Judas der Erzschelm hat den Feiertag nit geheiliget, sondern denselben übel zugebracht.

[460] Nachdem der verruchte Iscarioth schon eine geraume Zeit wegen steten Diebstahls unter der Gewalt des Satans gewesen, so hat er endlich den 25. Martii sich von Bethania nach Jerusalem begeben, daselbst in dem Palast des Hohenpriesters Caiphä mit dem dazumalen versammelten Concilio den Pact und Contract gemacht, Jesum von Nazareth in ihre Hände zu liefern; über solches hat er ganz schleunig seinen Ruckweg genommen nach Bethania, allwo er gar höflich empfangen worden, auch sogar die gebenedeite Mutter Maria ihre Zuversicht zu ihm genommen. Mein Judas, sprach sie, weil du wohlmeritirter Prokurator bist des ganzen Collegii, und das meiste durch deine Hände gehet, auch du allerseits bekannt, und in Ehren gehalten wirst, als befehl ich dir meinen liebsten Sohn; worauf Judas geantwortet, wie daß er in allweg, was seine schlechte Person anbetrifft, ihm wolle an die Hand gehen, sogar hat er noch denselben Mittwoch[460] Abends bei der gemeinen Tafel gespeiset, und wie es der seraphische Bonaventura bezeugt, ist der Iscarioth gesessen zwischen Jesu und Maria in der Mitte; den andern Tag, als am Donnerstag zu Abends, hat das hohe Fest schon seinen Anfang genommen, da dann der Herr Jesus, wie vorhin gemeldet worden, mit seinen Aposteln nach dem Gesetz Mosis das Osterlamm geessen. Unter währender Tafel aber, als er besagtem Böswicht das eingedunkte Brod dargereicht, hat er ihn mit diesen Worten angeredet: » Was du thust, das thue bald;« das verstund aber keiner von denen, welche zu Tische saßen, wozu er's ihn gesagt habe, dann etliche meinten, weil Judas den Beutel hatte, so hätte Jesus zu ihm gesagt: »kaufe was uns gegen dem Fest vonnöthen,« dann es hatte der gebenedeite Herr zu unserer Nachfolge den löblichen Brauch, daß er alle Festtäg, worbei er sich emsigst eingefunden, unterschiedliche Victualien hat lassen einkaufen, welche er neben dem Geld unter die Armen austheilen lassen; der verdammte Gesell aber hatte den wenigsten Respekt des Festes und hoher Solemnität, sondern noch an demselben seinen Herrn Jesum verrathen. O Schelm! ich wollte wünschen, du hättest dießfalls keine Brüder.

Die alten im Irrthum verblendeten Heiden hatten das Jahr hindurch unterschiedliche Festtäge, welche sie ganz eiferig und hochfeierlich begangen. Einige wurden genennet Adonia, andere Agonalia, andere Ambutbialia, andere Anthisteria, andere Apathuria, andere Armilustria, andere Ascholia, andere Athenäa, andere Bödromia, andere Camentalia, andere Carnia,[461] andere Thargelia, andere Palilia, andere Cerealia, andere Cordhitalia, andere Sigillaria, andere Consualia, andere E[...], andere Floralia, andere Hermäa, andere Hilaria, andere Lenäa, andere Lupercalia, andere Oschophoria, andere Panathänäa, andere Pyanaphia, andere Quiniquatria, andere Megalesia, andere Quirinalia, andere Rubigalia, andere Saturnalia, andere Septimontia, andere Tiberinaria, andere Tubilustria, andere Vulcanaria, andere Carmentalia, andere Vinalia, andere Phallagogia, andere Vulturnalia, andere Meditrinalia, andere Vertumnalia, Parentalia, Quirinalia, Fornicalia, Initialia, Terminalia, Matronalia, Junonalia, andere gar Stultalia und Narralia etc., dergleichen Teufelsfest haben sie gehalten mit großem Eifer, mit kostbarem Opfer, mit herrlicher Pracht, mit häufigen Unkosten, gar oft auch mit theurem Menschenblut.

In Japonia celebrirten und begehen die Heiden einen Festtag zu Ehren des Abgotts Daymiouin, den sie mit einer volkreichen Prozession verehren, und anbei mit heller und lauter Stimm aufschreien folgende Wort: Xenzayraquu, Menzapraqua, nachmals opfern sie besagtem Götzenbild eine unglaubliche Menge des Golds und Silbers.

In dem calecutischen Königreich wird das Fest ihrer Götter, die sie Pagodes nennen, über alle Massen feierlich begangen. Erstlich pflegt denselben Tag ihr großer Kaiser Zamorinus sich mit so viel Edelgesteinen und Kleinodien zu schmücken, daß er dieselbe alleinig zu tragen, nit mächtig, sondern vonnöthen, daß zwei Vornehme von Adel ihm unter die Arme greifen,[462] und also auf eine hohe hierzu bestellte Bühne hinauf führen. Nach solchem folgt eine Procession von hundert und fünfzig Elephanten, so alle auf das prächtigste gezieret, und ein jeder aus diesen trägt auf seinem breiten Buckel ein Götzenbild, deren erstes eine Katz, das andere einen Hund, das dritte einen Affen vorstellt; auf solche kommen erst die Leute, so in Kleiderpracht und Aufzug allen eine Verwunderung verursachen, sobald diese in das Angesicht des Kaisers gelangen, alsdann begrüßen sie demüthigst das Götzenbild, dem einer oder der andere vorderist zugethan ist, gleich hernach verwundet er mit zwei bloßen Degen seinen Leib, und absonderlich das Haupt dergestalten, bis er todt dahinfällt. Geschieht gar oft, daß an einem solchen Festtag sich über die tausend Menschen also aufopfern. Zu einer andern Zeit des Jahrs begehen sie mehrmalen einen Festtag zu Ehren ihrer Götter, dazumalen führen sie auf einem großmächtigen Wagen alle ihre hundert und fünfzig Götter, welche von Stein und Erz, derowegen über alle Massen schwer, diesen Wagen ziehen mehr als 700 Personen, welche sich nun als eifrige Diener ihrer Abgötter wollen erzeigen, diese werfen sich auf den Weg nieder, und lassen sich von denen Rädern dieses Wagens zerquetschen, welche nachmals das Volk vor Heilige haltet, und dero Leiber zu viel tausend Stück zertheilet, wovon ein jeder eine Reliquie eiferig begehrt. Was sagen wir Christen zu diesem? Wie begehen dann wir die Festtäge unseres wahren Gottes, der uns erschaffen und erlöst hat? wie? Die Hebräer halten ihren Sabbath so eiferig, daß sie an demselben[463] gar kein Feuer aufmachen, gar kein Feuer auslöschen, gar keine Stuben auskehren, gar keine Speis kochen, gar nichts tragen, nichts führen, nichts schieben, nichts Schweres heben, will geschweigen, andere Arbeit thun. Einer sogar in Engelland ist durch Unglück in einen unflätigen Ort gefallen, und wollte auf keine Weise aus dieser Gestankpfütze gezogen werden, bis der Sabbath vorbei, sprechend, Sabbata Sancta colo, de stercore surgere nolo. Was thun wir Christen? wie halten dann wir unsere heiligen Sonntäge und Feiertäge? wie?

Maria Magdalena, Maria Jakobi und Salome haben kostbare Spezereien kauft, damit sie den heiligsten Leichnam Jesu im Grab mochten salben, wie es bei felbiger Zeit gebräuchlich; solches gute Werk aber haben diese frommen und heiligen drei Frauen erst am Sonntag in aller Frühe vollzogen, warum aber nit ehunder meine gottseligen Matronen? wann ihr den Herrn Heiland so inniglich liebet, wie daß ihr nit schleuniger dieses gute Werk verricht habt? Es ist kein Wunder, daß ihr nachmals am Sonntag zu spat kommen, und er dazumal schon von Todten auferstanden, so ihr aber den Tag zuvor euch hättet eingefunden, sodann wäre der gute Handel angangen. Es geben mir aber diese drei heiligen Weiber die Antwort, wie daß bei ihnen die gute Meinung, solches Werk bald zu verrichten, nit sey abgangen, allein der Sabbath, so entzwischen kommen, habe sie verhindert. So höre ich wohl, seyd ihr gewissenhafte Frauen so scrupulos gewesen, daß ihr euch nit getrauet, auch dieses, obschon gute und an sich selbst[464] lobwürdige Werk, zu verrichten, in Meinung, der Sabbath möchte hierdurch, vermög des Gesetzes, nit vollkommentlich begangen werden. Was sagen wir hierzu?

