Der aramaeische Kleinstaat Sam'al oder Ja'udi (Sendjirli)

[425] Die neue Gestaltung, welche Tiglatpileser III. der assyrischen Politik gegeben hat, hat in ihren Folgen das Geschick der gesamten vorderasiatischen Welt entschieden und hat in wenigen Jahrzehnten auch den Kleinstaaten Syriens, die sich bis dahin trotz der Invasionen der Assyrer immer noch wieder erhalten hatten, den Untergang gebracht. Von einem derselben, dem Reich Sam'al, gestatten die Ergebnisse der deutschen Ausgrabungen in Sendjirli und die dort gefundenen Inschriften938 [425] wenigstens in Umrissen ein Bild zu gewinnen, das als typisch für sie alle gelten kann.

An der Ruinenstätte Sendjirli, am Fuß der Amanoskette in einer kleinen, gegenwärtig stark versumpften Ebene, hat schon in früher Zeit eine befestigte Stadt gelegen, von deren Torbauten sich mehrere Reliefs und Laibungslöwen in ganz primitivem charrisch-chetitischen Stil erhalten haben939. Später, etwa zu Beginn des 1. Jahrtausends, ist sie dann weiter ausgebaut worden. Die Gesamtanlage wurde offenbar von einem kräftigen Herrscher geschaffen: sie ist von einer doppelten kreisrunden Mauer aus Luftziegeln mit 100 Türmen und drei Toren umschlossen; in das Südtor waren die Reliefplatten aus dem älteren Bau eingefügt. In der Mitte liegt auf einem Hügel die in derselben Weise erbaute Königsburg, und in dieser eine größere Zahl von Palästen der hier residierenden Fürsten. Diese Bauten zeigen den im Westen herrschenden Grundriß, in dem der Eingang durch eine breite Halle mit von Säulen getragenem Dach gebildet wird, eine Anlage, die dann die Assyrer von Tiglatpileser III. an übernommen haben und mit dem chetitischen Lehnwort Ḥilani bezeichnen940. Die Skulpturen des Burgtors zeigen, so primitiv sie auch noch sind, in derselben Weise wie die oben S. 395 erwähnten »chetitischen« Reliefs aus dieser Zeit, sowohl das Fortleben der in den älteren Steinplatten erhaltenen Traditionen wie den langsamen Fortschritt; auch die alten plumpen Löwen an den Torlaibungen hat man wieder verwendet, aber zum Teil durch Überarbeitung modernisiert. Bezeichnend ist, daß zwar die alte Tracht, kurzer Leibrock und Schnabelschuhe und der lange Haarzopf, noch beibehalten sind, aber mit Ausnahme der Eunuchen alle Männer, und so auch [426] der Gewittergott, einen langen Vollbart tragen, zunächst mit ausrasierten Lippen, bis dann daneben der Schnurrbart aufkommt. Darin zeigt sich der Wechsel der Bevölkerung, das Eindringen der Aramaeer, das auch in der Gesichtsbildung deutlich erkennbar ist. Auch die chetitische Bilderschrift kommt nicht mehr vor941; wohl aber seit dem Beginn des 9. Jahrhunderts Königsinschriften im phoenikischen Alphabet und zunächst noch in sehr unbeholfen gehandhabter phoenikischer Sprache, bis dann das Aramaeische an ihre Stelle tritt.

In den Skulpturen aus der Zeit der letzten Könige ist dann der Einfluß Assyriens dominierend geworden sowohl in der Tracht wie in der Behandlung von Haar und Bart. Dieser Zeit gehört der schöne Grabstein einer Königin an, die neben dem Palast begraben ist. Gut gelungen sind auch zwei Reliefs, die den König Barrekeb und seinen Sekretär, einen Eunuchen, darstellen; die meisten anderen sind dagegen auffallend flüchtig und unbeholfen gearbeitet. Weit besser und sehr wertvoll sind dagegen die Reste des Mobiliars, aus Elfenbein geschnitzte Stuhlbeine, Szepter und Schmucksachen aus Edelmetall, Prachtstücke, die auch an den übrigen Fürstenhöfen oft erwähnt und dann von den Assyrern als kostbare Beute mitgenommen werden.

