Aöden und Rhapsoden. Zersetzung des Epos. Hesiod.

[368] In der Blütezeit des Heldengesanges waren die Sänger die Hauptträger des geistigen Lebens in Griechenland. Sie allein waren im Besitz ausgedehnter, das ganze Leben umfassender Kenntnisse; sie hüteten und verbreiteten die Tradition von der Vergangenheit, den Anfängen des Volkes, dem Wesen der Götter; in ihren Liedern schlugen sich alle Gedanken nieder, welche das Volk bewegten, seine Ideale, seine Lebenserfahrungen, die ersten Spekulationen [368] über das Wesen der Götter und den Ursprung der Dinge, über Menschenschicksal und Leben. Noch wichtiger ist vielleicht die Bedeutung, die ihnen als Vermittlern zwischen den Stämmen zukommt. Wenn der Heldengesang ursprünglich in Äolis und Ionien seine Heimat hat, so sind doch die Sänger schon früh auch auf die Inseln und ins Mutterland gezogen, und bald findet das Epos überall eine Stätte, in Böotien und Korinth, auf Euböa und in Sparta, auf Cypern und Rhodos. Wie weit die Sänger in der Griechenwelt herumgekommen sind, wie ausgedehnt ihre geographischen Kenntnisse waren, haben wir schon gesehen (o. S. 338); manche, wie der Dichter der Patroklie, suchen offenbar einen Stolz darin, ihr Wissen vorzuführen. Durch die epische Dichtung ist den Griechen eine Literatursprache, ein gemeinsames Pantheon, eine gemeinsame Sage, später auch eine allgemeine Genealogie, in der alle Stämme und hervorragenden Geschlechter ihren Platz fanden, geschaffen worden, und so bildet sie ein wesentliches Ferment des sich entwickelnden Nationalgefühls, der über den Stämmen sich erhebenden Einheit.

Aus der Entstehungsweise der Gesänge ergibt sich, daß von einem Eigentum, eines einzelnen Dichters an ihnen nicht die Rede sein kann. Sie sind weniger individuelle Schöpfungen eines Einzelnen als vielmehr eines ganzen Standes. Unterschiede der Begabung sind vorhanden; aber sie treten zurück gegenüber der Übereinstimmung. Es ist wie im Kunsthandwerk, wo der Künstler einen überkommenen Typus verwertet und weitergibt und vielleicht dabei einiges von dem Seinen hinzutut. Als Vorbilder der Dichter gelten mythische Sänger, welche in der Heroenzeit gelebt und zum Teil auch an ihren Kämpfen teilgenommen haben, wie Orpheus, Musäos, Thamyris. Sie stammen aus Thrakien, der Heimat der Musen (vgl. o. S. 360), und stehen zu den historischen Sängern wie Dädalos zu den Künstlern. Die Gedichte aber, von deren Vortrag sie leben, führen die Sänger auf einen Standesgenossen zurück, Homeros von Smyrna, den Sohn des Flusses Melas und der Nymphe Kretheis. Seine Gestalt hat sich, wenn nicht früher, so jedenfalls um die Zeit gebildet, als aus den Einzelgesängen größere zusammenhängende Epen entstanden; schon um 650 ist er dem Archilochos [369] (fr. 153 Bergk, als Verfasser des Margites)550 und Kallinos bekannt (Paus. IX 9, 5, als Dichter der Thebais). Vermutlich ist Homeros eine historische Persönlichkeit, ein berühmter Aöde gewesen; aber was er gedichtet und wann er gelebt hat, wird sich niemals ermitteln lassen. Unter seinem Namen gehen die meisten der Epen, die bisher besprochen sind, und überhaupt das ganze Inventar der Aöden, auch die Proömien, die Anrufungen der Götter, welche die Sänger bei den Agonen ihrem Vortrag voranschickten (o. S. 353). Frühzeitig hat sich die Legende an seinen Namen geheftet und allerlei von seinen Schicksalen erzählt. Er ist der Typus des fahrenden Sängers, blind und arm, viel vom Schicksal herumgetrieben. In seiner Heimat fand er keine Stätte, in allen Städten von Äolis und Ionien versuchte er seine Kunst. Um seinen Gastfreund zu belohnen oder seine Töchter auszustatten, verschenkte er manche seiner Gedichte, die »Einnahme von Oichalia« an Kreophylos von Samos, die Kyprien an Stasinos; die kleine Ilias und die Phokais stahl ihm Thestorides von Phokäa – in diesen Erzählungen dürfen