So scrupulos bin ich nit, sagt ein Edelmann, dann nachdem mir mein Kapellan Longinus eine kurze Meß auf der Post herab gelesen, begib ich mich zu einer Gemüths-Erquickung und ehrlichen Gespäß ins Feld hinaus, und siehe, daß ich meine Kuchel mit einem Wildprät regalire, Sonntag hin, Feiertag her, mein Kalender schreibt, es sey heut gut jagen und hetzen. Gnädiger Herr, mit dero Erlaubniß, Sie haben ja auch zweifelsohne gestudirt, und folgsam werden Sie wissen, daß auf Lateinisch der Sonntag dies Dominica genennet wird, das ist der Tag unsers Herrn, wann ihr dann solchen zu eurem Gespäß oder Nutzen gebraucht, sodann ist solcher Tag nit unsers Herrn, sondern Eurer, Ihr aber stehlt solchen unserm lieben Herrn hinweg, wie ein anderer etc., und glaubt ihr dann, daß dieses der Allmächtige werde ungestrafe übersehen? Ist dann schon vergessen, was Cantipratanus schreibt, daß ein Edelmann in Deutschland Sonntag und Feiertag meistens mit Hetzen und Jagen zugebracht, ob er schon dessenthalben von seiner Frau öfters ermahnet worden, nachmals aber der gerechte Gott ihn dergestalten gestraft, daß ihm seine Frau Gemahlinn einen Sohn geboren mit einem Hundskopf, wie die Windspiel pflegen zu haben.

So scrupulos bin ich nit, sagt eine Edelfrau, dann mein Herr acht sich nit viel der Wirthschaft, deßwegen liegt es mir ob, ein wachsames Aug auf das Meinige zu haben, unser Herr macht mit mir[465] und den Meinigen kein solches Mirakul, wie er gemacht hat mit denen Israelitern, welche er 40 ganze Jahr in der Wüste mit allem versehen, sogar, daß ihnen nit ein Faden an ihren Kleidern zerrissen, 40 ganze Jahr ein Hemd getragen, und gleichwohl das lateinische Lob nit darein kommen etc. Auf dergleichen Mirakul darf ich mich nicht verlassen, dahero muß ich mich um das Meinige sorgfältig bewerben, und im Sommer suchen, was ich den Winter gehofft habe. Sonntag hin, Feiertag her, ich werd dessentwegen mit dem Mose die 10 Gebot nit brechen, sogar nit klieben, wann ich heut am Sonntage laß das Getreid schneiden, es ist besser, ich habs, als ich hätts. Es ist nit weniger, meine gnädige Frau, und thut sie dießfalls nit übel, daß sie eine gute Martha abgibt, allein muß sie wissen, daß sie weit unhöflicher ist, als die gröbste Bäurin, massen ihr der gütigste Gott die ganze Woche aus purer Freigebigkeit geschenkt und gespendirt, den Sonntag aber ihm allein vorbehalten, und seinen göttlichen Ehren und Diensten, sie aber ist so unverschämt, daß sie ihm auch diesen seinen selbst erwählten Tag aus den Händen unverschämt reißet, und glaub sie gewiß, daß solches die beleidigte göttliche Majestät nit wird ungerochen lassen, gestalten zu lesen ist in den Geschichten des heiligen bambergerischen Bischofs Othonis, daß eine Edelfrau an einem Sonntag ihre Leute auf den Acker hinausgeführt, damit sie das Getreid sollen abschneiden, weil der Tag so schön warm und heiter, und damit sie die Arbeiter desto mehr zum Schnitt aufmunterte, hat sie selbst die Kleider aufgeschürzt, die[466] Sichel in die Hand genommen, mit der Linken das Getreid umfaßt, und anbei gesprochen, schauet, was ihr sehet, das ich thue, so thut es auch; kaum aber daß solche Wort geschehen, ist sie alsobalden erstarret am ganzen Leib, also gebückt ganz unbeweglich gestanden, ob wäre sie vom harten Marmorstein, und zugleich ihre unglückselige Seele aufgeben.

So scrupulos wie Magdalena und ihre zwei Kameradinnen bin ich nit, sagt ein Burger, dann wann ich zuweilen überhäufige Arbeit hab, so nimm ich den Sonntag zur Beihilf, arbeite den Sonntag Vormittags bis um halbe zwölf Uhr, sodann ertappe ich noch eine Meß, und gemeiniglich treff ich einen Priester an, der zwischen Anfang und End sich nit viel aufhält, solchergestalten hab ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeschnitten, wann mir die Raben das Brod ins Haus tragen, wie dem Eliä, so thät ich mich um das Arbeiten auch nit viel annehmen. Mein Burger, wie gottlos zeigt ihr euch gegen den Allerhöchsten; Adam war derentwegen so großer Straf würdig, weil ihm der Allerhöchste das ganze Paradeis und alles Obst darinnen zu seinem Wohlgefallen übergeben, einen einigen Baum aber ihm vorbehalten, und Adam gleichwohl so vermessen, daß er Gott auch diesen Baum nit gelassen. Euch hat Gott 6 Tag in der Woche geben, die ihr pur und einig zu euren Diensten nach Wohlgefallen könnt brauchen, einen einigen Sonntag aber hat er ihm vorbehalten, und ihr seyd so gewissenlos und unverschamt, daß ihr auch diesen ihm nit vergönnet. Sehet aber zu, daß euch und das eurige nicht Gottes Hand züchtige, welche[467] dergleichen Uebertretungen nit ungestraft läßt. Lieset man doch in dem Leben des h. Ugonis, daß ein Burger, und seines Handwerks ein Bäck, je und alle Sonntag den ganzen Tag gebacken, mehr aus Frevel, als aus Noth; einmal aber, da er das Brod aus dem Ofen genommen, und einen Laib von einander schnitten, ist eine Menge Blut aus demselben herausquellt, ja, das ganze Gebäck blutig gesunden worden, wovon man zur ewigen Gedächtnuß einige Laib hin und her in die Klöster geschickt hat.

So scrupulos bin ich nit, wie diese 3 Marien, sagt eine Burgerin, dann anstatt und unterdessen andere Weiber am Sonntag spazieren gehen, bleib ich sein zu Haus, und mach mich über mein Spinnrädel, greift mich ein Durst an, so schick ich mir um ein Mäßel Wein, der Faden wird nur desto zarter, und die Leinwand läßt sich besser bleichen, es ist nichts schöners im Haus, als der weiße Zeug, und wär es mir sehr leid, wann es meinen Kindern sollte gehen, wie dem Jüngling, der in dem Garten, allwo der Heiland gefangen worden, das Unglück hatte, daß er gar nackend und bloß ohne Hemd davon geloffen; also schreibt Marcus am 14. Kapitel: Es folgte ihm aber in Jüngling nach, der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut, und sie griffen ihn an, er aber warf das leinene Kleid von sich, und floh nackend von ihnen. Solches Unglück wollte ich meinen Kindern nit vergönnen, dahero glaube ich, daß der Sonntag von mir keine Scharten bekomme, wann ich schon einen Faden spinne. Meine liebe Burgerin, solches Spinnen thut der Teufel anspinnen. Was der Prophet[468] Nathan dem König David vorgeworfen, das thue ich auch euch sagen: Ein Reicher hatte sehr viele Schafe, der Arme aber einige Schäflein, und gleichwohl war der Reiche so gottlos und gewissenlos, daß er dem Armen das Seinige genommen, und es in seiner Kuchel verzehrt. Ihr Burgerin seyd reicher als unser Herr, dann ihr habt 6 Tag in der Woche, er aber nur einen, benanntlich den Sonntag, und gleichwohl seyd ihr so unverschämt und frech, daß ihr auch den einigen Tag unserm Herrn hinweg stehlet; pfui, das wird Gott keineswegs ungerochen lassen.