Das Reich von Sendjirli trägt bei den Assyrern und bei Zakir von Ḥamât den Namen Sam'al, d.i. aramaeisch das Land zur Linken oder im Norden (o. S. 371); in ihren eigenen Inschriften dagegen nennen seine Herrscher sich stets942 »Könige von I'dj«, was wohl sicher Ja'udi zu sprechen ist. Der Name berührt sich mit dem des Stammes Juda (Jahûda). So ist die Vermutung kaum abzuweisen, daß hier ein Zusammenhang [427] vorliegt; man wird annehmen dürfen, daß ein Zweig desselben Wüstenstammes, der sich im Süden Palaestinas festgesetzt hat, in der Völkerwanderung in den Norden versprengt ist und daß Ja'udi der Name des in Sam'al herrschenden Volkselements gewesen ist, das sich dann sprachlich aramaeisiert hat943.

Auch die Götterwelt ist semitisch und entspricht der der übrigen aramaeischen Staaten. Das Hauptheiligtum liegt östlich der Stadt in einer jetzt versumpften Ebene auf der Felskuppe Gerdjin944, wo außer Bruchstücken mehrerer anderer Standbilder aus Dolerit eine große von König Panammu I. von Ja'udi gestiftete Statue des Gottes Hadad erhalten ist. In dieser werden die Götter aufgezählt, die ihm zur Seite stehn und das Szepter in seine Hand gegeben haben: Hadad, El (der also hier zu einem Sondergott geworden ist), Rešep945, Rekeb'el und der Sonnengott. Der anderswo nicht vorkommende Rekeb'el erhält mehrfach946 den Beinamen »Ba'al des Hauses«, d.i. Schirmgott der Dynastie; dem entspricht es, daß in der ältesten erhaltenen Inschrift, der des Kalamu, vor Rekeb'el die Schirmgötter der Vorgänger des Königs angerufen werden, das Haupt eines jeden zu vernichten, der diese Inschrift zerstört: Ba'al-ṣemed, »der Gott des Jochs«, »der zu Gabbar gehört«, und Ba'al-chammân – also der uns bekannte phoenikische Gott –, »der zu Bama gehört«. Das Joch ist unter den Göttersymbolen der Inschriften des Kalamu und des Barrekeb ganz deutlich abgebildet; es kann [428] nur das Joch des Rossegespanns am Kriegswagen sein, in dem also eine den königlichen Krieger beschirmende göttliche Macht sitzt; danach wird auch die Deutung zutreffend sein, daß Rekeb'el der Gott des Kriegswagens (rkb) ist.

Im Gegensatz zu den Götternamen sind die Namen der Könige mit Ausnahme der letzten nicht semitisch, sondern kleinasiatisch-chetitisch. Es scheint also, daß sich hier die ältere Dynastie behauptet, aber aramaeisiert hat, und daß jeder der einzelnen Fürsten sich einen semitischen Gott schuf, auf dessen Schutz er vertraute.