wir wohl die ersten Ansätze einer Kritik erkennen. Auch beim Wettkampf hat er Unglück; obwohl er seinem Rivalen Hesiod weitaus überlegen ist, wird dennoch diesem der Sieg zugesprochen. Schließlich ereilt ihn der Tod auf der Insel Ios aus Gram darüber, daß er ein derbes Fischerrätsel nicht lösen kann. Neben ihm werden seit Alexanders Zeit eine ganze Anzahl anderer Namen genannt, denen einzelne Gedichte zugeschrieben werden: die Aithiopis dem Arktinos von Milet, die kleine Ilias dem Lesches von Pyrrha oder von anderen dem Kinäthon von Sparta oder dem Diodoros von Erythrä usw. Einige dieser Namen können historisch sein, wie etwa der Eugammons von Kyrene als Verfasser der recht jungen Telegonie; andere mögen sich in Chroniken oder sonst als Rhapsoden gefunden haben und von den nach Namen suchenden Literarhistorikern aufgegriffen sein, wie Kynaithos von Chios, der Ol. 69 (504) in Syrakus auftrat und den einige zum Verfasser des Apolloproömions machten (schol. Pind. Nem. II 1). Aber daran kann kein Zweifel sein, daß bis weit ins 5. Jahrhundert hinein die [370] Masse der Epen als homerisch oder, was genau dasselbe ist, anonym überliefert wurde. Mit dem Beginn historischer und literarischer Forschung erwacht der Zweifel; man nimmt zunächst inhaltlich, dann auch ästhetisch an zahlreichen Gedichten Anstoß, mehr und mehr wird Homers Name auf Ilias und Odyssee (und Margites, Aristot. poet. 4) beschränkt, alle anderen Gedichte ihm abgesprochen; in einer allerdings nicht zur Herrschaft gelangten Gelehrtenschule (die Chorizonten, Xenon und Hellanikos) wurde auch die Odyssee für nicht homerisch erklärt.

Mit dem Sinken und schließlichen Aufhören der Dichtertätigkeit der Aöden geht eine Verschiebung ihrer Stellung Hand in Hand. Zunächst äußerlich, indem der musikalische Vortrag und die Begleitung auf der Phorminx wegfällt, offenbar, weil die Musik sich fortentwickelt hat und der verfeinerte Geschmack die alten monotonen und formlosen Melodien nicht mehr ertragen kann. An ihre Stelle tritt die Deklamation, statt der Leier nehmen die Sänger einen Zweig oder Stab in die Hand, die Aöden werden zu Rhapsoden (»Stabsängern«)551. In den Proömien ist überall nur vom Gesang die Rede, der Aöde hat die Phorminx in der Hand (21, 3) – vielfach mag das allerdings nur noch Phrase sein –; in der späteren Zeit dagegen werden die Epen wie die Proömien nicht mehr gesungen, sondern deklamiert, und man denkt sich auch Homer durchweg nicht als wandernden Sänger, sondern als wandernden Rhapsoden, nur daß er die Gedichte selbst verfaßt hat, die seine Zunftgenossen auswendig lernen552. Daß auch die beginnende [371] Rhapsodik noch schöpferisch gewesen ist, lehrt das Beispiel Hesiods; der Dichter der Theogonie erhält von den Musen bei der Dichterweihe ein Lorbeerreis, nicht eine Leier (30ff.). Der Übergang mag sich allmählich und an verschiedenen Orten zu verschiedener Zeit vollzogen haben; Hesiod wird man nicht über das Jahr 700 hinabrücken können. So vielfach aber die folgende Zeit, das 7. Jahrhundert, noch Epen und Gedichte im alten Stil produziert hat, so wenig besitzen diese die frühere Bedeutung für das geistige Leben der Nation. Das alte Geleise ist ausgefahren, neue Strömungen und Forderungen machen sich geltend. Nicht mehr die Unterhaltung und Schilderung ist die Hauptsache, sondern die Belehrung, das Streben nach Erweiterung und Vertiefung des Wissens. Die kosmische und ethische Spekulation, die im alten Epos wie in jeder echten erzählenden Dichtung nur das Beiwerk bildet, tritt in den Vordergrund, die subjektive Empfindung verlangt unmittelbaren Ausdruck. So entsteht eine Übergangsepoche, in der die alten Formen mit neuem Inhalt gefüllt werden, bis es schließlich gelingt, sie zu zersprengen und in der Lyrik der neuen geistigen Bewegung auch eine neue, adäquatere Form zu schaffen.