In dem Leben der heil. Hedwigis wird geschrieben, daß eine Burgerin so vermessen gewesen, und an einem heiligen Sonntag habe an einer Handmühl gemahlen; kaum aber, daß sie solche Arbeit angefangen, ist ihr die Hand an das Holz also angewachsen, daß man's auf keine Weise, auch mit keiner Gewalt konnte von einander bringen, bis sie endlich die heil. Hedwigis erlöst hat.

So scrupulos bin ich nit wie Magdalena, sagt ein Bauer, dann dem Müßiggang ich gar nit hold bin, und mir nichts mehrers zuwider, als das Feiren; die Geistlichen setzen gar zu viel rothe Täge in unsern Kalender, sie haben gut reden auf der Kanzel, daß man die Fest sollte fest halten, dann ihnen fliegen die gebratenen Vögel ins Maul, aber uns Bauren muß der harte Schweiß erhalten. Wann ich Vormittag in die Kirche gehe an einem Feiertag, wer soll mir Nachmittag die Arbeit verbieten? ich hab noch nie ein Haar in der Arbeit gesunden, daß mir davor grausen sollt. Mein Bauer, du bist ziemlich[469] wehrhaft, und daurest noch eine lange Zeit, es müssen viel Scheiden von dir springen, wann man dich zu einem Zahnstierer sollte schnitzlen; mein Bauer, du hast nit gern, wann dir des Nachbauern Ochs auf deiner Wiese weidet, und Gott soll es nit mißfallen, wann du ihm seinen Tag hinweg nimmst? wann der Allmächtige mit dir hätte die Woche getheilt, daß die Hälfte ihm solle gehören, so hättest du nichts können dawider legen; aber er verlangt nur den einigen Sonntag, die anderen alle seynd dir zu Diensten, und du willst ihm auch diesen nit gar vergönnen. Der h. Bischof Kentingernus hat bei dem Fluß Gladt eine Mühl gebauet, welche die ganze Woche hindurch allezeit gangen; außer am Sonntag, an welchem man auch mit der größten Gewalt nit konnte ein Rad bewegen. Diese Mühl soll dir Bauer eine Schul seyn, worin du lernest den Sonntag heiligen, oder sey dir eine Witzigung dasjenige, was etlichen Bauren zur Zeit des heil. Abts Leufridi widerfahren. Nachdem einstmals dieser heil. Mann an einem Sonntag den gewöhnlichen Gottesdienst verricht, und nachmals in der Gegend herum mit einem kleinen Spaziergang ergötzt, so hat er ohn' alles Verhoffen etliche Bauren angetroffen, welche denselben h. Sonntag auf dem Acker den Pflug geführet; Leufridus thät sich hierüber nit wenig entrüsten, gab ihnen derenthalben einen ernstlichen Verweis, um weil sie das göttliche Gebot so freventlich übertreten, wendet beinebens seine Augen gen Himmel, nit ohne häufige Zähren, und wünschte zugleich, daß in Ewigkeit keine Frucht mehr an diesem Ort wachse, welches auch also geschehen, und siehet[470] man noch auf diese Stund das ganze Feld voller Distel und Dornen, angefüllt mit allerlei Schlangen, Nattern und schädlichem Unziefer, und so man es auch hundertmal sollte umackern und besaamen, so würde doch, wie probirt worden, nit ein Körnlein aufgehen.

So scrupulos wie besagte 3 fromme Weiber bin ich nit, sagt eine Bäuerin, unser Pfarrherr predigt zwar, man soll am Sonntag nit arbeiten, entgegen thut er denselben Tag fast ganz zubringen im Wachtelfangen, warum soll es mir nit erlaubt seyn, die Leinwand zu bleichen? warum nit meinen Kindern die Hemder flicken? warum nit das Unkraut aus dem Garten jäten? Sonntag hin, Feiertag her, der Himmel wird derentwegen kein Loch bekommen, wann ich schon Nachmittag eine Arbeit an die Hand nimm. Meine Bäuerin, jenes Weib im Evangelio, hat 2 Heller in den Opferstock gelegt, ihr aber seyd nit einen Heller werth, weil ihr das göttliche Gebot so spöttlich schimpfet; was ist heiliger? der Samstag im alten Testament bei denen Juden, oder der Sonntag im neuen Testament bei denen Christen? und dannoch hat dem Volk Israel der Himmel in der Wüste alle Tag das Manna oder Himmelbrod herunter gespendirt, außer am Samstag, welchen Tag auch der Himmel selbsten wollte feyren, und bilde es dir nit ein, mein Weib, daß dich Gott von der Straf werde befreien. Wie dann in dem Leben des heil. Veroni registrirt wird, daß ein vermeßnes Baurenweib an einem heil. Sonntag in ihrem Krautgarten habe gearbeitet, ihr aber in Mitte der Arbeit das Kraut also an die[471] Hand gewachsen, daß sie neben unbeschreiblichen Schmerzen solches auf keine Weise konnte hintan legen, bis sie vor jedermann ihre Sünde öffentlich bekennet, und nachmals von dem heil. Verono erlediget worden.

Edelmann und Edelfrau samt den eurigen, Burger und Burgerin samt den eurigen, Bauer und Bäuerin samt den eurigen, arbeitet nur wohl, laßt arbeiten nur emsig, an Sonn- und Feiertagen, thut ackern, laßt ackern, thut schneiden, laßt schneiden, thut säen, laßt säen, thut machen, laßt machen, thut dreschen, laßt dreschen, thut bauen, laßt bauen, thut hacken, laßt hacken, thut führen, laßt führen, thut tragen, laßt tragen, thut graben, laßt graben, thut heben, laßt heben, thut flicken, laßt flicken, thut hohlen, laßt hohlen, thut schnitzlen, laßt schnitzlen etc., thut alle Arbeit, und laßt alle Arbeit geschehen am Sonn–. und Feiertag, aber gedenkt anbei vor gewiß, daß weder Glück noch Segen aus solcher Arbeit entspringe, gedenkt und haltet vor gewiß, daß Gottes Straf nit werde ausbleiben.

Es wird nicht ausbleiben.

Das hat erfahren ein Baurenknecht in dem turonischen Gebiet, welcher an einem Feiertag einen baufälligen Zaun wollte flicken, ihm aber die Hand an dem Zaun und Holz also angehangen, daß er solche mit keiner Gewalt konnte frei machen.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren ein Bauer An. 1126 in der Pfarr Geblach, welcher an einem Sonntag das Getreid auf die Mühl geschütt, anstatt aber des weißen[472] Mehls ist nichts anders als zerstoßene Kohlen aus dem Beutel gefallen.

Es wird nit ausbleiben.

Das haben erfahren jene Fischer, welche am heiligen Ostertag in dem Rhein ihre Netz ausgeworfen, wie sie aber bereits mit einem großen Fischfang wieder zu dem Gestad kommen, so seynd sie alle an Händ und Füßen erkrummt, daß also keiner aus ihnen konnte hinaus steigen, ein einiger aus allen hat durch das Heiligthum des heil. Bertini die Gesundheit wieder erhalten.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener Bauersmann, welcher an einem Feiertag das Heu auf der Wiese zusammen gerechet, alsbalden aber ein solcher Sturmwind entstanden, daß er alles Heu hinweg getragen, und nit mehr eine Handvoll ist gesehen worden.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren Andulphus, ein Priester des Domstifts zu Paris, welcher an einem heiligen Feiertag in seinem Weingarten die Nüß von einem Baum herab geschüttelt und abgepoßt, von Gott aber alsobalden gestraft, daß er an beeden Augen erblindet.

Es wird nit ausbleiben.