Kunde von der älteren Geschichte des Fürstentums erhalten wir durch die Inschrift des Kalamu am Eingang des von ihm erbauten Palastes; seine Zeit ergibt sich daraus, daß sein Vater Chajân947 in den Jahren 858 und 853 dem Salmanassar III. Tribut zahlen mußte. Vor die Inschrift948 hat er sein Bild gestellt in assyrischer Tracht und Haltung, mit semitischen Gesichtszügen, und davor, wie auf den assyrischen Königsinschriften und den babylonischen Kudurrus, die Symbole der Hauptgötter: die mit Hörnern gezierte Kappe des Hadad, das Joch des Ba'alṣemed, die chetitische geflügelte Sonnenscheibe und den Mond (Vollmond mit eingezeichneter Mondsichel)949. Die nicht aramaeisch, sondern in kana'anaeischer Sprache abgefaßte Inschrift zeigt die für eine primitive Kultur charakteristische Mischung zwischen ganz unbeholfener, fast stammelnder Sprache und dem Streben nach individuellem, geistreich und poetisch gefärbtem Ausdruck in einem Maße wie kaum eine andere semitische Inschrift; dadurch ist ihr Verständnis außerordentlich erschwert und wird in vielem immer unsicher bleiben. Sie [429] lautet, soweit sie sich übersetzen läßt950: »Ich bin Kalamu, der Sohn des Chaj(â). König war Gabbar über Ja'udi und machte nichts; ebenso Bama und machte nichts; ebenso (mein) Vater Chajâ und machte nichts; ebenso (mein) Bruder Ša'ûl und machte nichts. Und ich, Kalamu, Sohn der Tam mat951, was ich gemacht habe, haben die Vorgänger nicht gemacht. Es war mein Vaterhaus (meine Dynastie) inmitten mächtiger Könige«. Und nun schildert er, soweit sich der Text mit einiger Sicherheit verstehn läßt, wie er durch sie in die äußerste Not gekommen ist. »Und mächtig wird gegen mich der König der Da[na]nîm952; und da dinge ich gegen ihn den König von Assur953: eine Jungfrau gab man für ein Schaf, einen Mann für ein Gewand«.

Dann aber, nach einem durch einen breiten Trennungsstreifen scharf hervorgehobenen Einschnitt, schlägt der Ton um954: »Ich, Kalamu, Sohn des Chajâ, setzte mich auf den Thron meines Vaters. Vor den früheren Königen lebten die Bauern wie Hunde; ich aber ward ihnen Vater und Mutter und Bruder. Wer nie ein Schaf gesehn hatte, den machte ich zum Besitzer einer Herde, wer noch nie ein Rind gesehn hatte, zum Besitzer von Vieh, von Silber und Gold, wer von Jugend auf nie Linnen gesehn hatte, den bedeckte in meinen Tagen Byssus. Und ich [430] stützte die Bauern, und sie waren mir gesinnt wie eine Waise gegen die Mutter. Wenn einer unter meinen Nachkommen, der an meiner Stelle sitzen wird, diese Inschrift beschädigt, dann sollen die Bauern nicht den Nomaden und die Nomaden nicht den Bauern Ehre erweisen«, d.h. an Stelle des friedlichen Verkehrs zwischen den beiden Bevölkerungsschichten, der sich in den von der Sitte fest vorgeschriebenen Formen vollzieht, soll wieder der Gegensatz mit den daraus erwachsenden Fehden treten. Den Schluß bildet dann die Anrufung der Götter (o. S. 428) gegen jeden, der die Inschrift zerstört.

Die Inschrift führt die Zustände dieser Kleinstaaten lebensvoll vor Augen, die Fehden zwischen den Nachbarn, die Wirkung des Eingreifens Salmanassars, wo die schwere, dem Chajân auferlegte Abgabe955 jedes Gedeihen und jede Bautätigkeit unmöglich machte. Dann gelingt es, mit Hilfe der Assyrer den Verheerungen der Dananîm ein Ende zu machen956, und jetzt gibt die Schwächung der assyrischen Macht durch den Aufstand gegen Salmanassar, der unter Samsiadad V. ein neues Eingreifen in Syrien verhindert, die Möglichkeit, zeitweilig geordnete Zustände zu schaffen. Da erhalten wir auch einen Einblick in die Bevölkerungsverhältnisse: offenbar sind, ganz wie in Palaestina, die eindringenden kana'anaeischen und aramaeischen Scharen mit der älteren, vorsemitischen Bevölkerung957 verschmolzen und zu Bauern geworden, und jetzt drängen immer wieder neue Beduinenscharen nach, wie gegen Israel die Midianiter, die Moabiter und Ammoniter und dann die Aramaeer. [431] Kalamu zwingt sie, Frieden zu halten, und hat die Bauernschaft energisch geschirmt und ihren Wohlstand und damit ihre Leistungsfähigkeit gehoben. So hat er sich auch einen stattlichen Palast bauen können. Vor diesem Palast steht die riesige, noch ganz archaische Statue eines bärtigen Mannes – nur der Schnurrbart ist auch hier ausrasiert – in langem Mantel, mit dem Schwert im Gürtel. Man hält ihn allgemein für einen Gott, etwa für Hadad; aber ihm fehlt jedes göttliche Attribut und ebenso die mit Stierhörnern besetzte Kappe, die dieser trägt, und überhaupt jede Kopfbedeckung; unter dem gekräuselten Haar liegt lediglich ein schmales Stirnband. So wird die Statue wohl eher den König darstellen. Auf dem Sockel der Statue hält ein im Knielauf vorstürmender Krieger in chetitischer Tracht zwei mächtige Löwen an den Mähnen, um sie auf jeden Feind loszulassen, der sich heranwagen sollte. Das ist ein kleinasiatisches (chetitisches) Motiv, das dann von der ältesten griechischen Kunst übernommen ist; wie der Gorgokopf mit seinen tierischen Zügen, dem weit aufgerissenen Maul, fletschenden Zähnen und breit heraushängender Zunge eine Weiterbildung der chetitischen Löwen ist, so kehrt die Darstellung der Basis von Sendjirli wieder in dem Giebel des sog. Gorgotempels von Korfu, nur daß der Krieger958 hier durch die Gorgo selbst, gleichfalls im Knielauf, ersetzt ist.

