Der goldene Kodex.

[102] Dialog im Foyer.


Er: Stärken Sie sich – die vorangegangenen Beispiele waren appetitanregend!

Sie: Adam liegt sozusagen als »Auster in der Schale« vor mir –

Er: Der Mann als Delikatesse! Weib, was willst du noch mehr?


Der goldene Kodex

Sie: Wir sind noch lange nicht zufrieden. Kleinigkeiten verbittern das Leben, Nuancen entscheiden. Adam, als Herr jeder Situation, in allen Wassern gewaschen, wohlerzogen und manierlich, wird im wahrsten Sinne des Zitates »kommen, sehen, siegen!«

Er: Adams Gestaltung unter der Zeitlupe – en avant!

Sie: Eine Gestaltung, die notwendig zum Aufbau des Ganzen!

Er: Kurz gesagt: ein Kapitel vom goldenen Kodex unseres Jahrhunderts.

Sie: Sie wissen schon ganz genau, was ich meine. Wir müssen in die Loge, das zweite Klingelzeichen ... sehen Sie dort – wie unmöglich!

Er: ... einen dicklich prustenden Herrn – –

Sie: ... der sich vor der großen Blondine durch die Türe drängt, und neben ihm der schwarze Herr, im Monokel, der einem siebzehnjährigen Mädchen die Hand küßt – – –

Er: Ich bekenne mich vorläufig für geschlagen. Es lebe der »goldene Kodex«. Wir lernen nie aus. Aber bald werden Sie mit uns Lorbeeren ernten! Wie haben wir uns schon jetzt gemacht!

Sie: In der Tat, der ersehnte Pyrrhussieg rückt näher.

Er: Wieso ersehnt?

Sie: Wir sind besiegt – aber ihr seid verloren ...[103]

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 102-104.
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