Das haben erfahren jene Weiber, welche wider den Rath des heil. Bischofs Oedi an einem Sonntag in das Bad gangen und ihre Köpf gewaschen; bei der Nacht aber seynd ihnen die Haar ganz völlig ausgefallen, und sie des andern Tags nit anderst ausgesehen, als wie die geputzten Kalbsköpfe.

Es wird nit ausbleiben.[473]

Das hat erfahren jener Polack, welcher an einem heil. Feiertag hinaus gangen, Willens, einen Leim zu graben, ob ihm das von einer frommen Jungfrau stark widerrathen worden, als die ihm den Untergang derenthalben prophezeihet, wie es der Ausgang sattsam gezeigt, dann kaum hat er angefangen zu graben, so ist der halbe Berg auf ihn gefallen, und ihm also der elende Tropf selbsten das Grab gemacht.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren ein Bauer in dem Königreich Neapel, an dem Ort, Caserta genannt, allwo er Anno 1634 am Fest des heil. Apostels Andreä auf dem Feld geackert, und wie er von einigen dessenthalben ermahnet worden, gab er die Antwort, der heil. Andre soll gleichwohl fischen, er aber sey ein Ackersmann, und das laß er ihm nit wehren. Was geschieht? wie der Schnitt herzu kommen, so hat man gefunden, daß alle Kornähren anstatt der Körner mit lauter Sand angefüllt, welcher einen Fisch-Geruch an sich hatte.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren einer neben der Donau, welcher an einem Feiertag daselbst das Heu auf große Schöber zusammen gesammlet, wie er aber den andern Tag mit dem Wagen hinaus kommen, Willens, dasselbe nach Haus zu führen, da hat er gefunden, daß zwar solche Haufen auswendig wie das beste Heu geschienen, wie man aber mit der Gabel hinein gedrungen, so war inwendig nichts, als die pure Asche.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren die Mutter des heil. Petri[474] Cölestini, dann wie sie am Festtag des heil. Johannis Baptistä den Teig eingemacht, in Willens, den andern Tag zu backen, so ist über Nacht alles zu Würmern worden, und der Backtrog voll mit Würmern angefüllt, nit ohne höchste Verwunderung gesehen worden.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener Burger An. 861 in Flandern, welcher auf alle Weise von seinem Weib verlanget, daß sie ihm denselben heiligen Tag ein neues Hemd machen sollte, dem dann die furchtsame Haut den Gehorsam gethan; wie sie aber die Leinwath hiezu geschnitten, so hat man allerseits das helle und klare Blut sehen herausrinnen.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener, der An. 1647 zu Therville in Niederland, an einem Sonntag wollte das Getreid heimführen, wie er nun die ersten Garben auf den Wagen geworfen, ist er alsobalden des gähen Tods dahin gefallen.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren einer in der casalischen Diözes, welcher an einem Feiertag gar keine heilige Meß gehört, sondern anstatt dessen dem Vogelfang nachgangen, wie er nun etliche Rebhühner nach Haus gebracht, und dieselben zu kochen dargeben, da seynd solche alsobald wieder lebendig worden, alle davon geflogen, er aber zur Straf stockblind worden, bis er endlich solche Unthat bereuet, und bei dem Altar des h. Martyrers Defendentis das vorige Gesicht wiederum erhalten.[475]

Wohlan ihr unbedachtsamen Adamskinder, wann ihr dann den Feiertag nit wollt heiligen, sondern an demselbigen führen und tragen, waschen und zwagen, hohlen und feilen, hauen und keulen, nähen und stechen, bauen und brechen, leimen und flicken, kleckten und stricken, fischen und hetzen, schleifen und wetzen, schächern und kaufen, schwitzen und laufen, heften und binden, dreschen und winden, hämmern und klopfen, putzen und rupfen etc. Wann ihr dergestalten den Feiertag entheiliget, so wird euch Gott mit einem Feuertag strafen, und folgsam euer nit Feiren ein anders Feuren verursachen, benanntlich das ewige Feuer, wohin alle diejenigen der göttliche Richter stoßen wird, die so freventlich seine Gebot übertreten, ja neben diesem ewigen Verlust der Seligkeit, habt ihr noch einen zeitlichen Schaden, massen solche Arbeit am Sonn- und Feiertag meistens umsonst ist, fast allemal fruchtlos abgehet, ja alles dasjenige, was man durch solche Arbeit verfertiget, gleichsam wieder unter den Händen verschwindet, oder sonsten ganz unglücklich von Statten gehet. Wie man dann lieset in dem Leben des heil. Abts Othomari, daß ihre 3 Brüder oder Kiefler an dessen heil. Festtag in dem Conventkeller ein altes Weinfaß wollten binden, von aller Frühe an sich zu der Arbeit gemacht, allen möglichsten Fleiß, Kunst und Wissenschaft angewendet, nit eine Viertelstund von der Arbeit nachgelassen, gleichwohl von Frühe an bis auf die Nacht nit einen einzigen Reif können an das Faß bringen, und also den ganzen Tag umsonst gearbeitet, welches ihnen eine genügsame Witzigung gewesen,[476] daß sie inskünftig die heiligen Feiertäg besser in Obacht genommen.

Das dritte Gebot, du sollst den Feiertag heiligen.

Heiligen, verstehest? heiligen, hast gehört? heiligen, daß du es weißt? heiligen, vergiß nit? heiligen, laß dir es gesagt seyn, heiligen, schrei ich, thu die Ohren auf. Am Feiertag ist nit allein verboten schwer arbeiten, sondern auch schwer sündigen; am Feiertag, mein Edelmann, mußt nit allein nit hetzen Gemsen und Bären, sondern auch nit in Ungebühr nach Damas und Ursulas trachten. Am Feiertag, mein Burger, mußt nit allein die Werkstatt zusperren, sondern auch nit schlimme Werk thun. Am Feiertag, mein Kaufmann, mußt nit allein keine Handlung treiben, sondern auch keine bösen Händel anfangen. Am Feiertag, mein Maler, mußt nit allein die Farben mit Fried lassen, sondern auch im Trinken und Spielen es nit braun machen. Am Feiertag, mein Bildhauer, mußt nit allein kein Bild schnitzlen, sondern auch Niemand eine Unbild anthun. Am Feiertag, mein Goldschmied, mußt nit allein keine Becher machen, sondern auch nit gar zu stark in die Becher schauen. Am Feiertag, mein Apothecker, mußt nit allein ohne Noth mit keinen Kohlen und Brenngläsern umgehen, sondern auch nit das Deinige in Wirthshäusern und andern unzuläßlichen Dingen verdistilliren. Am Feiertag, mein Gärtner, mußt du nit allein im Garten nit umgraben, sondern auch deinem Nächsten keine Grube graben. Am Feiertag, mein Schuster, mußt du nit allein den Draht nit in die Hand nehmen, sondern auch deinem Nebenmenschen keines verdrehen. Am[477] Feiertag, mein Schneider, mußt nit allein keine Löcher zuflicken, sondern auch kein Loch ins Gewissen machen. Am Feiertag, mein Kirschner, mußt nit allein den Zobel auf die Seite legen, sondern auch kein Zoberl seyn. Am Feiertag, mein Tischler oder Schreiner, mußt du nit allein keine Breter abhoblen, sondern auch nit ungehoblet leben. Am Feiertag, mein Zimmermann, mußt du nit allein den Röthel und Winkelmaas nit viel brauchen, sondern auch dich nit unverschämt in diesem und jenem Winkel halten. Am Feiertag, mein Huter, mußt du nit allein keinen Hut machen, sondern auch keinen Schalk bedecken. Am Feiertag, mein Maurer, mußt du nit allein kein Zimmer ausweißen, sondern auch das Gewissen nit schwarz machen. Am Feiertag, mein Rothgerber, mußt du nit allein mit den Häuten nit umgehen, sondern auch kein Schelm in der Haut seyn. Am Feiertag, mein Schlosser, mußt du nit allein kein Schloß machen, sondern auch die Ehrbarkeit nit ausschließen. Am Feiertag, mein Schmied, mußt du nit allein kein Hufeisen schmieden, sondern auch kein Zankeisen abgeben. Am Feiertag, mein Wagner, mußt du nit allein keine krummen Hölzer machen, sondern auch keinen krummen Wandel führen. Am Feiertag, mein Glaser, mußt du nit allein keine Fenster machen, sondern auch kein Gebot brechen. Am Feiertag, mein Hafner, mußt du nit allein mit Leim nit umgehen, sondern auch dein Gewissen nit besudlen. Am Feiertag, mein Kupferschmied, mußt du nit allein das Kupfer liegen lassen, sondern auch dich nit ganz kupferig ansaufen. Am Feiertag, mein Messerschmied, mußt du nit allein[478] keine Messer machen, sondern auch nit vermessen seyn. Am Feiertag, mein Färber, mußt du nit allein das Tuch nit schwärzen, sondern auch denen Lastern kein Färbel anstreichen. Am Feiertag, mein Wachskerzler, mußt du nit allein kein Wachs ziehen und mit Dacht umgehen, sondern auch nit im Verdacht leben. Am Feiertag, mein Riemer, mußt du nit allein im preußischen Leder nit arbeiten, sondern auch dein Gewissen dem Teufel nit Preis geben. Am Feiertag, mein Seiler, mußt du nit allein keinen Strick machen, sondern auch kein henkermäßiges Leben führen. Am Feiertag, mein Bauer, mußt du nit allein nit dreschen, sondern auch keine Greinhändel ausdreschen. Am Feiertag, mein Christ, mußt du nit allein nit arbeiten, sondern auch nit sündigen. Dann das dritte Gebot heißt, du sollst den Feiertag heiligen, hast es gehört? heiligen, hast es verstanden? heiligen, soll ich es dir denn so oft sagen? heiligen, vergiß es nit, heiligen, und nit heil los leben, und nit etc. O Gott! o Gott! o Gott! Ja wohl heiligen.

