XIII.

[10] 1. So wünsche ich jr ein gute nacht,

bey der ich war alleine,

Ein freundlich wort sie zu mir sprach,

wir zwey müssen uns scheiden.

Ich scheide nit weit, Gott weis die zeit,

widerkommen bringt freude.


2. Und nechten da ich bey jr war,

jr angesicht stund voller röten,

Sie sahe den knaben freundlich an,

der liebe Gott thu dich beleiten.

Mein schimpff und schertz, scheiden bringt schmertz,

das bin ich worden innen.


3. Das Megdlein an dem laden stund,

fieng kleglich an zu weinen,

Nun gesegen dich Gott mein reuter jung,

las mich nicht lenger alleine,

Kehr wider bald, mein auffenthalt,

lös mich von schweren träumen.


4. Der reuter über die heiden reit,

er warff sein rößlein herumher,

Nun gesegne dich Gott mein holder bul,

und kehr dein rede ummher.

Beschert Gott glück es geht nimmer zu rück,

du bist meins hertzen ein krone.


5. Und der uns dieses liedlein sang,

er hats gar wol gesungen,

Das hat gethan ein reuter jung,

von der lieb ist er verdrungen.

Er singet uns das und noch wol mehr

Gott behüt allen jungfrawen jr ehr,

und bewahr sie vor falschen zungen.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 10-11.
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