Ein Knabe an seinen Pathen.

[150] Mein theurer Pathe!


Mit wahrer Ungeduld erwartete ich den ersten Tag des neuen Jahres, um Ihnen die aufrichtigen Wünsche meines Herzens für Ihr Wohl auszudrücken und Sie zu bitten, die Versicherungen meiner Dankbarkeit zu genehmigen. Die Zuneigung, die ich für Sie hege, dieses so natürliche Gefühl, wächst mit jedem neuen Jahre; aber je älter ich werde, desto mehr erkenne ich auch, daß ich mich Ihrer Güte immer würdiger zeigen muß. Glauben Sie mir, mein theurer Pathe, daß dieß mein glühendster Wunsch, mein eifrigstes Bestreben ist. Ich werde daher meine Bemühungen verdoppeln, damit ich durch meine Aufführung und meinen Fleiß nie Vorwürfe von Ihnen verdiene. Glauben Sie mir, daß Sie nie Ursache finden[150] sollen, es zu bereuen, daß Sie mich zu Ihrem Pathen annahmen.

Genehmigen Sie die Versicherung meiner aufrichtigen Wünsche für Ihr Glück und fahren Sie fort, mich ebenso zu lieben, wie ich Sie liebe.

Ihr

achtungsvoll ergebener Pathe

L.

Quelle:
Fresne, Baronesse de: Maximen der wahren Eleganz und Noblesse in Haus, Gesellschaft und Welt. Weimar 1859, S. 150-151.
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