Was ist der Sonntag? o leider ein Sündtag!

Wie unser gebenedeite Heiland zu Bethania war in dem Haus Simonis des Aussätzigen, und daselbsten zu Tische saß, da kam ein Weib, benanntlich Maria Magdalena, die hatte eine Alabasterbüchse von kostbaren Salben, und sie zerbrach den Alabaster, und schüttete die Salbe aus auf sein Haupt etc. Ueber solche Salbe murrete der Judas, ich aber murre über und wider die Alabasterbüchse, fracto allabastro, warum Magdalena solches kostbare Geschirr zerbrochen? Sie hätte ja gleichwohl die Salbe nach ihrer[479] Andacht können über das Haupt Christi des Herrn schütten, wann sie die Alabasterbüchse nit zerbrochen hätte; es scheinet wohl, Magdalena sey keine so gute Wirthin, als ihre Schwester Martha, sie hätte sollen die Büchsen nit zerbrechen, damit mans noch zu andern Sachen hätte können brauchen. Aber die gottselige Büßerin ist dießfalls zu entschuldigen, dann sie mit allem Fleiß, und zwar vorsätzlicher Weis', das alabasterne Geschirr zerbrochen, damit es hinfüran zu keiner Sache mehr möchte gebrauche werden, dann sie vernünftig bei ihr gedacht, daß ein Ding, so schon unserm Herrn zu Diensten gewidmet, auf keine Weise zu andern Sachen solle gebraucht werden. Recht ist dieß, und tausendmal recht. Der Sonntag gehört keinem andern zu, als Gott dem Herrn, wie er dann von denen Lateinern dessenthalben Dies Dominica, genennet wird, der Sonntag ist pur und alleinig an- und eingestellt zu den Diensten Gottes, dahero geziemt es sich nit, daß man denselben zu anderen Sachen solle brauchen. Aber sag her, lauer und unbedachtsamer Christ, wie, und zu was brauchest du den heil. Sonntag? wie pflegst du den Sonntag zu heiligen? an welchem Tag doch die höchsten göttlichen Geheimnisse vollbracht worden. Der Sonntag ist der allererste Tag gewest, dann an demselben hat der allmächtige Gott das Licht erschaffen, an diesem Tag aber thust du das Licht auslöschen, verstehe lumen rationis, das Licht des Verstandes durch unmäßiges Saufen und Schwärmen, wie oft heißt es: Brüder, wann wollen wir uns wiederum einen guten Rausch ansaufen? wann? morgen? nein, weder morgen, noch übermorgen hab[480] ich derweil, ich hab gar zu viel zu thun, aber bis Sonntag, wills Gott, da will ich redlich Bescheid thun. Da machst du schon aus einem Sonntag eines Sündtag.

Am Sonntag ist Christus der Herr aus der unbefleckten Jungfrau Maria zu Bethlehem geboren, und und haben dazumal die Engel ganz fröhlich intonirt und gesungen: »Ehre sey Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen etc.« Du aber bringst diesen Tag zu mit keinem englischen Lobgesang, sondern mit Fluchen und Schwören, und verzehrest diesen Tag nit in Fried und Einigkeit, sondern in Zank und Hadern, dann wann und wo seynd mehr Saufhändel zu finden, als am Sonntag in Wirths-Häusern? Also machst du schon aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag seynd die heil. 3 König durch Wegweisung eines Sterns zu Christo dem Herrn kommen, du aber an diesem Tag sitzest die ganze Zeit im Wirthshaus beim goldenen Stern, und füllest dich daselbsten so sternvoll an, daß du eine Marter-Saul vor einen Burgermeister grüßest. Solchergestalt machst du ja aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag ist der gebenedeite Herr und Heiland von Joanne in dem Fluß Jordan getauft worden, du aber, gleich einem unsinnigen Narren, dem ein Dutzend Wespen in die Nase gerochen, turnirest den ganzen Tag von Frühe an bis auf die Nacht, und thust einem jeden im Haus den Kopf zwacken, ja gar ungereimt taufen, und wilde Namen geben,[481] auf solche Weise machst du schon aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag hat unser Herr das erste sichtbare Wunderwerk gewirket, indem er auf der Hochzeit zu Cana Galiläa das Wasser in den besten Wein verkehrt, du aber an diesem Tag thust dich nit allein nit bekehren, sondern mehr verkehren, dann meistens dieser Tag dir die Materie zur Beicht spendiret. Also machst du schon aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag hat unser Herr mit so wenig Brod so viel tausend Menschen gespeist, du aber luderst diesen ganzen Tag durch unmäßiges Leben, und vergönnest einem armen Bettler nit ein Stück Brod. Auf solche Art machst du gar gewiß aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag ist der gebenedeite Heiland ganz glorreich von Todten auferstanden, und zu allererst den frommen Weibern erschienen, du aber bringst diesen Tag zu unter den schlimmen Weibern und unverschämten Schleppsäcken, wie es das saubere Bürschl im Evangelio, der verlorne Sohn, im Brauch gehabt. Auf solche Weise machst du aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag ist unser lieber Herr durch verschlossene Thür eingangen in das Gemach, allwo die Aposteln versammlet waren, du aber an diesem Tag sperrest der Ueppigkeit und Muthwillen Thür und Thor auf, solchergestalten machst du freilich aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag hat Christus der Herr den heil. Geist vom Himmel geschickt in Gestalt der feurigen[482] Zungen, wodurch die Apostel allerlei Sprachen geredet haben, du aber redest am Sonntag bei frecher Gesellschaft nichts anders als grobe Zotten und unverschämte Raupenwort. Also machst du schon aus einem Sonntag einen Sündtag.

Am Sonntag hat der große Heiland seinen Apostel ausgeschickt, das Evangelium zu predigen in der ganzen Welt, du aber am Sonntag bleibst bei keiner Predigt, sondern anstatt dero eilest du zum Frühstück, damit du Nachmittag bei Zeiten auf dem Tanzboden dich mögest einfinden: auf solche Art machst du ja aus einem Sonntag einen Sündtag.

