B. Gegen Höhergestellte, Vornehme und Reiche.

[53] 15. Gegen Höhergestellte, Vornehme und Reiche benimm Dich ebenfalls mit der gebührenden Ehrerbietigkeit und Höflichkeit, ohne jedoch Deiner Würde etwas zu vergeben. Verleugne im Verkehr mit ihnen Deine Grundsätze, Deinen Stand, Deine Geburt nicht; nur so kannst Du Dir ihre Achtung erringen und erhalten.

16. Schmeichle nicht und heuchle nicht, sage frei und offen die Wahrheit, jedoch ohne grob zu werden. Mußt Du ihnen widersprechen, so widersprich[53] mit Bescheidenheit und in artiger Form. Im allgemeinen ist es besser, die Leute bei ihrer Meinung zu lassen, es sei denn, daß diese Meinung etwas Kränkendes hat für unsere Religion, unsere Angehörigen, Freunde usw.

17. Dränge Dich nicht in die Gesellschaft von Höhergestellten, Vornehmen und Reichen; sei, auch wenn sie Dich ihrer Gesellschaft würdigen, nicht zu vertraulich mit ihnen.

18. Begegnen sie Dir stolz, so krieche nicht vor ihnen, sondern begegne ihnen, wie es ihr und Dein Stand erfordert, mit ungekünstelter Höflichkeit, als merktest Du ihren Stolz nicht, damit sie weder beleidigt, noch in ihrem Stolze bestärkt werden.

19. Kannst Du ihnen, ohne Dir etwas zu vergeben, kleine Dienste und Gefälligkeiten erweisen, so thue es gerne und freudig; Du machst Dich dadurch angenehm und beliebt.

Quelle:
Vogt, Franz: Anstandsbüchlein für das Volk. Donauwörth [1894] [Nachdruck Donauwörth 21987], S. 53-54.
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