seiner Würde einen langen dünnen, unten aufgerollten Krummstab. Neben ihm steht sein Name (oder Titel), über dem die geflügelte Sonnenscheibe schwebt (vgl. § 501 A.). Dieselbe Figur steht am Abschluß der Götterprozession, diesmal auf zwei Berggipfeln; hier schaut der König also dem Götterfest zu. In der isolierten Nische ist dem König gegenüber sein Heer dargestellt, jugendliche Krieger mit hoher Mütze, Leibrock, Schnabelschuhen und großen Sichelschwertern. – Die Attribute des Königs erklären sich daraus, daß er, wie die chetitischen Inschriften lehren, als Inkarnation des Sonnengottes gilt; der Sonnentempel ist daher sein Abzeichen. Ganz die gleiche Gestalt findet sich im Gefolge des männlichen Hauptgottes27, nur daß sie die geflügelte Sonnenscheibe unmittelbar auf dem Haupt trägt: das ist also der Sonnengott, dessen Tracht mit der des [710] Königs identisch ist. Ihm voran geht ein geflügelter männlicher Gott, aus dessen Mütze die Mondsichel herausragt, also der Mondgott; hinter dem Sonnengott folgen zahlreiche andere Götter, in deren Mitte die Mondsichel von den beiden schon erwähnten Stierdämonen getragen wird. Den Abschluß bilden die irdischen Diener der Götter, eine Schar laufender Chetiter mit spitzen Mützen, geführt von drei bärtigen Männern in langem Gewande (den Priestern?), denen noch ein Musikant voranzugehen scheint. Vor Mond und Sonne schreiten zwei Göttinnen einher, eine mit der Sichel, die andere mit einem Spiegel (?) in der Rechten, davor ein geflügelter Gott und ein anderer mit einem Scepter, weiter, isoliert hingestellt, zwei auf Berggipfeln einherschreitende Götter, und zu Anfang, in größerer Gestalt, der bärtige Hauptgott, mit verzierter Mütze, in der Rechten das Scepter, an der Hüfte das Schwert; die Füße ruhen auf dem Nacken zweier stehender Männer; neben ihm springt das Vorderteil eines mit der Mütze bekrönten Stiers hervor. Ihm entgegen kommt von rechts her, gleichfalls in größerer Gestalt, eine Göttin mit der hohen Haube (Mauerkrone), auf dem Rücken eines über Berggipfel schreitenden Panthers; auch neben ihr springt ein, genau nicht erkennbares, Tier vor. Ihr folgt ein Gott, neben dem dieselbe Hieroglyphe steht wie neben dem, welcher den König in seinem Arm hält, also Tešub. Das wird dadurch bestätigt, daß er hier außer dem Schwert an der Hüfte in der Linken die Doppelaxt trägt, das ständige Abzeichen des Tešub (§ 481)28. Auch er steht auf dem Rücken eines Panthers, der wieder über Berge schreitet; ein weiteres Tierattribut hat er nicht. Dann folgen zwei Göttinnen auf dem doppelköpfigen Adler, also die speziellen Schutzgöttinnen des Reichs oder seiner Hauptstadt, und dann noch zwei oder drei weitere Gottheiten, von denen die erste mit derselben Hieroglyphe (einem Tierkopf) bezeichnet ist, die den Anfang des Namens Tarqu-dimm

[711]476 A.) bildet, also wahrscheinlich der Gott Tarku oder Tarchu; seine Gestalt ist leider ganz zerstört. Daran schließt sich eine lange Prozession chetitischer Frauen, der Dienerinnen der Göttin; den Abschluß bildet das schon erwähnte Bild des Königs, der, auf Berggipfeln stehend, dem Feste zuschaut.


H. PRINZ hat mir gezeigt, daß der Sonnengott von Jazyly kaja männlich ist [gegen die vorige Auflage]: der Mantel, den er (und der König) trägt, ist von dem Faltenrock der weiblichen Gestalten durchaus verschieden. Mithin kann auch im Vertrage zwischen Chattušil und Ramses II. die Göttin, welche die Königin umarmt, mit dem Sonnengott von Arinna nicht identisch sein, und es ist völlig korrekt, wenn in dieser Urkunde der chetitische Sonnengott durchweg als männlich (pa Rê') bezeichnet wird, vgl. § 481.


480. Es ist klar, daß es sich in dieser Darstellung nur um die Vermählung einer großen Göttin mit einem Gott handeln kann. Die Göttin ist keine andere als die Göttermutter (Mâ, Ammas) der griechischen Berichte, die in den Bergen haust, auf Löwen und anderem Getier des Waldes thront, und die Mauerkrone trägt. In ihrem Gefolge ziehen die Gottheiten einher, die im irdischen Leben wirksam sind und von denen Macht und Gedeihen des Staats abhängt, allen voran der eigentliche Nationalgott der Chetiter und Mitani Tešub, der sich unter Blitz und Donner im Gewitter offenbart. Ihr dienen, als ihr Brautgefolge, die Frauen des Volks-falls man nicht hier in Kleinasien an Männer in Frauengewandung denken muß. Der Gott, dem sie entgegenzieht, kann, so viel sich auch im einzelnen in der Ausgestaltung des Mythus verschoben haben mag, doch im Grunde kein anderer sein als ihr Geliebter in den griechischen Sagen, Attis (Papas), der zugleich der Himmelsgott (Zeus) ist, der sich im Frühjahr ihr vermählt. Als Himmelsgott führt er das Scepter (wie viele Götter seines Gefolges) und schreitet hinweg über die Köpfe der Menschen29. Ihm folgen zwei mächtige Berggötter, [712] und weiter, neben vielen anderen, die Gottheiten der großen Lichtgestirne; nur hier erscheinen geflügelte Wesen, auch ist die Zahl der Götter, die ihm dienen, viel größer als die des anderen Zuges. So vieles im einzelnen noch dunkel bleibt, so kann doch kein Zweifel sein, daß hier die Mächte des Himmels und die der Erde sich gegenüberstehen und einen Bund miteinander eingehen. Dieser Bund ist aber kein dauernder, sondern erneut sich in jedem Jahre mit dem Erwachen des Frühlings und der Vegetation, um dann alsbald wieder jäh zerrissen zu werden. Das ist die Grundanschauung, die in allen Gestaltungen der kleinasiatischen Religion wiederkehrt.


Plut. de Is. 69 Φρύγες τὸν ϑεὸν οἰόμενοι χειμῶνος καϑεύδειν, ϑέρους δ᾽ ἐγρηγορέναι, τοτὲ μὲν κατευνασμοὺς, τοτὲ δ᾽ ἀναγέρσεις βακχεύοντες αὐτῷ τελοῦσι. Παφλαγόνες δὲ καταδεῖσϑαι καὶ καϑείργνυσϑαι χειμῶνος, ἦρος δὲ κινεῖσϑαι καὶ ἀναλύεσϑαι φάσκουσι (vgl. § 485). Damit ist der Charakter der kleinasiatischen Religion ganz richtig bezeichnet.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 81965, Bd. 1/2, S. 705-713.
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