O ihr unbehutsamen Adamskinder! auf solche Weise bringt ihr meistens zu den Tag des Herrn. Wie hart es empfunden der Jakob, ist leicht zu errathen, da er aller seiner Söhne mußte gerathen, bis auf den Jüngsten, Benjamin, und endlich auch dieser hinweg genommen worden. Aber weit härter empfindet es der allmächtige Gott, indem er alle Tag in der Woche gerathen muß bis auf den letzten Benjamin, den Sonntag, und man ihm noch diesen hinweg zuckt.

Meine Christen, wie hart werdet ihr einmal Rechenschaft geben am Sonntag wegen der Sonntäg, dann am Sonntag wird Christus Jesus im Thal Josaphat richten die Lebendigen und die Todten, am Sonntag, merkt es wohl, an einem Sonntag wird das jüngste Gericht seyn, an einem Sonntag wird es heißen, entweder Venite oder Ite kommt her, ihr Gebenedeiten meines Vaters, oder gehet hin, ihr Vermaledeiten; o Gott![483]

In dem Leben des heil. Abtes Aicandri ist zu lesen, daß er einmal an einem Sonntag, um weil er die ganze Woche hindurch in andern Sachen beschäftiget war, ihm habe lassen von dem Barbierer die Haar abschneiden; unter währendem diesem siehet der heil. Mann den Teufel in einem Winkel, welcher einen Zettel in der Hand, samt einem Bleistift, thut auch beinebens wahrnehmen, daß der böse Feind, so oft ein Haar auf die Erde gefallen, solches ganz genau aufgehebt, und die Zahl derselben mit dem Bleistift auf das Papier getragen; fragt demnach diese höllische Larve, warum er dieses thue? worauf der Teufel geantwortet: Ich, sagte er, ich bin von meinem Obrist Lucifer beordert, alle Fehler der Geistlichen in diesem Kloster aufzuzeichnen, heut aber werd ich ein absonderliches Lob und Frohlocken in die Höll bringen wegen deiner, ja wir werden daselbst so viel Jubel schreien, als Härl von deinem Kopf und Bart gefallen, warum? weilen du heut an dem heil. Sonntag dir hast lassen die Haar abschneiden, und also den Tag, wie es sich rechtmäßig gebührt, nit begangen hast. Hat nun der leidige Satan sogar dieses in sein Register gezogen, welches kaum einen Schatten hat eines Uebels, wie wird er erst aufzeichnen die Unthaten, die Schandthaten, die Mordthaten, die Missethaten, mit welchen die muthwilligen Adamskinder den heiligen Sonntag beflecken?

Was bei den Hebräern der Sabbath war, das ist bei uns der Sonntag; den Sabbath mußten sie auf das möglichste hochfeierlich begeben, sogar, daß einer, der an demselben Tag nur etliche Scheiter oder[484] Prügel gesammlet, derentwegen durch göttlichen Befehl von dem ganzen Volk versteiniget worden. Also will auch der Allerhöchste haben, daß wir seinen Tag, benanntlich den Sonntag, nit allein feierlich begehen, sondern auch heilig begehen. Gott hat denen Israelitern alle Tag in der Woche, außer des Samstags, das Manna lassen vom Himmel fallen, und zwar derentwegen am Sabbath nicht, weil das Manna bei Aufgang der Sonne allezeit verfault, dahero wollt er dasselbige am Sabbath nit vom Himmel regnen lassen, damit am selben hochfeierlichen Tag nichts faules gefunden würde, woraus zu lernen, daß, ob wir schon den Sonntag sollen feierlich celebriren, und von schwerer Arbeit uns enthalten, gleichwohl wir nit sollen faulenzen, oder den Tag mit Faul- und Trägheit zubringen, sondern uns in allerlei heiligen und gottseligen Werken üben. Vorderist aber denselben Tag, wann es nur die Möglichkeit zulasset, den heil. Gottesdienst nit vernachläßigen, welches wir auch unter einer schweren Todsünde zu verhüten schuldig seyn. Wie viel weiß man dergleichen, so am Sonntag die heil. Meß nachläßiger Weise versaumen, daß sie von dem höchsten Gott nit allein ewig in jener, sondern auch zeitlich in dieser Welt gestraft worden.

Aeneas Sylvius schreibt von einem Edelmann, bei dem die Melancholei dergestalten überhand genommen, daß ihm fast immerzu der Gedanke kommen, als soll er sich erhängen, als er aber einsmals solches einem gelehrten Mann geoffenbart, hat er von ihm den heilsamen Rath bekommen, daß er auf seinem Schloß, so ziemlich in der Einöde und Wüste[485] gelegen, bei sich solle halten einen eignen Kapellan, der ihm alle Tag die heilige Meß lese. Der Edelmann folgt diesem Rath, und hat solcher also glücklich ausgeschlagen, daß er ein ganzes Jahr hindurch von dergleichen verzweifelten Gedanken nit mehr ist geplagt worden. Es hat sich aber zugetragen, daß ein benachbarter Pfarrherr genannten Kapellan bittlich ersucht, daß er ihm wolle künftigen Sonntag, an welchem falle das Fest der jährlichen Kirchweihe, mit seiner werthen Gegenwart eine geistliche Assistenz leisten, welches der Kapellan auch gern zugesagt, um weilen der Edelmann die Erlaubnuß nit geweigert, massen er selbsten des gänzlichen Vorhabens gewesen, daselbst dem Gottesdienst beizuwohnen. Wie nun der Sonntag herzukommen, und der Kapellan in aller Früh sich in die nächste Pfarrkirch, so auf einem Berg stund, schleunig begeben, hat sich wegen eines und andern Geschäft der Edelmann also verweilet, daß fast der Mittag herzugeruckt, macht derowegen sich desto hurtiger auf den Weg, gleich aber in dem nächst entlegnen Wald begegnet ihm ein Bauer, der auf Befragen die Antwort gegeben, wie daß der Gottesdienst schon ein End genommen, und bereits die Leute alle aus der Kirche, welches den Edelmann also bestürzt gemacht, um weilen er denselben Tag des allerhöchsten Guts unter der Gestalt des Brods nit ansichtig worden, daß er halb verzweifelt sich in den Haaren gekratzet; der Bauer unterstehet sich, denselben zu trösten, sprechend, gnädiger Herr, nit so kleinmüthig, nit so traurig, wanns bis auf die Sonntagsmeß kommt, so ist der Sache leicht geholfen, ich will ihm meinen[486] heutigen Sonntags-Gottesdienst um ein leichtes verkaufen, und zwar um den Rock, den euer Gnaden anhaben; wohlan, sagt hierauf der Edelmann, der Kauf ist geschlossen, und gibt ihn, den Rock, welchen der vermessene Bauer aus purem Muthwillen alsobalden angezogen. Der Edelmann aber wollte gleichwohl noch dieselbe Kirche besuchen, wenigst etliche Vater unser zu beten, weilen er ohnedieß die heil. Meß versaumet; nach verrichter solcher kurzer Andacht nimmt er den Weg wieder nach Haus, findet aber in besagtem Wald, o gerechter Gott! findet, daß der freventliche Bauer, welcher so gering und wenig den Gottesdienst am Sonntag geschätzt, sich samt dem Rock an einem Baum erhängt hat. Wohlan dann mein Christ, lerne durch eines andern Schaden den Sonntag heiligen, und aus dem Sonntag keinen Sündtag machen.

Was ist der Festtag? o leider! ein Freßtag.

