Rückkehr des Vaters ohne unsre Mutter;

Annahme einer Haushälterin

[25] Nach zehntägiger Abwesenheit kehrte der Vater zurück, aber ohne unsre Mutter. Auf unsre Frage nach ihr sagte er: »Kinder, ich kann nicht anders glauben, als daß sie mich und euch ganz aus dem Sinne geschlagen hat; denn sie war schlechterdings nicht zu bewegen, mir zu folgen, ob sie gleich zu Hause Hunger und Kummer leidet.«

Er untersuchte nun, was wir während seiner Abwesenheit fertiggemacht hätten, und fand, daß er mehr verloren als gewonnen habe. »Nein«, rief er endlich, »so geht es nicht; das muß ich ändern.«

Bald darauf brachte er eine Haushälterin ins Haus, unter deren tyrannischem Kommando das Leben uns vollends ganz zur Hölle gemacht wurde. Das Empörendste für[25] uns war, daß wir, nach hessischer Landessitte, in die Militärliste mit eingetragen und sonach militärpflichtig gemacht wurden. Dies hatte der Vater selbst nicht vermutet und fing nun an, den unüberlegten Ankauf zu bereuen. Der harte Winter, der geringe Absatz seiner Fabrikate, die Unreinlichkeit der Haushälterin, die sich unsrer Reinigung fast gar nicht unterzog, alles dieses vermehrte den Mißmut meines Vaters in dem Grade, daß er sich entschloß, sein Haus wieder feilzubieten und, da er keinen Käufer fand, es mit uns auf einige Zeit zu verlassen.

Quelle:
Sachse, Johann Christoph: Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers. Von ihm selbst verfasst, Berlin 1977, S. 25-26.
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Der deutsche Gil Blas
Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers
Der deutsche Gil Blas. Eingeführt von Goethe. Oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers