Der glückselige Blumen-Strauß

[262] Amor selbst brach diese Blumen/ wo Aurora sammlet ein

Ihre Näglein/ ihre Rosen/ die bey frühem Tages-Schein

An dem blauen Himmel gläntzen/

Und ihr schönes Haubt bekräntzen.


Schöne Blumen/ Preiß der Gärten/ welche Florens Hand geziert/

Daß sie von so schönen Händen solten werden angerührt/

Wie beglückt seyd ihr für allen

Amaranthen zu gefallen?


Zwar eur Glantz wird müssen sterben in der Nimphe schönen Hand/

Aber tausend Hertzen wünschten ihnen derogleichen Stand/

Würden willig Geist und Leben

Ihr zum treuen Opffer geben.


War nicht diß ein schöner Garten/ der euch erst das Leben gab?

Werden nicht die schönsten Finger dieser Welt euch Bahr und Grab?

Wer will nicht/ wie ihr/ verderben/

Und so schönen Todes sterben!


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 262-263.
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