Nachdem unser Heiland der Welt samt 2 Schächern auf das Kreuz genagelt worden, auf dem hohen Berg Kalvariä, da seynd die Juden zu dem Landpfleger Pilatum gangen, ihn demüthigst ersucht, daß man durch seine Erlaubnuß die Leiber der Gekreuzigten möchte herab nehmen, dann es würde sich gar ungereimt schicken, daß am Sabbath und hohen Festtag die Leiber sollten am Kreuz bleiben. O ihr Schelmen, wie zeigt ihr euch dießfalls so scrupulo! Aber leider eures Gleichen findet man noch genug und über gnug unter denen Christen, welche nicht wollen zulassen, daß an einem Festtag und Feiertag die Leiber sollen auf dem Kreuz seyn. Etliche Tag hero, heißt es, hab ich[487] mich ziemlich strapeziret, hab gearbeitet, daß, mir der Buckel kracht hat, hab geschwitzet wie ein Postklepper, heut aber, Gott sey Lob, daß ein Feiertag ist, heut will ich mir ein gutes Müttel anthun, hinweg mit dem Kreuz, heut will ich mir einen guten Zinober ansaufen, Bruder, wo hat man einen guten Zwölfkreuzerwein, wann ich dessen drei Maaß gesoffen, so leg ich mich nachmals auf eilfe. Aber höre, mein Christ, daß dir sowohl Gott der Herr dasjenige zuschreiet, was er einmal seinem Volk hat vorgerupst durch den Mund des Propheten Isaiä: »Höret ihr Himmel, und merk auf mit den Ohren du Erde, ich habe Kinder erzogen und erhöht, sie aber haben mich veracht. Ein Ochs kennet den, dem er zugehört, und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennet mich nit; eure Sabbath und andere Festtäge kann ich nit mehr gedulden, meine Seele hasset euren Neumond und hohen Festtäge, sie seynd mir beschwerlich, und fällt mir mühselig zu leiden.« Aber warum beklagt sich der Allerhöchste wegen deiner Festtäge? darum, weil du aus dem Festtag einen Freßtag machest. Am neuen Jahr, da du sollst einen neuen Wandel anfangen, da sitzest du im Wirthshaus, da sagst du, Bruder, es gilt auf die alten Hacken. An Pauli Bekehrung, da du dich billig sollest bekehren, ist es mehrer Mauli Verehrung, weilen du die Goschen stets in der Kandel hast. Zu Lichtmessen, wo die Mutter Gottes nach dem Gesetz Mosis gereiniget worden, die es doch nit vonnöthen hatte, sollst du dich reinigen von deinen begangenen Sünden, da thust du nit reinigen deine Seele, wohl aber den ganzen Tag das[488] Maul auswaschen mit Wein. Am Mathiastag, welcher anstatt des verzweifelten Judä, wegen seiner Heiligkeit zum Apostelamt kommen, sollst du einen apostolischen Wandel führen, aber anstatt apostolisch, saufest du, daß du fällst unterm Tisch. An Mariä Verkündigung, da Gottes Sohn ist Mensch worden, da saufest du, daß du keinem Menschen gleich bist, wo es sich vielmehr gebührte, daß du mit dem Engel Gabriel das Ave repetirest. Am Philippi-und Jakobitag, so da fällt den ersten Mai, sollst du dich zieren mit allerlei Blumen der Tugenden, aber anstatt deren hast du nichts lieber als das Weinkräutel. An Ivannis Baptistätag sollst du mit seinem Vater Zacharia Gott loben, aber anstatt Zacharia gehest du zum Zachäum. An Petri und Pauli, welche 2 Fürsten der Kirche, sollest du denselben Tag sein der Kirche schenken, aber anstatt der Kirche ist dir lieber der Kirchtag. An Mariä Heimsuchung sollst du von Rechtswegen die Tempel und Gotteshäuser heimsuchen, aber anstatt der Gotteshäuser seynd dir lieber die Wirthshäuser. Am Jakobitag sollst du dich absonderlich mit einer Andacht dem heiligen Apostel befehlen, weil seine Hülfe so vielfältig erfahren die Spanier; aber es kommt keinem mehr spanisch vor, wann du denselben Tag einen deutschen Rausch hast.

Am St. Laurentiitag, welcher um Christi des Herrn willen sich lebendig hat braten lassen, sollst du dich auch üben in guten und gottseligen Werken, aber dieser Braten schmeckt dir nit so gut, als der Trunk. An Mariä Himmelfahrt sollest du dieser glorreichen Königinn mit dem Herzen das Geleit geben in die[489] obere Stadt Jerusalem, aber du saufest lieber in der Vorstadt. Am Tag des h. Bartholomäi sollest du dich lieber mit ihm schinden lassen, als Gott beleidigen, aber du trägst lieber deine Haut auf den Weinmarkt. An unser Frauen Geburtstag sollst du ihr zu Ehren dich also durch die Beicht reinigen, als wärest du neu geboren, aber du willst lieber sterben, als das Saufen lassen. An, Tag des h. Apostels Matthäi sollst du fromm, auferbaulich und nüchtern das Fest celebriren, aber du saufst so lang, bis nichts mehr im Krug, und also, wie man pflegt zu sagen, Matthäi am letzten. Am Tag des heil. Erzengel Michael sollst du ebenmäßig dich befleißen, den bösen Feind zu verjagen und zu überwinden, aber kein Teufel kann dich denselben Tag aus dem Wirthshaus bringen. Am Tag Simonis und Judä sollst du forderist der christlichen Andacht obliegen, aber denselben Tag führest du lieber dem Weib zum Wein, wie es etwann deine Schuldigkeit scheinet zu seyn. Am Allerheiligentag sollst du absonderlich heilig leben, aber du glaubest, man thäte dich vor einen seltsamen Heiligen halten, wann du denselben Tag keinen Rausch hättest. An St. Martinitag sollst du lieber diesem Heiligen nachfolgen in Austheilung des Almosens, aber die Gans ist dir lieber, als der Paradeisvogel. An St. Andreätag sollst du lieber mit diesem Apostel das Kreuz Christi verehren, aber du versaufest lieber denselben Tag dein Geld bis auf den letzten Kreuzer. Am Tag der unbedeckten Empfängnuß Mariä sollst du ihr zu Ehren auch ohne Flecken und Mackel wanden, aber dir ist lieber das Wirthshaus beim weißen Rößel, als[490] der Fleiß des weißen Gewissens. Am St. Thomastag sollst du mit diesem Apostel die Seite Christi verehren, aber du gehest lieber mit deinen Saufgesellen auf die Saite. Vor allen andern sollst du mit sonderem Eifer die Festtäge Christi des Herrn deines Gottes und Heilandes verehren und heilig zubringen, aber wie oft wird dir die heilige Weihnacht zu einer Weinnacht, wie oft heißt bei dir Ostern, O stern voll! wie oft ist es bei dir wahr, daß man zu Pfingsten die Apostel falsch bezüchtiget, quia musto pleni sunt isti, diese Leute sind voll. Wie oft thust du an unsers Herrn Himmelfahrt in allen Wirthshäusern herum fahren. Fast allemal am heil. Fronleichnamstag bist du Vormittag bei der Prozession mit unserm Herrn, Nachmittags aber hast du einen Prozeß mit dem Wirth. In Summa, ist es leider schon so weit kommen, daß bei den Christen die mehresten Fasttäge in Freßtäge verkehret werden. Man siehet ja, daß an einem Festtag fast alle Küchen rauchen, alle Pfannen schwitzen, alle Wasser sieden, alle Bräter laufen, alle Rost glühen, alle Schüssel tragen, alle Teller leiden, alle Tafeln prangen, alle Keller geben, alle Kandeln schöpfen, alle Becher hupfen, alle Gläser schwimmen, alle Mäuler saufen, alle Gurgeln schlucken, alle Füß wacklen, alle Köpf sumsen; da trinkt ein Burger, dort sauft ein Bauer, da ludert ein Gesell, dort würgt ein Knecht, da stolpert ein Junger, dort fällt ein Alter, da lehnet der Sohn, dort liegt der Vater, da grappelt der Herr, dort kriecht der Diener, da gaumetzt der Richter, dort schnarchet der Geschworne. Beim güldenen Lämmel trinkt der Meister Wolfgang, beim[491] guldenen Wolf sauft der Meister Lambert, beim blauen Hechten schwimmt der Fischer, beim schwarzen Ochsen ludert der Fleischhacker oder Metzger, beim weißen Hirschel zecht der Jäger, beim grünen Flederwisch mäßlen etliche alte Weiber; da gibts Viertelräusch, halbe Räusch, ganze Räusch, dürmische Räusch, verliebte Räusch, witzige Räusch, empfindliche Räusch, stolze Räusch, säuische Räusch, Burgerräusch, Bauernräusch, Gutscherräusch, Bettlerräusch, Narrenräusch etc., bald im Wein, bald im Bier, bald im Brautwein, bald im Meth, bald im Tyrolerwein, bald im Oesterreicherwein, bald im Neckarwein, bald im Frankenwein, bald im Rheinwein, bald im ungarischen Wein, bald im welschen Wein, bald im spanischen Wein etc. Das Aufdinggeld, auch das Freisprechengeld, auch das Strafgeld, auch das Trinkgeld, auch das Leihkaufgeld, auch das Einkaufgeld, auch das Abkaufgeld, auch das Spielgeld, auch das Ladgeld, auch das Büchsengeld, was Namen es immer hat, das wird gespart aus den Feiertag, dort muß versoffen werden. Ihr Weinwirth, wann löset ihr das meiste Geld? am Feiertag. Ihr Bierzäpfler, wann ziehet ihr den meisten Gewinn ein? am Feiertag. Ihr Lebzelter und Methsieder, wann spickt ihr am besten euren Beutel? am Feiertag. Ihr Sudler und Garköch, wann habt ihr den besten Gewinn? am Feiertag. Ihr Brätelbrater und Krapfenbacker, wann gehet euch euere schmutzige Waar zum besten ab? am Feiertag. O festum infaustum! O festum infestum! O Festtag, Freßtag! Die Fest unsers Herrn Jesu Christi seynd eingestellt, damit wir dieselben Täg sollen anwenden zu seiner göttlichen[492] Ehre, und ihm danken um so häufige Gutthaten. Die Fest der lieben Heiligen seynd eingestellt, auf daß wir uns zur selben Zeit absonderlich sollen üben in denen Tugenden, mit denen sie uns vorgeleuchtet. Aber wir, durch unser unmäßiges Leben, machen die Fest unsers lieben Herrn, die Fest der heil. Patriarchen, der heil. Propheten, der hell. Aposteln, der heil. Beichtiger, der heil. Jungfrauen zu lauter Marterfest, indem wir solchergestalten an dergleichen Festen gleichsam Gott und Gottes Gebot martern.

