LXXXVII.

[87] 1. Mit kummer schwer, hat mich so sehr,

gar gros unglück umbgeben,

Was ich begin, hat keinen sinn,

thut mir alles widerstehn.

Es gehet vergebens, recht wie der krebs,

und hat kein sinn,

wo ichs wend hin,

mich wundert das ich noch frölich bin.


2. Wenn ich vertraw, und darauff baw,

in nöten mich zuverlassen,

Die seind so geschwind, wie ich befind,

mit untrew über massen.

Mein grosse unschuldt, mit schmertzen ichs duld,

es kompt ein zeit,

die mir freude geit,

wer weis wo mein glück noch steht.


3. Es hat wol ehe so sehr geregnet,

darnach so scheint die sonne,

Darumb ich nit vil darauff achten,

glück kan noch wider kommen,

Ob ich gleich jetzt, im unfal sitz,

was ligt mir daran,

der mir das nit gan,

der mus die gefahr noch selber bestahn.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 87.
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