Der Hauptvertreter der neuen Wendung ist Hesiod. Er war der Sohn eines aus Kyme nach Böotien gewanderten Bauern; beim Weiden der Schafe am Abhang des Helikon erschienen ihm die Musen und verliehen ihm die Dichtergabe. Seitdem ist er als Rhapsode tätig gewesen. Aber er wandelt nicht den Pfad der konventionellen Epik; nicht »Lügen, die der Wahrheit gleichen« (entlehnt aus τ 203), d.h. die phantastischen Erfindungen der Aöden, sondern die Wahrheit selbst haben die Musen ihm offenbart (theog. 26ff.; vgl. op. 658), und so verkündet er den Ursprung der Götter. Was er vorträgt, basiert natürlich größtenteils auf der Tradition, die im Epos und im Volksglauben vorlag; aber überall ist es durchsetzt mit eigenen Spekulationen, und es ist vom Dichter in ein zusammenhängendes System gebracht. Zahlreiche abstrakte Gestalten sowohl physischen wie ethischen Inhalts sind von ihm zuerst geschaffen oder, wenn sie vielleicht vorher schon einmal von einem Dichter oder vom Volksglauben als göttliche Mächte aufgefaßt waren, von ihm zuerst fixiert und in die Götterwelt eingereiht [372] worden, so gleich zu Anfang die »Kluft« (Chaos), d.h. der allumfassende Raum als Ursprung aller Dinge, dann der Eros als kosmische Potenz, als das Urprinzip, dem die Welt und alle Wesen ihren Ursprung verdanken, weiter das ganze Geschlecht der Nacht, Schicksal, Schlaf, Tod, Träume, Hohn (μῶμος) und Elend (ὀιζύς; daneben finden die dem Mythos entstammenden Hesperiden ihren Platz), Rache (vielmehr Nemesis), Trug, Freundschaft, Hader (Eris), und all die Wesen, die aus ihm erwachsen. Auch in die Traditionen über Ursprung und Wesen der Götter hat er durchweg umgestaltend eingegriffen; hier bietet sich der Forschung noch ein weites Feld, welches der Aufhellung bedarf. Was Hesiod durch eigenes Denken gefunden hat, erscheint ihm als untrügliche Gewißheit, als Offenbarung der allwissenden Musen; mit ihm beginnt im Gegensatz zur unbewußten Weiterbildung die bewußte Umgestaltung und Systematisierung der Überlieferung, mit anderen Worten die Theologie. – Nicht minder bedeutend ist Hesiods zweites Werk, das Gedicht über die Arbeit (ἔργα καὶ ἡμέραι553). In einem Rechtsstreit mit seinem Bruder Perses wendet sich der Rhapsode gegen die ungerechten und bestechlichen »Könige« an die Menge und trägt ihr seine Sache vor, um durch die Volksstimme für sie zu wirken. Daran reiht er Ermahnungen an seinen Bruder; nicht durch Prozesse und Betrug, sondern durch ernsthafte geregelte Arbeit solle er seinen Lebenserwerb verdienen, Er schildert die beiden Haupterwerbszweige, den Ackerbau und die Seefahrt. Vielfach hat er allgemeine Betrachtungen eingelegt, Sprichworte und moralische Sentenzen aufgenommen und neue geschaffen. Auch sein System hat er weitergebildet. So stellt er hier neben die schlimme Eris eine gute, den Wetteifer, die Haupttriebfeder jeder erfolgreichen und ehrenhaften Arbeit. So entwirft er ein Bild von der Entwicklung des Menschengeschlechts und seinem stufenweisen Herabsinken von dem Ideal des goldenen Zeitalters bis zu dem elenden eisernen Geschlecht der Gegenwart, wo Unrecht, Trug und Gewalttat herrschen. Bald wird das Elend noch ärger werden, nur der Schlimme und Frevler wird Ansehen gewinnen; [373] dann werden (v. 199 ist ἴτον die richtige Lesart) Scham und Strafe (Unwille über den Frevel, Nemesis) die Erde verlassen, schließlich, wenn erst die Kinder mit grauen Haaren zur Welt kommen, wird Zeus auch dies Geschlecht vertilgen.