O Pater, warum soll es unrecht seyn, wann man an einem Feiertag dem Essen und Trinken eine Zuwag gibt? Es ist nit ohne, daß ein Buchstab K muß beobacht werden, nemlich K Kirche, man kann aber noch zwei andere K K celebriren, benanntlich K Kuchel, K Keller etc. Diesem Einwurf bin ich so stark nit zuwider, massen der heil. Vincentius Ferrerius schreibt und lehret: »Deus divisit totum tempus in septem diebus, de quibus nobis dedit sex ad laborandum, et lucrandum, et retinuit sibi septimum diem, ut pro anima laboremus, et adhuc non vult totum, nam in die sunt, 24 horae, da solum unam Deo audiendo Missam, alias poteris dare ad placita corpolis licita et honesta.« Die Werktag gehören dir zu, mein Christ, da kannst du deine Arbeit und Gewerb suchen, allein den Sonntag und Feiertag will Gott vor sich haben, er verlangt sogar aber auch nicht den ganzen Tag, damit du dich nit zu klagen habest, sondern schenk Gott eine Stund zu seinem Gottesdienst, dann die andere Zeit des Tags[493] kannst du zubringen nach deinem Wohlgefallen, jedoch in Sachen, die ehrlich und erlaubt seynd. Also lehrt dieser Heilige. Ob nun schwärmen, schlemmen, und vollsaufen ehrlich und erlaubt sey, laß ich dich selbsten urtheilen. Aber etwas mehrers an einem Feiertag dem Leib vergönnen, als sonsten, will aus denen Worten des h. Hieronymi verlauten, da er spricht: »nobis solicitius providendum est, ut solemnem diem non tam ciborum abundantia, quam Spiritus exultatione celebremus.«

Was ist der Feiertag? o leider! ein freier Tag.

Die Kalender setzen allzeit die Feiertag mit rothen Buchstaben, als thun sie sich selbsten schämen, daß man an dergleichen Festtägen so frei und freventlich pflegt zu leben. Ehe und bevor Pilatus Christum den Herrn zum Tod verurtheilt, hat er dem gesamten jüdischen Volk vortragen lassen, wie daß es schon ein uralter Brauch und Gewohnheit sey, jährlich, zu Ehren des hohen Festtags, einen Gefangenen frei und los lassen, stehe demnach bei ihrem Willen, den Barrabam oder Jesum frei zu sprechen; worauf alle insgesamt mit lauter und heller Stimm aufgeschrien: zu Ehren des Fests wollen sie den Schelm, den Dieb, den Mörder Barrabam auf freien Fuß stellen, Jesus aber solle gekreuziget werden. O ihr verruchten Gesellen! so wollet ihr den heil. Festtag mit einem solchen Hauptschelm und großen Sünder verehren?

Nicht um ein Haar besser seynd wir Christen bei jetziger Zeit, dann man allerseits wahrnimmt, daß[494] die Fest- und Feiertag nit anderst celebrirt und begangen werden, als mit Freilassung alles Muthwillens, und Uebels. Am Feiertag putzen wir die Kirchen besser auf, aber verschleudern anbei die guten Sitten. Am Feiertag seynd bei uns die Altär mehrer gezieret, aber entgegen werden die Seelen mehrer entblößt. Am Feiertag zünden wir mehr Lichter an, aber beinebens wird desto mehrer das Gewissen verfinstert. Am Feiertag läuten wir mehr Glocken, aber dabei lauten die Werk desto übler. Am Feiertag seynd die heiligen Ablaß, aber nichts wenigers als ablassen vom Bösen. Am Feiertag ist nichts als Feuer, und zwar das Feuer der Geilheit und Unzucht. Am Feiertag ist nichts als Feuer, und zwar das Feuer des Zorns, Feuer im Dach. Am Feiertag ist nichts als Feuer, und zwar das Feuer zum Sieden und Braten. Wie? wo? wann seynd mehrer Buhlschaften, als am Feiertag? Wie? wo? wann geschehen mehrer Mordthaten, als am Feiertag? Wie? wo? wann schlemmt, und schwärmt man mehrer, als am Feiertag? Wann? wo? wie schilt und gottslästert man häufiger, als am Feiertag? Wie? wo? wann tanzt und springt man öfter, als am Feiertag? Wann? wo? wie läßt sich die Hoffart besser sehen, als am Feiertag? Wie? wo? wann redet man übler von dem Nächsten, als am Feiertag? Die Teufel selbsten haben ausgesagt und bekennet, daß sie nie mehrer Sünd und Laster zählen, als an Fest- und Feiertägen. Unser Herr Jesus im 12. Jahr seines Alters ist verloren worden zu Jerusalem, und erst nach 3 Tagen wiederum gefunden. An einem Werktag ist er gefunden worden,[495] merks, an einem Festtag ist er verloren worden. Das geschieht leider auf den heutigen Tag noch, und verliert man nit öfter Gott und Gottes Gnad, als an denen Festtägen. So muß man sich dann so stark nit verwundern, wann uns der gerechte Gott mit öftern Strafen und Ruthen heimsucht, dann also schreibt der heil. Vincentius Ferrerius, dieser große Heilige, der auch in seiner Muttersprach geprediget, und doch von allen Nationen verstanden worden. Dieser große Heilige, der sich schon in Mutterleib hat hören lassen, welches ein Vorbot war seiner kräftigen apostolisehen Predigen. Dieser große Heilige, bei dessen seligstem Hinscheiden die Kerzen sich selbsten angezündt. Dieser große Heilige schreibt, daß die mehresten Unglück, Pest, Krieg, Unfruchtbarkeiten der Erde, Schauer, Reif, Donner, und andere Drangsale über uns kommen, zur billigen Straf und Geißel, um weilen wir seine heiligen Festtäg so schlecht heiligen, und bereits bald jeder Feiertag ein freier Tag wird. Dom. 2. post. Pasch. fol. 30.

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 4, S. 460-496.
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