Männleinragwurzel

[46] Männleinragwurzel, Orchis mascula, L. [Flor. dan. tab. 457. 1.] mit vierlappiger, gekerbter Honigbehälterlippe, stumpfen Horne, und zurückgebogenen Rückenblumblättern, ein Schuhhohes Kraut mit perennirender Wurzel auf Waldwiesen, welches im Brachmonat viel purpurfarbne Blumen trägt.

Die im frischen Zustande urinartig stinkende, getrocknet aber geruchlose, aus zwei starken Knollen zusammengesetzte Wurzel, (Rad. Orchidis masculae) ward in ältern Zeiten bloß als ein Geschlechtstrieb beförderndes Mittel gebraucht. Die Neuern bedienen sich ihrer als einer nährenden, Schärfe einwickelnden, schleimigen Arzuci, getrocknet, gepülvert und in siedendem Wasser aufgelöst, statt der ostindischen Salap, wozu diese Art und die Salapragwurzel (w.s.) vor andern genommen wird. (Die Zubereitung derselben sehe man in dem Artikel Salap nach.) Man gräbt sie nach der Blühzeit (Andre wählen den Mai, wo sie aber nicht so genau erkannt wird), wirft die vorjährige braune und welke weg und sammelt die weiße markige.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 46.
Lizenz: