Sie weist ihre Seele zu der wahren Ruhe

[154] 1

Meine Seele, willst du ruhn

Und dir immer gütlich tun,

Wünschest du dir, von Beschwerden

Und Begierden frei zu werden:

Liebe Jesum und sonst nichts,

Meine Seele, so geschichts.
[154]

2

Niemand hat sich je betrübt,

Daß er Jesum hat geliebt.

Niemand hat je Weh empfunden,

Daß er Jesum sich verbunden.

Jesum lieben und allein,

Ist so viel als selig sein.


3

Wer ihn liebt, liebts höchste Gut,

Das allein vergnügen tut.

Seine Liebe pflegt zu geben

Ewge Freud und ewges Leben.

Seine Liebe macht die Zeit

Gleich der süßen Ewigkeit.


4

Drum, so du von aller Pein,

Meine Seel, wünschst frei zu sein,

So du suchst dich zu ergötzen

Und in ewge Ruh zu setzen:

Liebe Jesum und sonst nichts,

Meine Seele, so geschichts.


Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 154-155.
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