Mörsel

[101] Mörsel (Mortarium) ein bekanntes Werkzeug zur Zerkleinung und Pülverung der Arzneien vermittelst der Keule (Pistillum). Die gebräuchlichsten und brauchbarsten sind die hölzernen von wildem Birnbaumholze und die von gegoßnem Eisen. Die von Glockenmetall dienen blos zu Dingen, welche äußerlich angewendet werden; zur Pülverung innerer Arzneien darf man sie durchaus nicht nehmen. Es reibet sich bei jedem Stoßen etwas ab, und man hat oft gepülverte Austerschalen, gebranntes Hirschhorn u.s.w. mit Kupfertheilen geschwängert gefunden.

Wo viel zu Stoßen ist, hängt man den obern Theil der eisernen Keule an das freie Ende einer am Balken der Decke befestigten Schwungstanze, von welcher die Keule schon selbst in die Höhe gezogen wird, wobei dann der Stößer seine Kraft fast blos zum Niederstoßen der Keule anzuwenden braucht. Bekanntlich haben die Ausstreckemuskeln des menschlichen Körpers bei weitem die Kraft und die Ausdauer nicht, welche die Beugemuskeln besitzen; diese ermüden weit später, und verkürzen sich schneller und stärker.

Ein glatter schwerer Deckel von hartem Holze über dem Mörsel, mit einer Oeffnung in der Mitte, den obern Theil der Keule etwas geräumlich durchzulassen, hindert das Verspringen der noch gröblichen, und das Verstieben der schon feiner gepülverten Droguen. Er muß aber einige Zoll breiter als die Mündung des Mörsels seyn, damit er sie auch dann bedecken könne, wenn er bei der schwankenden Bewegung des Keulenstiels auf derselben hin und her glitscht.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 101.
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