[Ich will dir nichts als Glaß/ mein Kind/ für dißmahl schencken]

[146] Ich will dir nichts als Glaß/ mein Kind/ für dißmahl schencken.

Was sind wir selbst als Glaß/ wenn wir uns recht bedencken!

Von Asche kommt diß her; wir sind von Staub und Erden;

Diß wird in Glutt gezeugt; wie heiß muß uns offt werden!

Diß/ wann es ausgeklärt/ wie pranget seine Zier:

Des Schöpffers liebstes Werck und schönstes Bild sind wir.

Doch leichte bricht das Glaß/ und wär es von Crystallen;

Wie leichtlich kan der Mensch in Noth und Tod verfallen!

Daß wir den lieben Tag in Freuden wieder sehen/

Ist durch des Höchsten Schutz und Gunst allein geschehen.

Wir dancken ihm dafür! Ich wünsche daß dabey/

Daß er noch offt erschein/ und dir erfreulich sey!


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 4, S. 146.
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