Meerkohlwinde

[75] Meerkohlwinde, Convolvulus Soldanella, L. [Regnault bot. tab. 402.] mit nierenförmigen Blättern, und einblüthigen Blumenstielen, ein am Gestade von Seeland, Friesland, Flandern, England, Italien, Frankreich an sandigen Stellen wohnendes niederliegendes Kraut mit kriechender, perennirender Wurzel, welches im Heumonat eine große purpurröthliche Blume trägt.

Das im frischen Zustande mit einer bittern, scharfen Milch angefüllte, getrocknet aber nur salzicht schärflich und hintennach beißend schmeckende, geruchlose Kraut (hb. Sold mellae, Brassicae marinae) wird sammt der dünnen, weißen, zaserichten Wurzel zu uns geschickt. Das beste ist frisch, und so wenig als möglich zerbrochen; das aus Frankreich zieht man vor. Ehedem hat man seine purgirende Kraft vorzüglich auf Wassersucht eingeschränkt, es jedoch auch im Scharbocke (?) und in der Hypochondrie gelobt. Die Gabe weicht vom Skrupel bis zu anderthalb Quentchen ab, vermuthlich nach der Güte des Krautes, denn es scheint an Purgirkräften durch die nachlässige Aufbewahrung, noch mehr aber durch Kochen zu verlieren.

Es ist im Rufe, den Magen sehr zu schwächen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 75.
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