Auch einer der folgenden Könige959, Panammu I., Sohn des Qaral, rühmt den Wohlstand, den die Götter unter seiner Regierung dem Volk von Ja'udi gewährt haben. Er hat dem Hadad auf dessen Befehl in. dem Heiligtum von Gerdjin eine Statue errichtet; in der Inschrift, die auf das Gewand des Gottes gesetzt ist, befiehlt er seinen Nachfolgern unter schweren Strafandrohungen, beim Opfer an Hadad zu beten, daß die Seele [432] Panammus mit diesem zusammen esse und trinke. Hier haben sich also über das Fortleben der Seele nach dem Tode und die Zuführung von Speise und Trank durch die Zauberformel des Gebets Anschauungen entwickelt, wie wir sie bei den Ägyptern kennen.

Unter König Barṣur hat sich dann ein Usurpator der Herrschaft bemächtigt, den König erschlagen, sein Haus, nach der offiziellen Darstellung 70 Mann wie bei Abimelek (Jud. 9), ausgemordet, »mit dem übrigen Anhang die Gefängnisse gefüllt und die verwüsteten Ortschaften zahlreicher gemacht als die bewohnten«. Dieser Usurpator kann niemand anders sein als Azrijâu von Ja'udi, der seine Herrschaft über das Küstengebiet ausgedehnt und dem sich neunzehn Bezirke von Ḥamât angeschlossen hatten; er ist im Jahre 740, nach der Unterwerfung des 'Amq und seiner Hauptstadt Kunalua, von Tiglatpileser III. besiegt worden, und dieser hat einen glücklich geretteten Sohn des Barṣur, Panammu II., auf den Thron seiner Väter gesetzt960. Der Name des Usurpators, den gleichzeitig ein König von Juda trägt, zeigt, daß er ein israelitischer Abenteurer gewesen ist, der hier im Norden Kriegsdienste genommen und sich dann in derselben Weise der Herrschaft bemächtigt hat, wie ein Jahrzehnt später Jaubi'di in Ḥamât; man kann vermuten, daß er mit dem Eingreifen Urarṭus in Syrien in Verbindung gestanden hat.

