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»Mit fremden Federn geschmückt«

[40] Abgesehen von der Maske der Heuchelei, die unser Dasein oft bedingt, brauchen wir Männer Gott sei Dank auch die Maske des Frohsinns, wenn das erste farbengrelle Plakat mit dem Aufruf zur Kostümnacht des Faschings von Häuserreihen und Säulenwänden herabschreit.

Warum so schüchtern, Kollegen? Ein teures Ensemble von Samt und Seide aus mondänen Werkstätten ist längst überflüssig geworden und flugs zu ersetzen, auch Tirolerwams und Lohengrinrüstung sind nur noch unmodernes Kulissenwerk. Geschmackskultur und Kunstgewerbe haben uns neue Wege gewiesen.

Man nehme drei Meter Maskensamt (leuchtend-blau, silbergrau oder gold-gelb), zwei Meter Satin (in entsprechenden Kontrastfarben), und schon entsteht bei der kleinsten Näherin nach überall erhältlichen Schnittvorbildern ein italienisches oder spanisches Matrosengewand, das durch ein Baskenmützchen in der Schattierung der übertrieben weiten Schifferhosen vervollständigt wird.

Doch wer Selbständigkeit und Unabhängigkeit bevorzugt – nichts einfacher als das. Zum Beispiel: Apachenball – ein schwarzes, langes Beinkleid, ein farbiges oder gestreiftes Fußballtrikot, auch der schwarze Badeanzug tut's, einen Kragen und buntes Tuch um den freien Hals, Lederriemen als Gürtel um die Hüften, die schwarze Melone schief auf dem Kopf – und fertig ist der waschechte »Ganove«. Auch bei offizielleren Maskenbällen ist es unschwer, sich kurzerhand in einen Maharadscha zu verwandeln: silberner Tarlatanturban, selbst gedreht (Meter zu 1 Mark), große, riesengroße silberne Blume, nachgebräunter Teint, Ohrringe, Ordensbänder, alles zum Frack, und der begehrte Exote ist in bester Nachbildung erstanden. Auch da, wo helfende Frauenhände und routinierte Unterweisung fehlen, ist es unangebracht, aus Trägheit oder Schüchternheit die Karnevalsstimmung durch monotones Schwarz des feierlichen Fracks jäh zu stören. Mitgegangen – mitgefangen!