Im Gegensatz zu der heiteren Welt der Phantasie, die das homerische Epos entrollt, tritt uns bei Hesiod das reale Leben mit seiner Not und seinen Mühen entgegen. Durchaus weht ein trüber, pessimistischer Zug durch seine Dichtung. Die Ideale Homers kennt auch er; aber sie befriedigen ihn nicht mehr, da ihnen die Wirklichkeit so gar nicht entspricht. Dazu stimmt der oppositionelle, revolutionäre Charakter seines Auftretens im Leben; auch hier merkt man die neue Zeit, die sich ankündigt. Hesiod ist sich, wie wir sahen, dieses Gegensatzes gegen die bisherige Tradition voll bewußt; er ist die erste selbständige Persönlichkeit der griechischen Geschichte; im Eingang seines Hauptwerks nennt er seinen Namen. Bei keinem Volk ist es uns vergönnt, den Moment des Eintritts in das im engeren Sinne historische Leben, das Erwachen der Individualität so genau zu bestimmen wie bei den Griechen: er wird durch Hesiods Auftreten bezeichnet. Der Gegensatz tritt dadurch nur um so schärfer hervor, daß Hesiod äußerlich noch ganz im Banne der homerischen Tradition steht. Seine Gedichte sind nicht mehr das Werk eines Sängerstands, sondern die durchaus subjektive Schöpfung einer Einzelpersönlichkeit; er gehört in eine Linie mit Archilochos554. Aber er dichtet als Rhapsode, er behält den homerischen Vers bei, er übernimmt die Sprache und zahlreiche einzelne Ausdrücke und Wendungen aus der homerischen Poesie. Und wie diese werden auch seine Gedichte durch rezitierende Rhapsoden fortgepflanzt.

Auch an Hesiod knüpft eine Dichterschule an, die ihn fortsetzt und unter seinem Namen weiterdichtet. Dieselbe Behandlung, welche er der Göttergeschichte hat zuteil werden lassen, erforderte [374] die gesamte Sagengeschichte. Es galt auch hier die Wahrheit festzustellen, die Traditionen au ordnen und zu sichten, die Widersprüche auszugleichen, Anstöße, welche die veränderten Anschauungen ergaben, zu beseitigen. So entstanden zahlreiche Gedichte, welche inhaltlich den homerischen vollständig parallel laufen und wie jene die ganze Sagengeschichte umfassen, der Form und Tendenz nach aber durchaus von ihnen verschieden sind. Jene sind Dichtwerke, diese wollen nur berichten, was wahr ist. Sie sind die Vorläufer der gelehrten Arbeit, der Geschichtsforschung. Auch wo der Verfasser noch so kühn mit der Tradition umspringt, wo er Eponymen der einzelnen Völker erfindet und in Verwandtschaftsbeziehungen setzt, wo er Stammbäume ausfüllt, verfährt er nach den Grundsätzen, die er für methodisch richtig hält, und glaubt die wirklichen Tatsachen ermittelt zu haben – so gut wie seine Nachfolger Hekatäos und Hellanikos. Er will die Geschichte der Heroen, den Ursprung der griechischen Stämme und Geschlechter darlegen; zugleich macht sich das Bedürfnis geltend, den erweiterten geographischen Anschauungen Rechnung zu tragen, die Völker, die man neu kennengelernt hat, in das Welt- und Geschichtsbild einzufügen. Daraus ergibt sich auch die genealogische Form aller dieser Dichtungen: die Stammbäume der Ahnherrn aufzustellen ist die wichtigste Aufgabe der