LXXIIII.

[72] 1. Ich rew und klag, das ich meine tag

nichts liebers habe verloren,

Nach dem ich mir, zu freude und gier,

ein lieb hab außerkoren.

Das mich so hoch, alle stund und noch,

mit schmertzen thut bekrencken,

erbarm dich hart, ich beit und wart,

bis mein glück thut her lenken.


2. Denn unfals gros, in freuden blos,

hat mich mit leid umbgeben.

Mit seiner macht, in trübsal bracht,

und trawren auch darneben.[72]

Das ich nun die, mein hertz je,

zum höchsten thut erfrewen,

erst solt verlan, wie wirds jr gan,

mein heimfart thut mich rewen.


3. Dadurch mein hertz, tregt weh und schmertz,

las dich mein leid erbarmen.

Und denke doch, der trew dienst und mühe,

des dieners dein viel armen.

Bit ich dich, von hertzen freundlich,

du thust mich des gewehren,

und wöllest nit, in trewen bit,

dein diener thun verkehren.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 72-73.
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