[433] Der legitime König Panammu II. hat dann die Gegner vernichtet, die Gefangenen befreit und wieder billige Getreidepreise geschaffen. Bei seinem Oberherrn stand er in hoher Gunst961; sein Gebiet wurde durch Grenzbezirke aus Gurgum erweitert, und als er im Gefolge des Assyrerkönigs beim Heerzug gegen Damaskus im Jahre 732 starb, hat Tiglatpileser ihm eine Trauerfeier ausgerichtet und seinen Sohn Barrekeb als seinen Nachfolger eingesetzt. Barrekeb hat die Leiche des Vaters in die Heimat überführt und auf seinem Grabe die Statue Panammus aufgestellt, von der die untere Hälfte erhalten ist, mit einer langen Inschrift, die seine Schicksale erzählt. Auch Barrekeb konnte sich der Gunst Tiglatpilesers erfreuen; er rühmt, daß er, wie sein Vater, »inmitten mächtiger Könige, Besitzern von Silber und Gold, am Rade seines Herrn, des Königs von Assur, gelaufen ist«. So hat er neben dem alten Palast des Kalamu, der seinen Vorgängern als Sommerhaus und Winterhaus dienen mußte, einen neuen Palast bauen können, »besser als der irgend eines der mächtigen Könige, so daß meine Brüder, die Könige, neidisch waren auf all das Gute meines Hauses«. Zu diesem Palast gehört eine schöne Eingangshalle; auch zahlreiche assyrisierende Reliefs sind erhalten, darunter eins, das den König auf dem Elfenbeinthron sitzend zeigt; vor ihm steht sein Sekretär, ein Eunuch, darüber das Mondsymbol als Darstellung »meines Herrn, des Gottes (Ba'al) von Charrân«, des großen, von den Assyrern Sin genannten Mondgottes von Karrhae.

An den Vorhöhen des das Gebiet von Sam'al im Osten begrenzenden Gebirges, 3 Meilen von Sendjirli entfernt, liegen bei Saktšegözü die Ruinen eines von einer starken Mauer umschlossenen Palastes, von dem Laibungslöwen, eine von zwei Sphinxen getragene Säulenbasis sowie zahlreiche Reliefs962 erhalten[434] sind963. Im Stil stimmen sie mit den Skulpturen Barrekebs vollständig überein und gehören offenbar derselben Zeit an. Inschriften fehlen gänzlich. Der Sitz eines besonderen Kleinstaats kann Saktšegözü nicht gewesen sein, da es dann von den Assyrern erwähnt werden müßte; so werden wir annehmen müssen, daß Barrekeb sich hier, wie so manche Fürsten und wie die Assyrerkönige, eine zweite Residenz angelegt hat.

Die neue Herrlichkeit hat nicht lange gedauert; vielmehr ist die Stadt mit ihren Palästen alsbald, vermutlich infolge eines Aufstandes, systematisch niedergebrannt worden964. Fortan ist sie der Sitz eines assyrischen Statthalters; auch ein neuer Palast ist in ihr erbaut worden, in derselben Weise, wie das z.B. Salmanassar III. so oft erzählt, nachdem er eine Stadt zerstört hat. Im Burgtor hat Assarhaddon nach seinem Siege über Ägypten eine der üblichen großen Gedächtnisstelen aufgestellt. –

Das Bild, das wir von dem Reich Sam'al gewinnen, kann als typisch gelten für die Geschichte all dieser Kleinstaaten. Besäßen wir Königsinschriften aus Israel und Juda, sie würden ganz gleichartig lauten, und z.B. Achaz von Juda würde von seinem Verhältnis zu Tiglatpileser ganz ebenso reden wie Barrekeb. Von der inneren Entwicklung, die sich hinter diesen Vorgängen vollzogen hat, und den schroffen religiösen Gegensätzen im Volk würden wir freilich dabei nichts erfahren; eben darum [435] aber müssen wir die Möglichkeit anerkennen, daß es an ähnlichen Entwicklungen und Spannungen auch in anderen Kleinstaaten nicht gefehlt hat, so wenig wir davon jemals Kunde erhalten können. Nur das ist sicher, daß das Vertrauen auf den heimischen Gott, der sein Volk beschirmt und gegen alle Feinde siegreich erhält, in all diesen Staaten eben so unerschütterlich war, wie in Israel und Juda das auf Jahwe, in Babel das auf Marduk, oder bei den Assyrern auf die siegreiche Allgewalt Assurs. Dieses blinde Vertrauen hat das Schicksal aller dieser Staaten entschieden.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 41965, Bd. 2/2, S. 425-437.
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