Forschung. Die Genealogien knüpfen an an die Theogonie, sie laufen aus in die Dorische Wanderung und die Kolonisation, in die Ereignisse, welche die gegenwärtige Ordnung der Stämme geschaffen haben; dazwischen liegt die ganze Heroenzeit. Bis ins 6. Jahrhundert hinein ist an diesen Epen geschaffen worden, nicht wenige sind sehr jungen Ursprungs. Wie es scheint, hat diese genealogische Dichtung zunächst in Böotien und dessen Nachbargebieten geblüht, dann aber sich über ganz Griechenland in Konkurrenz mit der Homerischen (kyklischen) verbreitet. Die wichtigsten Gedichte stammen in der Hauptsache noch von Hesiod, so die Kataloge der Stammütter und ihrer Nachkommen, die direkt mit der Theogonie verbunden sind, und die großen »Eoien«555, oder gehen unter seinem Namen: die[375] Melampodie, der Aigimios, die Sternenkunde (Astronomia), die gleichfalls hierhergehört; andere sind anonym, wie das Naupaktische Epos (Argonautengeschichte), die Phoronis, die Europia. Andere tragen Verfassernamen, die im Gegensatz zu den schattenhaften Dichtern der kyklischen Epen geschichtlich zu sein scheinen; so die Korinthiaka des Eumelos (Argonautengeschichte), die Genealogien des Asios von Samos und des Kinaithon von Lakedaimon556. – Andere Dichtungen können als Fortsetzung der Hesio deischen »Erga« betrachtet werden, so die ἔργα μεγάλα, die Unterweisungen des Chiron und manche theologisch-mantische Dichtungen.

Es ist natürlich, daß auch die homerische Poesie sich der Einwirkung der neuen Richtung nicht entziehen konnte. In jüngeren Partien der Ilias und Odyssee tritt die Neigung zur Einflechtung von Sentenzen und Genealogien deutlich hervor, selbst ein Frauenkatalog hat in die »Nekyia« Aufnahme gefunden. Bei manchen späteren Epen, wie den Danaiden und dem Naupaktischen Gedicht, kann man schwanken, ob man sie zu Homer oder zu Hesiod stellen soll. Auch unter Homers Namen gibt es Gedichte, welche ihren Stoff aus dem täglichen Leben schöpfen. Aber die Auffassung ist der Hesiodeischen diametral entgegengesetzt; wenn der echt epische Stil in gemeine Verhältnisse hinabsteigt, kann er sie nur parodistisch von der komischen Seite fassen. So schildert der »Margites«, das gefeiertste dieser Gedichte, die Streiche eines tölpelhaften Hanswursts, der »viele Dinge konnte, aber alles konnte er schlecht«. Weitere komische Epen sind die Kerkopen, die Gedichte von Tierkämpfen u.ä. Andere Dichtungen, die frühzeitig in die Homerbiographie Aufnahme gefunden haben, sind rein lyrisch in epischer Form: der Abschied eines Sängers von Kyme, das Epigramm auf Midas' Grab, Bettel- und Kinderlieder, ein Ofensegen für die Töpfer u.ä. Wie sich hier inhaltlich die neue Dichtgattung vorbereitet, so auch formell. Der »Margites« durchbricht zum erstenmal [376] die traditionelle epische Form, indem er zwischen die Hexameter Jamben einstreut – ein Versmaß, das offenbar populären, nicht zunftmäßigen Liedern entnommen ist557.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 41965, Bd. 3, S. 368-377.
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