Der rettende Strohhalm.

[74] Ohne einen »drink« zur rechten Stunde ist man einfach verloren! Der »cocktail« vor dem »lunch«, der »cobbler« nach dem »dinner«, der »pousse-café« zum Mokka und der »Gin-Fizz« zum Jeu sind ebenso unentbehrlich wie ein Flirt im Frühling. Ja, sie sind sogar einfach ausschlaggebend für Stimmung, Handlung, Folgen.


Der rettende Strohhalm

Im Grunde sind wir alle feige. Wir leugnen es, aber wir sind es, verlassen wir uns darauf! Wir brauchen Anregungen – »dopings« oder Beruhigungsmittel. Vor jedem – selbst dem harmlosesten – Erlebnis hat man irgendwie Angst. Man könnte zu weit – oder zu wenig weit – zu unbeteiligt – zu gefühlvoll – zu ablehnend – zu anhänglich ... oder so. Nachdenklich beugt man sich über das eisgekühlte Glas – der rettende Strohhalm bildet den Kontakt zum Hirn – der Puls schlägt schneller – immer wieder sucht man nach Kirschen oder Zitronenschalen – dabei treffen sich die Augenpaare – spielen Gedankenlesen und Verstehen – – – Noch einen kleinen Zug – ein Beiseiteschieben der Teller – ein hastiges Gleiten von Geldstücken – Stühlerücken – eine zugefallene Tür – – –

Glauben Sie mir, gnädige Frau, ohne einen »drink« zur rechten Stunde ist man einfach verloren![74]

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 74-75.
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